werden wohl wieder das Gegentheil zu berichten wissen, daß nämlich
der Heilige Vater sich des besten Wohlseins erfreue.
Eine wenig glaubhafte Nachricht über die päpstliche Angele—
jegenheit läßt sich die „Church Times,“ allerdings auch kein
zuverlässiges Blatt, aus „guten Wiener Quellen“ schreiben.
Demzufolge hätten die drei Kaiser in Berlin beschlossen, in einer
zemeinsamen Note den Papst um Aufhebung des Jesuitenordens
zu ersuchen und ihm dafür die Beschützung der anderen religiösen
Orden, sowie auch ein Uebereinkommen zwischen der italienischen
Regierung und den Orden in Betreff der Klostergüter zu Stande
in bringen versprochen. Man meint, das könnte Pius IX.,
wenn die drei Kaiser zu solchen Versprechungen wirklich geneigt
ein sollten, schon wagen; er habe ja doch nur noch einige Tage
u leben, und diese zu opfern, dürfte ihm angesichis, solcher Be—
johnungen nicht schwer fallen. —
Asien.
Während sich in Europa die Dinge mit jedem Tage fried⸗
icher cestalten, scheint hier im fernen sten ein Krieg der schlimm⸗
len Art sich entwickeln zu wollen, in welchem Ja pan die Haupt⸗
volle zu spielen bestimmt sein dürfte. Der Konig von Korea, der
Thina und Japan zugleich tributpflichtig ist, verweigert dem Letztern
diesen Tribut, als aus früherer Erpressung herrührend. Der König
chreibt u. A.; „Ihr denkt, die wesilichen Barbaren seien ein großes
Volt. Wir Koreaner sind nur ein kleines Land, aber wir haben
ennoch den Muth, Euch zu schreiben, daß die westlichen Barbaren
Bestien sind. Hiemit beabsichtigen wir, Euch und Eure Alliirten,
zie Barbaren, zu insultiren. Wir wollen, daß Ihr Euch mi
Ihnen vereinigt und Eure großen Schiffe und Armeen herbringt.
Fusankai ist der nächste Hafen Korea's gegen Japan zu. Um
kuren Angriff so wenig kostspielig als möglich für Euch und Eure
Freunde zu machen, wollen wir unsere Leute hinschicken und Fusan-⸗
'ai zum Schlachtfelde herrichtn und den Tag der Schlacht fest⸗
etzen. Es ist umnüß, daß Ihr Euch in weitere Correspondenzen
nit uns einlaßt, denn das Unrecht, welches Ihr uns angethan
jabt, ist so groß, daß Eure Entschaldigungen fruchtlos sein wüͤrden.
Die einzige Alternative ist ein blutiger Krieg — ein Krieg, welcher
Japan alle seine Krieger kosten wird, und dann werden wir Euͤch
die Bedingungen vorschreiben. Dies ist unser Vorhaben. Ihr müßt
nicht versuchen, uns wieder zu schreiben — und Obiges diene Euch
zur Warnung, alle Eure Vorbereitungen zu treffen — dern ent⸗
reder muß Japan Korea angreifen oder Korea wird Japan mit
Krieg überziehen.“ — (Ein echt asiatisches Schriftstück)
Amerika.
Nachrichten aus San Francisco zufolge sinb Kohleu—
felder in Californien aufgefunden worden. Die Felder sollen sehr
nusgedehnt und die Kohle von vorzügliger Qualität sein. Die
Blatter in San Francisco glauben, daß eine Eirfuhr von Kohlen
in Zukunft überflüssig sein werde. Bisher wurden englische Kohlen
nit 48. St. per Tonne bezahlt, während die inlandische Kohle
sjür 1L. St. die Tonne wird verkauft werden können.
Vermischtes.
Kaiserslautern, 30. Sept. (Industrieausstellung.)
