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uͤnd Conrad bus Moͤrzheim durch katarrhalisches Halsleiden am
Erscheinen verhindert und erhielten Befreiung vom Geschworenen⸗
dienste für die Dauer der Session. Der rre Spanier von
Albersweiler, welcher Posterpeditor daselbst, sohin besoldeter Staats⸗
diener ist, durfte gesetzlicher Vorschrift gemäß nicht auf die Haupt⸗
liste gesetzt werden und wurde deshalb gleichfalls vom Geschwo⸗
renendienste entbunden. Die heutige Verhandlung betrifft die An⸗
lage gegen Karl Esselborn, 21 Jahre alt, Bädker aus Kriegs-
ield, wegen mehrerer Diebstähle. Derselbe wird durch Herru Rechis⸗
andidaten Wolff vertheidigt, k während Herr Staatsprokurator
hanauer die Anklage vertritt. In thatsächlicher Beziehung ist fol⸗
jendez hervorzuheben. Esselborn, der vom Jahre 1863 an bei
zerschiedenen Meistern in Pirmasens in Arbeit stand und dort
schon sich verschiedenen Veruntreuungen dringend verdüchtig ge⸗
macht hatte, kam am 12. Juni 1866 als Bäckerbursche in, den
Dieust des Bäckers und Wirthez Philipp Thomas ih Neustadt
a. d. H. Am 24. Oltober abhin bemerlle Letzterer einen bedeu⸗
enden Abgang'an Mehl aus einem seiner Mehlkasten und brachte
anf seine bezugliche Nachforschung von dem im Hinterhause woh⸗
nenden doeree Kaufeld in Erfahrung, daß am nämli—
Morgen RBirch den Hausknecht — des“ nebenauliegenden
Gasthauses zum Schiff drei Sacde Mehl auf die Bahn ge⸗
schafft worden seien. Dieselben fanden fich auch wirklich noch
auf der Güterexpedition, woselbst sie zur Versendung an Kauf-
mann Rothberg in Kirchheimbolanden bereit lagen und ein Ge—
ammtgewicht von 454 Zollpfund ergaben. Der Angellagte, wmuf
den Thomas fofort Verdacht faßte, polizeilich hierüber zu Rede
zestellt/ gab zu, daß er das Mehl seinem Dienstherrn entwendet
und an Rothberg zur Uebermittolung an seinen Vater. der Bäcker
in Kriegsfeld jst adressiri habe. Im Laufeder! Untersuchung
stellte sich ein⸗ weiterer allmählich verübter Diebstahl von 13 Sa⸗
ken Mehl zum Nachtheile des Thomaß heraus. Sämmtliches
Dehl ist expertisch zu 281 Gulden 45 Kreujer abgeschätzt und
der Angeklagte gesteht zu, ————88— seinen Vater
Jeschicht zu haben, Ein Einperständniß. dieses Letzteren mit sei⸗
nem Sohne konnte nicht genügend erwiesen werden, ebenso aber
auch nicht, deß Jener das Mehl seinem Sohne,' wie diefer be⸗
hauptet, dezahlt habe. Es spricht dagegen die vollständige Insol⸗
denz des Vaters Esselborn und ver Umstand, daß er selbst in
driegsfeld äußerte, er schulde das Mehl noch an? seinen Sohn.
lleber die Menge des abgeschikten Mehls, sowie dessen Werth,
anden sich bei dem “ngeklaglen Rotizen, die mit den oben ange-
zebenen Beträgen hahezu ubereinst immen. Das Mehl hatte Essel—
horn regelmäßig durch den betreffenden Hausknecht im Schiff an
die Bahn verbringen lassen und jedes Mal hierfür einen Thaler
zʒezahlt. Es war ihm ein Leichtez gewesen, zu dem in offenen,
Behältern befindlichen Mehle zu gelangen und es Nachts, da er
einen Thorschlüssel sich zu verschaffen gewußt, aus dem Haufe hin⸗
zus in den hart angrenzenden offenen Hof des Gasthauses
zum Schiff zu verbringen. Ein zweiter Diebstahl, der dem Ange
lagten zur Last liegt, betrifft eine Baarsumme von 194 fl.
