St. Ingberler Zsnzeiger
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—— 191. eae — — Samstag, den“ dezem ber J 3 1870.
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Telegramme.
München, 7. Dez. Telegramm an das Kriegsministerium
bezüglich des Antheilz des 1. bahexrisschen Armeecor'ps
in den Gefechten gegen die Loire-Armee: Am 1. Dez: Nachmit—
nags feindlicher Angriff bei Bonneville und Villepion Chateau (Linie
Patay Orgeres) Am 2. siegreiches Treffen bei Beaubillers Ferme
ind Coury Chateau, Vorrückung auf Loignh und Lumeau. Am 3
zusammenstoß bei Loigny, Vorrückung aus den Wall bei Orleans
Am 4 große fiegreiche Schlacht bei Orleans unterweseutlicher
Betheiligung des Corps, welches um Mitternacht u die Stadi
einrückte. Das Armercorps hat am letzten Tage6 Geschütze ge⸗
ommen und 2000 Gefangene gemacht; dessen Verlust waͤhrend
dieser dier Tage beträgt 133 Offiziere und beiläufig 80900
Mann.
Schwerin, 7. Dez. Eine Debesch? des Großherzogs be⸗
affert bie Verluste desfelben vom 2. bis 6uf200 Mann⸗ Noer
Feind verlor 2000 Todte und 14000 Gefangene.
Stuttgart, 5. Dey. General Obernitz an das Kriegs
ministeriumn Die Verluste der württemtergifchen Division am 30.
Lod., 2. und 3. Dez.e stellen sich, wie folgt: Todt 18 Offiziere,
268 Unteroffiziere und Mannschaften. Verwundet 47 Oijfiziere,
345 Unteroffiziere und Mannschaften. Vermißt 1 Offizier, 854
Unteroffiiere und Mannschaften, in Summa 61 Offiziere, 1967
Anteroffiziert und Mannschaften. Der Verlust an Pferden beträgt
48. Seitens der württembergischen Truppen wurden 1400 Be
angene gemacht, darunter 34 Offizieee.
Versailles, 8. Dez. Gestern Abend faud ein heftiges,
zlückliches Gefecht der 17. Division auf dem Marsche nach Blois
zalbwegs bei Meung statt. Wir erwarten dort noch mehr Wider⸗
tand. 1 Geschütz und 1 Mitrailleuse genommen. 150 Gefangene.
Wilhelm.
Bruüssel. 8. Dec. Aus Tours, 7. wird telegraphirt:
Blois wird geräumt! die Regierung beabsichtigt ihren Sitz nach
hordeaux zu verlegen. Weenee
Brüfssel, 8. Dez. Die „Indep.“ meldet: Havre, der
haupthafen Frankreichs, wenn nicht besser vertheidigt als Rouen,
nuß bald in deutsche Hände fallen, denn er ist bereits völlig von
ver Verbindung mit dem Innern des Landes abgeschnutten.
Deutschland. —
München, 6. Dez. Unser König hat an den König von Würt.
emberg, sowie an alle übrigen deutschen Fürsten, den König von
Freußen ausgenommen, folgendes eigenhändiges Schreiben d. d.
x. Dez. gerichiet; „Durchlauchtigster, Großmächtigster Fürft, freund⸗
ichlieber Bruder und Vetter! Die von Preußens Heldenkönige
jegreich geführten deutschen Stämme. in Sprache und Sitte,
Vissenschaft und Kunst seit Jahrhunderten vereint, felern aunmehr
nuch eine Waffenbrüderschaft, welche von der Maächistellung eines
eeinigten Deutschlands glänzendes Zeugniß gibt. Beseelt von dem
Ztreben, an dieser werdenden Einigung Deutschlands nach Kräften'
aitzuwirken, habe ich nicht gesäumt, deshalb mit dem Bundes⸗
anzler⸗e Amte des norddeutschen Bundes in Verhandlungen zu treten.
dieselben sind jüngst in Versailles zum Abschluße gediehen.“ Nach
em Beitritte Süddeutschlands zum deutschen Verfassungsbündnisse
⸗erden die Seiner Majestät dem Könige von Preußen übertragenen
Zräsidialrechte über alle deutschen Stagten fich erstrecken. Ich habe
nich zu deren Vereinigung in Einer Hand in der Ueberzeugung
ꝛereit erklart, daß dadurch den GesammtInteressen des deutschen
haterlandes und seiner dverbündeten Fürsten entsprochen werde.