Heute Morgen wurde mit dem Abreißen der schönen Anlagen
»egonnen. Die Gesammteinnahme von Eintrittsgeldern für die
ganze Dauer der Ausstellung beträgt ca. 41,000 ft.; hierzu kommt
der Erlös aus ca. 10,000 verkauften Katalogen inii co. 2000 fl.
der Gewinn an der Verloosung mit ca. 4500 fl.; so daß also
mit Hinzurechnung des Erlsses aus den noch zu versteigernden
Ausstellungsulensilien die Gesammteinnahme sicherlich über 50,000
J. betragen wird. Rechnet man die Unkosten mit ca. 85,000
il. ab, so würde sich ein Ueberschuß von etwa 15,000 fl. heraus—
ttellen, der wahrscheinlich als Stock zur Gründung eines Gewerbe⸗
museums für die Pfalz in Kaiserslautern verwandt werden wird.
(Kaisersl. 3.
FKaiserslautern. (Industrieausstellung.) Im Frucht—
jallsaale werden jetzt alle für die Verloosung angekauften Gegen⸗
tände, 2601 an der Zahl, zusammengestellt; einige Tage vor der
Verloosung wird das Publikum zur Besichtigung zugelassen.
(Kaisersl. 3.)
Die Weinlese hat in den Gemarkuugen Frankweiler,
Bodramstein, Siebeldingen und Impflingen am 2. October be—
zonnen. ;
F In den Gemeinden Edenkoben, Maikammer, Rhodt und
Fdesheim nimmt die Weinlesse Montag, den 7. ds. Mts.
ihren Anfang.
F In der letzlen Zeit haben sich in Frankenthal zwei
Christen mit Israelitinnen verlobt, ohne daß Letztere beabsichtigen,
um Christenthum überzutreten. (Pf. P.)
FAus der Pfalz, 29. Sept. Dem Vernehmen nach
jat sich die Verwaltung der Psfälzischen Bahnen zur Zeit gegen die
Ertheilung der Bauconcession für eine Glanthalbahn — von Alten⸗
zlan über Meisenheim nach Staudernheim, oder als Alternatiolinie
von Meisenheim rechts abzweigend über Unkenbach und Ober.
noschel nach Alsenz, zum Anschluß an die Alsenzbahn — ausq⸗.
prochen. (Pf. 8.)
Geutscher Forsste und Jagd-Kalender) Die
Verlagshandlung des bekannten Mentzel'schen lan dwirthschaftlichen
Kalenders (Wiegandt u. Hempel in Berlin) hat sich insoige vielsaq
geäußerter Wünsche veranlaßt gesehen, für Forstwirthe und Jãgen
ein analoges Unternehmen in's Leben zu rufen. — Der Deutsche
Forste und JagdKalender ist redigirt von dem Director d
Forstakademie Tharaud, Oberforstrath Dr. Judeich, und der soeben
erschienene J. Jahrgang (1873) gibt bereits Zeugniß von dem
practischen Sinn, welcher die Redaktiou geleitet. Der erste, gebun
dene Theil ist ein Taschenbuch mit vollständigem Kalendarium (füt
jeden Tag eine halbe Seite weißes Papier), Tabellen zum CEn—
ragen localer oder wirthschaftlicher Notizen und mannigfächen Ve—
rechnungen zu bequemer Beantwortung der verschiedensten wirth
schaftlichen Fragen. Der zweite Theil dient forstlicher Wissenschaft
ind Statistik und enthält neben zahlreichen Auffätzen über vn—
schiedene Forste und Jagd · Themata den vollständigen Personalfstalus
der Forstverwaltungen Preußens und der übrigen Siaaten deß
deutschen Reichs. Der Preis beträgt 1 Thlr. — Der Forst⸗ un
Jagdkalender tann durch die Buchhandlung von Eduard Jofß
in Landau bezogen werden.
.Karlsruhe, 28. Sept. Der Diener des Hrn.v
Reiff, Ferdinand Mack von Spöck (CLandamts Karlsruhe) hat ge⸗
stern Abend das Geständniß abgelegt, daß er sich in dessen Schlas
zimmer geschlichen, ihn nach heftigem Kampf erwürgt und dand
die Leiche frisch angezogen auf die Straße gelegt habe, um glou—
ben zu machen, dort sei der Mord vorgefallen. Er hatte sich au
dem Secretär 220 fl. angeeignet, den Kasseschrank hatte er, da e
den Verschluß nicht kannte, nicht öffnen können.
