Full text: St. Ingberter Anzeiger

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de St. Buaber —XR rig r(Gund vat mit vem Hauptblatie verbundene unterhaliungsblatt, mit der Dienstagb⸗ Donnerstags · und Gonnlaca⸗ 
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hruar — * p e F 1870. 
48 18. Dienstaa. 
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Deut schland. 
Muünchen. Der Adreß⸗Entwurf, der Majorität des Aus 
chusses der Kammer der Abgeprdneten lautet: „Allerdurchlauch · 
igster ꝛc. ꝛec. .. Dem Rufe Ew. königl. Majesät folgend, nähert 
ich die allerunterthänigst treugehorfamste Kammer der Abgeordneten 
en Stufen des Thrones, heseelt von dem Eifer treu gewissenhaft 
ie Bedürfnisse des Landes zu erwägen und, so“ diel an ihr ist, 
Fem baherischen Volk den innern Frieden wieder zu geben, dessen 
Trübung Ew. Majestät mit uns beklagen. 2. Ew. Maj. königl 
Wort: —„Alle Verträge, welche Ich mit Preußen und dem nord— 
seutschen Bunde geschlossene habe, sind dem Vande bekannt“ — 
egt den Grund zur Beruhigung der durch ein schweres Schicksal 
tschütterten Gemüther. Nie wird eine Lockung zum Bertragsbruch 
ei unserm Volk Eingang finden. 3. Aber wir leben in einer 
Zeit, die zu entscheidenden Krisen führt und wo von europäischen 
gechiszüständen kaum inehr die Rede sein kann. Die Vertreig 
nit Preußen sind erfahrungsgemäß der Deutung fähig und die 
noͤglichen Deutungen verbreiten Beängstigung im Volke. Daraus 
entspringt unwillkürlich das“ Verlangen nach einem Leiter unserer 
wswärtigen Angelegenheiten, dem das Vertrauen des Landes ent 
Jegeugetragen werde. 4. Wir stehen ein wie ein Mann für di— 
Integrität der deutschen Grenzen; und auch die Hoftaung ist in 
uͤng nicht erloschen, daß eine nationale Verbindung auf der Basis 
zes gleichen Rechts der dentschen Stämme dereinst sich verwirklichen 
verde. In den erhabenen Worten Ew. k. Majestät fiuden wir 
zas eigene Programm uunserer æbenso deutsch · als bayerisch · patrioti 
chen Hoffnung wieder. 5. Auch im Innern werden wir keiuer 
hesonnenen Reform unsere getreue Mitwirkung versagen. Nachdem 
zber durch eine Reihe neuer Gefetze dem Lande erhöhte Leistungen 
zugewachsen sind, so sehnt sich das Volk zugleich Wege der Reform 
ingeschlagen zu sehen, welche zu annähernder Entlastung der 
Staatsausgaben zu führen geeignet wären. 6. Von ueuen Gesetzen 
erwarten wir, daß ihr Geist nicht den Gefühlen und Anschauungen 
des Volks entgegen sei. Daran ist das Schulgeseß gescheitert, nicht 
in einer Scheu vor vermehrten Kosten für Schule und Lehrer. 
J. Den unmittelbarsten Einfluß auf die Stimmung im Lande übt 
»er Geist, welcher sich in der Ausführung der Gesetze und in der 
Berwaltung kundgibt. Das baherische Volk, monarchisch von 
tatur, kaun und wird nicht verstehen, daß die Machtmittel des 
Ztaats einer Partei dienstbar sein könnlen. Das bayerische Volt 
st konstitutionell von Geburt, aber es will keine Parten-Regierung 
3. Umsomehr auerkennen wir mit dem allerunterthänigsten Daut 
den hochherzigen Entschluß Ew. Majestät, durch ein zkues Wahl— 
zesetz auf der Grundlage des directen Wahlrechts —2 Miß⸗ 
zxäuche abzuschneiden und der im Boltẽ lebenden Ueberzeugung zu 
ziuem getreuen Ausdruck zu verhelfen. 9. Gott der Allmächtige 
egne Ew. Majestät für die warme Liebe, deren Ew. Majestat 
reues Volt immerdar versichert ist, und die wir an unserm Theil 
uu verdienen nach bestem Wissen und Gewissen bestrebt sein werden. 
xw. Maj. treugehorsamste Kammer der Nbgeordneten. 
Modifikationsanträge der Angeordneten Dr. Völk, Dr. Marq. 
