Full text: St. Ingberter Anzeiger

ist selbstverständlich. Jeder trug zu derselben sein Scherflein bei. 
Daß wir aber einen Beitrag;: von 3350 Dollars abliefern können, 
das verdanken wir vornehmlich zwei schönen Damen, die in der 
Begeisterung, die Alle ergriffen hatte, fich bereit erklärten, Jeden 
zu füssen, der für den Kuß mindestens 5 Dollaus zur Samm⸗ 
jung beifteuerte. — Es wurde viel geküßt und das Fest verlief in 
schönster Eintracht. Eo ist man in Amerika deu tsch gesinnt.) 
Thaler, Groschen — nur d'rauf los! 
Ir seht ja seibst, das Faß ist groß; 
Selbst Heller, wenn's nicht anders geht, 
Man uͤnmer rin,“ s wird nichts verschmäh; 
Fur uns're Jungen, die da drauß' 
Hem Feind die Jacke klopfen aus.“ V 
x Ein Essenet Fabrilarbeiter der vor Metz steht und den 
etzten Ausfall am 7. Okt. tapfer abwehren half, schreibt über seine 
Frlebnisse an seine Frau: „Unsere Compagnie (200 Mann, 57 
Reg.) ist bis auf 67 Mann auff erieben worden. Mir hat es 
zut gegangen, bis Abends 6 Uhr. Da hatten wir keinen Führer 
mehr als unsern Oberst, der ging mit uns vor, und haben wir 
ins gewehrt, so gut wir konnten, bis uns die Patronen ausgingen. 
Da gingen, wir mit dem Bajonnet drauf los, feindliche Cavallerie 
aber“ nahm uns arme Jungens gefangen. Vom 7. vis 11. Olt. 
jaben sie uns bei sich behalten und uns Alles abgenommen, was 
vir hallen, die Strümpfe von den Füßen und die Unterjacke, die 
ch mir gekauft hatte, selbst die paar Pfennige, die wir noch hatten, 
ind in den 5 Tagen haben sie uns nichts zu essen noch zu trinken ge⸗ 
zeben. Heute Morgen, da wir es nicht mehr aushalken konunten, 
haben sie uns endlich ausgeliefert. Wir lagen in der Stadt Mezß, 
im Tage haben sie uns die Augen verbunden, und heute mit ver⸗ 
zundenen Augen herausgefandt. Nun liegen wir 67 Mann in 
einer Scheune hier.“ 
7 Wien, 16. Okt. In das Ministerium des Innern tkam 
jestern ein Mann, seines Zeichens ein Kleinkrämer, welcher fragte, 
do man die Civilehe vornehme. Auf die Ausku“ft, daß diese 
Amtshandlungen beim Wiener Magistrat vollzogen werden, bat er 
venigstens um „Rath in seinen Nöthen“. Er fei wohl schon ver⸗ 
eiraihet, aber seine Alte sei eine „Bisgurn,“ mir der es nicht 
nehr zum. Aushalten sei. Alle Kundschaften vertreibe sie ihm. Er 
volle sich „scheidigen? lassen und seine Ladenmädel ehelichen, das 
iel umgänglicher und anstelliger fei als seine Alte. Als man ihm 
ie dagegen sprechenden Bedenken mittheilte, meinte er, daß dann 
zie Civilehe auch nichts heiße, wenn man nicht einmal ein altes 
„Brummeisen“ los werden und überhaupt heirathen könne, wenn 
nan wolle. 
7 Den siamefischen Zwillingen wird jetzt durch ein zwei⸗ 
ͤpfiges Maͤdchen, das gegenwärtig in den Vereinigten Staaten 
on Nordamerika zur Schau aufgestellt wird, eine starke Concuren; 
reitel. Das Maͤdchen ist 17 Jahre alt und als Sclavin in 
Folumbus County in Nordcarolina gedoren ; sie ist von heller 
Nullattenfarbe und hat zwei von einander völlig unabhängige, 
Jut entwickelte Köpfe mit nur einem Leib. Sie spricht, singt, ißt 
Ind trinkt zugleich mit jedem Munde; spricht zu gleicher Zeit mit 
weir Personen über zwei verschiedene Gegenstände, singt recht hübsch 
weistimmig oder spricht und singt zugleich. Im Umgange ist sie 
freundlich, hat ftinen Tact und ist sehr verstandig. Obgleich se 
hei zwei Armen vier Füße hat, die sie sämmtlich oder zur Hälfte 
jum Gehen oder anurthigen Tanz benutzt, so erklären u. A. Aerzte 
des Jefferson Modicinalcollege in Philadelphia sie doch für keine 
Monstrosität, sondern für ein interessantes Naturwunder. Nadh 
enen Urtheilen Fübertrifft das Nalurspiel das der siamesischen 
Zzwillinge bedeutend und ijt lieblicher anzuschauen. Nicht unwahr⸗ 
heinlich dürfte es sein, daß die ungenannte Miß auch den alten 
Fontinent mit ihrem Besuche beehrt. (279) 
rmMmirch—* 
p Die Alsenzbahen soll bereits am 24. d. von Kaisers⸗ 
lautern bis Winnweiler dem Verkehre übergeben werden. Am Dien⸗ 
stag machte die Direction der pfälzischen Bahnen, die Herren v. 
Jäger, Mündler, Basler ⁊c. in Begleitung eines kgl. Baubeamten 
Ine Probefahrt in einem Extrazuge, der, von⸗ Ludwigoͤhafen kom⸗ 
mend, in Hochspeier in die neue Bahn eiufuhr. 
