Full text: St. Ingberter Anzeiger

und Länder 466,262 Mann und auf die Länder der ungarischen 
Krone 333,738 Mann entfallen. Das Rekrutrncontingent der im 
Reichsstage rertretenen Laäuder beträgt im Jahre 1873 fin das 
dehende Heer 58,645 Mann und 5564 Mann für die Ersatz 
reserde. 
Frankreich. 
In Paris hat sich jeßt unter dem Titel ,Ligno des Quartiors 
eine Verbindung gebildet, deren angeblicher Zweck ist, die französische 
Fx⸗Hauptstadt gegen die Plünderung, die Brandstiftung und die 
Barrikaden zu beschützen. An der Spitze dieser Gesellschaft stehl die 
Alliance couservatrico“, ein aus heißblütigen Rayalisten, wie 
derzog de la Rochefoucauld. Marquis de Rethöny u. A. besiender 
Verein. Selbstverständlich ist die Beschützung von Varis gegen die 
Plünderung ꝛc. nur ein Vorwand, 'und der eigentliche Zwech der 
Verbindung der, eine bewaffnete Macht zu organisiren, die, falls 
ernste Ereignisse eintreten, für die geheimen Pläne der Royalisten 
herwandt werden soll. Die Organisation dieser bewaffueten Mach 
wird schon seit mehr als einem Jahre betrieben. 
Marschall Mac Mahon wird dieser Woche ein Werk mit dem 
Titel: „Von Chalons nach Sedan verödffentlichen. 1n 
Schweiz. E 
Genf, 4. März. Das „Journal de Genéve“ veröffentlicht 
ein Schreiben ciner Versammlung von 300 liberalen Katholiten 
an den Pater Hyazinth, worin derselbe eingeladen wird, nach 
Benf zu kommen, sowie das Antwortschreiben Hyacinths, welcher 
zufagt und eine Reihe von Vorlesungen ankündigtg. 
»Ee Lmi s 
aꝛ St. In gbert, 7, März. Auch die hiesige Industrie 
wird die Wiener Weltausstellung beschicken. Bereits fiad durch 
das kgl. Bergamt von allen Qualitäten der hiesigen Kohle 
würfelfoörmig geschnittene Stücke dahin abgegangen und auch das 
dr äm e r'sche Etabliffement wird, wie wir hören, sich mit seinen 
Fijenproducten an der Ausstellung betheiligen. 
— Das tgl. Landgericht dahier verurtheitte in seiner S'tzung 
om 6 d, M. 12 Sonntagsschuüler und Schülerinnen von Ober. 
whüer zbach mit je 1 Tag Haft, wegen unerlaubten Besuchs einer 
Tanzmusik am 16. Februar abhin. 
Zweibrücen, 1. März. Die Session für das 1. 
Quartal beginnt den 10. März nächsthin unter dem Präsidium 
des kgl. Appellationsgerichtsrathes Hrn. Kast. Zur Abuttheilung 
kommen wegen der beigefügten Verbrechen: 
Den 10. Marz Theobald Jakob, 20 Jahre alt, Maurer von 
Leinsweiler, wegen schweren Diebstahls und Betruges; den 10. 
März Fischer Adam, 31 Jahre alt, Dienstknecht von Haardt, 
wegen Betruges; den 11. Maärz Hirschelmann Cath. 36 Jahr 
alt, ledig, von Donsi⸗ders, Diebstahl; den 11. März Tath Magd. 
19 Jahre alt, Dienstmagd von Schwaridach, Diebstahl und Bruch 
des polizeilichen Aufentholtsderbotes; den 11. Marz Amlung Joh. 
Marti., 33 Jahre alt, ledig, Metzger von Edenloben, Betrug und 
Unterschlagung; 12. M. Zech Pet., 834 J. Maurer von Schauern⸗ 
heim, Diebstahl, Widerstand und Beleidigung; 12. M. Geib Joh 
5., 30 J., Tagner von Seelen, Diebstahl; 12. M. Münch Val. 
