St. Ingberker Anzeiger.
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Deutsches Neich. im Ossen. Frankreichs Ruhmredigkeit, daß ohne seine Zustimmung
Fulda, 28. April. Die Bischöfe sind he te in folgender eine Kanone in Europa abgefeuert werden koöͤnne, sei jegt mit mehr
zeihe eingetroffen: Limburg, Hildesheim, Posen, Breslau, Berlin, BHerechtigung auf Deutschland übergegangen.
zimland, Mainz, Trier, Paderborn, Koln, Munster; die anderen Rußland.
reußischen Bischdfe treffen noch heute Abend ein, Herr Ketteler Petersburq, 27. April. Der Kalser von Deuischland
scheint für die Garnison Mainz. Hauptzweck der Konferenz ist: st soeben Machmittags) hier eingetroffen. Im Warschauer Bahn⸗
Organisation des passiven Widerstandes gegen die Kirchengesetze.“ hofe standen der Großfürst Nikolaus, der Kommandirende der Garde
die Dauer der Konserenz ist auf zwei Tage begrenzt, und es die Suite, die Hofschargen, die großen Staatskörber des russischen
erden morçen von 8 dis 1 und voñ 2bis 8 Uhr anhaltende Reiches und eine Kompagnie des Regiments Kaluga mit Fahne
Zitzungen stattfinden. Das Präsidium ist dem Erzbischof von Köln und Musik zum Empfange bereit. Beide Kaiser schritten an der
on dem Papste übertragen worden. .64 Front hinab und ließen sich einzelne Personen vorstellen. Die
Berlhin, 29. April. Das Herrenhaus nahm' heute die Fahrt in die Stadt war ein wahrer Triumphzug. Seit 8 Uhr
zorlage über die kirchliche Disciplinargewalt und den kgl. Ge- Morgens schon hielt eine unabsehbare Menschenmasse die Dächer,
chtshof in der Fassung der Regierung an. Graf, Brühl erging Giebel und Fenster besetzt. Die Häuser waren reich mit Fahnen
q in heftigen Angriffen gegen den Cultusminister. Graf Roon ind Teppichen geschmückt. Ueberall sah man die Büste beider
cdauert diese leidenschaftliche Sprache und sagt, das gegen den Kaiser. Links in Chaige stand die ganze Petersburger Garnison
zultusm inister ausgesprochene Mißtrauen tresse das Gesammt· nit Musikkorps eine halbe Meile lang bis an's Winterpalais.
ninisterium, welches wie ein Mann für die Vorlagen einstehe, und, Beide Kaiser, Wilhelm in russischer, Alexander in preußischer Ge⸗
velches damit blos einen Aklt der Nothwehr gegen die aee xeralsuniform, fuhren zusammen in einem Wagen und wurden von
ꝛer röͤmischen Hierarchie, nicht aber einen Eingriff in die Rechte der zahllosen Volksmenge enthusiastisch begrüßt, deren unaufhöͤrliche
er kathol. Kirche bezwede. cundgebungen sie bis ins Winterpalais begleiteten, wo die Ehren⸗
Der neueste Leipziger „Volfsstaat“ (Organ der Partei Bebel- vache des Preobraschenski'schen Regiments aufgestellt war. Nach
aebknecht) sagt: „Die Philisterblätter sind seit acht Tagen gefüllt kEntgegennahme der Rapports aller Regimenter, deren Chef der
nit Berichten über den Mannheimer und den Frankfurter Bier; daiser ist, wurde der hohe Gast von Czaren und dessen ganzer
rawall, die thelweise offen, theilweise verstedt die Insinuation Famicie in die Wohnung geleitet. Alexander überreichte als Gost-
athalten, die Socialdem⸗okratie wäre schuld an jenen Excessen. geschenk sein eigenes Portrait, einen Ehrendegen, geschmückt mit
insere Partei hat es nicht nöͤlhiz, sich gegen solche alberne An- dem Georgskreuz, dem Eisernen Kreuz und dem Orden pour le
huldigungen zu vertheidigen. Excesse werden nur da verübt, wo mörito und mit der Inschrift: Sa Echabrost (für Tapferkeih),
ie Socialdemokratie no z nicht in Blüthe ist und wo eine unauf⸗ sowie Vasen und Schreibjeug von Lapis Lazuli. Kaiser Wilhelm
ellarre Masse durch die Tachlosikriten oder die Böswilligkeit der war sehr überrascht und gerührt. Großfürst Nikolaus überbraächte
Jehoͤrden aufgestachelt wird. — Ueber den speciellen Urgrund der ihm als dem Chef die Fahnen des Regiments Kaluga. Nach-
Nannheimer und Frankfurter Affaire wissen wir zwar noch nichts dem den Großfürstinnen in deren Gemächern ein Besuch abge—
zuverlässigez; nur so viel können wir den um ihr „Bierchen“ be- kattet worden, fand Familientafel statt. Es ist ganz prachtvolles
Atgten Philistern sagen: Uns Socialdemokraten liegt das Bier nicht Wetter.
