Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Znzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger (und das mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, mit der Dienttagt-⸗, Donnerttagt⸗ und Sonntag⸗ 
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Dertsches Neich. 
Müncheu, 6. Ott. Se. Maj. der Koͤnig hat genehmigt, 
daß die protestantische Generalsynode der Pfalz wegen der Geiĩund⸗ 
heinsverhältnisse Speiers nicht dort, sondern in Reustadt a. H. 
datifindet. Der Eröffnungstermin (19. Okt.) bleibt unverändert. 
—MAnsch ein. Es ist nun bestmmt, daß nicht Se. Maj. der 
sönig persönlich, soudern in dessen Auftrag Prinz Luitpold den 
muf den A. Novenber einberuferen Landtag eröffnen wirde 
Berlin, 7. Okt. Das .Militärwochendlatt“veroffentlicht 
die lgl. Cabinetzordre betreffs Erneänung Manteuffel's zum Ge⸗ 
neralieldmarschall nebst den wärmsten Tanfsagungen des Kaisers 
ür die von ihm geleisteten Dienste. 7 
Da jetzt in den Vercinigtens Staaten allenthalben große Ar⸗ 
beits losigteit herrscht, und selbsi solche Arbeiter, die schon lange in 
rzend einer Stadt gearbeitet haben, trotz wochenlangen Suchens 
letzt massenhaft ohne allen. Verdienst siad, das Finden bon lohnender 
Arbeit für die Eingewanderten mithin roch schwieriger ist, so 
athen wir allen uswanderungelustigen Arbeitern Europa's, 
hr Vorhaben so lange ee bis sich hier bessere Aus— 
ichten bieten.“ n 
Baden⸗Baden, 7. ODit. Wer Großherzog und die 
Sroß herzogin von Baden werden gleichzeitig mit dem deuischen 
daiser nach Wien reisen und dort, einer Einladung des Kaifera 
dranz Joseph folgend, in der Hofburg Wohnung nehmen. 
Darmstadi, 7. Ott. Heute früh 3 Uhr 30 Minnlen 
vurde hier und im Odenwald ein hefliger Erdstoß wahrgenommen. 
Im Eisenbahntunnel bei Höchst war das Getöse so stark, daß man 
den Einsturz des Tunnels befürchtete. WW 
Wien, 4. Olt. Die dvielbesprochene Froge, ob Fürst Bis 
nard seinen kaiserlichhen Herrn nach Wien begleilen werde, scheint 
in bejahendem Sinne ensschieden zu sein. Dem Kaiser werden sich 
erner Prinz und Prinzessin Albrecht und der Großherzog und die 
Iroßherzogin von Baden anschlichen. Die Dauer des Besuches ist 
;o lrufig auf 4 Tage festg setz. doch hofft man, daß Kaiser Wil⸗ 
helm sich hier wohl gerug fühlen werde, um den Äufenthalt zu 
otläugern, um so mehr, als der Besuch der Ausftellung die Zeit 
des hohen Gastes jedenfalls sehr in Anspruch nehmen wird. Ueber 
die politische Bedeutung dieser abermaligen Monarchenbegegnung 
uu sprechen, ist wohl überflüssig. Hoffentlich wird der Kaifer 
xrade in den maßzebenden Kreisen den Eindruck empfangen, daß 
die Politik der freundschaftlichen Beziehungen zu Preußen-Deutsch Bermpev 
land hier eine ebenso ernst gemeinte als nachdrüdiich verfolgte isi 7St. Inabert, 9. Olt. Der seit sscinem' 4. Jahre 
und wenn der Empfang, der ihm von Seite des großen Publi erblindete, in dem Blindeninstitut zu Berlin ausgebildete Organist 
ums bevorsteht, in ihm die Ueberzeugung wecktt, daß diese Politil Ir. Körner aus Wesel wird nächsien Sonntag den 12. Otidber, 
uuch der popalären Grundlagen nicht entbehrt, so kann dies nur Nachmittags 4 Uhr, in der p otesi. Kitche dabier ein Oigel- und 
der Sache selbst zu Gute kommen. Die deutsche Gesinnung und Vokalkonzert geben. Dem blinden Künstler geht ein guter Ruf 
—A ⸗ werden bei di. ser Gelegerheit sehr ꝛoraus. Derselbe ist Familienvater und dürfte daher der all gemeinen 
ebtaft in den Vordergrund Keten, und selbst rauschende Odationen Theilnahme empfohlen werden. Dessen Tochter wird morgen 
derden weder dem Kalser noch dem Fürsten Bismarck ganz erspar Sidets zum Concert à 18 ke. offeriren. Der Mildthätigkeit je⸗ 
ile. ben. Aber hoffentlich bleibt es dem denunciatorischen Sinne 'och sind keine Schranken gesetzt.) 
des „Vaterland“ vorbehallen, daran absichtliche Mißverständn'sse Die Wahl der ständigen Mitglieder det Gewerbsteuerauk- 
d Unüpfen und di. Haltung des „Pöbels in Seidenhüten,“ wie chüsse für die Prriode 187475 findet für den die Kanone Biez. 