35 J. Tagner von der Esels⸗fürth bei Katserslautern, Diebstahl 
13. M. Rollar El., 27 J. alt, led, von Unkenbach, Kiudsmord 
14. M. Lacroni Theod., 56 J., Tagner von Hochspeyer, Dieb⸗ 
tahlsverfuch; 14. M. Hofmeister Osk., 21 J. led., von Landar 
Diebstahi und Bettel; 14. M. Rihmer Salomea 26 J. ledig 
von Pirmasens, Diebstahl; 15. M. Lechner Gg. 25 J., Weber, 
hon Herxheim, Diebstahl? 15. M. Fuhrmann, A. M. 23 J. 
ed., d. Lohnsfeld, Diebstahl und Sachbeschädigung; 15. M. 
Trumpler Jak., 31 J., Dienstknecht von Gerolsheim, Diebstahl 
17. M. Juster H., 17 J., von Pirmasens, Todtschiag; 18. M 
Bitz Cht. 31 J., Tagner von Niederkirchen, Diebstahl und Betrug; 
18. M., Werre P. 19 J. Schneidergeselle von Rheingoönnheim, 
Diebstahlsversuch; 18. M. Batsch D., 42 J., Barbier von 
Obermohr, Diebstahl:! 19. M. Hahn C., 26 J., Wagner von 
Albersweiler, Diebstahl. — Die Verhandlung ist noch nicht fixirt 
jür Pister Jos., 24 Jahre alt, ladig, Maurer von Haßloch wegen 
diebstahls. 
fSi. Johann, 3. März. Den gestern Abend von 
Saargemund nach Bitsch ab egangenen gemischten Zug hat gegen 
10 Uhr auf der Strecke zwischen Klein⸗Rederchingen und Euchen 
berg ein Unfall sehr bellagenswerther Art betroffen. Der Zug 
hatte soeben eine Anhöhe erstegen und die vordere Hälfie desselben 
aus zwei Lokomotiven, einem Gepäck und 4 Personenwagen be⸗ 
tehend, befand sich bereits wieder auf etner abfallenden Bahnebene 
während der hintere Theil des Zuges, aus Guüter und Kohlen 
vagen zusaumengesehzt, noch auf ebenerem Terrain liefen, als — 
eine andere Deutung ist nicht zu finden — die diese beider 
Halften oerbinden en Keiten rissen; die vorderen Wagen setzten 
jhren gleichmäßigen Cours fort, während die abgetrennten hinteren 
schwerbeladenen Wagen erst langsamer, dann abder in Folge des 
0 
datlen Gesälles mit immer rasenderer Schnelligkeit nachfolgien. In 
den letzten Momenten bemerkten die Locomotivführer die droheade 
hefahr und versuchten Vorsprung zu gewinnen. — es war zu 
pätt:: die Güterwagen stießen mit so furchtbarer Gewalt auf die 
erreichten Personenwagen, daß von diesen wie von den ersteren 7 
bis 8 Stück ganz zerschmettert und außerdem mehrere rechts und 
innks aus dem Geleise geworfen wurden; dicke eiserne Achsen und 
andere Eisentheile verbogen sich wie Draht und schwere Holztheile 
logen in Splittern auseinander. Der Zusamm'nstoß wurde deut⸗ 
iich in Lemberg gehört. Ein Bremser und zwei Unterofficiere 
wurden schwer verwundet und nach Bitsch ins Lazareth gebracht; 
der eine Unteroffizier war mit dem unteren Theile seines einen 
Beines so unglücklich unter einen Haufen schwerer Trümmer ge- 
athen. daß derselbe ihm ganzlich zermalmt wurde. Mit herzzer⸗ 
reißenden Worten bat er, weil die Austrengungen, ihn aus seiner 
chrecklichen Lage zu befreien, faft 3 Stunden lang dauerten: man 
möge ihm ein Messer reichen, damit er seiner Qual ein Ende 
machen können; von den anderen Passagieren wurden zwei nicht 
so schwer verwundet; die Üübrigen erlitten fast sämmtlich — viele 
durch Glassplitter — leichtere Verletzungen. Die Bahn wurde 
noch in der Nacht wieder fahrbar gemacht. 
