Full text: St. Ingberter Anzeiger

Demonstrationen finden vor den Häusern Rattazzi's und Gari⸗ 
haldi's statt. — Garibaldi's Entweichung üst feststehend; er lan⸗ 
dete in Livorna; sein augenblicklicher Aufenthaͤlt jedoch ist unbe⸗ 
lannt. Die Garibaldianer cambiren, an der Rord— und Südgrenzt 
des Kirchenstaates — 
t!! 55 Mußland.ntn 7 αιναα 
BPefersbu —— 20. Oct.! Der? raͤtiffriẽ Vertrag des Ver⸗ 
zaufes von Russisch⸗Amerika an die Vexreiniglken Siaaten um 
7.,200.000 Dollars in Gold wurde veröffentlicht·Der König 
oou Gricchenland ist gestern hier igelangte Das Reformpro— 
ect, betr, die Gesetzbücher des —— Polen murde dem 
steichsrathe porgelegten 7—3* 
— —Be r* — — i d· 54 
. Der beruühmte Marine Iugeneur Bz aru oxist am 22. Oct. 
in Zweibrücken kingetroffenn umn sich mit, der Dingler'schen Mac, 
schinenfabrik behusg Erbauung eines Motors zu seiner neuesten 
Erfin dung Panzerschiffe umter dem Wosserspiegel zu beswieten 
m's Benehmen zu setzen.. 9 J 
fKaiserstautern, 2Oei In verflossener Nacht 
wurde unsere Stadt durch die Flammen einer neugeschaffenen Zierde 
zeraubt, welche nicht allein von der hiesigen Einwohnerschaft, son⸗ 
dern auch von vielen Fremden schon mit Ffreudiger Bewunderung 
ꝛegrüßt worden ist.Unser neues, schönes Actieutheater welches 
am 6. October jüngst durch den rühmlichst bekannten Herrn Thea⸗ 
ler⸗ Director Wid ügnn aus Heidelberg“mit seinem wackern Per⸗ 
jonal eroffnet worden, ist heute früh in der Zeit von 89 bis 
5 Uhr — nach der 8, Vorstellung. bis auf den Grund nie— 
dergebrannt. Es war ein iurchtbares Feuer. Von sämmtlicher 
innern Einrichtung, welche noch nicht versichert war, konnte auch 
gar nichts gerettet werden. Ueber die Enistehungsursache des 
Feuers bestehen bis jetzt nur Vermuthungen · 5 
f Kaiserslautern, 22.Och. Um die durch das 
zestrige Brandunglück unterbrochenen Theaterborstellungen wieder 
möglich zu machen, hat sich gestern schon ein Comite gebildet, zu 
dem Zwecke der Errichtung einers Provisprijchen Bühne im großen 
Fruchthallsaale. 
rGraäßliches Unglück, In Schmelz bei Lam (Nie⸗ 
erbayern) woselbst ein Bergwerk betrieben wird das dem Hrnu. 
Hartmann aus Nürnberg gehörig, ist auch in unmittelbarer Nähe 
dieses Etablissents das Wohuhaus des, Vergarbeiters Lorenz Pirzl. 
