Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler AAnzeiger. 
Der „St. Ing berter Anzeiger“ mit seinem Unterhaltungsblatte erscheint wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnersstag, 
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A B. Jannar 
Nro. J4. 
Diens? 
— 
1ör. 
Bestellungen auf den St. Ingberter An— 
zeiger“ für das J. Quartal 1867 werden fortwäb— 
rend bei allen k. Postämtern, sowie in der Expe 
dition d. Blattes angenommen. 
München, 3. Jan. Durch den allerhöchsten Landtagsab⸗ 
chied vom 10. Juli 1865 wurden der Staatsregierung bekannt⸗ 
lich die nöthigen Mittel zur Erwerbung des seither unter dem 
Titel Maximilianskirche als katholis ches Gotteshaus verwendeten 
ehemaligen Herzogs⸗Schlosses zu Zweib rücken und zu dessen In⸗ 
standsetzung als Justizpalast zur Verfügung gestellt. Dem Ver⸗ 
nehmen nach ist es den eingreifenden Bemühungen der Justizver⸗ 
waltung und der betheiligten Administrativstellen nunmehr geluu⸗ 
gen, die der Erwerbung der gedachten Kirche zu Justizzwecken und 
der Erbaung einer neuen latholischen Kirche bieher entgegen ge⸗ 
ttandenen vielfachen Schwierigkeiten zu beseitigen, so daß mit der 
zꝛeabsichtigten Instandsetzung des Schlosses als Gerichts- und Ge⸗ 
ängnißgebäude wahrscheinlich sofort mit Eintritt der günstigen Bau⸗ 
zeit begonnen werden kann. 
Die Pfalz wird dieses entscheidende Fortschreiten der schon 
lange schwebenden Angelegenheit mit um so größerer Freude be— 
grüßen, als dadurch nicht blos für den Gottesdienst der Katholi⸗ 
ken in Zweibrücken zweckentsprechendere neue Räume gewonnen wer⸗ 
den können, sondern auch mit verhältnißmäßig geringen Kosten 
ein großartiges, für alle Zwecke des Gerichtshofes und der Gerichte 
zu Zweibrücken ausreichendes Justizgebäude geschaffen wird. wel⸗ 
sches in Deutschland wenige seines Gleichen haben dürfte. (Pf. Z.) 
München, 4. Jan. Hr. v. Alvensleben ist det k. preu⸗ 
zischen Gesandschaft wieder als Legationsrath zugetheilt. Mit die⸗ 
ser Bestimmung ist die preußische Gesandschaft genau wieder auf 
dem Stand vor dem Krieg. Prinz Reuß, der als Gesandter nach 
St. Petersburg bestimmt sein soll, und der — nebenbei bemerlkt 
— auf vertrautem Fuße mit dem Fürsten Hohenlohe von jeher 
jestanden, wird vorläufig noch auf dem hiesigen Gesandschafts- 
posten zu bleiben haben. — Hr. v. d. Pfordten hat das Mini⸗ 
terialpalais bereits gestern verlassen und für die wenigen Tage 
seines Hierseins noch eine Privatwohnung bezogen. 
München, 4. Jan. Die Durchführung der projectirten 
neuen Heeresverfassung wird, wie der „Nürnb. Corr.“ vernimmt, 
einen Mehraufwand für die Armee von jährlich 62 Millionen 
Gulden verursachen. Da in der laufenden VIII. Finanzperiode 
der Militäretat auf 11,415,000 fl. festgesetzt ist, so würde sonach 
in Zukunft der Militäretat 17,915,000 fl. im ordentlichen Büdget 
betragen, welch' sehr hohe Summe sich, wie man versichert, nicht 
oder jedenfalls nicht bedeutend, vermindern läßt. (Pf. K.) 
Dienstes⸗Nachrichten. 
Durch Finanzministerialrescript vom 3. Januar l. J. wurde 
der Assistent des Kreisobergeometers der k. Regierung der Pfalz, 
Aloys Huber, auf sein Ansuchen wieder zur Steuercatastercom⸗ 
mision einberufen und die hiernach in Erledigung kommende Stelle 
eines technischen Revisors bei der k. Regierung der Pfalz dem ge⸗ 
prüften Messungs-Praktikanten Gustad Schaaf, zur Zeit bei der 
k. Steuercatastercommission verwendet, übertragen. 
Durch Regierungsbeschluß vom 5. Januar wurde im Ein⸗ 
vernehmen mit dem k. General Staatsprocurator der Pfalz der 
bisherige Polizei⸗Commissär zu Waldmohr, Georg Jakob Becker 
zum Polizei⸗Commissär in Bergzabern und der geprüfte Rechts⸗ 
candidat Eduard Maurer von Homburg zum Polizei-Commissär 
in Waldmohr; ferner wurde der Protestantische Schullehrer Jacob 
Hornberger in Kandel zum Lehrer an der fünften protest. Mäd⸗ 
henschule zu Speyer voin 16. Januar l. J. an ernannt. 