Neupfotz 3. März. Um die Obstbaumzucht zu heben 
und derselben in der Folge eine größere Sorgfalt angedeihen 
lassen zu können, hat nach Mittheilung der ‚Landwirthschaftlichen 
Blätter“ das Landwirthschaftliche Kreis-Comite der Pfalz in seiner 
Sitzung vom 1. Febtuar lJ. J. belchlossen, daß das Institut der 
Vemeinde-Baumwärter eingeführt werden solle. Da nun bisher 
n vielen Gemeinden häufig wegen Mangel an praktischen, tüchtigen 
Obstbaumzüchtern und Gärtnern die Obstbaumzucht sehr vernach- 
lässigt wurde, ja hie und da ganz darniederlag, und Herr Velten, 
Zunste und Handelsgärtxker in Speyer, ersucht werden soll, Zög⸗ 
linge für den Unterricht in der Obstbaumzucht aufzunehmen Lund 
dieselben in leßteter gründlich zu unterweisen. so kann man jetzt 
schon als sicher annehmen, daß das neue Institut der Gemeinde ⸗ 
Baumwärter im eigentlichen Sinne die besten Früchte bdringen 
wird. (Pf. Z3.) 
F Mäünchen, 5. März. In Sachen der Giesinger Kir⸗ 
henbaulotterie hat die Kreisregzierung von Oberbayern von Kuratel 
vegen vorlaͤufig angeordnet, daß der aus dem Verkaufe der abdge⸗ 
etzten Loose eingezangene Gejammterlös des Unternehmens bis auf 
Weiteres vollständig intakt zu erhalten ist, so daß Zahlungen à 
Donto desselben nicht gemacht und insbesondere auch nach Ablauf 
der in Ziff. V des Verloosungsplanes vorgesehenen Frist die auf 
die gezogenen Nummern entfallenden Gewinnste vorläufig nicht 
ausbezahlt werden dürfen. 
Die Münchener Jerusalemspilger sind — laut Vaterland 
— unter Fuhrung des Kooperators Geiger wieder zurückgekehrt, 
zis auf einige, die von Rom aus, wo sie am Aschermittwoch 
dem Papste vorgestellt wurden, ncch Wallfahrt nach Loretto 
nachten. 
cig In Wien fand ein Arbeiter vor einigen Tagen nächft 
dem Nordvahnhofe ein Packet mit 30,000 fl. in Obligationen; 
dieselben sind, wie sich nachträglich herausstelltte, ein Theil jener 
Werthpapiere, welche im vorigen Monate bei dem großen Diebstahle 
in Preßburg eniwendet wurden. 
7Ddie Pilz'sche Bierballe zu Wien war kürzlich der Schau— 
platz eines empoͤrenden Benehmens zweier Offinere. Ein Stamm- 
zast ver Wirthschaft, Bankbeamter S., saß mit jeiner Gattin an 
inem Tische; an einem andern die zwei Offijziere, die den Keizen 
der jungen hübschen Frau die auffallendste Aufmerksamkeit widmeten 
zhne daß diese auch nur mit einem Blicke dazu Veranlafsung 
zegeben und ohne daß ihr Mann, der in ein eifriges Gespräch 
nit seinem Nachbar vertieft war, es bemerltt hätte. Schließlich 
zjingen aber die beiden Helden so weit, der Frau durch einen 
dellner ein Billet zu schicken worauf der beleidigte Gatte, von der 
destürzten Frau aufmerksam gemacht, auf die Anberschämten zu⸗ 
zing, um sie zur Rede zu stelley. Statt sih nun zu entschuldigen, 
zjog einer der Offiziere, Leutenanf von Fischer, den Säbel; allein 
in demselben Augneblicke stürzten alle anwesenden Gäste auf ihn 
sos und nur dem Umstande, daß ein zufällig anwesender Polizei- 
'ommissar ihn sofort verhaftete, hatte er es zu verdanken, daß er 
ohne ernstliche Mißhandlungen davon kan. 
7 Nach Dr, Engel's Statistik über den Krieg von 1870/71 
berlor von den einzelnen deutschen Armeecorps das brandenbur⸗ 
gische 33, das J. bayerische 33, das posen'sche 25, das rheinlän⸗ 
dische 25, das Gardecorps 23 Proz., Uter den Waffengattungen 
jatte die Infanterie weitaus die meisten Verluste. Von allen Ge⸗ 
fallenen gehörten 91 Proz. dieser Waffengatiung an, während sie 
jeldst von der Gesammistärke nur 77 Proz. ausmachte. Unter den 
derschiedenen Regimentern hatten am meisten Veiluste die Nummer 
14 (Ostpreußen) mit 1694, Nr. 16 (Westphalen) 1691, Nri. 52 
Brandenburger) mit 1665 Mann. Ihnen gleich kommt das 
ßardeschützenbataillon, das bei Metz dezimitt wurde. Betrachtet man