F GWo liegt Worms und wo Breisach? Ein Bulletin
des französischen Offiziervereins, welches die deutscher Seits vor—
Jjenommenen Rheinvefestigungen bespricht, sagt allen Ernstes, bei
Worms werde eine große Brücke gebaut, bestimmt, Alt- und
Neubreisach zu verbinden. Das müßle eine wunderbare Brücke sein
Worms, 3 Oct. Zu der heute stattgehabten funfzig
ährigen Jubiläumsfeier der unirten Kirche Rheinhessens waren
ahlreiche Theilnehmer von nah und fern eingetroffen. Alle Redner
ohne Ausnahme betonten die Nothwendigkeit des Strebens nach
einer allgemeinen deutschen unirten Rationalkirche. Die Stadt
ist festlich beflaggt.
F Ein eunges alleinstehendes Mädchen aus Winkel (Kreis
Wiesbaden) kam kürzlich heim Kreisgerichte um ihre Großjährig⸗
keitserklärung ein. Als diese gewährt war, trat sie sofort in ein
seloster. Die Braut der Kirche hatte eine Mitgift von 300,000fl.
F Mit dem 14. Oktober nehmen die Herbstcontrolversamm
lungen für die Reserve und Landwehrmannschaften des Deutschen
Reiches ihren Anfang.
fEms, 29. Sept. Gestern wurde die hiesige Spielbank
zeschlossen. Wie verlautet, beträgt der im letzten Sommer erzielle
GBewinn über 400,000 sl.
F München, 25. Sept. Heute wurde in dem von der
Inhaberin der Dachauer Bank, Fräulein A. Spitzeder, angekauften
alten „Café Orlando di Lasso, die erste Munchener Volksküche
eröffnet. Der Andrang des Publitums war ein so gewaltiger,
daß man große Mühe hatte, durch die Menschenmassen durchzu⸗
ommen, um von der inneren Einrichtung der noch nicht vollständig
hergerichteten Lokalitäten Einsicht nehmen zu können. Es mochten
jeute bereits weit über tausend Leute daselbst ihr Mittagsmahl
zehalten haben. Diese Volkstüche ist von Morgens sechs bis
Abends acht Uhr geöffnet. In den unteren Lotkalitäten kosten
Zuppe, Gemüse und Rindfleisch mit Brod 8 und 10 Kreuzer, in
»en oberen dito mit Ragout 18 und 16 Kreuzer. Auch das Bier
Hofbräuhaus) ist um einen halben Kreuzer billiger, als überall
onstwo. Auch Leute in Cylinder und Glace⸗Handschuhen suchten
daselbst ihren Mittagstisch.
München, 830. Sepi. (Oktoberfest.) Bei der gestrigen
Preisvertheilung erhielten die goldene Vereinsdenkmünze folgende
Pfälzer: Kaufmann Nikolaus Gerard in Speier (praktische Land⸗
virthschaft), Regierungsrath Römmich in Speier (Förderung der
dandwirthschaft), die silberne Vereinsdenktmünze Dr. Groß in
Lambsheim (Foͤrderung der Landwirthschaft); füͤr landwirthschaft⸗
iiche Leistungen erhielten Ehrendiplome u. a. die Gemeinden Bi⸗
tterschied und Duchroth⸗Oberhausen.
Der „Hofer Anzeiger“ vom 25. meldet: Unser Nachbar—⸗
tädtchen Gefrees ist im Laufe der vergangenen Nacht zu zwei
Drittheilen ein Raub der Flammen geworden. 120 bis 180
dauser und Scheunen nebst Kirche und Post sind abgebrannt.
Das Feuer kam in einer Scheune aus; man vermuthei Brande
tiftung.
Witerarifche Curiosität.) Die Ueberschrift des
ßnadengesuchs eines Lithauers an die Kaiserin Augusta um Nie⸗