Mannheim, 4. Jan. Die Volksversammlung der groß⸗ 
deutsch liberal gesinnten Partei ist nunmehr auf den 13. d. M. 
festgesetzt und wird in der Aula dahier abgehalten werden. Der 
Abg. v. Feder, welcher durch entstellte Berichte von hier und aus 
Heidelberg der früher auberaumten Versammlung beizuwohnen 
Anstand nahm, hat zugesagt, zu erscheinen und wird das von 
ihm aufgestellte Programm über die inneren badischen Fragen er⸗ 
läutern. Wahrscheinlich wird auch Venedey kommen und einen be⸗ 
sonderen Vorschlag begründen, der dahin geht im Laufe dieses J. 
eine Nersammlung alser Deutschen — jseien sie aus Rord oder Süd 
—ü 
Deui schland. 
München. Die „Allg. Z.“ schreibt über die Ernennung 
des Fürsten v. Hohenlohe zum Minifter des Aeußern: „Im Nov. 
1866 erhielt der Fürst den ehrenvollen Auftrag, seine Ansicht 
über die Stellung Bayerns in der deutschen Frage dem Koͤnig 
darzulegen. Er that dies in einem Memorandunmi, welches, unter 
ausdrücklicher Verwahrung gegen bedingungslosen Eintritt in den 
nordeutschen Bund, den Versuch befürwortete, ein Verfassungsbünd- 
niß mit Preußen anzubahnen, Der Fürst war unmittelbar da⸗ 
rauf veranlaßt, sich in Familienangelegenheiten nach Schlesien und 
Polen zu begeben. Bei seiner Rückkehr. Mitte Dezembers, wurde 
ihm der Auftrag, sein Programm aufzustellen und einzureichen. 
Wenn dies nach Berathung mit einem Gesinnungsgenossen vom 
Fürsten am 17. Dez. 1866 formulirte Programm von der früher 
betonten Anbahnung eines Verfassungsbündnisses mit Preußen zur 
Zeit absieht, so war diese Aenderung nicht eine Conzession nach 
irgendwelcher Seite, sondern sie war der ehrliche Ausdruck der in 
der Zwischenzeit erlangten Ueberzeugung von der momentanen Un— 
durchsührbarkeit dieses nach wie vor als wünschenswerth erklärten 
Schrittes. Ueber den Inhalt dieses einen und einzigen vom Für⸗ 
sten eingerichten Programms nur sor viel, daß dasselbe die äuße— 
re und innere Politik umfaßt, bezüglich der ersteren Allianz Bay⸗ 
erns und der füdwestdeutschen Staaten mit Preußen und Stellung 
unter dessen Führung im Kriegsfall unter Aufrechthaltung der 
bayerischen Souverünetät — bezüglich der letzteren entsprechende 
Heeresorganisation, Aufhebung der mititärischen Aburtheilung ge— 
meiner Vergehen und Verbrechen, Stellung des gesammten Sicher⸗ 
heitsdienstes unter die Verwaltung, energischen Angriff der Boden 
und Handelskreditfrage, Erweiterung der Reichsrat skammer, end⸗ 
lich Regelung der Zuständigkeit des Ministerraths, zum Zweck der 
Ermoͤglichung eines einheitlichen Gesammtministeriums verlangt. 
München, 8. Jan. Der König hat dem k. Staatsminisse 
des kgl. Hauses und des Aeußeren, Fürsten v. Hohenlohe, den 
Vorfitz im Ministerrath übertragen. Die Motive zu dieser aller⸗ 
höchsten Entschließung sind dem Vernehmen nach ganz die näm 
lichen wie 1849, als der damalige k. Staatsminister des k. 
Hauses und des Aeußeren, Freiher v. d. Pfordten, gleichfalls zum Vorsitz 
im Ministerrathe berufen wurde, und liegen in dem jetzt wie da⸗ 
mals vorwiegenden Einfluß der deutschen Frage auf die ganze Po⸗ 
litik des Staats. Von Belang ist es nun, nachdem das Ministe⸗ 
rium durch den Eintritt des Herrn v. Hohenlohe wieder vervoll⸗ 
ständigt ist, zwei Thatsachen zu constatiren, die man als unzwei⸗ 
felhaft betrachten darf: in erster Linie, daß über alle wesentlüchen 
Punkte der inneren wie der äußeren Politik volle Einigung im 
Gesammtministerium erzielt ist und in der letzteren keine Aende⸗ 
cung gegen die bisherige eintritt; dann folgerecht damit, daß auch 
jetzt, am Vorabend des Wiederzusammentritts der beiden Kammern 
des Landtags, an weitere Veränderungen in der Zusammensetzung 
des Gesammtministeriums nicht zu denken ist. 
München, 3. Jan. Bei dem bevorstehenden Landtage 
wird dem Vernehmen nach auch ein Gesetz über Einführung eines 
neuen Maßes und Gewichtes, dann über die Ablösung der gewerb⸗ 
lichen Ehehaften zur Vorlage kommen. Die Grundlage des neuen 
Gewichts- und Maß-Systems wird das Meter bilden. Die Ein— 
bringung eines die Ablösbarkeit der gewerblichen Ehehaften fest⸗ 
setzenden Gesetzentwurfes ist durch die Kammer der Abgeordneten 
bekanntlich schon wiederholt in Anschlag gebracht worden 
München, 3. Jan. Freiherr v. Kübeck ist gestern Abends 
von Baden kommend, hier eingetroffen, alsbald nach Wien weiter 
gereist, um sich nach sehr kurzem Aufenthalte daselbst als erster 
VHesandter am könialich italienischen Hee nach Florenz zu begeben. 
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