osehyr am Herzen, wie ihnen, daß wir uns seinethalben blutige
öpfe zu hoien Lust hätten. Wenn die Socialdemokraten einmal
es und noch mehr risktiren sollten und müßt“en, so würden sie
ih an ganz andere Dinge als an Bierbrauereien und Bäckerläden
alten. Und am allerwenigsten würden sie in Mannheim und
rankfurt zuerst krawalliren.“
Wien, 28. April. Sämmiliche hiesigen Fiacker- und Ein-
ännerbesitzer haben heute angefangen, die Fahrten einzustellen, da
ie Vehörde sich geweigert hat, eine Aenderung des neuen Fahrtarifs
oarzunehmen.
Vermischtebo.
fSt. Ingbert, 1. Mii. Mit dem Heutizen tritt auf
den pfälz. Bahnen ein neuer Fahrplan in Kraft; einen Auszug
aus demselben findet der Leser im Inseratentheil der heutigen
Nummer.
f Der noch im Druck befindliche Geschäftsbericht der Direktion
der pfälzischen Eisenbahnen für 1873 sagt über die einzelnen Bah⸗
nen und Projekte der „Pfälzer Zig.“ zufolge u. A., in Beziehung
der Bahnstrecke St. Ingbert-Saarbrücken: Die pfal—
zische Bahnverwaltung hat wit Rüucksicht auf die steigende Wichtig⸗
keit dieser Bahn durch die Linie Bruchsal-Bermersheim-⸗Landau—⸗
Zweibrücken die direkte Einführung derselben in den Bahnhof St.
Johann⸗Saarbrücken angestrebt und sich bereit erklärt, ebentuell
auch den Bau der auf preußischem Gebiete Regenden Theilftrecke zu
ibernehmen. Die kgl. bayer. Staatsregierung hat vorerst die Vor⸗
lage von technischen Ausarbeitungen hierüder verlangt und eventuell
die Eroffnung von Verhandlungen mit der kgl. preußischen Staats⸗
egierung über die Erbauung dieser Verbindungsbahn zugesagt. —
Die Kohlenbahnen 1. von Bexbach nach den Gruben Koͤnig und
Wellesweiler und nach den Dechen- und Heinitzichächten, sowie 2.
von St. Ingbert über Rentrisch in das Sulzbachthal nach den
Bruben Dudweiler, Sulzbach und Altenwald. Hierüber ist zu
yemerken, daß die Projeltirung dieser beiden für die künftige Ren—
abilisäten der pfälzischen Bahnen und die Ausbeutung der preu⸗
zischen Gruben so hochwichtigen Bahnen vollendet wurde und deren
ẽrgebnisse sowohl der kgl. bayerischen, als der kgl. preußischen
Ztaatscegierung mit den geeigneten Anträgen zur Vorlage gebracht
vorden sind, und daß zu erwarten steht, das große gemeinschaftliche
Interesse, welches auf preußischer wie auf baherischer Seite an das
jJustandelommen dieser neuen Abfuhrwege sür den zu wahrhaft
olossaler Höye angewachsenen Saarkohlenabsatz fich knüpft, werde
die Schwierigceiten und Bedenken, welche der Ausführung dicier
Jahnen zur Zeit noch im Wege siehen, beseitigen helfen“
Frankreich.
Paris, 28. April. Aus den gestrigen Deputirtenwahlen sind
ꝛehen Republikaner oder Radikale (Barodet, Turigny, Lockroy,
zegnéur, Picarde, Latrade, Duvouy) und ein Legitimist (Dubodan)
gewählt hervorgegangen. Die Ordnung wurde nicgendte
csört.
Paris, 28. April. „Bien Public? schreibt: Die auf die
dje Milliarde weiter eingegangene Summe beträgt 125 Millionen.
im nächsten Montag wird eine neue Zahlung von 150 Millionen
n die preußische Regierung geleistet.
Paris, 29. April. Thiers erklärte dem Comite Carnok,
chier der Wahl Barodens keine große Bedcutung beimesse; fie
ride ihn nicht nach rech!s treiben, da er die Ueberzeugung habe,
aß einiig die Republik möglich sei.
England.
London, 29. April. Die „Time?“, indem sie den Be⸗
ih des Deutschen Kaiserz in Peterbburg bespricht, hebt hervor,
aß die außerordentlichen Ehrenbezeigungen nicht nur dem blutver⸗
andlen Monarchen, sondern auch dem Haupte der deulschen Nation
AUen. Die im letzten Kriege errungene Kaiserwürde, unabhängig
m der fremden Anerkennung, beruht auf der starken Armeet
dlands jelber. Deut'schland biete Rußlend die beste Friedens⸗
drantie, und ebeuso dem Westen gegenüber Rußlands Vorgehen