Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anterhaltungsblatt 
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St Ingberter Anzeiger. 
Dounetstag, den 26. Janur 18. 
Lord KLyse. — 
Nach dem amerikanischen Originale des 
Charles T. Mannerß. 
Frei bearbeitet von Lina Freifrau v. Berlepsch. 
(Ombs) 
Gortsetunzs / 
„Bitte, zeige mir ihn,“ bat Kitty schüchlern. 
„Wenn?“ 3 
„Lord Lyle. Ich sehne und fürchte mich, 
ihn zu sehen.“ 
ESein gifliger Odem soll mein em Veilchen 
nicht nahe komm en ·· 
Ritth verstand den Sinn der Worke nicht 
und fragte unbefangen weiter; „Glaubst Du, 
daß er mit mir spricht und Hugo erwähnt ? 
Und ist es passend, ihm für alle Gülte zu 
danken ?8 
„Ach, ich vergaß die Bezichun gen Deines 
Bruders zu ihm, — ich —“ 
Sie konnte nicht weiter sprechen. denn eine 
Gruppe junger Mädchen eilte auf sie zu und 
umgad sie lachend und plaudernd. 
„Guten Tag, Miß Lloyd, wir suchten Sie 
auf, um Sie zum Bogenschießen zu entführen. 
Sir John behauptet, er werde den silbernen- 
Pfeil gewinnen und wir wollen ihm einen 
Rivalen finden. Oberst Morne sagte uns von 
Ihrer Geschicklichkeit.“ „Ist's nicht reizend 
hier? Ist Lady Woodlawn's Idee nicht präch⸗ 
ig ?“ „Guten Tag, Miß Cartright, ich freue 
aich, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?“ 
‚Ach, da ist Sir Charles und Lady Worth, 
und wer in aller Welt ist der schöne junge 
Mann, der sie begleitet ?“ „Still, weißt Du 
das nicht? Es ist Lord Cuthbert Lyle. Ist 
er Ihnen schon vorgestellt, Miß Lloyd ?Je⸗ 
dermann ist jetzt über ihn so entzückt, als vor 
Zeiten empoͤrt·.. 
Danke, ich habe kein Verlangen diese 
Bekanntschaft zu erneuern,“ entgeguete Ge⸗ 
uevra stolz. J 
ESei doch nicht so hart und eigersinnig, 
Genebra, und verlange nicht Wunderdinge, die 
in der prosaischen Welt eben nicht vorkommen. 
Uebrigens glaube ich an Lord Cuthberts Be— 
kehrung und — doch sieh, Lady Worth will 
ihn uns vorstellen“ 
Die hüdbsche Blondine, die eben gesprochen. 
schüttelte coquett das Lockentöpfchen und spielte 
lächelnd mit denm rosenbekränzten Schäferstab, 
als der junge Edelmann ihr vorgestellt wurde. 
Miß Llond hatte fich abgewandt und schien 
in ernstem Gespräche mit einem alten General. 
Bemerkte Cuthbert diese absichtliche Handlung. 
weil sein Auge sie halb bittend, halb vor⸗ 
wurfsvoll traffẽff 
Lady Worth aber ließ sich nicht so leicht 
tinschüchtern. 253 
Einen Augenblig. Miß Lloyd, Sie ertn⸗ 
nern sich doch wohl gu Lord Cuthbert Lyle 7“ 
Kalt und steinern wandie sich das schöne 
Antlitz. Die funkelnden Augen trafen Lord 
Lyle einen Moment mit unaussprechlichem 
Ausdruck. „Ich habe Lord Cuthbert Lyle nicht 
vergessen; ich erinnere mich seiner sehr wohl.“ 
Und mit stolzem Kopfneigen kehrte sie sich 
wieder dem Generale zu. V 
Bleich, aber respecivoll verbeugte sich Cuth⸗ 
bert vor der Dame, die ihn jo ungnädig 
ꝛmpfangen. J 
Lady Worth verbarg kaum ihren Verdruß.