ugleich aber in den Vertrouen, daß die dem Bundespräsidium
iach der Versassung zustehenden Rechte durch Wiederherstellung
mes deutschen Reiches und der deutschen Kaiserwürde als Rechte
zezeichnet werden, welche Sr. Mojestät der König von Preußen
m Namen des gesammten deutschen Vaterlandes auf Gruud det
kinigung seiner Fünsten ausübt. In Würdigung der Wichtigken
ieser Sache wende ich mich nun an Eure Koͤnigliche Majestät mit
dem Vorschlage, in Gemeinschaft mit mir bei Sr. Majeltät dem
Zonige von Preüßen in Anregung zu bringen, daß die Ausübung
»er Bundespräsidialrechte mit Führung des Titels eines „deutschen
Zaisers“ verbunden werde:n Es istmir ein erhebender Gedanke,
zaß ich mich durch meine Stellung in Deutschland und durch die
heschichte meines Landes derufen fühlen kann, zur Krönung des
»eutschen Einigungswerkes den ersten Schritt zu thun, und gebe ich
nich ber freudigen Hoffnung hin, daß Eure Konigliche Majestet
neinem: Vorgehen Ihre freündliche Zustimmung ertheilen«werden
Indem ich mir daher das Vergnügen gebe, Eure Königliche Maje⸗
tät, gleich den übrigen verbündeten Fürsten und freien Städten,
um Deren“ gefällige Willensmeinung zu erfuchen, bin ich mit der
Bersicherung vollkommenster Hochachtung und Freundschaft Euerer
Königlichen Majestät freundwilliger Bruder und Venter Ludwig.n
A. Abdz.)
München, 7. Dez. Der außerordentliche Kredit, welchen
die: Staatsregierung von dene Kammern des Landtages zur Fort
setzung des Kriegs verlangen wird, beträgt dem Verneh men
rach 15,000,000 fl. — Die Abgeordneten der patriotischen
Hartei beabsichtigen noch in dieser Woche ˖ vor Beginn der
dammersttzungen in“ Berathung über ihre! Haltung gegenüder
den zu erwartenden Regierungsvorlagen zu treten und werden die
‚atriotisch gesinnten: Mitglieder der Kammer der Reichsräthe eine
Zinladung zur Theilnahme an dieser Vorberathung erhalten.
Karlsruhee, 7. Dez. Der Landtag ist auf den 15. d.
Mts. zu einer außerordentlichen Sitzung zusammeuberufen.
Saarbrückn, 8, Dez. Aus Versailles wird unter'm 5.
jemeldet, daß die Dahinkunft des Königs von Bayern wahrschein—
lich is.
Berlin, 6. Dez. Der frühere baherische Ministerpräfi⸗
»eut Fürst zu Hohenlohe, hält sich gegenwärtig hier auf.“ Am
Zonntaz wohnte derselbe der Berathung der Fraction der Frei—
lonversativen über den Vertrag mit Bahern bei und betheiligte sich
jehr ledhaft an der Debatte; denn auch bei diesex Frakuon iͤerden
die schwerwiegenden Mängel jenes Vertrages von den Mitaliedern
vollkommen gewürdigt. Heute wohnte Fürst Hohenlohe der Debatte
des Reichstags in der Hofloge bei. An den vielen Notizen, welche
er sich bei den einzelnen Rednern. machte, erkannte man das gro ße
Interesse, mit welchem ber Fürft der Diskission folgte.
In einem Berichte der Weser⸗Zig. aus Verjfailles vom 1.
Dezem ber über die Kaͤripfe am 80. Nov. heißt es: Das so lange
angesagte Bombardement auf Paris soll; beiläufig schon partiell
jestern seinen Anfang genommen, haben. Amgestrigen Morgen
ah ich zwei Riesenmörser durch die Straßen' von Versailles fahren;
dieselben waren jeder mit acht französischen Pferden bespannt und
jatten baherische Arlillerie zur Begleitunge Wie verlautet, hat
ayerische Artillerie vor Fort Ifssy das Fencr des Feindes erwidert,
Dan erzählte sogat, daß es den Bayern gelungen sei, einige der
äujer einer Vorstadt von Paris in Brand zu schießen, doch gebe
ch die Rachticht ohnen jede Gewähr wieder. 775
Berlin, 8. Dez. Ein höherer Postbeamter ist dieser Tage
noch Rheims abgereist; um'bei der Uebergabe von Paris der doc
igen Posiverwaltung' die erfordecliche Auskunjt über die Behand—
ung der Correspondenz an die in Deutschland befindlichen franzoͤ·
ischen Soldaten zu geben. — Amtlichen Nachrichieu— zufolge hai
ich in neuerer Zeit der Gesundheitszustand der deutschen Armee im
Felde sehr günstig gestaltet. Ruhranfälle, kommen fast gar nicht
jor, der ;Thphus hat an, Ausdehnung wie an gefährlichem Charakter
»erloren. Die Zahl der übrigen Kcantheitsfälle hat sich ebenfalls
vesen tlich vexringert. In den Lazarethen befinden sich eta 10000
dranke weniger als Ende des Monats Ottober. 727
„Berbinm, 8. Dec. Die Zistimmung saämmtlicher deutschen
Fürsten zum: Kaisertitel ist eingetroffen. Heute sollen Bayern,
PBürttemberg, Vaden und Hessen gemeinsam den deutschen Ver—
ssungsaki unterzeichnen. Kaiser und Reich“ werden voraus—
ichtlich bis zur formellen Erledigungenoch vorbehalter, die bisherige
zezeichnung daher, vorläusig beihehasten. Das Kaiserreich wicd