St. Ingberker Anzeiger.
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M 13. Donnersten, den 28. Januar 1873
Deutsches Reich. eher das Bestreben verdenlen könnte, diesen Intriganten rein⸗
Münqhen, 21. Jan. Zu der am 17. Febr. in Berlin waschen, zu wollen, als deren feindliche Absichten gegen Preußen
usommentretenden Kommission von Militär⸗ und Eidilbeamten beim Beginne des deutsch · franzoͤsischen Krieges. Warum die That⸗
hehufs Ausarbeitung eines Entwurfs zur Militarstrafgerichtsord- lache nicht offen eingestehen, die Niemand Oesterreich zum Vorwurf
aung für das Deuijsche Reich ist Seitens Bayerns der Ober-Stabs⸗ machen will?
auditeur Kndtzinger bestimmt. Hannove;:, 16. Jan. Am Dienstag Morgen fand in
Män hen, 21. Jan. Die im Ministerrathe angeregte der Kaserne des 3. Garderegiments zu Fuß die Vereidigung von
Abberufung Tauffkirchen's von Rom fand Widerspruch; von der 839 Rekruten aus dem Elsaß statt. Die Kriegsartikel wurden
dosung der Frage soll das Ver bleiben einzelner Minester ab⸗ ihnen in franzoͤsischer Sprace vorgelesen.
hangig sein. Frankreich.
Wiesbaden, 18. Jan. Friedrich Hedker, der alt Paris, 17. Jan. Wenn man von Hru. Thiers verlangte,
Oberst im amerikanischen Kriege ein deuisches Regiment unter er moͤge den Belagerungszustand aufheben, der auf Paris und
Heneral Fremont befehligte, wird nach dem „Rh. K.“ für den underen großen Städten Frankreichs lastet, pflegte er zu antwor⸗
Sommer hier erwactei um in unseren Thermen seine in der Schlach“ nen, daß der Belagerungszustand weniger gegen die Radicaien als
bei Chancellorsville empfangene Wunde auszuheilen. gegen die Bonapartisten dienen solle. Der Tod Napoleons nimmt
Frankfurt, 20. Januar. Die heutige außerordentliche etzt dem Präsidenten seinen Vorwand zur Beibehaltung eines
BZeneral⸗Versam mlung des Vereins deutscher Eiseabahnverwaltungen Zustandes, welcher normal werden zu sollen scheint. Es ist aber
ehnte nach längerer Debatie die Errichtung eines statistischen Cen ˖ vahrscheinlich, daß der Tod des Ex⸗Kaisers die Absichten der Re⸗
tralbureaus ab als vorläufig unausführbar. Ferner wurde ein gierung in dieser Beziehung nicht ändern wirs. Verschiedene De⸗
Antrag auf Annahme einer gleichmäßigen Classifikation der Güter putirten von der Linken, welche Herrn Thiers um Aufhebung des
für alle Bahnen, sowie der Äntrag, das Elsäßische Tarifsystem Belagerunszustandes für Paris angingen, erwiederte er, daß diese
anzunehmen, nach langen Debatten abgelehnt. Maßregel ihm Angesichts des Lärms, welchen die Benapartisten
Berlin, 19. Jan. Dem Bundesrath ist auch von Seiten in Chisleburst und in Paris machen, nicht zeitgemäß schiene. Wenn
des Vorstandes des Vereins deutscher Tabaksintertssenten eine die Anhänger Rapoleons IV. Hrn. Thiers so gefährlich scheinen,
Petition gegen die beabsichtizte Echöhung der Tabaksteuer zuge- wie die des gestorbenen Ex⸗Kaisers, so ist kein Grund vorhanden,
siellt worden. Die Petition, welche Unterschriften aus allen Städten den Belagerungszustand jemals aufzuheben. Die wirklichen Be⸗
des Reichs trägt, ist begleitet von einer Denlschrift, in welcher die sorgnisse des alten Staatemannes liegen aber anderswo; ihn er—⸗
wirihschaftlichen Nachtheile der beabsichtigten Steuererhöhung grell schrecken die gegenwärtigen Dispositionen der arbeitenden Klassen
beleuchtet werden. bon Paris. Die Erinnerungen an die Commune und die ge⸗
Dem köoniglichen Staatsministerium und dem Hause der waltsame Unterdrückung derselben durch die Armee von Versailles
Abgeordneten is von zahlreichen Directoren, Rectoren und Lehrern sind in den Vorstädten und in allen Gemüthern lebendig.
höherer Unterrichtsanstalten eine gleichlautende Denkschrift über die Der Prasident hat sich in Folge der Grammontschen Ent-
dage dieser Beamten zugegangen, sowie eine Petition zur gesetz, hüllungen entschlossen, der Commifsion vom 4. Sepiember sehr
lichen Regelung der äußeren Verhällnisse ihrer amtlichen Stellung. vichtige Documente mitzutheilen, von denen er bis jetzt keinen
Berlin, 20. Jan. (Abg.Haus.) Der Gesetzentwurf über Gebrauch gemacht hat; es scheint ihm alles daran zu liegen, dar⸗
die kirchliche Disciplinargewalt und über die Errichtung eines uthun, daß seine früheren Mittheilungen auf Wahrheit beruhen.
