Full text: St. Ingberter Anzeiger

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u St. Funberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblalte verbundene Unterhaliungsblatt, mit ver Dienstags·, Dounerttags⸗ und Sonnlage⸗ 
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1ß8.Soemerdaden 20. Januar1870. 
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n ie Deutschlaind. in 
Muünchen, 26. Jan.“ Der Finanzausschuß der Ahbgeord⸗ 
zetenlammer beantragt die Ermächtigung zur Fortexhebungder 
Steuern bis Ende Märzu ä 
n München, L7. Jan.3.⸗Tie vom- Adreßausschuß der Abge 
dnetenkammer, angenommene Adresse enthält ein enlschie denes 
Nißtrauensvotum gegen das Ministerium Hohenlohe.ιR 
München, 27. Jaen. In Abgeordnetenkreisen erzüblteman 
ich, daß die Adresse der Reichssräthe das prejestitte, Mißtrauens 
‚otum gegen das Ministerium Hobenlohe bei der Stelle ausspreche 
vo fie auf die, Anschauungene derx Thronrede über die deutsche 
Frage replizirk. Dort, soll in der Adresse der Freude Ausdrud 
jegeben werden, daß der Konig keiner Neugestaltung Deutschlande 
aftimmen wollewelche die Selbsustämdigkeit VBayerng gefährde 
ugleich aAber auch beigefügt werden, daß die Kammer der Feichs⸗ 
räthe mit umso größerer Beruhigung der -Entwichelung der Duige 
ntgegensehen würde, wenn es dem Koͤnig gelange. sich mit solchen 
Ministern zu umgeben, welche diesen seinen Willen zir Ausführung 
ningen und auf die die Mehrheit des Volkes mit Vertrauen blicke 
.. München. 27. Jan. Dite Kammer der Reichsräthe wird 
ilso gächsten Freitag in geheimer Sitzung über den Entwarf der 
Udresse berathen, Der Eniwurf, defsen Verfasser Hr. von Harleß 
st, soll im echtenVaterlandsstyl“ gehalten-sein und ein direktes 
Mißtrauensvotum gegen das gesammte Ministerium enthalten. Die 
sohen Herren scheinen demnach ihre Gesinnungsgenossen in der 
VBolkskammer noch überboten zu haben, denn der heute in der 
Adreß kommission des Abgeordnetenhauses mit 11 uliramontanen 
jegen die vier Stimmen der Herren Dr. M. Barth, v. Stauffen- 
berg, Umbscheiden und Kolb angenommene Entwurf der Adresse 
ꝛes Orn. Dr. Jörg spricht nur gegen den Leiter des Ministeriums 
er auswärtigen Angelegenheiten sein Mißtrauen aus und zwar 
wegen der bekannten Verträge mit Preußen (welche Hohenlohe nicht 
inmal abgeschlosser hat), die nach ultramontaner Anschauung 
derschiedener Deutung“ fähig sein können. Die ultramontanen 
MNitglieder der Adreßcommission sollen zu verstehen gegeben haben, 
aß sie nur die Beseitigung des Minislers Hohenlohe verlangen 
für welchen sie sich den schon lange in der Reserve gehaltenen 
dannoverauer Windhorst verschreiben wollen), — die andern Mi⸗ 
uister, selbst Hr. v, Schloöͤr, koͤnnten vorerst auf Wohlverhalten 
serbleiben. Der Entwurf des Hru. Dr. Jörg ist weit hintet den 
krwartungen zurücgeblieben, die man an einen so geistvollen Autor 
vohl mit Recht steller konnte. Es fehlt der Adresse jeder Auf ⸗ 
hwung und jede Begeisterung und dieselbe bietet noch viel mehr 
Ungriffspunkte als der bekannte Aufsatz des Hrn. Dr. Jörg in, 
en historisch-politischen Blättern über die „geschichtliche“ Entstehung 
er bayerischen Bauernvereine. Man erzählt sich auch, daß im 
dlub der Ultramontanen einhellig die Manifestirung eines Miß— 
cauensvotum gegen Hohenlohe beschlossen worden sei. So viel 
vürfte jeßt schon als gewiß anzunehmen sein, daß, wenn Minister 
—W Entlafsung nimmt, nur der Hr. Kriegsminister v. 
