Full text: St. Ingberter Anzeiger

sammlung] von Berge und Hüttenmännern; vom 26. Sept. bis 4 
Oktober intecnationaler mediz nischer Kongreß. Fur den interna⸗ 
lionalen Kongreß zur Erörterung der Frage der Herstellung von 
Geldzeichen und Werthpapieren, den internationalen Kongreß von 
Land und Forstwirthen und den internationalen Kongreß zur Be— 
cathung von Maßnahmen zum Schutze der Vögel sind die Ter— 
mine noch nicht festgesetzt worden. 
Italien. 
Rom, 9. April. Die beunruhigenden Gerüchte über das 
Befinden des Papstes sind vollständig erfunden; gleichwohl ist der 
Papst noch nicht vollkommen wieder hergestellt und muß er das 
Bett hüten. 
Schweiz. 
Bern, L.FApril. Einer Nachricht des „Progrés“ zufolge 
haben die Geistlichen des Jura von der Kanzel aus erklärt, daß 
fie fich den Suspensionsbeschlüssen des Regierungsraths fügen 
werden. (Gegen 97 katholische Geistliche des Jura hatte der Berner 
Regierungsrath die Suspenston vom Amt verfügt, weil fie erklärt 
hatten, daß fie Lachats Absetzung nicht anerkennen. Es wurden 
it nen die Civilstandsregister abgenommen ⁊c.) 
England. 
London, 9. April. Nach einem dem „Eche“ aus Newyorlh 
dom“ heutigen Tage zugegangenen Telegramme ist Brigham Yung, 
das Haupt der Mormoneu, von seiner Stellung zurückgetreten. 
Derselbe hat die Absicht, nach dem Territorium Arizona auszu⸗- 
wandern und sein beträchtliches Vermögen unter seine Familie 
(16 Frauen und 60 Kinder) zu vertheilen. Eine Anzahl der al—⸗ 
leren Mormonen werden voraussichtlich seinem Beispiele folgen. 
Die mormonische Frage dürfte in Folge dieses Schrittes als er⸗ 
ledigt anzuse den sein. (W. T. B.) 
Spanien. 
Der Carlistenchef Saballs hat nach der Einnahme der 
kleinen Festung Ripoll 12 Soldaten der Regierung füfiliren lassen, 
weil von der Kirche aus nach Aufziehung der Parlamentärflagge 
noch auf die herankommenden Karlisten geschossen, der Sohn Sa⸗ 
halls verwundet und der Sohn eines a»deren Führers getödtel 
wurde. Dies war jedoch unbeabsichtigt; die auf dem Thurme der 
Kirche befindlichen So:daten hatten, halb erstickt vom Rauch des 
in Brand gesteckten Gebäudes, die Fahne eufgesteckt, ohne die 
unten in der Sakristei befirdlichen Kameraden von dem Einstellen 
des Kampfes in Kenntniß zu setzen. So kam es, daß auf die 
herbeieilenden Karlisten von der Sakriftei aus gefeuert wurde. Solche 
Fälle erst lange zu untersuchen, dazu haben die Herren Karlisien 
natürlich keine Zeit. — Aus der an Valenc'a angrenzenden Pro— 
binz Castellon de la Plana wird gemeldet, daß der Bandensührer 
Polo den Tabakverschleißer Manuel Artola, einen Mann von libe⸗ 
ralen Ideen, aus Todolella, wegschleppen und derart mißhandeln 
ließ, daß er seinen Geist aufgab. Darauf zog er nach La Mata. 