Barth, Fischer, Dr. Makowiczka,« v. Stauffenberg und Genossen 
uu dem Entwurfe einer Adresse auf die kgl. Thronrede: J. Nach 
viederholten Neuwahlen vor den Thron Ewetgl. Wajestät berufen, 
erwiedert die Fammer der Abgeordneten den kgl. Gruß mit der 
Bersicherung ehrerbietigstere Treue und Anhänglichkeit. 2. Mit 
kw. kgl. Majestät beklagen wir den Grad der Heftigkeit, welchen 
)er Widerstreit det Meinungen! in der letzten Zeit erreicht hat, 
owie die vielfach verbreiteten irrthümlichen und beunruhigenden 
Votstellungen. Vorurtheilsfreier Prüfung und unbefangener Vater⸗ 
andsliebe wird es hoffentlich gelingen, jene Vorstellungen, welche 
den innern Frieden des Landes untergraben, zu zerstreuen. Um 
o mehe wird dant Ew. kgl. Majestät Regierung, getragen von 
er aufgeklärten Volksmeinung, mit Erfolg an der Lösung der 
ohen Aufgaben —arbeilen können, welche die ernste Zeit und die 
chwlerige Lage des Landes gestellt haben. 3. Weder durch die 
Verträge mit Preußen und dem norddeutschen Bunde, noch auch 
zurch eine enge nationale Vereinigung der süddeutschen Staaten 
ntt dem Norden sehen wir die bexechtigte Selbstständigkeit der 
eutschen Stämme bedroht. Möge-es Ewnkgl. Majestät gelingen, 
zurch entgegenkomm'nde Mitbegründung der bundesstaäatlichen Neu⸗ 
zestaltung Deutschlands die Gefahren, welche in der zetzigen 
Isolixung Bayerns liegen, abzuwenden und zugleich den Einheits⸗ 
taat fexn zu halten. Dann wird die festbegründete Macht und 
Hröße, die Freiheit und Wohlfahrt des deutschen Vaterlandes au 
»en wohlberechtigten und: wohlberdienten Fortbestand der Einzel⸗ 
daaten gebunden sein. 4. In Folgen der veränderten Gestalt, 
velche die Ereignisse des Jahres 1866 Deutschland gegeben haben, 
st der Weg nahe gelegt, welcher zur Losung des im Jihre 1848 
egebenen und vom Volke mit Jubel aufgenommenen Fürsterwortes 
ührt. Mit der Ausbildung des völkerrechtlich anerkannten nord⸗ 
zeutschen Bundes zu einem deutschen Bundesstaate, ist die 
Pahrung der Grundlagen unseres Staatshaushaltes und die 
zelbstftandigkeit im Innern, insbesondere die freiheitliche Ent⸗ 
vichlung Bahernssehr wohl vereinbar. 5. Die erneuerte Ver⸗ 
icherung aus königlichm Munde, daß, wenn die Pflicht ruft, 
inser Land an die Seite des mächtigen Bundesgenossen für die 
khte Deutschlands, mit der Baheins Ehre ohnehin unlöslich ver⸗ 
vunden ist, einstehen werde, wird als gewichtige Friedensbürgschaft 
llüberall um deutschen Valerlande den lebhaftesten Wiederhall 
inden. 6G. Die Kammer der Abgeordueten fühlt sich einig mit Ew. kgl. 
Majestat in den Bestrehungen, an dem Wohle des Volkes im Geiste 
er neuen Gesetzgebung fortzubarzen. Unheilbar würde die Wunde sein, 
velche das Verlassen des so lange ersehnten und noch der Vollendung 
arrenden Reformwerks der Votksentwickelung schlagen würde, die für 
die Macht und Geltung Bayerns mitbestimmend ist. 7. Wie 
xẽw. kgl. Majestät, die Lage und die Bedürfnisse der Zeit erken⸗ 
jend, bisher die sociale Gesetzgebung mit fester Hand geschirmt 
jaben, so möge auch fortan Ew. kgl. Majstät Regier g die Wie⸗ 
»eraufnahme und Weiterführung nothwendiger Reformen, wie: die 
örderung dee bürgerlichen Selbstverwaltung, die Revision der 
zreß⸗ und Vereinsgeseßgebung, Reformen auf dem Gesammigebiete 
es Unterrichts, insbesondere die zeitgemäße Hebung der Volks— 
hule und die Aufbesserun, der finanziellen Lage der Volksschullehrer 
est im Auge behalten. 8. Wir werden den Voranschlag der 
Staatsausgaben gewissenhaft prüfen und in treuer Pflichterfüllung 
jegen Ew. kgl. Majestät wie“ gegen. das Volk, das von seinen 
Zertretern jede zulässige Sparsankeit erwartet, an Steuern bewilli— 
sen, was die geordnete Fortjührung des Staatshaltes gebieterisch 
sordert und was zugleich dem Volke jede moöͤgliche Erleichterung 
Jewährt. 9. Der vom Throne kommenden unumwundenen Aner- 
ennung des Werthes, welchen der getreue Ausdruck der im Volke 
ebenden Ueberzeugung für die Regierung des Landes hat, können 
vir nur die dankbarsten Gefühle entgegenbringen. Freudig werden 
vir die Vorlage eines auf Grund des directen Wahlrechtes aufge⸗ 
zauten Wahlgesetzes, das zugleich genügende Bürgschaften für den 
Jetreuen Ausdruck jener Volksüberzeugung bietet, begrütßen. 10. Die 
veiter in Vorlage kommenden Gesetzentwürfe, welcheEw. königl. 
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ind jener Gründlichkeit berathen, welche die hohe Wichtigkeit der Gegen⸗ 
tände erheischt. 10. Gott erhalte den König, dessen Herz sein ganzes 
Holk in warmer Liebe umfaßt. Möge Ew.kgl. Majestät der höchste und 
hönste Lohn werden, nachdem ein edler Fürst trachtet: Das Glück 
uind die Wohlfahrt des treuen nnd dankbaren Volkes! (Adler. Adt. 
Alwens. Bätz. Dr. Marq. Barth. Borger. Brandenckurg. Crämer. 
Froisant. Dingler. Eckart. Fischer. Tieeischmann. Föckerer. Dr. 
Frankenburger. Frickhinger. Fries. Gaͤctner. Gelbert. Golsen. 
Hrininger. Herz. Hutschrnreuther. Jakob. Kolb-Bayreuth. Kraußold. 
dampert. Langguth. Levi. Leyrer. Lotz. Lauis. Dr. Makowiczla. 
Dr. Marquardsen. Oertel. Ritter. Rothhaas. Sauer. Dr. v. 
„chauß. Schmidt. Karl Schmidt. Wilhelm. Schmiedl. Sellner. 
ʒeybold. Sittig. Soergel. v. Stauffenderz. Stockbauer. Strauß. 
cisllmann. Trendel. Umbscheiden. Dr. Völk. Wand. Zur Zeit