F Zur Besetzuug der im Elsaß erledigten Forstinspectorstellen 
zu Hagenau, Straßburg, Weißenburg, Zabern Lützenstein sind die 
igl. Oberförster Vogel in Haßloch, König in Jägersburg, Bohe 
Neuftadt, Heiß in Neidenfels und Schirmer in Waldleiningen 
ausersehen. 
FPost hache, Bei'm Postamt Straßburg ist jetzt auch 
der Poftanweisungs· Verlehr eröffnet; in Folge dessen lönnen auch 
in Bayern bei jämmtlichen Postanstalten Anweisungen nach und 
hon Straßburg ein⸗ und ausgezahlt werden. J 
7Edenktoben, 13. Ocht. In der Kopfbedeckung eines 
hier verstorbenen Turco, von dem man keinen Namen hatte erfah ⸗ 
Fen können, fand man nach seinem Tode einen in einem besonde · 
den arabischen Dialekt geschriebenen Brief. Man hoffte dadurch 
den Namen des Turko zu erfahren. Der Brief ward au die Be⸗ 
nediktiner in München geschickt, um ihn dort übersetzen zu lassen. 
Rur ein Benedictinerpater, der in der Heimath des Verstorbenen 
einige Zeit als Missionär gewirkt hatte, konnte den Brickf lesen. 
Derselbe war von der Frau des Turco schon früher geschrieber 
zgewesen. Sie erkundigte sich darin nach dem Befinden ihres Man 
Ie und — seines Kameeles. 
Roblenz, 18. Olt. Vor der Schlacht von Weißenburg, 
in welcher sich die Bahern so rühmlich ansgezezeichnet haben, trat 
der Major eines Bataillons vor diee Fronie mit der Uhr 
in der Hand und ertheilte folgenden Bataillousbefehl: „Schauu's 
deute, jetzt ist neun Uhr, Z'Weißenburg wird um zwölfe a frisches 
Fass't an' zopft.“ Als die LZeute dies hörten, warfen sie Zephirs, 
Turcos, Zuaven, Insfanterie, Artislocrie, Cavallerie über den 
Haufen und waren um 12 UÜhr richtig beim frischen Fäss'l in 
Weißenburg. 
4 Eine originelle und praktische Einrichtung für die Ver- 
wundeten zu sammeln, ist seit Kurzem in Kassel ins Leben ge⸗ 
jreten. An verschiedenen Punkten der Stadt sieht man vor be⸗ 
stimmten Häusern große schwarz⸗ roth· gold angestrichene Tonnen 
aufgestellt. bereit, aͤlles Moögliche an Lebensmitteln aufzunehmen. 
lleber einer solchen „Sammelionne“ lasen wir folgende lauuige 
Inschrift e 
Waarenversteigerung. 
Montag den 24. l. Mis, des Vormit⸗ 
—V St. Ingbert, in der 
frůheren Wohnung des Falliten Heinrich 
Scherpf, wird die Scherp f'jche Waaren 
versteigerung fortgesetzt und es kommen ins⸗ 
desondere zum Ausgebote: 
Mehrere tausend Cigarren, diverse Car⸗ 
onnagearbeiten, Postpapier, sehr schöne 
Wandkörbe, Mappen und sonstige in die 
Buchbinderei einjchlagende Artikeln. 
de BHorn, Igl. Notar. 
J. J. Grewenig von hier empfiehli 
jeine neue 8. 
Musterkarte 
in den neuesten 
Rock & Hosensloffen 
ür Herbst⸗ und Wintersaison. 
Bekanutmachung 
Wehrgeld betr. J 
Gemäß Art. 9 des Wehrgeldgesetzes vom 29. April vor. Irs. Mr.Amisblatt vor 
1869 Nr. 33) wird andurch öffentlich bekannt gemacht, daß der Wehrgeld⸗Ausschuß an 
1J. uind 13. 1. Mis. dahier versammelt war und das Wehrgeld der untaughbich und 
würdig erklärten, der zurückgestellten, der 3* iweisenbefresten, so 
vie der zu Ersatzmannsschaft Looder 2. Klasse der aktiv en Armee gehörigen 
Wehrpilichtigen der Altersklafse 1849, endlich derjenigen Wehrpflichtigen der Allerstlaffen 
846, 1847 und 1848 festgesetzt hat, welche schon eingerriht waren, aber seit Okt. vot 
Jahres entweder wegen Untauguͤchkeit oder Unwürdiglkeit wieder aus der Armee entlassen 
vorden und daher gemäß Art. 2 des Wehrgeldgesetzes ebenfalls wehrgeldpflichtig sind. 
Voedie nach den Veschlusen des Wehrgeld-Ausschusses aufgestellten Weiyrrgeldlisten fur 
ämmtliche Gemeinden im Amisbezirke der unterfertigten Behörde liegen während 14 La⸗ 
gen zur Einsicht der Betheiligten in der diesamnichen Kanzlei offen. 
Zuweibrücken, den 17. Oct. 1870. 
Aöenigl. bayer. Bezirksamt, 
2 9 Damm. E 
S qaater 
Schinken Ein geübter Geselle kann dauernd 
1Ardeit erhalten bei Schlosser E. Umbebr 
sind wieder eingetroffen bei Auch wird bei demselben ein gesitteler 
Fritz Panzerbieter. Junge in die Lehre angenommen. 
Redattion. Druck und Verlaa von F. X. Dem e3 in St. Inabert.