Auf einmal, mit einem fürchterlichen Knall flog am 18, ps die 
es Wohngebäude in die Luft, Die zwei Eingangsthüren in dem 
Fabrikgebaͤude dieses Bergbaues, woseibst auch Hr. Schichtmeister 
Jena wohnt, wurden mit Einemmale aufgerissen, eine Mauer 
fürzte ein; Hr, Schichtmeister der Ansicht, daß in seine Wohnung 
rineingeschossen worden sei, ergriff schuell seinen. Säbel und wollte 
den Frevler züchtigen, doch wie erstaunte er, als er, aus seiner 
Wohnung tretend, einen Quaim aufsteigen sah und das Haus 
ines Arbeiters wie wegrafitt wer Et hief sogleich an die un— 
Mücksstätte, machte Lärm und welch' entsetzlicher Anblick bot sich 
hin dar! — Ran fand einen Klotz Fleijch — es war die Brust 
des Pirzl, lein Fuß, kein Arm⸗ war⸗ sichtaf, keine Spur vom 
Hopfe. Das junge Weib des Pirzl wurde quf der Strase gefun⸗ 
en, ohne Gesicht, der gunze Koͤrpep war verstümmeli — die 
Schwester ihres Vaters, ganz unkenutlich, wurde qus den Trüm— 
nerm herporgezogen — und so liegen sie in diesem Augenblicke ne⸗ 
den dem Badofen, einzelne Klumpen,nje soweit erkenntlich, dem 
ntsprechenden Körpertheile zugetheilt. Merkwürdig, zwei alten Be—⸗ 
pohnerinnen im Hintergebaude geschah nichts, außer daß sie in 
Folge der Erschütterung einige Zeit bewußtlos da lagen. Die 
zrößten Hausbalken würden zerschmettert und in eijner Entfernung 
on einer halben Stunde Holztheile gefunden. Mehrere HKlumpen 
Fzleisch aus den Hinter und; Vortheilen der Koörper, ja viele 
Trümmer Gedärme lagen zerftreut iheils auf dem Boden, theils 
un den Bäumen hängend. Die, Straße, nach Lambach ist be⸗ 
»elt von Holztheilen, Wäsche, Kleidungsstücken ec. Pirzl war 
hergarbeiter, und wie man glaubthotie er als solcher Hulver 
m Keller aufbewahrt. Die Explosion erfolgte, ohne daß man sich 
jeute noch die Entssehung, dieser Katastrophe erllären kann. 
Wien, 18. Dctz u Meri Naisce hat befohlen, daß jeder 
Nann der Landarmee wie der Kriegsmatine ohne⸗ Unferschieh in 
ind außer Dienst mit Sienanzusprechen ist. Der laiserliche Be⸗ 
ehl hat, wie es heißt, mit dem heutigen Tage in Wirlsamfeit zu 
ceten. (Verdient Nachahmung 
JWien, 16. Oet. Die Neue' jfr. Presse ist voll des 
Lobes und der Bewunderung für/ eine „Erfindung, die allerdings 
on großem praktischrm Rutzen sein wicd, wenn sie sich bewährt. 
ẽs handelt sich um eine Vetbesserung der, Petrolemmlampen, oder 
nelmehr um Erfindung eines. Dorhtes durch weichen ernstlich die 
vefahr des Erplodirens auf's Voliständigsle eseitigt und außer⸗ 
dem der üble Geruch der Petroleumbeleuchtung gänzlich paralifirt 
ein soll. Der Erfinder des Dochtes ist ein um das Beleuch- 
ungswesen überhaupt vielfach verdienter Mann, Herr Sigm. Reis⸗ 
ier in Wien. 77 21 
kt, Aus Tolis (Ungarn) herichtet man Folgendes: Am jüdi⸗ 
chen Versöhnungetage (0. djs.)drangen zwei Räuber in die Woh⸗ 
zung eines unweit des genannten Ortes wohnenden jüdischen 
tleinhändlers, als derselbe eben mit seiner Gattin im Bethause 
eine Audacht verrichtete ermordeten auf eine gräßliche Art zwei 
urückgebliebene I65 bis J8jahrige Toͤchter, raubten sodann alle 
Werthgegenstände und entflohen, Eine drute Tochter erblickte noch 
pie Raubmörder auf der Flucht, und wil in denselben Bauern⸗ 
ohne aus der Umgegend erkannt haben. 5 — —* 
fuaIn/ Alpace (Ungarn) hat am 6. ein wasserscheues Schwein 
Menschen und 14 Thiere gebissen; die Aufregung war daruber 
m Orte jo groß, daß —A— 
d Die Familie Orleans würde mit einem neuen Sproßling 
veglückt; die Herzogin von Chatres (Frau des zweiten Sohnes des! 
derzogs von Orleans) hat ann 15. d. einen Knaben geboren. 
