Full text: St. Ingberter Anzeiger

In Ham vach war die Gemeindewahl dow 9. Nov. 
cassirt wotden. Bei der Neumahl gingen, wie die Neust. Zig.“ 
erichtet, „die Wahlvorschläge der Ulramontanen vollständig durch.“ 
zum Burgermeister wurde Heinrich Sommer, zum' Adjunkt Bernh 
bisson L. gewähli. mis e— 
4 Frantenthal, 8. März. DHerr Dr. Georg Neumaher 
si vor einigen Tagen auf etwa 3—4 Wochen nach Wien gereist, 
Im einer von Seite der dortigen Alademie an ihn ergangenen 
Finladung Folge zu geben. 6 
Münsqcheim 4. März. Gestern am hellen Tage, Nach⸗ 
nittags 1 Uhr, wurde in der Dultgasse ein Mordversuch ausge⸗ 
ghrt, der zwar glücklicher Weise mißlang; doch lag dies nicht 
n Thäter, dem Metzger Stephan Bauer aus Ehkitchen. Der 
Abe hatte sich schon Mittags eine Zeitlang im genannten Gäß 
gen aufgehalten, in dem er aufs und niederging, als er plötzlich 
auf das daselbst befindliche · Kaffeehaus zur⸗ Stadt München“ 
sngiug und auf eine eben in die Hausthüre tretende Frauens 
gerson einen Pistolenschuß abfeuerte. Das Frauenzimmer erhiel 
ndeß nur einq Streifwunde im Gesicht. Der Mörder wollte sich 
hierauf selbst enlleiben, indem er den andern Lauf des Doppel⸗ 
Fistols auf sich abdrüdle, allein die Kapsel versagte, und Bauen 
Ard in diefein Augenblicke auch schon von einem Gendarmen 
jestgenommen und unter einem ungeheueren Zulaufe von Menschen 
zur Polizei gebracht. Dem Mordversuch liegt, wie Bauer auf der 
Stelle angab, Eifersucht zu Grund. 
eFürth, 9. Märrz, Ein hiesiger Kaufmann erhielt dieser 
lage die Nachricht, daß auf ein ihm gehörendes österreichische? 
hundertguldenloos vom Jahre 1864 bereits vor längerer Zeit 
ohne daß er hievon Kenntuiß hatte, der Treffer von 220,000 fl. 
gefallen sei. 
f Nürnberg, 7. März. Der Redacteur des „Nürnberger 
Anzeigerz“, Hert G.Meyer, erschien heute zum 20. Male vor 
den Schrauken des mitteifränkischen Schwurgerichtshofes in Ans- 
bach.“ Die Anklage lautete auf das Vergehen der Amtsehren⸗ 
heleidigung, begangen an dem Stadtpfanrer in Freising. Die 
Verhandlung endigise — wie dies auch bei den früheren 19 Fällen 
geschaz —mit der Freisprechung des Angeklagten. . 4* 
4 Bahyerische-⸗ Blaätter berichten von einemDuell, das in 
Dillingen zwischen dem Rittmeister Frhru. v. Beulwitz und dem 
Oberlieutenant Frhrn. vu Waldenfels am 8.*d. M. stattfand, wo⸗ 
bdei letzterer einen Schuß in die Brust erhielt und in Folge dessen 
ebensgefährlich verletzt darniederliegt. Wie die „Münchener N 
Nachr.“ aus „sicherster Quelle“ erfahren,“ hatte das Duell seine 
nachste Ursache in der schwer beleidigten Familienehre auf Seite 
des Rittmeisters Frhr. v. Beulwitiz. — — 
FIn Darmstadt hat seit einem halben Jahre einer der 
raffinirtesten Hochstapler scin Wesen getrieben. Unler dem Namen! 
