Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler ZAnzeiger. 
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ber : 1870. 
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des Elsas und der Schleifung (Nichtabtretung) von Metz begnügen 
würde. 
Berlin, 14. Dez. DieProvinzial⸗Corr.“ schreibt bezüg 
lich des bisher unterbliebenen Bombardements von Paris, daß Er— 
tlärungen über die betreffenden Thatsachen und Absichten nicht ohne 
Schädigung der Kriegführung gegeben werden können; die Bevöl⸗ 
erung dürfe jedoch der“ Heeresleitung unbedingt vertraueu, daß 
ediglich die militärischen Auffassungen und Gesichtspunkte den Aus⸗ 
schlag geben und die Rüchsichten“ auf die höchsten Ziele der Krieg⸗ 
jührung und'auf die Imteressen unseres Heeres vor Allem maßgebend 
ind. Unsere Heerführer werden in Bezug auf Paris im rechten 
Lugenblick nichss unterlaffen, was zur Sicherung der Erfolge des 
kZrieges für Gegenwart und Zukunft erforderlich ist. J 
Berhlin, 14. Dez. Bezüglich der Luxemburger Angelegen⸗ 
zeit bestätigt die „Provinzial-Corr.“, daß die Bundesregierung 
wegen der neutralitätswidrigen Haltung Luxemburgs gegenüber den 
»etr. Mächten und der Luxemburger Regierung die Erklärung ab— 
zjegeben habe, daß sie dem Verfahren der letzteren gegenüber sich volle 
Freiheit der Entschließungen vorbehalten müsse. 
Berlin, 15. Dez. Der König hat einen Armeebefehl, 
datirt Versailles, 6. Dez., erlassen. Derselbe betont, wir 
tänden an einem neuen Abschnitte des Krieges. Alle Versuche 
des Feindes, die Cernirungslime zu durchbrechen, waren vergebens, 
die Armeen des Feindes, welche zum Entsatz von Varis von allen 
Seiten heranrückten, sind geschlagen. Der König dankt den Trup⸗ 
pen und sagt:: wenn der Feind auf Fortsetzung des Krieges be⸗ 
harrt, so wisse der Könia, daß die Soldaten fortfahren werden, 
dieselbe Anspannung der Kräfte zu bethätigen, welcher wir die bis⸗ 
herigen Erfolge verdanken, bis wir einen ehrenvollen Frieden er⸗ 
ringen, der würdig der großen Opfer ist, die an Blut und Leben 
zebracht wurden. 
Aus Versailles, 10. Dez., schreibt man dem ‚Württemb. 
StaatsAnz.“: Fast das gesammte Militär hat Trochu aus dem 
Innern von Paris entfernt, und dasselbe bezieht seine Kantonements 
ind Bivouaks außerhalb der Thore von Paris. Die Regierung 
von Paris will von Verhandlungen absolut nichts wissen und hofft 
noch immer auf siegreiche Aämpfe der Loirearmee. — Gambetta 
agitirt in der Provinz auf das Lebhafteste; gesterr Morgen fand 
man sogar hier in Versailles an den Markthallen eine Proklama⸗ 
lion Gambetta's angeheftet, in welcher zur Ausdauer ermahnt und 
»on neuen Zufuhren, durch welche Paris auf Monate sich von 
Neuem verptoviantirt hat, spricht (lügt); auch in St. Germain sind 
ihnliche Plakate entdeckt worden. 
Straßburg, 7, Dez. Der Betrag des durch das Bom⸗ 
zardement verursachten Schadens soll dem Vernehmen nach durch 
die Mairie und ihre Commissionen nunmehr so ziemlich festgestellt 
sein.“ Derselbe wird in runder Summe auf 50 Millionen anges 
zeben, wovon etwa 3 Fünftel auf Gebäude und 2 Fünftel auf 
hewegliches Eigenthum fallen. Selbstverständlich ist hier nur der 
aunmittelbare Schaden in Berechnung genommen, nicht auch der 
nittelbore z. B. durch den Ruin eines Geschafts, einer Kundschaft 
u. dgl. entstandene. Ebenso natürlich sind auch die Festungswerke 
außer Berechnung geblieben. (Schw, M.). 