fFal schesus ch weizger Mümnzen. In !einigen Kand 
onen wird von den Behörden und auch die Pressfe vor der“ dine 
zahme falscher derzeit kursirenden Münjen gewarnt. Ein Theil 
erselben wird unstreitig auch seinen Weg nach Süddeutschland 
iuden und⸗wir geben daher nachstehend Line Aufzählung dieser 
alschen Stircke“ Dieselben finde Schweizer'sche Einfrankstücke mit 
den Jahrzahlen 1850 und 1863. Schweizer'sche Zweifrankenstücke 
nit den Jahrzahlen 1850, 1860 und 1862.. Franzöosische Fünf⸗ 
rankenstücke mit der Jahrzaht 1842, Diese Sltüge find am 
klange und an der auffallenden“ blaulichen unde Bleifarbe zu⸗ 
erlennen. α ν“ ee eie yr 
. Der Tarif für Kabeldepeschen wird vom Nobbr nü auf 
3. Pfd. St. per 15 Worte reducirt; immerhin noch ein schöner 
Betrag: circa 4 fl. für je ein Wort. — 
.Postkonferenz. Die Vorschläge, welche auf det Ber⸗ 
iner Postlonferenz von Preußen Ramens des norddeutschen Bune 
»eo gemacht werden sollen, zielen im Wesentlichen darauf ab daß 
der deutjch⸗österreichische Poftverein in etwas veraͤnderter Weise 
ortbestehen soll. In erster Linie soll nun im Umfange seines 
Bebietes die Einführung einer Einheitstaxe für Briefe bis 1 Zoll 
Joth Gewicht von J Silbergroschen (jn Süddeuischlans —8 
dreuzern,) mit der Steigerung auf den Doppelsatz sür Briefe von 
nehr als einem und weniger als 15 ZolleLoth bezwedt werden. 
Diese Einheitstaxe besteht in Bayern bereits und wurde auf der, 
darlsruher Konferenz von 1863 vbon Bahern gemeinschaftlich mit 
Desterreich und Baden zur Einführung vorgeschlagen, vpon der Ma⸗ 
orität, darunter auch Preußen,“ aäber abvotirt. Ebenso soll die 
Taxe für die Spedition der Zeitungen aus einem Postvereins⸗ 
taate in den anderen von 50 auf 233 Procent herabgesetzt wer⸗ 
den und die Tarxe für Preß⸗Erzeugnisse, Waarenproben in Abstu⸗ 
ungen von 2 zu 21/ Loth steigen. Ferner wird die Einfüh⸗ 
rung der Postanweisung innerhalb des gesammten Vereinsgebietes 
norgeschlagen, und soll fuͤr Beträge bis zu 25 Thlr. eine Gebühr von 
wei Silbergroschen, für Süddeutschland sieben Kreuzer, faͤr Bes 
sräge pou 25 bis 50 Thle. aber eine solche don vier Silbergrot 
chen, für Süddeutschland 14 Kreuzer, erhoben werden.“ Die bay⸗ 
rrischen Kommissäre, sind dem Vernehmen nuch in dieser Richtung 
ahin instruirt, so viel als möglich auf Einführung der Sechs— 
dreuzer-⸗Taxe hinzuwirken. Der neue Vertrag, welcher mit dem 
. Januar 1868 in Kraft treten wird, soll durch die Kontrahen⸗ 
en von Jahr zu Jahr kündbar sein — 
Fränkfurt, 17. Oct, Bei der hente fortgesetzten Ziehung 
3. Klasse der 152. Frankfurler Stadtlotterie fielen auf folgende 
Nummern nachstehende Gewinne: Nr. 10756 4000 fl., Nr. 
078. 18106, 7946 und 1007 1 jede 1000 fl., Nr. 3262, 4685 
ind 12662 jede 300 fl.. 
Frankfurt, 18. Oct. Bei der heute fortgesetzten Ziehung 
3. Klaͤsse 152. Frankfurter Stadilotterie fielen auf folgende Rum⸗ 
mern nachstehende Gewinne: Nr. 20224 4000 flinn Nr. 19917 
11985, 9496, 11020, 13963, 9869 und 10248 jede 1000 fl., 
sr. 14383, 24007, 12271, 4960, 21466, 21063, 15924 
3872 und 202 jede 300 fl. — — 
„„Ziehung poin 19. Och. Nr. 16482 2000 fl, Nr. 10507, 
3567, 5018 25662 21159 und 8417 jede 1000 fli Nr. 121831 
284 und 9018 jede 300f. 6 
Ziehung vom 21. Oct. Nr. 10445, 9149, 1035, 11104, 
20184, 9163 und 7819, jede 1000 fl. Nr. 15156, 4193, 6269 
7042 und 21500 jede 860 fl. 
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* WWVLandwirthschaftliches. — ———— 
Das Benetzen des Mistes min Jauche“ ist zwar in 
nanchen Gegenden der Pfalz, Rheinhessen . fo im Gebrauche. 
daß man selbst in den kleineren Wirthschaften ein Pfuhlgewöl be