dranckh das Gleiche thun wird, — die übrigen Minister bleiben, 
dafür liegen schon mehrere Anzeichen vor. Man sieht, wie sehr 
dir es zu bereuen haben, daß das unglückliche Wort „Solidarität“ 
es Ministeriums erfunden und von der liberalen Partei so über 
hebühr kultivirt wurde. Um so erfreulicher ist es, daß der Adreß⸗ 
utwurf der Fortschrittspartei sich sehr energisch fuͤr das Pro⸗ 
ttamm der Fortschrittspartei ausspricht. Wir müssen eine orga— 
ische Verbindung mit dem Norden, wir müssen einen deutschen 
keichstag haben und jede Sonderbündelei als Verrätherei. gegen 
aß Vaterland bis aufs Aeußerste bekampfen. Diese Worte sind 
ie beste Antwort auf die Thronrede und auf die Adresse der 
Ultramontanen und der hohen Herren Reichsräthe. « 
München, 28. Jan. die Adresse für die Abgeordneten⸗ 
ammer ist in der heutigen Ausschußsitzuug ohne bedeutende Debatte 
genommen worden. Der Club der Fortschrittspartei wird sich 
ute noch darüber schlüssig machen, ob die fortschrittliche Minoritat 
xs Ausschusses eine Gegenadresse einbringen soll oder nicht Die 
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Adresse füt die Reichsrathskammer ist in ihrem Mißtrauensvotum 
jegen das Ministerinm noch entschiedener als die für die Abge— 
rdnedenkammer; Aur Berathung derselben war nicht einmal einer 
zer· Minister geladen.tcscs F a 
uMunmchie n,28. Jan.“ Die Adreßdebatte in der; Abgkotd⸗ 
jeten kammer nist gutemd Vernehmen nach: aufe? nächsten! Montag 
estgesetzt. Referent der fortschrittlichen Minsrität des Adreß- 
wus schufses, resp/ Verfasser der Minoritätsadresse ist Herreu m v⸗ 
ich e ind en,ntitse νν ι I 
AK. Mil:n chein, 28.Jan. Unsete Ultramontanen haben 
virklich Pech. uRAMamnn winktuihnen ein uschwacher Hoffüungsstrahl 
ur Erlangung: des Regiments anBahyern, so wollziehen sich: in den 
zöchssen⸗ Regietungskreisen unserer großen“ Nachbarländer“ Umman⸗ 
zelungem die hnen jede Aussicht-verschließen, in der deutschen Frage 
zraktischs. Erfolgern ihren Sinne zir rzielenz ImeFrankereich 
nacht das neuse Ministerium Ollivier⸗ Datu Ernst, feinen ganze 
Thätigkeit dem eigenen Lande zuzuwenden, auf allen Gebieten der 
Befetzgebung und · der Verwaltung · (Gesonders · im · Schulweseu) 
Verbesserungen anzusreben? und sicht um? das Ausland jso wenig 
als möglich, zu belümmern.“ Dasselbe hat; wiederholt erklärt, daß 
es den Frieden ernstlich wolle und daß es die Veränderungen, 
velche der Krieg von 18606 in Deutschland hervorgerufen, acceptire. 
In Oesterreich, in dem Lande, wo ehedem für unsere Ultra⸗ 
nontanen die Citronen blühten, sahen wir dieser Tage zu unserer 
igenen Ueberraschung im Ministerium das entschieden liberale 
klement im Ministerium sich befestigen und so Giskra, 
»en von den Ultramontanen so sehr gefürchteten Giskra, vollständig 
derr der Regierung bleiben. Daß dieses Ministerium. nur den 
lusbau der Verfassung und die Befestigung der liberalen Institu- 
ionen will und deßhalb alle in schon — ganz abgesehen von 
jen österreichischen Finanz⸗ und anderen Verhältnissen — den 
Frieden braucht, und zur Storung desselben am Alher wieni g⸗ 
tenn mit den bayerischen Ultramontanen einen Pakt schließen 
wird, darüber sind diese Herren gewiß selbst nicht im Unklaren. 
Endlich einen Südbund abschließen mit Baden, das nicht will 
und mit Hesssenn das nicht kanen, geht um so weniger, als 
insere Ultramontanen mit den hart gesottenen Demokraten Würr⸗ 
embergs kaum auch nur einnige Dauer in wirklicher Freund⸗ 
chaft harmoniren könnten. So fast an die Schwelle der Macht 
zestellt, winkt ihnen doch nirgends eine Fähre, welche ihre heißen 
Hoffnungen, in der deutschen Frage wirklich dem sichern Hafen 
puführen wolltie c⸗ 
— Die Voͤlker haben bekanntlich kein gutes Gedächtniß und es 
schadet deßhalb Nichts, wenr sie zuweilen an geschichtliche Thatsachen 
ꝛrinnert werden. Der k. bayerische Kriegsminister verlangt in einer 
üngst an die Kammer der Äbgeordneten gebrachten Vorlage einen 
nußerordentlichen Kredit pro 1670,771 von 658, 198 fl. für den 
norübergehenden Mehraufwand wegen des einer nur allmälig voll⸗ 
ehbaren Redultion untecliegenden höheren Standes an Officieren, 
Oilitärbeamten und Mannschasten, weicher höhere Stand in Folge 
)er Kriegsaufstellung vom Jahre 1866 noch vorhanden ist. Aus 
»en zu dieser Vorlage gegebenen Erläuterungen ift erfichtlich, daß 
n den Jahren 1868 und 1869 zu demselben Zwecke 1,753,741 
J. verwendet wurden und durchaus läßt sich weiter schließen, daß 
n den Jahren 1872 und 1873 nochmals etwa 406, 000 fl. in 
zleicher Weise ihre Verwendung finden dürften. Diese Summen 
m Gesammtbetrage von nahezu dre i Millüonen sind — neben 
er bergrößerten Zinsenlasft — Nachwehen aus dem Kriege von 
1866, in welchen Bayern durch seine Ultramontanen gegen den 
Willen der Fortschrittspartei gedrängt wurde. Und dieselben — 
venn man sie hört, von Liebe, Nachsicht und Demuth erfüllten — 
Herren Ultramontanen streben jetzi, wo das Land noch an den 
Folgen ihrer staatsmännischen Befähigung und Voraussicht blutet, 
vieder nach der Herrschaft, um das Jahr 1866 — vielleicht selbst 
im den Preis eines neuen Krieges — aus der Geschichte zu 
dreichen. Wahrlich, diese Herren rechnen darauf, das bayerische 
Volk habe — kein Gedächtniß!