Full text: St. Ingberter Anzeiger

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Dktober —V—— I 1870. 
B 151. Samstao-. 
Deutschland. 
Mänchen, 27. Sept. Nach aus sicherer Quelle mir zu⸗ 
elommenen Mittheilungen will die preußische Regierung sich Bayern 
tgenüber. jeder Pression in Bezug auf einen wie immer gearteten 
luschlufßz an den norddeutschen Bund enthalten, sowie auch für 
n Fall eines solchen in Bezug auf Beibehaltung der vollen Selbst ⸗ 
ündigleit der Poste, Eisenbahn⸗ und Telegraphenverwaltung, dann 
ezüglich der berechtiglen Eigenthümlichkeit“ des Malzaufschlags 
waigen Wüuschen Bayerns durchaus Rechnung tragen. (Fr. K.) 
Im Auftrage des Kriegsministeriums wird an den franzosi⸗ 
chen Kriegsgefangenen in Jugolstadt, da vor Kurzem ein Mann 
Jden Blattern gestorben ist, eine Impfung vorgenommen⸗ 
München, 27. Sept. Die Veriuste der bayerischen Armee 
der Schlacht bei Sedan erreichen nach den offiziellen Verlustlisten 
ie Gesammtzahl von 3,371 Combattanten; hiervon blieben 566 
di, 2,805 wurden verwundet; nach Chargen ausgeschieden blieben 
odt: 36 Offiziere, 72 Unteroffiziere und 438 Soldaten, verwundet 
zurden: 168 Offiziere, 279 Unteroffiiere und 2,3361 Soldaten. 
has I. Armeecorps participirt an diesen Verlusten mit 34 todten 
ind 98 verwundeten Offizieren, das II. Armeecorps 22 todten 
iud 67 verwundeten Offizieren; hierbei ist jedoch zu bemerken, 
aß vom II. Armeecorps nur eine Division, die driite Division 
Palther, im Gefecht war; die vierte Division hatte nur einige 
ufällige Verluste. Setzt man die Verluste der Offiziere einerseits 
uis Verhältniß, so ergibt sich, daß beim Gesammtverluste auf 
1Unteroffiziere und Soldaten 1 Offizier trifft oder 7 Prozent; 
ei den Todten trifft schon auf 9 Miann1 Oifizier oder 11 
ßrozent; bei den Verwundeten kommt auf 16 Unteroffiziere und 
zoldaten 1 Offizier oder 6 Prozent. Bei den Todten bersteigt 
dnach die Prozentziffer der. Orfiziere den allgemeinen Prozentsatz 
im* Prozent, bleibt dagegen de den Verwundeten um J Prozent 
urück, so daß der Verlust an Offizieren um 8 Prozent größzer ilt, 
Ig bei den Unteroffizieren und Soldoten. —* 
München, 28. Sept. Sicherem Vernehmen nach wird von 
Zeite Preußens die Stiftung eines Erinnerungskreuzes an den ge⸗ 
enwärtigen Feldzug porbereitet, welches den am Krieg theilneh⸗ 
Zenden Pffiieren. und, Mannschaften der Heere aller deutschen 
Ztaaten verliehen werden soll. 
— Spezialcorrespondent der 
Karlsr. Zig.“ meldet aus —X 
)eute findet die Uebergabe der Festung Straßburg statt. Die 
Zesatzung ist kriegsgefangen und kommt demnächst nach Rastatt, 
(50 Dffiziere und 17,000. Mann. Folgendes ist für die Ueber⸗ 
jabe festgesetzt: Um 8 Uhr Besetzung aͤller Thore“ und der Cita— 
jelle; Pioniere stellen die Brücke wieder her. Um 9 Uhr tkommen 
er Maire und der Municipalrath hierher. Um 10 Uhr rückt die 
gesatzung an, um 10* Uhr Niederlegung der Waffen und Aus— 
narsch. Um 11 Uhr Rüdkehr der gefangenen Offiziere, wobei zu⸗ 
leich 8 deutsche Regimenter, darunter, ein badisches/ in die Stadt 
inrücken. Besetzung aller Stadttheile, Posten und öffentliche Ge⸗ 
aude, 8 Batlericen stellen sich auf dem Kleberplatz auf. Die 
Heneralitan geht heute nach Siraßburg. 63 
Wiesbaden, 283. Sept. Marschall Mac⸗Mahon hat hier 
Wohnung miethen lasser und wird in einigen Tagen hier ein⸗ 
reffen. (Ist jetzt eingetroffen.. 
eAin, 27. Sept Bazaine und Uhrich haben sich für 
dapoleon, beziehungsweise die Regentschaft ertlärt. Palikao begibt 
ch von Wilhelmshöhe direkt in das preußische Hauptquartier. 