wo er sechzehn bereits vor Monaten amnestirte Karlisten gewolt- 
thätig aushob. Auch der berüchtigte Cucala rekrutirt auf dieselbe 
tirt. In Cuebas war ein derartiger „Freiwilliger“ eniflohen; 
underweilt ließ Cucala dessen hochschwangere Frau mitmarschiren; 
da sie aber endlich nicht mehr weiter konnte, überließ er sie ihrem 
Schichsale aus freiem Felde. — Es geht durch die spanische Nation 
ein mächtiger Zug von Grausamkeit und Blutdurst; alle Kriege, 
jn welchen Spanier aus der einen oder anderen Seite kämpiten, 
nahmen sofort den Charakter einer blutigen Metzelei an und diese 
Thatsache kontrastirt seltsam, mit dem Rufe der Ritterlichkeit, in 
welchem das Volk der iberischen Halbinsel gemeinhin steht. Auch 
in dec Neuzeit hat sich dies offenbar nicht geändert. Die Schand 
aten der Carlisten, die Bestialitäten der spanischen Freiwilligen 
auf Cuba beweisen, daß die Spanier von heute noch dieselben 
sind, wie die Spanier von 1809, daß das noch dasselbe Volk ist, 
welches dereinst in Südamerika ganze hochbegabte Volksstämme mi 
kaltem Blute hingemetzelt, Reiche, die auf einer hohen Kullurstuf⸗ 
slanden, in Wüsteneien derwandelt hat. 
VBermischtes. 
FSaarbrücken, 8. April. Gestern wurde eine auf 
acht Personen bestehende hiesige Familie, durz nach demeMittagessen, 
von hestigem Unwobhlsein befallen, und alle Symptome ließen aaf 
rine Vergiftung schließen. Die sofort vorgenommenen Nachforschungen 
ergaben, daß man die Mittagssuppe mit Petersilie hatte würzen 
wollen, statt demselben aber eine an demselben Gartenbeete stehende 
Staude des sehr giftigen Gartenschierlinags genommen hatte. Dant 
den angewandten Hausmitteln und rasch herbeigebolter ärztlicher 
hilfe haben sich sämmtlicke Familienglieder bald erholt und waren 
bereits gestern Abend außer aller Gefahr. 
f Aus der bayerijhen Pfalz schreibt man der „F. Z.“ 
„Unser Gesangebuchsstreit, der s. Z in der Presse so viel Staut 
aufgewirbelt, ist immer noch nicht ganz ausgetragen. Um mit dem 
mit unserer Zeit und ihren Anforderungen nicht mehr im Einklang 
dehenden Gesangbuch,“ mit den alten ebangelischen Kernliedern ein 
für allemnl gründlich zu brechen, hat unser Consistorium den ganze 
Vorrotbh, gegen 25,000 Exemplate als Maculatur an eine Papi 
mühle zum Einstampfen dverkauft. Der Vorstand des „deutjcher 
Schutz⸗ und Trutz⸗Vereins“ zu Berlin und Ducherow hat nun 
Darlehen aufgenommen und den ganzin noch vorbandenen Residor 
rath, der noch nicht unter dem Holländer sein Dasein geendet, vor 
dem Papiermüller kauflich erworben, um ihn en detail an Gr 
sinnungsgenossen wieder abzusetzen. 
·r7 Verprotestautische Ve,rrein der Pfalz hält an 
Ostermontag, den 14. April, in Kaiserslautern eine Versamm 
lung ab. 
z München, 6. Upril. Bei Belegenheit der Ablieferurg 
der 900. Lokomotive hat Hr. v. Maffei seinen Arbcitern di 
Summe von 20,000 fl. geschenkt. 
F(Zum Untergange der „Atlantic.“ Ueben 
die näheren Umstände des Unferganges der „Atlantic“ veröffenß 
licht die „Daily News“ einen sehr anschaulichen Bericht von ihren 
Newyorler Korresponden'en. Das Schiff scheiterte, den Augahu 
des Ober-Ingenieurs Mr. Forxley urd mehrerer Passagiere AWolge 
um Z3 Uhr Morgens und ging 10 Min. später unier. Saämm— 
liche weibliche Passagiere, die zur Zeit schliefen. wurden durch di⸗ 
schäumende See, welche das Schiff überschwemmte, daran verhin—- 
dert, auf das Deck zu lommen. Einige Passagiere flüchteten in 
die Rettungsboote, aber noch ehe dieselben herabgelassen werden 
konnten, spülten die Wogen den größeren Theil der Passagiere in 
den Booten hinweg, und rissen letztere selber in die Tiefe. Viel/ 
Passagiere ertranken, wahrend sie sich an Rettungsleinen von 
Schiff zur Klippe und von der Klippe ans Gestade wagten, indm 
die Kälte so intensiv war, daß sie die Leine l1oslassen mußten. 