18 kr., jedenfalls übet 100 fI. die er almählig, theilßs aus der
m Wirthszimmer befindlichen Handkasse, theils aus der im oberen
Stocke in einer Commode befindlichen Kasse für größere Beträge
einem Dienstherrn Thomas entwendete. Dieser hatte schon öͤfter
Abgänge in seiner Kasse bemerkt, er berechnete seinen Berlust nach
zenauer Vergleichung seiner Bücher auf obige Summe und will
höchstens eine Dieffrrenz von 10 fl. gelten lassen. Esselborn giebt
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Jeit seines Meisters gemacht zu haben, jedoch lange nicht bis zum
Belaufe von 100 fl. Seine Ausgaben jedoch im Vergleich zu
»en Einnahmen ergeben einen bedeutenden Unterschied zum Nach⸗
heile der letzteten, und Baarsendungen von seinem Vater an ihn
jaben sich, wie erwähnt, nicht ergeben. Einen erschwerenden Um⸗
tand bei diesem Gelddiebstahle bildet der rechtswidrige Gebrauch
von Schlüsseln, indem Esselborn sich die Schlüssel zu den Kassen,
der Commode und dem betreffenden Zimmer durch einen ihm be⸗
reundeten Schlosserlehrling nach Abdrücken der echten Schlüssel
iachmachen ließ. Ein weiter Diebstahl betrifft Cigarten im Ge—⸗
ammtwerthe von unter 10 fl. und ein vierter endlich 42585 Fla⸗
chen Schaumwein à I fl. 30 kr., den er aus einem abgeschlosse⸗
nen Raume im Keller des Thomas durch Erbrechen der Latten⸗
vand sich aneignete“ Der Cigarrendiebstahl ist an sich blos Ueber⸗
retung und der des Weines, wenn der Einbruch, den Esselborn
äugnete, gegeben ist, blos Vergehen; allein da sämmtliche Dieb⸗
tzähle in Benützung desselben Verhältnisies, des Dienstverhälinisses
aämlich, zum Nachtheile derselben Person, sowie auch in Ausübung
efselben rechtswidrigen Entschlusses verübt sind, wie die Anklage
nufstellt, so bilden sie gemäß Art. 279 des Strafgefetzbuches eine
ꝛinzige Handlung, die nach ihren sonstigen Merkmalen, verübt in
inem bewohnten Gebäude mittels Einbruchs resp. rechtswidrigen
gebrauchs von Schlüsseln, im Gesammtbekrage von über 100 fl.
ils Verbrechen erscheint. (Schluß folsasd
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un ru v Bvr m ifet v. — we
ünegun den Vogtsen, 18. Febte Eine“ Deputation“ des
fälz. Lehrerstandes, zu welcher die Herren Hammel aus Bergzg⸗
Hern, Janton aus Zweibrücken und Röhmaus Kaiserslautern
zewählt wurden, wird sich in den ersten Tagen nach München be⸗
jehen um der hohen Kammer der Abgeordneten eine mit ca.
800 Umterschriften bededte Petition in Vorlage zu“ hringen.imn
zetreff der Erhöhung der Schullehrerbesoldungen. — Das konigl.
ayer 2. Artillerieregiment —vacant Lüder?““ hat mittelst
S„chreiben pom 12. d. M,. den koniglichen Bezirksämtern zur Be⸗
anntgabe an die Landwirthe die Mittheilung gemacht, daß die
ur Verstellung bestimmte Anzahl Zugpferde nunmehr verstellt find
ind daß Anmeldungen, welche in jüngster Zeit zum Einlaufe
amen, oder solche, die noch eintreffen bis auf Weiteres nicht mehr
zerücksichtigt werden knnen
FLandau—, 16. Febr Ais Zestern früh ein Ne⸗ gr in
as Haͤus des Naerero Heinrich Weiß in Bellheim eintrat fand
er am Fuße der Treppe dessen Ehefrau als Veiche, dabei lag
ine Muͤlde, und Mehl auscheinend, als ob fie mit viesen Sachen
die Treppe heruntergestuͤrzt wäre. Die Nachbarn hatten kurz vor⸗
er ihren Mann mu Dung inz Feld fahren sehen. Als man
hm nachschicte und sagen ließ; seine Frau sei die Treppe he⸗
ab⸗ und tpdtgefalen soll er zur Antwort gegeben haben; Sie
