Full text: St. Ingberter Anzeiger

das Zollparlament hinausgreifenden Anschluß des Süden an den 
Rordoemschen Bunde zu berathen. Es Kegte nux im wohlverstan— 
denen Interesse 3 Südens wie des Nordens diese Anschlußfrage 
nicht zu üherstirzen xWBir haben die Zollvereinsberträge und die 
Schuß⸗ und aege damit sind der Beldbeutel Haus, Ho⸗ 
und Heerd im Innern und nachs Außen für die —ganze deutsche 
Ration sicher gestellt; das genügt vorläufig. — Die „Russ. Corr.“ 
analysirt heute das letzte Beust'sche Circalar und beschöftigt sich 
daben natürlich mit dem Theile des Circulars besonders, welcher 
die orientalische Angelegenheit zum Gegenstand hat. In, Peters— 
hurg könne man nicht glauben, daß zwischen Oesterreich und Frank— 
reich ein Einverständniß auch in Bezug auf die orientalische Fragt 
suenen sei: „Weiß man etwa in Wien nicht, jagt das Blatt 
aff neulich von den Vertretern Frankreichs, Italiens, Rußland? 
und Preußens dem Sultan eine Erklärung überreicht worden ist, 
und daß an diesem Schritte Oesterreich nicht Theil genommen? 
Man kann nur annehmen, daß Oesterreich jetzt auch die Zweckmü⸗ 
ßigkeit jener Erklärung erkannt und letztere nachträglich unterzeich⸗ 
nei hat. Oesterreich ist wie Jedermann, von der Unverträglich⸗ 
Jeit zwischen dem christlichen und dem muselmännischen Princip 
Aberzeugt, und da es nicht für gut fand, für eigene —XX 
der Türkei zu handeln, so würde ein besonderes Bündniß zwischen 
ihm und Frankreich unerklärlich bleiben · 
Wiren 15. Rob. Der Ausgleichsauschuß verwarf die 
Regierungsvorlage über Deckung des nächstjährigen Deficits durch 
weilere Noten⸗ Emission. 
Wisen, 15. Nod. Die heutige „Presse“ meldet nach einer 
aus Smyrna von zuverlässiger Seite eingetroffenen Privatdepsche 
Folgendes: Am 1I, d. griffen die Aufständischen auf der JInsel 
Fandia die türkischen Truppen heftigst an; ein sehr bedeutende⸗ 
Treffen fand stait. Das Corps Mehemed Pascha's mußte zurück 
weichen. Die Consuln Rußlands, Frankreichs, Preußens und Ita⸗ 
liens in Kanea constatirten in einer Declaration an den Groß 
vezier und Omer Pascha den mißglückten Versuch, die Kandioten 
für die Vorschläge der Pforte zu gewinnen. Omer Pascha erklärt 
daß er sich nunmehr genöthigt sehe, die äußersten Mittel anzu 
wenden, umn den Widerstand zu brechen. — Wie die „Debatte 
erfährt, würde in den den naͤchsten Tagen eine Zusammenkunft 
des Grafen Bismark mit dem Fürsten Hohenlohe und Freiherrn 
v. Varnbüler stattfinden. 
Wlen, 16. Rovb. Das Fremdenblatt enthält in feiner 
Abendausgabe eine Meldung aus Belgrad, nach welcher die ser—⸗ 
bische Regierung beschlossen haben soll, die Nichterfüllung ihrer an 
die Pforie gestellten Forderungen als Casus pelli zu bezeichnen 
und ein hierauf bezügliches Ullimatum an die Pforte zu richten. 
Fraukreich. 