Obendrein war die Klippe wegen des Seegrases, mit dem fie be 
deckt war, sehr schlüpfrig, und es war schwierig, sich darauf p 
halten und unmöglich anderen zu helfen. Mehrere Personen starben 
vor Erschöpfung auf der Klippe, andere verloren den Verstand 
der Schaum floß ihnen vom Munde und sie plapperten wie Kinder 
Der Kapitän berichtet, daß die ersten Boote vom Gestade gegen? 
Uhr zum Beistand der Ueberlebenden ankamen, und Rne, die si 
in dem Schiffe und an der Takelage festklammerten, auf ahmen 
Später wurden die auf der Klippe Befindlichen gebbigen Vielt 
Passagiere und der Zahlmeister kamen in der Takelage um. Eir 
ZwischendeckP. ssagier, William Hogan, sagt, daß, als das Schif 
strandete, die Lucken im Verdecke auf Befehl des Kapitäns geschlossen 
wurden, aber die Passagiere erbrachen sie und stürzten auf den 
Verdeck. Die Personen in dem unteren Verded ertranken fast un 
verzüglich. Man hörte Anfangs Hilferufen, die aber bald ver 
klangen. Als das Schiff in Stücke fiel, wurden viele Todte, 
hauptfächlich Frauen, in das Meer hinausgespült. Einige Passe⸗ 
giere in dem oberen Verdeck retteten sich, indem fie durch die Stüd⸗ 
pforten krochen und sich an der Seite des Schiffes so lange feß— 
hielten, bis sie von den Booten gerettet wurden. Die Frauer 
machten nur geringe Anstrengungen, um sich zu retten. Nur drei 
oder vier stiegen auf das Verdeck und nur eine erreichte das Ta— 
lelwerk. Der erste Offizier Mr. Frith, der die Steuerbordboo! 
frei machen wollte, ergriff, als dieselben von den Wogen hinweg⸗ 
zespült wurden, das Besansegel. Bei Tagesanbruch befanden sit 
32 Personen bei ihm, darunter eine Frau und ein Junge. Di 
Männer versuchten das Gestade durch Rettungsleinen zu erreichen, 
aber viele wurden hinweggeschwemmt. Der Junge wurde weg— 
gespült, schwamm aber bis ihn ein Boot aufnahm. Mr. Fritb 
band die Frau an das Takelwerk an und blieb bei ihr. Die Se 
war nun so hoch, daß die Böte dieselben nicht erreichen konnten 
Nachmittags starb die Frau. Große Belohnungen wurden Freö 
willigen angeboten, um Mr. Frith, der vom Gestade aus gesehn 
und gehört werden konnte, zu retten. „Endlich um 2 Uhr“ — 
erzählt Mr. Frith — nachdem ich zehn Stunden auf dem Taleh 
werk gewesen, brachte der hochwürdige Mr. Ancient, ein Geistlichen 
der Kirche von England, dessen edelmüthiges Benehmen ich, ss 
lange ich lebe, niemals vergessen kann, vier Mann zufammen, un 
ihn nach dem Wrack zu rudern. Er erreichte das Haupisegel, ver 
schaffte sich eine Leine, näherte sich mir so west er konnte, und 
warf mir dieselbe zu. Ich ergriff dieselbe, band sie fest um mei 
nen Leib und sprang ins Wasser. Die See spülte mich von 
Wratk hinweg, aber Mr. Ancient hielt die Leine fest, zog mich 
zurück und brachte mich sicher in das Boot.“ Alle gereitelen Per 
onen loben die Güte der Fischer von Cap Forest, sowie du 
Eifer und den Muth der Schiffsoffiziere vom Kapitän abwärßß. 
Die genaue Anzahl der Geretieien ist noch nicht ermittelt; sie 
übersteigt aber die ersten Berichte. Es sind waährscheinlich miht 
als 400 gerettet. Einige gingen zu Fuß nach Halifax: ander 
wurden per Dampfer nach Portfland geschicht. Unter den Evi 
zranten herrscht großer Nothstand; einige sind in das Hospital ge 
racht worden. Die Legitlatur von Nova Scotia hat das für ihe 
Unterstützung Nothwendige votirt, und die Cunardkompagnie bea