aine3. Professot Steckowitz und unter dem Vorwande,“ die Flüffiq 
machung einer Erbschaft in Bayern zu betreiben, gelang es ihm 
ich eine große Anzahl von Freunden in dem höheren Bürger und 
deamtenstaude zu erwerben, die sich ein Vergnügen daraus mach⸗ 
en ihn »*in seinen momentanen Geldverlegenheiten gegen Depo 
nirung von Actien eines mythischen Bergwerlezs Hohenröhn“ mit 
um Theil sehr bedeutenden Beträgen auszuhelfen, bis er quf die 
Nachricht, daß sich die Lausauner Polizei mehr mit ihm beschäf— 
igte, ais ihm lieb war, sich aus dem Staube machte dund seinen 
Frteunden das Nachsehen für geliehene Summen im, Betrage von 
mehr als 7000 fl. hinterließ; weitere Nachforschungen ergaben, 
daß der Gauner der Sohn eines bayerischen Lehrers Namens 
Many ist, der schon Monate lang von der Polizei verfolgt 
wurdeee 
pFranfurt a. M., 7. März. Die hiesigen Blätter 
enthalten folgende Anzeige: Seit Samstag Abend wird ein drei— 
zehnjähriges Mädchen, welches um 6 Uhr das Institut verließ, 
dermißßt. Dasselbe war mit einem schwarzen anliegenden Mantel, 
einem ditto Käppchen mit Astrachan und schwarzem Schleier, einem 
pensewollenen Kleid mit schwarzem Orleausüberwurfe, schwarz und 
weiß gestreiften wollenen Struͤmpfen und Lederstiefeln bekleidet. 
Ihre Haare sind lichtbraun und in zwei herunterhängende Zopfe 
deflochten. Alle Zeitungsredactionen werden im Juteresse der 
anglücklichen Mutler erfucht, diese Anzeige in ihren Spalten auf— 
junehmen und wird ein Jeder dringend gebeten, im Fall einer 
Fntdeckung von dem Aufenthalt des Mädchens kgl. Polizei in 
Frankfurt davon in Kenntniß setzen zu wollen. 
. In der „Frankfurter Ztg.“ wird mit Recht vor dem 
Ankauf fürkischer Anlehensloose gewarnt, die zum Betrage von 
792 Millionen Franken ausgegeben uud in 104 Jahren durch 
Berloosungen zurückbezahlt werden sollen. Die „Frankf. Zig.“ 
ichreibt: ¶, Was den Aulehensvertrag betrifft, so hat das Con ; 
ortium, welches die Türkenloose nun zu 180 Fres. zur Unterzeich 
nung bringt, diese zu 1363 Fres. von dem Baxuconcessionär v. 
hirsch und Genossen übernommen, wobei Einzelnen; noch die sich 
eim Bau ergebenden Vortheile vorbehalten wurden, obgleich nach 
allen Rechtsbegriffen, alles was am Bau erspart wird, den Obli⸗ 
zationsinhabern, welche hier die Stellung von Actionaren einneh⸗ 
men, oder der türkischen Regierung zufallen sollte. Wenn auch 
darin sich längst eine laxe Praxis gebildet hat, so ist sie doch noch 
nie mi einem solchen Cynismus zugestanden und darüber unver— 
hüllt verhandel worden, als hier. In trühem Wasser ist ebeir 
zuf fischen und wo es leichte Beute gibt, fehlt es nicht an Hai⸗ 
ischen, sie zu verschlingen.“ Das deutsche Publikum wird nun jil 
iberlegen haben, ob es die Mittel zur Ausführung eines Pro⸗ 
rectes liefern will, das an Waghalsigkeit und Abenteuerlichleit alles 
uͤbertrifft, was Leichtglänbigkeit des Publikums zugemuthet 
vorden.“ 5 J 
Worm?, 6. März. Auf der Bahnstreche zwischen Mons- 
heim und Nieder Floͤrsheim ist heute wieder in Folge von Erd⸗ 
rutschungen eine Störung der Fahrten in der Weife eingetreten⸗ 
daß die Passagiere aussteigen und eine Streche zu Fuß gehen 
müssen, um in einen andern Zug einzusteigen.... 
