Full text: St. Ingberter Anzeiger

ꝓl. J ngber ter Anzeiger. 
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der Si. JAaberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienstags⸗, Donnertiagt⸗ und Sonnta 
Kamdie ericheint wöchentlich vi er n al: Dienbtag, Donune cta a, Samstag und Sonntaa. Adonnementspreis vierteljährig 42 Krzr. oder 
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311. Souintag, den 10. Jauuarr 1873 
DDeüutsches Reich. 
Berlhin, 17. Jan. Sitzung des Abgeordnetenhauses. Fort⸗ 
setzung der Debatle üher die Gesetzvorlage, betreffend die Vocbil- 
zung der Geisilichen. Graf. Bethusy-Huc spricht füt die Vorlage 
Strosser persoͤnlich, nicht im Namen seiner Partei gegen dieselbe. 
Darquf ergreifl der Cultusminister Falk das Wort und richtet das⸗ 
elbe gegen einzelne Bekämpfer der Vorlage. Er erwidert dem 
Abgeordneten Reichensperger, daß die Vorlage keinen Gastlichen 
indere, nach wie vor dier Heilswahrheitenezu lehren, was die Cent⸗ 
ums partei zur Verwirrung der Gemüther und zum Schaden der 
igenen Sache behaupte. Es muß ins Land hinausgerufen werden, daß 
die Siaa Sregierung nicht daran denlt, die Geistlichen zu drüden und 
in· ihrem Berufe zu hindern. Gegen rechtsgiltige Gesetze aber wird 
hon den Clericalen als gegen einen angeblichen Rechtebruch pro— 
estirt. „Beweis die Fuldaer Bischofserklärung gegen das Schul · 
aufsichtsgesetz.“ Das heiße nicht, dem Kaiser geben“ was des 
Zaisers ist. Jeder müsse dem Gesetze gehorchen. — Nachdem ferner 
Virchow für, Windthorst (Meppen) gegen die Vorlage gesprochen, 
demertt der Minister⸗Präsident Leßterem gegenüber, daß der Kultus 
Ninister seiner Unterstüßung nicht bedürfe, und konstatirt, daß das 
ganze Ministerium bezüglich der gegenmärtigen Vorlagen von der 
Nothwendigkeit einer entschiedenen Abwehr gegen Rom durchdrungen, 
sowie daß ein neues Ministexium,. an die Stelle des seitherigen 
getreten jei. wird der Schluß der Generaldiskussien angenommen 
und die Vorlage einer besonderen Commission von 21 Mitgliedern 
aͤberwiesen. 
Bonn, 17. Jan. Heute standen die Herren Barone, 
welche im Auftrage der hiesigen Katholiken-Versammlung das Te⸗ 
egramm an den heiligen Vater unterschrieben hatten, vor dem 
Untersuchungsrichter, weil angeblich in diesem Telegramme eine 
Majestätsbeleidigung enthalten sein sol. 5* 
Frankreichh.. 
Paris, 14. Jan.“ Es bestätigt sich, daß die Clerikalen sich 
damit begnügen werden, die Regierang wegen der römischen 
Frage und speciell wegen der Bourgoing Affaire zu befragen, und 
es aufgegeben haben,“ eine förinliche und ernstliche Interpellation 
deshalb zu stellen. Ueber das, was Thiers in der gestrigen Zu⸗ 
ammenkunft mit der Deputation der Rechten sagte theilt der 
„Soir“ folgendes mit: Herr Thiers gab die Hauptpunkte feiner 
Rede wieder welche er*Geleeit der Penion der Bischöfe 
dielt, und erklärte, daß seine pershnlichen Meinungen über, die 
weltliche Herrschaff Des Papstes und das Koömigreich Italien sich 
nicht geändert hätten/ „Wie Sie.“ so sagts er zuz Belcastel, „bin mi,t⸗ 
ch Anhänger der wenlichen Herrschaft; wie Sie bebauerẽ ich die — Kaiferslautern, 16. Jan. In der Nacht vom 
Schoͤrfung des Königreichß Jialien Feaber wir finden uns-einer Montag zum Dienstag, also am Abend nach der Wahl, fand 
vollendeten Tbatsache, ener Kage gegenüber, zu dit nd unhe hor der Brauerei von Orth zwischen Arbeitern eine großartige 
venig, n VLage kann nur der Schlägertl statt, die erst durch das energische Eingreifen der 
ꝛrieg abhelfen. Wollen Sie, den Krieg 25 Was mich.güdelangt, Polizei und Gendarmerie,« welche von Zihren Waffen Gebrauch 
o bin ich entschlossen⸗ keine Hardlung zu begehen,, kein Wort aus, machten, beendigt wurde. Es sollen erhebliche Verletzungen vor⸗ 
usprechen, was ẽinen Confliet herbeiführen Aönnie.z. Was vorgebt, gelo umen ·ugd mehrere Verhaftungen vorgenommen worden sein. 