vird nicht dodi sein. Die sofort herbeigeeilte Ortsbehdede
and den Leichnam bereits erkaltet, sowie Spuren gewaltsamer
»odiungz der Hinterlopf zeigte mehrete mit einem Hammer bei⸗
jebrachte Wunden, am Halse sah man eingedrüctte Finger und
im ganzen Körper waren Gewalithätigleiten ersichtlich. Nachdem
jeute das Untersuchungsg ericht vom Bezirksgerichte Landau den
Thatbestand an Ort und Sielle aufgenommen, wurde der Ehe⸗
nann Heinrich Weiß als der Thot dringend verdächtig werhaftet
ind in das hiesige Bezirksgefaͤngnifz eingebracht; derfelbe lebte
eit ZVdahren mil seiner Frau im ünfriebden.——
Ween is Febre Der Pring Vernhacdev. Solnis i
pom hannoverischen Flügeladjutanten, Baron v. Wedell, im Duel
erschossen worden. Der Pring war“ ein Verwandter des Koͤnige
Beorg von Hannover sOer Prinʒ war oͤsterreichischer Kürrasfrr
Littmeister ) Idiase
7 Koͤln. 17. Febr.In unserer Siadkt ist leider die Cholera
vieder ausgebrochen iind zwar in nicht unerheblicher Weise. Am
15. sind 5, am 16. 4 und heute ebenfalls 2 Choleralranke ge⸗
torben und im Cholera⸗ Hospital war gestern Abend einVeltand
don 29. Hranlken. nnνν N
.»7 In Mainz hat man am 14. Febr. Morgens 6/2 Uhr,
eine zweimalige —J Erderschutterung, pon, Osten nach Westen
zin wahrgenommen. —
DerLiberpooi Albion enthält die, überraschende AIize
etzt die RNdnigin von Englande ein⸗ vonihr selbstgeschrlebenes
Buch für'Die Presse vorbereite und obendrein selbst die Platten
jer, dazugehörigen Illustrationen steche (oograves.) Fürstliche
Schriftfteller und Schriftstellerinnen find heutzutage keine Selten⸗
jeit mehr, aber fürstlicher Kupferstich wäre etwas Neues, Jeden⸗
alls ist das Buch übzuwarten α
F Falmouth 17. Febr 8 Uhr Morgens. So eben
st das langerwartete und fast aufgegebene Hamburger
Pofidampfschiff „Ba paria; im Hafen bon Falmouth einge⸗
roffen. —
Ein Unglüd in einer Kohlen grube. Ein schreckli⸗
hes Unglüd hat sich in einer Kohlengrube bei Jemeppe (Lüttich)
ugetragen. Am b. Febr. Nachmittags hatten die Arbeiter der
Zeche „Bon Bouvoer“ die Grube verlassen, man zog die letzten
Ladungen herauf und es waren nur noch einige Nachzuͤgler unten.
zie Auflader und ein Aufseher, als ein Einsturz des Schachtes
Awa 50 Metres unter der Oberfläche Statt fand. Das Holz⸗
verd und die Steine der Seiten des Schachtes staueten sich bei
iner Ladestelle etwa 223 Meter unter der Oberfläche fest und
ullten den Schacht bis zu einer beträchtlichen Höhe. Der ganze
—„chacht ist 400 Meler tief und man bauet auf Galerien in der
hoͤhe von 223, 267 und 284 Metres Tiefe. In der Tiefe wa⸗
en noch 20 Arbeiter und eine Arbeiterin zurüch, denen somit der
Jusgang versperrt war. Man xichtete sofort über einem Luft
chacht, der einige Metex vom Förderschacht entfernt liegt, ein He⸗
ezeug ein und gegen 11 Uhr Abends begaben sich der Oberfiei⸗
er Viatour und der Aufseher Jean Berloo durch diesen Luft⸗
chacht hinab. Der Luftschacht ist bis zu einer gewissen Tiefe
zertical und setzt sich dann in schrägen Nichtungen fort. Berloo
var voran. Auf etwa 240 Meter Tiefe eriosch Viatour's Lampe,
ꝛr ging zurüd, bis wo drei Lampen in Reserve gelassen waren;
iese waren ebensalls erloschen, er rief Berloo, aber dieser antwor⸗
zete nicht, und so glaubte Viatour, daß er erstickt sein müße, und
lehrte auf die Oberfläche zurück. Inzwischen aber war der braoe
Berloo weiter vorgeschritten und hatte wührend drei Stunden fo
nei alg moͤglich die ganze Grube durchsucht, aber nichts gefun—⸗