ich das Blat der feudalen Realtion ausdrückt, mit antidynastischen astel und St. Ingbert umfassenden Rentamtsbezirk Bliebkastel am 
Tendenzen oder tine Zustimmung zu den Niederlagen des Jahres Samstag den 25. Okt. Morgens 10 Uhr im Stadtraihssaale zu 
18606 in Verbindung zu bringen. Daß der jubelnde Empfang Blieskastel statt. 
des deutschen Kaisers nicht dem Gegner von ehedem, sondern nur 7 Der protest Kirchenkasse in Kaiserslauiern und dem Ret⸗ 
dem Freunde und Bundesgenossen von heute gellen iann, wäre ccerderein wurde von der Wittwe des jüngstverstorbenen Bezirks⸗ 
berasl selbstverstäudlich, nur in Orsterreich muß es ausdrüchich ngeniturs der pfälzischen Bohnen, Hrn. Daniel Kühne, die Summe 
bsat werden, um Verteumdungen und Verdächtigungen die Spitze von je 100 fl. als Scheukung, d. h. testameutarischeb Bermächtniß 
wbzubre en, welche förmlich zum Systeme erhoben worden sinm. zugewiesen. M 
Glackkcherweise hat gerade die Uebertreibung wohlthatig gewirktt. 7 Ludwigshafen wird eine Lateinschule mit 4 Klassen erhal⸗ 
und der Gesinnungen des Kaisers datf man eben jetz sicherer sein ten; die 1. Klasse, deren Lehrerstelle dem Gymnastalassistenten 
als je. (Spen. Sig) . Franz Töͤrschel aus Kempten übertragen wurde, foll noch in diesem 
Frankreich. Jahre eröffuet werdenn. — 
Parus, 6. Oltober. Um9 Uhr heute früh war der große f Am Dieastog Morgen 392 Uhr wurde in Ludwigshafen 
hej von Trianon schou gefüllt mit. Neugierigen aller Art. Um 11 ein leichter Erdssoß verspürt. J 
ar wurden d'e Jhüsen des Gerichtssaoles für dieieningen ahifne Soev⸗r 7. Okt. Von gestern Masmittar iz heiri⸗ 
welche Zutrittskarten erhalten hatten. Die große Auzahl der 
Zeugen, namentlich der Oberst von Andlau, jogen besonders die 
Augen der Zuhöretmenge auf sich. Um halb 11 Uhr kam der 
derzog von Aumale in der großen Uniform eines Divisionsgenerals 
in, und begab sich in seine Gemächer, wo er sosort von Beschwerde⸗ 
ührern aller Art umlagert wurde die Billete oder Platze von ihm 
ꝛegehr!en. Trotz aller Bemübungen der Gensdarmen“ war ber 
Zaal bald bis in die letzte Ede besetzt. Umdreibiertel ⸗auf 12 
'am der Vertheidiger des Marschalls, Lachaud mit seinem Sohne, 
ind legte ein ungeheures Attenbündel vor sich. Ihm asfistirt für 
ein militärische Angelegenheitan der Oberst Villelte. Um viertel 
AUhr trat der Gerichtshof ein; es fehlt nur General Martimprey, 
er wegen Kranlkheit entichuldigt ist. Der Präsident: Losset den 
Marschall eintreten. Bazaine erscheint in der Marschallsuniform 
nit dem Großcordon der Ehrenlegion. Der Präsident: Setzen 
A des 
St. Ingb. Anz. bereits mitgetheilt) wurden verlesen. Der Prã⸗ 
sident: Wie heißen Sie? Bazaine: Franz, Achilles Bazaine. Pi.: 
Ihr Ailer? B.: E2 Jahre. Pr.: Wo sind Sie geboten B. 
In Versailles. Pr.: Ihr Beruf? B.: Marscholl von Frankreich⸗ 
Pr.: Ihr letzter Aufenthalt? B.: Paris. Der Präsident entläßt 
die Zeugen, die aber jeden Augendlick zur Disposition des 
Verichtshefes sein müssen, da zuerst die Akten berlefen wer- 
en wüssen. 
Verssafles, 6. Oll., 12 Uhr 45. Min. Im Schloß 
Triancn wurde Heute unter großem Andrang des Publikums das 
Friegsgericht gegen den Marschall Bazaine um 122/0 Uhr eröffnet. 
Zunächst wurde. der Besfehl veriesen, in welchem Buzaine vor das 
riegkgericht verwiesen und zugieich die Zusammensetzung desselben 
angeordnet wird. Auf die Aufforderung des Präsidenten gibt Ba— 
jane seinen Namen und Vornamen an. Darauf wird zum Aufruf 
der Zeugen geschritten, und werden als erste die Marschälle Can— 
cobert und Leboeuf, und die Generale Frossard, Bourbati und 
Changarnier gerufen.