Bericht-hofes für tirchliche Angelegenheiten wurde nach der stattge- Diese neuen Beläge sollen indessen nicht der Oeffentlichkeit über⸗
habten Generaldiskussion, an weicher sich u. A. auch Hr. von geben werden. Man spricht auch davon, daß eine Interpellation
Berlach als Gegner der Vorlage betheiligte, der am Freitag be⸗ vorbereitet werde, um die Regierung zu veranlassen, Gramont zur
schlossenen 2her Kommission überwiesen. Dann folgte die erstt Rückgabe der gegen alle Regeln zurückgehaltenen Staatspapieren
Lesung des Gesetzentwurfs über die Grenzen des Rechts zum Ge⸗- zu nöthigen, und das „Siörle“ droht übeirdies mit dem Straf⸗
brauche kirchlichet Straf- und Zuchtmittel. Nach 12stündiger gesetzuuche. Thiers hegt, wie mon sagt, den Wunsch, dem Feder⸗
Nede des ultram. Reichensperger vertagte sich das Haus auf kriege so schnell wie möglich zu Gunsten Beust's ein Ende zu
morgen. — (Ein Telegramm der Koͤln. Zig.“ enthält folgendes machen, was ihm freilich nicht so leicht werden dürfte.
Nähere: ‚Gerlach (mit allgemeinen Sensationsrufen empfangen) Der „Ordre“ bringt heute wieder einen Artikel, um darzu⸗
spricht gegen die Vorlage. Das bestehende Kirchenrecht dürfe nicht hun, daß die Restauration des Kaiserreichs ganz unvermeidlich
ohne Bedürfniß, ohne Beweis der Nothwendigkeit abgeändert sei, da die nächsten Wahlen republikanisch ausfallen wütden und
werden. Der erforderliche Beweis fehle. Die katholische Kirche dann das Land zu dem Erben Napoleon's III. (so nennen sie jetzt
jei die Mutterkirche Deuischlands, deren garäntirte Rechte nicht Napoleon IV.) seine Zuflucht nehmen würde.
angreifbar, Die evangelische und die katholische Kirche müßten Auf die Vonapartistischen Manifestation aus Anlaß des Ab⸗
gemeinsam gegen den Lideraliamus, nicht gegen einander kämpfen.“) lebens des Kaisers wird ain 21. d. M. am 80. Jahrestage des
Unter den Eiagangen des heutigen Tages an das Haus be- Todes Ludwig XVI. eine legitimistische Kundgebung stattfinden,
indet sich eine Gesetzesvorlage Uber die Betbeiligung von Beamten und zwar durch den ungewöhnlichen Glanz, mit welchem die Ger
an Erwerbsgenossenschaften. dächtniß⸗ Messen in der Sühnekapelle der Rue d'Anjou (die wie
Berdin, 21. Jan. Graf Schuwalow, der hier bei der durch ein Wunder der Wuth der Kannibalen der Commune ent-
Rückreise nach Petersburg von dem Kaiser empfangen wurde und ging) gefeiert werden sollen.
mehrere Personen sprach hat sich, wie allgemein versichert wird, „Avenir National“ meldet: „Die Sublom mission des ober⸗
uüber den Erfolg seiner Misfion nach Loudon, wegen Zeutralasiens, sten Kriegsraths hat ihre Arbeiten über die Erweiterungen der
ehr befriedigend ausgesprochen. (K. 3.) Befestigungen von Paris vollendet und wird dieselbe nächstens
Berlin, 21. Jan. Die Kommission für die kirchlichen dem Kriegsminister vorleg n, worauf dieser von der Nationalbver ·
Vorlagen hat sich konsutuirt. Vennigsen und BethusheHuc sind sammlung die nöthigen Geldmittel zur Ausführung des Projects
Vorsitzende. Graf Limburg und von Brauchitsch Schriftführer. verlangen wird.
Im Wiener auswärtigen Amte soll man den heillosen Schre⸗ Hier ist allen Klöstern und auch an Notre Dame des Victoi⸗
den gar nicht mehr zu verdergen im Stande sein, den die Gra⸗ res die Weisung gegeben, die Gläubigen dahin za bedeuten, daß
montschen Enthüllungen hervorgebracht haben, und entschlossen der plötzlihe Tod Ropoleon III. der erste Erfolg der Gebete
jein, adthigenfalls Beust fallen zu lassen, was schon längst hätte ist, welche Frankreich an Notre Dame de Lourdes gerichtet hat,
geschehen sollen. da man der öͤsterreichlschen Regierung jedenfalls da das Abscheiden des Erkaisers die Rühkehr und Wiedereinsezung