Straßburg, 9. Dez. Die Gaben für Straßburg betragen 
zis jetzt an Geld 224,35793 Fres., wovon 155,08 FIrcs. an 
2999 Bdürftige abgegeben sind. Von den letzteren sind bis 1. 
Dez. im Ganzen 3560 eingeschrieben worden. Die Elsässer demon⸗ 
iriren jetzt auch dadurch, daß sie von der deutschen Verwaltung 
eine Stellen annehmen. Die Zeitungen bringen täglich Schreiben 
von Einnehmern, welche erklären, daß sie zurückzetreten seien, und 
aicht Lust hätten, der deutschen Verwaltung Dienste zu leisten. Da 
vird mau eben Leute anderswo beziehen, und die Eisässer werden 
zies später in ihrem eigenen Interesse zu beklagen haben, Im 
Oberelsaß fährt man fort, den Groll an Eisenbahnen und Tele— 
zraphenstangen auszulassen. Wegen Zerstörung einer Telegraphen « 
tange hatte erst dieser Tage die Gemeinde Dockenberg 2000 Fr. 
zu erlegen, und wegen Zerstörungen an der Eisenbahn mußte die 
J v. Pod bielsky. 
Bern, 13. Dez. (Allz. Ztg.) Der Bundesrath sendet eine 
Deputation aus Pruntrut in das Lager von Bolfort, um Durchlaß 
der . Weiber, Kinder und Greise zu erwirken. J — 
London, 14. Dez. Nachrichten aus Havre melden, dah 
bei Honfleur (am gegenüberliegenden südlichen Seineufer) keine 
Preußen gesehen wurden. Der französische Gencral Moignard soll 
die Absichi haben, einen Angriff, nicht abzuwarten, sondern dem 
Feind entgegenzugehen. 
.e Lomdon, 13. Dez. Nach Berichten aus Havre vom 12. 
befanden sich starke preußische Streitträfte bei Beusseville, 16 eng⸗ 
lische Meilen von Havre, welches durch eine erhebliche Truppen⸗ 
Jahlund-850 Positionsgeschütze, die von Marinesoldaten bedient 
werden, vertheidigt wird. 
Bordeaux. 14. Dez. Eine amtliche Depesche meldet: 
Die Preußen sind in der Gegend von. Montrichard und Romoran⸗ 
in (im Departement Loire und Cher, südlich von Blois) erschienen 
—Der Moniteur“ schreibt: Den französischen Generalen gehen 
anaufhörlich Verstärkungen von Osten und Westen zu, um gewisse 
vichtige Punkte unangreifbar zu machen. Diese Verstärkungen 
werden den beiden Loirearmeen zugewiesen. Es finden häufig 
kleine Zusammenstöße zwischen den beiderseitigen Truppen statt, die 
auf der langen Schlachtlinie von' Le⸗Mans bis jenseits Vierzon 
vperiren.. 
Deutschland. , 
Müuchen, 13. Dez. Ueber die Modalitäten des neuen 
Militäranlehens erfahre ich, daß dasselbe als Prämiengnlehen zu 
100 300 uͤnd 1000 Thaler ausgegeben werden soll.“ Die Ver⸗ 
zinsung soll eine halbjährige fünfprozentige und das Anlehen selbst 
im Wege der allgemeinen Subfkription beschafft werden · 
uuMünchen, 15. Dez. Die Abgeordnetenkammer'wählte in 
den Ausschuß für die Bundesverträge aus der patriotischen Partei 
die HH. Xaver v. Hafenbrädl, Schüttinger, Joörg, Anton Schmid, 
Greii, Hauckh, Kurz, Kratzer und G. F. Kolb; aus den liberalen 
Barteien Marquard Barth, Louis und Crämer aus Doos. Die 
ehlenden Muitglieder werden morgen gewehlt, da heute keine 
Majorität erzielt wurde. 
Berkin, 12. Dez. Man versichert, daß“ in Gespraͤchen, 
Zie zwischen Odo Russell und dem Grafen Bismarck in Vers illes 
dattfanden, ersterer sich dahin ausgesprochen hatte, daß das eng⸗ 
ische Cabinet den Plan des Aufgebens Luxemburgs in Deutich— 
and keine Schwierigkeiten in den Weg legen würde, falls Preußen 
bei einem Friedensschluß mit Feankreich sich mit der Abtretung