Qassfel, 19. Sept. Gestern war Wilhelmshöhe wieder außer⸗ 
rdentlich zahlreich besucht, und diejenigen, welche dahin gegangen 
raren, um Napoleon zu sehen, kamen diesmal nicht ohne Erfüll⸗ 
ing ihres Wunsches zurück, wie dies in der vorigen Woche Vielen 
egegnete. Zwischen 8 und 4 Uhr machte der Kaiser seine Pro⸗ 
nenade um das Schloß herum, so daß wiederholt Gelegenheit ge⸗ 
jeben war, sich den Eindruck seiner Persönlichkeit einzuprägen. Er 
ührte sich am Arm eines Adjutanten, während zwei andere Herren 
ꝛes Gefolges hinterdrein gingen, alle jetzt in Civilkleidern, Napo— 
eon mit einem Cylinderhut, dessen Hoͤhe die kurze Figur seines 
Trägers noch kleiner erscheinen ließ. Er zog ihn oft und tief he⸗ 
ab, sobald er sich dem Publikum näherte. Daß dieses von nah 
ind fern nach Wilhelmshöhe pilgert, um den gegenwärtigen Be— 
vohner des dortigen Schlosses zu sehen, ist so sehr in der Sache 
egründet, daß man nicht nothig hat, nach besonderen Motiven zu 
uchen. Am allerwenigsten würde es sich rechtfertigen, von einem 
Napoleonkultus zu sprechen, von dem fich auch hier nicht die 
nindeste Spur zeigt. Den Mann zu sehen, der zwei Ja hrzehente 
sind urch der mächtigste in der Welt war, an dessen Lippen wie 
ftt! die Welt hing, um mit Spannung die Worte zu vernehmen, 
die ihnen entstromen sollten, und der jetzt, ein Schattenbild, die 
sRichtigkeit aller menschlichen Größe und Machtfülle abspiegelt, die⸗ 
en Mann zu sehen, das ist ein begreifliches Verlangen, welches sich 
üher stellt als gewöhnliche Neugierde. Im Uebrigrn ist ja die 
ẽmpfindung ihm gegenüber überall die gleiche. Jeder fühlt, daß 
zie gegenwaͤrtige äußere Lage des Urhebers so vieler Leiden, so 
amenloser Betrübung nicht im Verhältmiß steht zu der Schuld, 
z läßt sich eben beim besten Willen dieses Gefühl nicht unterdrü⸗ 
ken, wenn man Tag für Tag die Verwundetenzüge sieht und die 
Todesanzeigen liest. Allein bei ruhigerer Erwägung tritt doch 
mmmmer auch der Umstand wieder in den Vordergrund, daß es des 
dönigs Wille gewesen, seinem Gefangenen alle die Ehren zu be— 
iassen, die seiner bisherigen Welisiellung entsprachen, und so muß 
die ganze Behandlung betrachtet werden. Bei aller Rücksicht indeß, 
velche diese leitet, ist doch nirgends Uebertreibung wahrnehmbar; 
das davon verlautet, gehört in das Reich der Erfindungen. M.s3.) 
Es ist eine krause Zeit“, sagt die Wiener „N. Fr. Pr.“ 
Die Königin Viktoria bleibt in⸗ der. Abgeschiedenheit von Balmoral 
ind begnügt sich damit, der Kai serin Engenie ein eigenhändiges 
heilnohmbolles Schreihen zuzusenden; Napoleon sitzt im Herzen 
Deutschlands; der König von Preußen sieht im Herzen Frankreichs; 
haris brennt seine reizende Umgebung nieder und bereitet sich zu 
jinem Todeskampfe vor, an den Niemand recht glauben will; 
Berlin studirt die langen Verlustlisten der deuischen Heere; Italien, 
velches neuester Zeit so glücklich gestellt ist, daß es aus jedem 
Geltereignisse Nutzen zieht, bekommt endlich Rom zu seiner Haupt- 
tadt; auf der Londoner Börse wird stark in französischer Rente 
zehandelt; Disraeli hält seinen Wählern eine Rede, in der er un⸗ 
indlich viel über Rüben und andere Futtergewächse, aber kein Wort 
iber Politik spricht; in Wien tagt abermals ein Reichsrath ohne 
Tschechen, und über all dem Wirrwarr scheint die Septembersonne 
ind thut wenigstens hier zu Landeso heiß, als ob es Juli wäre. 
Zelbst die Planeten sind aus Rand und' Band gerathen. 
Bitsch, 30. Sept. (Telegr.) Großes Gefecht auf der Roß⸗ 
all (Hof bei Bitsch) von .—-5 Uhr. Heute Abend Näheres. (Zw. W.) 
Hagenan, 27. Sept. Die Amtlichen Nachrichten für 
xẽssaßz“ melden: Zwischen Bazaine und dem Prinzen Friedrich Karl 
ind die Berhandlungen wegen Meg wieder aufgenommen worden. 
Während Bajaine fruͤher unbehelligten Abzug mit Waffen und 
riegerischen Ehren verlangte, fordert er jeßt nur den Abzug seiner 
Armee ohne Waffen um nach dem Süden Frankreichs zu gehen, 
erner die Fortschaffung der Verwundeten aus der Festung. Die 
Iulwort lautet: Man könne nur eine Ergebung auf Gnade und 
Angnade annehmen. Zugleich bot der Prinz dem Marschall Ba— 
dide als Ultimatum die Sedaner Bedingungen an. Wenn Ba—⸗ 
aine binnen 6 Sinnden nicht annehme; dann werde die Beschie- 
zung fortgesetzt werden. 
Laut einer Meldung des in Luxemburg erscheinenden Avenir“ 
jätten die in Thionville Diedenhofen) garnisonirenden Mobilgarden 
immt Trümmern des 44. Regiments am 20, einen Ausfall ge— 
nacht und dabei etwa hundert preußische Proviant· und Munitions- 
vagen erhbeutet. Die preußische Eskorte foll niedergehauen sein. 
Nach der „Trierschen Ztg.“ erfolgte der Ueberfall im Dorfe Königs⸗ 
nacher, das von seinen Bewohnern ganz verlassen schien; von den 
wa 200 beladenen, durch 1 Unteroffizier und 6 Mann eskortirten 
Vagen, waren die letzten nah im Doarfe. als plötzich die Thüten