Paris, 18. Nob. Der Haß, der in Italien gegen Frank— 
reich herrscht, ist der Art, daß er nicht lange wird niedergehalten 
werden konnen. Derselbe gibt sich in aller möglichen Weise kund 
und man heht jetzt dort sogar so weit, die französischen Acbeiter 
durch Prociamationen im Namen des italienischen Volkes aufzu⸗ 
fordern, sofort das Land zu räumen. In einer dieser Proclama⸗ 
lionen heißt es: „Die italienische Nation gebietet euch, sofort ab⸗ 
zureisen und unser Italien für immer von eurer gehässigen Ge⸗ 
genwart zu befreien. — 
Paris 15. Nob. Der Kaiser wird nächsten Montag den 
zesetzgebenden Körperin Person eröffnen, und wir 
werden alsoreine jenet großen Reden hören, die so häufig wenig⸗ 
dens den nächsten Gang der Ereignisse angekündigt haben. 
Soeben ifst von dem Londoner und Berliner Cabinet die 
Ablehnende Antwort auf die Conferenzeinladung eingetroffen 
und befonders über die englische Ablehnung soll man in den Tui— 
berien seht verstimmt seii. — 
Marschall Bazaine soll zum Chef des Militär-Comman— 
do's von Nanch ernannt worden sein. 
Paris, 16. Novp. Nach dem,Avenir national“ haͤtten 
die zu der Couferenz eingeladenen Mächte unter dem Vorbehalt 
angenoinmen, daß dor dem Zusammentritt Frankreich ein Pro— 
zramm formulire, welches als Basis der Verhandlungen dienen 
sonne. Dies wäre, meint der „Avenir“ gleichbedeutend mit einer 
Ablehnung. — 
Die, Epoque“ glaubt zu wissen, daß General Menabrea, 
zon der franzoͤsischen Regierung zu einer Erklärung gedrängt, ge— 
jagt habe: das Circular vom 9. November sei das letzte Wort 
der jetzigen Politit des Cabinets von Florenz bei welchem e' 
—XX 
Paris, 17 Nov. Die Florentiner Regierung hat ihre 
Bereitwilligkeit zur Theilnahme an dem Congreß unter den dre 
Bedingungen aussprechen lassen, daß derselbe zu Paris abgehalten 
wverden daß ihm eine Einigung über die Gründlagen der Berathung 
othergehe und daß die Räumung Roms Seitens der franzöoͤsischer 
Truppen vorher erfolgt sei. Die Fortdauer der Occupation mach— 
die Stellung ders Mächte untereinander ungleich und Krage dazu 
bei, die Feinde Italiens zu ermuthigen und die Leidenschaften der 
Barteien wach ?zu erhalten. J3 
v Engtaud. 
London, —12 Durch polizeiliche Erhebungen ist fest⸗ 
zestellt, daß, abgesehen von den 53 ans Tageslicht geförderten 
Zeichnamen, von den zur Zeit der Erxplosion in der Kohlengrube 
Ferndale beschäftigten 328 Arbeitern noch 117 vermißt werden. 
An die Möglichkeit, auch nur Einen derselben lebend herauszu⸗ 
raben, ist nicht im entferntesten zu denken, so daß die Zahl der 
Imgekommenen sich auf 170 beläuft. Die Geretteten waren faff 
ämmtlich in dem wenig von der Explosion betroffenen füdlichen 
Theile des Bergwerkes beschäftigt. ei 
d on 16. Nob. Die Hinrichtung von vier in Man— 
hester zum Tod verurtheilten Feniern ist auf den 23. d. M. am 
gesetzt worden. ——— 
e on Italien.. 
Der“ „Pungolo! von: Neapel meldet, daß der Chef des Ge⸗ 
aeralstabes Ricoteranbei seinem Eintritt in diese Stadt. verhaftet 
vorden ist. it ut — J 
Die Regierung, sagt das „Movimento,“ hat noch nir⸗ 
gends die Absicht Kundgegeben, Garibaldi vor Gericht stellen 
zu wollen. ι να —EE 
Nachrichten zufolge, die der Nazione aus Rom zugehen, 
hätte die päpstliche. Polizei bei Hrn. v. Dominicis, dem Advoka⸗ 
len der franzoösischen Gesandtschaft, eine Haussuchung vorgenommen. 
