Hl. Ingberler Znzeiger.
— —
— ZBZ2———— —
ba Si. Ir iarter Razeiger (and dat mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungtblait, mit der Dienttagt⸗ Donnertiagt⸗und Sonniag⸗
nmer erqheint wb hentlich vie rmal: Dientag, Donnerstag, Satag uand Sonntag. Abennementäpreis vierteliahrig 42 Krir. oder
12 Silbergr. Anzeigen werden mit 4 Krir. die dreispaltige Zeile Blattschrift oder deren Raum berechuet.
1873
— AZBBBBBBBBBBBVWVBXRXR—————
—
— —
Abonnements· Einladung.
III. Quartal.
Bei bevorstehendem Quartalwechsel ersuchen wir höfl. unsere
uehrlichen Postabonnenten ihre Bestellungen auf den St. Ing⸗
ter Anzeiger unverzüglich machen zu wollen. — Unsere geehrten
onnenten von hier und Umgegend, die das Blatt durch unsere
cͤger erhalten, betommen dasselbe fortgeliefert, wenn vor Ende
jeses Monats nicht ausdrücklich abbestellt wird.
Ergebenst
Redaction und Exvedition des St. Ingberter Anzeigers.
Der sociale Kriegszustand.
Die Wirkungen des Arbeiterkrieges gegen die Arbeitgeber sind
uherordentlich verschieden gewesen. Bei pielen Fabrikanten und
riwaten hat dieser Krieg die Verurtheilung der Freizügigkeit,
werbe⸗ und Coalitions⸗Freiheit dervorgerufen, viele humane, durch
)pferwilligkeit ausg zeichnete reiche Fabrikherrn wollen, durch die
rcialilischen Agitationen vor den Kopf gestofen, uͤberhaupt nichts
uhr wissen von thatkräftiger Obsorge für ihre Arbeiter, die ihnen
hemalz Bedücfniß und Freude war, selbft nichts wissen von Ge⸗
zerlvereinen. Die Umwandlung von Fabrilk-Etablissements in
lctengesellschafen ist durch das meist höchst unleidlich gewordene
zerhaliniß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern offenbar be⸗
instigt worden, wie andererseits die Person des neuen Befitzers,
ꝛe sich „Actiengesellschaft? nennt und doch nicht sichtbar ist, für
m Arbeiter ein dunkller Sinn und Begriff bleibt und eben deb⸗
alb dea communistischen Gelüsten unklarer Köpfe Nahrung gibt.
Die versuchten Mittel, einigermaßen einen Frieden herzustellen,
nd bissher verschiedene gewesen. Die Industrial partnerships,
ni. das System, die Arbeiter durch eine Art Actien allmälig zu
Niteigenthümern zu machen, erscheinen als ein ganz unpraktisches
utkunftsmittel. Der Chef eines Etablissements, der mit einer
Achen industriellen Partnerschaft den Versuch gemacht hat, gestand
ib cin, daß, wäre er nicht alter Junggesell, sondern Fami—
ienbater, er die Sache nicht unternommen haben würde. Ein
inderes ist eßs mit der Theilnahme am Reingewinn zum Zweck
on FabrilkassenAusstaltungen. Das beste Mittel, sich wenigstens
inen „Stamm“ von guten Urbeitern zu erhalien, ist heute noch
at allin der Bau von Arbeiterwohnungen. Die Erfolge sind
n der algemeinen Noth um kleine Wohnungen gleich sicher, gleich
ut. Man hoͤrt dieß von jedem Fabiikherrn oder Actiengesellschafts-
Airector; freilich ist dieses vortreffliche Mitlel kein billizes, für
jele Fabrikbesißer also auch kein leichtes. Eine Acliengesellschaft
hiet offenbar in besserer Lage, als der einzelne Private, weil
ie bei sich selbst Anleihen machen kanm.
Welche wirthschaftlichen Organisationen aus dem jetzigen
driegestande sich eniwickeln werden, vermag heute noch Niemand
a prophezeien, seĩ er Manchestermann, sei er Kathedersocialist.
ider Jeder, der den Muth der Wahrheit hat, wird eingestehen
nüssen, daß die Löhne, die Arbeittzeil, die roh egoistische Aus—
utzung menschlicher Kräfte, die Hilflosigkeit alter Arbeiter, die
Reweisung verunglückter Inbaliden ins Gemeinde-Armenhaus oder
n din Bettelstab, — daß diese bis in die jüngste Zeit hinein⸗
henden Zustände nicht mehr fortdauern konnten, er wird zugeben
zussen, daß man bis auf die Neuzeit im Ganzen und Großen
us zur Abhilfe that, rnd daß erst ia den lezten Jahren die
tezgebung mit wärnerer Humanitäl und in größerem Piaß sich
te unteren Vermögensclassen angenommen hat. Jede Nation ar—
sun sobald ein Staat über die mittelalterliche Periode hinaus
n der socialen Frage. Der mit Eintritt dieses Jahrhunderts
—* in jedem spateren Jahrzehend mehr überwundene Poli ⸗
F hat sogar oft viel zu viel gethan, d. h. er griff bevormun
in alle Lebensverhältnisse ein, die beabsichtigte Wohlthat wurde
n und das in Wahrheit Nothwendigste gewöhnlich am aller-
iIhen erkannt.
