Full text: St. Ingberter Anzeiger

Dr. W. gegeben, starb aber nach acht Tagen und zwar an 
pergangenen Samstag. Nach Besichtigung der Leiche stellte De. 
W. einen Todtenschein aus; die junge Mutter besorgte die Leiche, legte 
sie in einen Sarg, der an das offene Kigchenfenster gestellt wurde; 
am Dienstag früh sollte die Beerdigung siattfinden. In der Nacht 
pom Montag zum Dienstag hört die Mutter aus der Küche plötzlich 
Zindergeschrei — sie eilt hinzu und siehe da — es ist ihr Kind 
im Sarge welches schreit. Sosort in ein warmes Bett gebracht, 
schikt man zum Arzt und findet endlich bei Dr. Kt. Hilfe, der 
jchnell Arzneimittel verordnet, obgleich er erllärt, daß das Kind 
den Tag nicht erleben werde. Dennoch lebte das stind 
gestern, Mittwoch Vormitiag, noch und berechtigt zu der Annahme, 
daß es überhuupt leben bleibt, obschon nach AÄussage des Arztes 
das Augenlicht für immer verloren sein und Stumpsinnigkeit zu⸗ 
rückbleiben wird. 
fFParis den 15. Jan. In einem kürzlich verhandelten 
Livilprocesse isft die Thatsache erwähnt, daß nach der Einnahme 
yon Paris durch die regulätren Truppen der Commune Oberst 
Brunel in dem Wandschrank einer am Vendome⸗Platze gelegenen 
Wohnung entdeckt und auf der Stelle füsilirt worden sei. Heute 
erhält nun die „Rep. fran.“ von dem Oberst Brunel aus London 
eine Zuschrift aus der hervorgeht, daß derselbe aiemals von den 
Bersaillern ergriffen, sondern im Kampfe am Chateau d'Eaut 
ꝛerwundet und dann nach England enttommen sei, auch daß es in 
der Commune⸗Armmee kein anderes Indididuum seines Namens 
gegeben hätte. Es kam also hier wieder ein trauriger Fall von 
Berwechsluug zu Tage, in Folge dereren, Dank dem summalischen 
Berfahren der vordringenden Truppen, ein Unschuldiger zum Tode 
geführt worden istt. 
F London, 23. Jan. Das nach Amerika bestimmte 
Auswandererschiff, Northfleet“ ist gestern Nacht im Kanal, wo es 
ankerte, von einem ausländischen Dampfer niedeigerannt worden. 
VPon 412 Auswanderern und der Schiffsmannschaft wurden nur 
85 Personen geretiet. Der Name des Dampfers, welcher, ohne 
auzuhalten, weiterfuhr, ist unbetkannt. 
Petersbdurg. Ein schauderhaftes Verbrechen wird der 
„Petersb. Ztg.“ aus dem Flecken Kachowka (Gouvernement 
Therson) gemeldet. In eine auf dem Wege von Simferopol nach 
Perekop gelegene Einfahrt kam gegen Abend ein Bauer mit einem 
Madchen von zehn bis zwöͤlf Jahren und fand daselbst drei oder 
pier ihm unbekannze Gaste vor. Diesen erzählte er, nachdem er 
varm geworden, in Gegenwart des Hauswirthes, von seinem 
Blücke, durch den Verkauf verschiedener Producte einen Gewinn 
pon 90 Rubein erzielt zu haben. Diese Mittheilung erweckte in 
dem Wirthe den Plan, in Gemeinschaft mit den anderen Gästen 
den naiven Erzähler seines Gewinnes zu herauben. Gegen Mittet⸗ 
nacht, als alles ruhig wurde, überfielen die Verschworenen den 
armen Bauer und hieben ihn in Stücke. Darauf berathschlagten 
ie, was mit der Tochter zu beginnen sei, damit dieselbe an ihnen 
unicht zun Verräther werde. Um nicht die ohnehin fehr zahlreichen 
Blutspuren noch zu vermehren, machte der Wirth den Varschlag, 
das unglückliche Mädchen zu verbrennen. Der Vorschlag fand 
Beifall, und der Ofen wurde geheizt. Inzwischen entfernte sich 
er Wirth aus der Hütte, um nicht Augenzeuge dieser Geere 
That sein zu müssen. Das unglückliche Mädchen hatte den ganzen 
Forgaug der E mordung des Vaters und der darauf gepflogenen 
AInterhandlungen hinter der Bretterwand angesehen und angehoͤrt. 
Zor Angst verbarg fie sich unter den Kissen des Bettes. Ala der 
Afen geheizt worden war, schleppten die Unmenschen aus dem 
Berschlage an Sielle der Bauerstochter die verschlafene Tochter 
des Wirthes heraus und warfen sie in den Ofen. Auf das ent⸗ 
etzliche Geschrei der Unglücklichen, deren Stimme der Vater er⸗ 
annte, stürzte derselbe herein. Als man sie aus dem Feuer zog, 
zatte sie schon stacke Brandwunden. Inzwischen hatte die Tochter 
des Ermordeten die Verwirrung benutzt und war ins benachbarte 
Dorf gelaufen mit der Meldung Uber das Geschehene. Es kamen 
zon dort Leute, welche die Verbrecher am Orte der Unthat er- 
zriffen in deuselben Augenblicke, als sie die Brandwunden der 
tark verlezten Tochter des Wirthes mit Oel bestrichen. 
Als am 13. November v. J. die Sturmfluth dan Bahne 
orper zwischen Stralsund und Griifswald — 8 
Brücke über den Ryckflaß beim Passiren des BahnzagesWuzie, 
nermochten die Bahn⸗ und Poftoeamten nur mit Mühe und Noth 
hr Leben zu retten. Das im Bahnzuge befindliche Postbureau 
vurde von dem Postsecretär Kadewing begleitet. Als er den 
kisenbahn⸗Postwagen bereits verlassen hatte, bestieg er denselben 
doch wieder, um die in demselben befiadlichen Geldsendungen 
inter Verschluß zu bringen. Diesem Umstande war es zu ver⸗ 
anken, daß die Postverwaltung später in den BVesitz sämmtlicher 
Beldsendungen gelangte. Unter diesen besand sich, wie wir dies 
einer Zeit constatiren, ein von Israel in Stralsund abgesandter 
iach Berlin an Anhalt und Wagner gerichteter, mit 500 Thlr. 
declarirter Geldbrief, der aber in Werklichleit 17,9000 Thlr. ent ˖ 
hielt. Die übrigen 16,500 Thlrn. waren bei einer Transport⸗ 
Versicherungsgesellschaft versichert. Diese Verficherungsgejellschoft 
hat nun in Anbetracht des Umstandes, daß fie im Verlustfalle des 
Beldbriefes die bei ihr versicherte Summe hätte ersezen mülssen, 
dem Postserretär Ladewig mit Genehmigung seiner vorgesetzten 
Dienstbehörde für sein muthvoslles und umsichtiges Verhalten ein 
ehr werthvolles Geschenl, bestehend in einer goldenen Anleruhr 
und schweren goldenen Panzerkette zustellen lassen, die einen Werth 
von eiwa 150 Thalern repräsentiren. 
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Neattion. Drud und Verlag von J. Xx. Demetz in Si. Ingbert.