st unangenehm fijksie das ift wahr zu zaberedeist in dem näam — PBiergzabern, 16. Jan. Es wird uns die Mitthei- 
lichen Maße unangenehm für mich,“ imdSiensind es vix mich sung gemacht. ß ein hiesiger Bürger-am: 8. Jannar einen *4 
interpelliren wollen ? Uebrigens besteht das Königreich Italien; Morgen großen Acker mit Hafer besäete, der bei fortdauernder 
vir haben nur ein wahres und großzes Juteresse, nänilich das in nilder Witterung in etwä sechs Tagen in vollstandig zrünem Flor 
Fintracht miß ihm zu leben; Es hal so viele Gründe, sich von tehen wird. — Auch wurde gestern ein prächtiges Blumensträuß⸗ 
uns zu entfernen, daß wir es vermeden muͤssen, es auss äußerste hen gepflückt, das verschiedene Exemplare ver Frühlingsflera 
u treiben. Und ist der, Augenblick gut gewählt ?, Man unter⸗ enthält. (S. W.) 
uimmt in Europa- einen Kreuzzug. gegen das Papstthum. Der Landau, 14. Jan: * U⸗ber aworme“ Winfertempera- 
Nann, welcher sich an die Spitze dieses Feldzuges gestellt, ist uren berichten glte Chro iten folgendes . 1172 waren im Wiuter 
in unermüdlicher Geist, eiger der arößten Manner seines Jahr⸗ die Bäume neu belaubt und die Vögell fingen an, Nester zu 
underts, einer der Männer, welche Deutschland groß gemacht und dauen. 1289 gab es gar keinen Winter und die Temperatur 
inser Vaterland niedergeworfen haben, naͤmlich Hert von Bismarck. var so frühlingsmäßig zu Weihnachten, daß die jungen: Mädchen 
Wohlan! er überhäuft das Königreich Italien, seinen natürlichen ich zu diesem Feste mit Veilshen schmückten; 1241 standen die 
Berbündeten det diesem großen Kampfe, mit Freundlichkeiten. Man Baͤume im März in Blüthe, im Mai dab es reife Kirschen 
ann nicht sagen, daß dieser große Polit. der irgend etwas verlässigt, 1838 entfalteten die Gärten schon im December und im Januar 
um Ikalien zur“ preußischen Allianze hinzuziehen. Wollen fie es ihren vollen Blüthenschmuck, 1572 waren die Bäume im Februar? 
n feine Arme werfen Wir achten die Rechte des heitiger grun⸗ebenso 1688. In den Inhren 41607 1694617qab 
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Stuhles; wir wollen seine volle Unabhängigkett. Aber wir nehmen 
die vollendeten Thatsachen an, und wir werden nichts thun, was 
von uns einen König und Minister trennen könnte, über die wir 
uns nur zu beloben haben.“ — So der ,Soir.“ Daß Thiers 
ich mit so großer Entschlossenheit für die weltliche Herrschaft des 
Bapsles ausgesprochen, darf nicht befremden; eben so wenig ist 
zu dermuthen,. daß er nicht offen seine Ideen sagt, weil er zu den 
ericalsten Deputirter der Kammer sprach. Herr Thiers ist, nach 
vie vor, für die weltliche Herrschaft und ein zerstückeltes Italien; 
venn heute Frankreich stark genug wärs, um Beides wieder zu er⸗ 
angen,so würde er der Erste sein,“ welcher zum Kriege rathen 
vürde. 7 — —— —W 
Paris, 15. Jan. Die Marschälle Le Boeuf und Can⸗ 
obert und der General Palikado schifften sich heute Morgen in 
Talais ein, sind also erst im letzten Augenblick zu der Begrähniß 
eier Napoleons in Chislehurst eingetroffen. Nur zwej Bischöfe, 
die von Vannes ünd Avignon, haben bis jezzt schriftliche Beleids— 
dezeugungen an die Ex-Kaiserin gesandt. Die Veröffentlichung 
des Testaments des Kaisers soll nicht gestattet werden. 
Wie das ‚„Journ. des Deb.“ erfährt, hat der General 
Trosch u nun definitiv um seine Versetzung in den Pensions- 
tand nachgesucht and der Kriegsminister diesem Gesuche will 
fahrt.