Bir schlagen kerner aus neuer Zeit gewiß nicht tuu gering
an die Verdienste der volkswirthschaftlichen Congresse und den An-
heil der Agitationen der Presse seit den letzten zwanzig Jahren.
die Ziele gingen in richtig erkannter Weise zunaͤchft auf das
ringendst Nothige: auf Beseitigung der schwersten Fesseln, die
nuf dem Verkehr lasteten. Mit der neuen Gesetzgebung des Reichs⸗
ages wurde seit 1867 nun Vieles anders, besser. Unter dem
Schutzdache der Coalitions⸗ und Vereinsfreiheit und Freizügigkeit
entwickelte sich rasch eine disciplinirte Organisation der Arbeiter.
cẽs ist ganz unleugbar, daß die sich steigernde Unruhe unter den
Fabrilarbeitern, oft freilich mit den ungemessensten Forderungen
eruptiv auftreltend, Furcht verbreitete; es ist nicht wegzuleugnen,
daß durch dieses Moment das humane Streben, das sonst unter
dem Einflusse des Trägheitsgesetzes der Menschennatur in lang⸗
amer Bequemlichteit und bedauerlicher Vereinzelung zu wirken pflegt,
ine durchaus wohlthätige Aaregung zur Bethätigung erhielt. So
vurde die Ueberzeugung ganz allgemein und lebhafter als je, es
eeien in sehr vielen Beziehungen die Unterlafsungssünden groß und
3 müsse die Gesetzgebung und Privatwirthschaft sich künftig der
Interessen der untersten Keassen, sowie der bei der Werkarbeit Ge—
sährdeten und Beschädizten in ganz anderem Maße annehmen, wie
dies bisher geschehen sei. Auch der vorurtheilslose Leser wird sagen
nüsfsen, daß wir selbfl Vieles verschuldet haben, wie er bekennen
vird, daß ohne die Striles die Loͤhne, ferner die oft zu lange
Arbeitszeit, nicht selten auch die rohe Behandlung der Arbeiter sich
aicht geändert hätte; daß die ganze neue Sozialgesetzgebung (wie
die Haftpflicht ec.) wahrscheinlich noch nicht begonnen worden wäre;
daß ferner Unfallversichernngsgesellschaften 2c. 2c. bis heut noch
niht bestehen würden ohne die drohende Arbeiter-Agitation.
Wir, das gegenwärtige Geschlecht, haben freilich' schwer zu
ragen, wir sind es, welche die unruhige Durchgangsperiode durch⸗
nachen müssen, mit nun plötzlich explodirten, deßhalb vielfach maß⸗
osen und fortwährend neuen Fordernngen. Und diese Forders
ingen werden erst einmal an ihrer Grenze ankommen brei einer
Stockung des Arbeitsmarktes.
Sollte die gegenwärtig herrschende Geschaftsflauheit lange
jorhalten, so würde, so sehr auch die Arbeiler sich dagegen sträuben,
ein Lohnrückgang eintreten, was jetzt schon wenigstens bei einzelnen
Bewerken zum Theil geschehen ist. Die wirthschaftlichen Gesetze
ind mächtiger als die Beredtsamkeit der Urbeiter⸗Apostel, und das
skad der wirthschaftlichen Bewegung gehorcht der ihm innewohnen⸗
sen Schwerkraft. Darum geben wir den Arbeitern, mit denen
vir es redlich meinen, immer wieder den Rath: Spaunt den Bogen
icht zu straff, auf dee er nicht bers⸗
Deutsches Reich.
Munqhen. Das Gerücht, daß General v. d. Tann um
einen Ubschied eingekommen sei, bestatigt sich nicht. — Der Kriegs-
ninister von Pranchh ist zur Cur auf drei Wochen nach Marien-
ad gereisi.
Mänchen, 17. Juni. Der General.Direktor der bayer.
Berkehrsanstalten, Hr. Hocheder, hat gestern eine Reise nach dem
Norden Deutschlands angetreten, um von den Verwaltungseinrich-
ungen der norddeutschen Staaten im Kifenbahn- und Postdienste
reriönlich Kenntniß zu nehmen. Man bringt diese Reise mit dem
Plane des General⸗Direktors in Verbindung, dem Verwaltungs⸗
Atganismus des bayer. Verkehrswesens eine zweckentsprechende ein⸗
achere Gestalt zu geben. (N. Corr.)
Muünchen, 17. Juni. Eine von den Vorständen der
ämmilichen liberalen Bezirksvereine unserer Stadt unterjeichnete
horstellung für Erbaltung der Schwurgerichte und für Freiheit
er Presse geht eben an den Reichssstag nach Berlin ab, und wird
Xä
inferen Abgeordneten zum Reichstage mitgetheilt werden.
WMuünchen, 18. Juni. Der Köͤnig hat in Folge der Eipn—
ührung des Militärstrafgesezbuches für das deutsche Neich 47 nach
den Ssrafbestimmnngen des bayer. Militärstrafgesetzbuches abgeur⸗
heilten Militär sträflingen heils den Erlaß dee Strafrestes, steits