Kom, 13. Nov. Das “Giornale die Roma“ vom gestrigen 
Tage meldet, der Papst habe beschlossen. für die päpstlichen Trup⸗ 
hen, die bei Mentang die Garibaldianer aufs Haupt geschlagen 
hatien, jo wie für die französischen Streiter, welche an dem Siege 
Theil genommen, ein Ehrenzeichen zu stiften. . J.— 
F'loren z. 14. Rop.Die Befestigungsarbeiten in der Um ⸗ 
zegend von Rom werden eifrig gefördert. Zwischen den Befehls⸗ 
habern der französischen und. der päpstlichen Truppen ist angeblich 
ine ernste Meinungsverschiedenheit ausgebrochen. 
Die unglücklichen Einwohner der römischen Provinzialstädte, 
die sich durch Betheiligung an der Abstimmung zu Gunsten Vic⸗ 
or Emanuel's oder andere Italien freundliche Handlungen, unter 
»ffenbarer Aufmunterung der vorigen und jetzigen italienische Re⸗ 
gierung compromittirten. wandern in Masse aus. 8 
Flo ren zu5Novp“. Die, Italie“ dementirt formell das 
Zerücht von einem Staatsstreiche und bestöligt die Parlaments 
»erufung im November . 
Gialdini wurde durchuk. Decret zum Oberbefehlshabet der 
activen Truppen in Mittelitalien ernannt .. 
3(0ren z.16. Nod. Das Tribunal von Rieti erhält die 
Anklage gegen Garibaldi aufrecht. 3328 
el arenz, 17. Rop. Die Kammern sind durch königliches 
Decret auf den 9, Decemhereinberufen. Die Mission Lamar⸗ 
noxas ist gescheitert. — 
Auerikaa. 
— Newyork, S. Nov. General Grant löst auf Johnson⸗ 
Befehl demnächst sämmtliche Militärorganisationen im Süden auf. 
Die Majorität des zrichterlichen Ausschusses entschied angeblich ge⸗ 
gen Johnsons Versetzung in Anklagestand. General Sherman 
sloß mit den Westindianern Frieden. — Das gelbe Fieber in 
— 
Rewyhork. Iä. Nov.“ Es wird gemeldet, daß Tortol« 
eine den Engländern gehörige, etwa 5 Huadratmeilen große und 
12.000 Einwohner zählende Insel, östlich von Portorico) unterge— 
zangen sei; 10.000- Menschen seien dabei unmekommen. 
Vermischtesß 
Zweibrüchen, 14. Nob. Bei dem Schwurgerichte für 
das IV. Quartal 1867 kommen zur Aburtheilung: 1) am 25. No— 
hember Wilhelmine Christine Groß, ledige Dienstmagd von Beer— 
elden (Hessen) wegen Kindzmords, 2) am nämlichen Tage Karf 
doßfeld, lediger Mülserbursche von Waltershausen (Unterfranken) 
degen Mißbrauchs zum Beischlafe, 3) am 26. Jakob Schrder, 
Tagner von Sausenheim wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem 
Tode, 4) am 27. Johannes Pfaff, lediger Tagner von Alsenborn 
wegen Todtischlags, 6) am 28. Philippine Sutter, ledige Dienst⸗ 
magd von Haschbach wegen Tödtung ihres Kindes, 6) am 29. 
und 30. Philipp Wolf, fuspend. Steuer⸗ und Gemeinde⸗Einneh⸗ 
mer von Oppau wegen Amtsuntreue und 7) am 2. December 
Martin Pelgen, Winzet aus Hambach, wegen Tödtung seines 
Vatets. 
7 Das Wildern hat im Bezirk Wolfstein wieder ein 
Menschenleben gekostet und zwar auf eine eigenthümliche Weise. 
x73 wurde nämlich ein: Mann durch eine sogenannte „Legbüchse“ 
m Walde verwundet und ist bereits gestorben. Der Thäter ift 
zis jetzt noch nicht ormittelt