4Bieberich, 7. März. Line unübersehbare schaulusti⸗ 
ze Menge hatte sich gestern dahier eingefunden und stand vom 
Zollhaus bis hinab zur Villa Aristarchi, um die letzte Rheinfahrt 
Jes grohen Asceten und Urgesundheitsapostel Ernst Mahnet zu 
hewundern. Bekränzt mit Laub, in der Hand einen in einen mäch⸗ 
gen Blumenstrauß“ auslaufenden Stab, hielt der neümodische 
Neptun vorersj mit weithin schallender Stimme einen Vortrag 
über seine Gesundheitslehre, kraft deren er während dreier Tage 
im Stande sei sich aller (frivolen) Speisen und Getränke zu ent⸗ 
halten. Nach Einsammeln einiger Zehr- und Reisepfennige bestieg 
der Ehrwürdige den Kahn, entkleidete sich, setzte sich auf eine quer 
ber den Nachen liegende Eisscholle, erhob'e mit der Linken die 
Tafel des neuen Gesehes und lud die Zuschauer mit tonender 
Suimme ein, fich zu seiner neuen Gesundheitstheorie zu bekehren 
Dann sprang Mahner (bei der rauhen Witterung für“ einen 
38jährigen Mann,““ gewiß kein; geringes Wagniß) zu wiederhoiten 
Malen in den Rhein, indem'er jedoch nicht uͤber 3Minuien 
anhaltend verweilte:“ 
paus Liegniz, 23. Febr. schreibt das „Stadiblatt“ 
Vor etwa fünf Jahren wurde beie Ausräumung“ der Eisenbahn-⸗ 
datrinen die Leiche eines neugeborenen Kindes gefunden,“ welches, 
wie constatirt, lebend dorthin geworfen worden war;n ohne daß 
damals der Thäter ermittelt wurde. Nunmehr hat sich der Möt« 
zer- dieses Kindes vonGewissensbissen - gepeinigt, freiwillig zur 
Haft gemeldet, resp. selbst angellagt. Derselbe ist gegenwärtig 
Soldar; zu jener Zeit war er Schuhmacherlehrling und vesuchte 
ofterse Den Bahnhof, um Pakete fiür Reisende zu tragen; bei einer 
jolchen Gelegenheit gab ihm in desagter; Zeit eine fremde, hier 
durchreisende Dameeinen Thaler uude ein nenhebornes: Kind 
mite dem Auftrage, ketzteres“ bei Seiteu schaffen! Der 
unglückliche Lehr hug, welchen der Thaler blendete, beging sofort 
in vorbeschr iebener Weise diese Unthat und harrt jetzt der gerech⸗ 
ten Strafe. —— 
Wieen zählt, sammt jeunen Vororten, welche sich unmittelbar 
inschließen und mur durch den Limienwall bavon getrenüt sind, 
313,000 Seelen. Die Refidenz hat demnach um 170,000 
Seeien mehr, als alle übrigen sechzehn Landeshauptständte Ciskei- 
thaniens zusammen. und nimmt. unler allen Stadten von Europa 
den dritten Rang ein. bl n 
Der Wiener Gemeinderath beschloß am 4. d. Mts. das 
20,900 fl, betragende Deficil vom Schühenfeste auf die Stadtkasse 
zu übernehmen. 
7 Dir! Strousberg, der bereits mehr als 22,000 Morgen 
Landes in der Provinz Posen befitt steht (nach der Pos. Z3tg.) 
vegen Ankaufs eines großen, jetzt in potnischen Händen befindlichen 
Zutercomplexes in Unterhandlung. Die Pos. Ztg. freut sich dieser 
Erwerbungen, da Dr. Strousberg sofort viele ftüchtige Kräfle in 
zie Prodinz zieht und zur Germanisirung derselben beiträgt: 
Schließlich fragt · das Blatt, ob Dri Strousberg nicht lieber 
gleich die ganze Provinz kaufen wolle, es sind ja nur 525 Qua- 
dratmeilen. 
f Paris, 6. März. Theilweise auf Anregung des Herrn 
d. Lesseps beabsichtigt eine amerikgnische Eisenbahngesellschaft dieses 
Jahr eine drei Monate dauernde Vergnügungsreise um die Welt. 
zu dem Preise von 6250 Franes per Passagiet zu veranstalten. 
4 Zwischen zwei Herren der höheren Pariser Gesellschaft wird 
eine Parthie Domino nm 90, 000 Franken gespielt werden. Die 
Wetten auf' den Sieg des Einen oder Anderen der Spieler belaufen 
sich auf 400,000 Franken. J 
. 7 (6Schwarzer Schnee.). Zwischen Uttigen und Kirchendorf 
Bern) hatle man in letzter Zeit als Seitenstück des rothen 
Schnees das seltene“ Phänomen des schwarzen Schneetß 
beobachtet. J p 
f Der A. Postzig. wird aus Rrom mitgetheilt, die Italienis⸗ 
hätten während eines Maskenballs das dortige Theater Cer⸗ 
imi