Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberher —R 
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2 J — * * —5X 
Deutsches Neich. 
Maüuncqhen. Fihr. d. Stauffenberg übernahm das Prasi⸗ 
aum mit folgender Ansprache.. 
Meine Hetren! Das schwere Amt, mit dem mich soeben 
Ihr Versrdien bechr hal nehme ich auch mit schweren Herzen 
in. Unter ungewöhrlich schwierigen Verhältnissen ist diese Wahl 
vor sich gegangen. Ich kann nur sagen, daß ich mit ganzer Kraf 
ind Hingebung das Amt verwalten werde, und ich biauche wohl 
uicht zu versprechen, daß ich mit Unparteilichkeit dafselbe verwalten 
verde. Das Ami des Präsidenten setzt diese Tugeud voraus. Ich 
verde pn vestreben, in allen Punllen dem Beispiele meines Vor⸗ 
angers zu folgen.“ Aber um des Amtes wallen zu können, ist Ihre 
dachsicht nvthwendig, und daß Sie mit Ihre Mitwirtung vhne 
tüchficht auf Parteistellung angedeihen kassen. Ich möchte sie ge- 
»eten haben, mit diese Wirkung nicht zu bersagen.“ — Her zweite 
grosident v. Schlor bezeichnete, indem er annahm, seine Wahl 
das Ergebniß von Umsländen, die nicht gerade glüdverheißend 
eien, und detiagte dief, daß es nicht möglich gewesen sei, zwischn 
den beiden großen Hälften des Hauses ein Einverständniß über die 
Wahl des Präsidiums zu erzielen. 
München, 6. Nov. Die Wahlen für den gegenwärtigen 
eutscheu Reichstag sind am 8. Mätz 1871 vorgenommen worden. 
nithin etlischt jein Mandat am 2. März 1874. Naq einet 
Nittheilung des Reichskanzleramts wird aber der für den nächsten 
dusammentritt des Reichstages zu wählende Zeitpunft eine frühere 
dornahme der Wahl abthig machen (also wäre doch eine Früh · 
ahrssessien beabsichtigt, Um dies zu ermöglichen, jollen die 
WBahlerlisten in den Gemeinden ungesäumt angefertigt und dies so 
rasch betrieben werden, daß sie bis spätestens gegen Ende Nobem. 
er ausgelegt werden ünnen. 5 
— Man scheint es in Frankreich unbequem zu empfinden, 
naß die denische Regierung Angesichts der mit Fieberhast ins Weri 
esetzten franzdsischen Armeecorganisation in ihren militärischen 
Naßregeln gleichen Schritt mit diesen Anstalten zu halten sucht. 
der „Courrier de Paris“ läßt sich Folgendes berichten: Ein an 
inen hiesigen Diplomaten aus Berlin eingetroffener Brief desagt, 
oß die Aufmerksamleit der Diplomatie augenbiscklich sehr rege auf 
die unglaubliche Thätigleit gerichtet ist, welche Preußen auf dem 
nilstärischen G.biete an den Tag ligt. Nicht allein, daß in den 
Nagazinen wahrhaft verschwendetische Vorräthe an Waffen, Gewehr⸗ 
und Geschühmunition aufgehduft werden, es werden auch alle Etap⸗ 
xnlinien festgesetzt, als sollten dieselben schon in nächster Zeit zu 
nilitärischen Bewegungen dienen. Und nichts schein diese droßen 
dorbeteitungen zu rechtfertigen, die, wie besonders herborgehoben 
vird, seit dem Auftauchen der monarchischen Fruge in Frankreich 
m Intensivität gewonnen haben. In der letztenZeit dervielfäl⸗ 
igten sich die Couriere von Berlin nach Paris und man konnie 
m einzelnen Tagen deren drei, sogar bier ankommen sehen. — 
dem selben Organe zusolge hat in den lehlbergangenen dierzehn 
dagen der Krise Fürsi vismard und die drutfche Regierung den 
franzosischen Rarkt mit Rententiteln über chüttet. Auf diese Nach⸗ 
uhten hin hat Rothschild Vefehl gegeben, Alles, was an den 
9— lommt, aufzukaufent Kauft, kauft immer zu: es lebe der 
öniq!“ 
Frankreich. 
In Paris war das Gedränge am 5. don Nachmittags « 
r ang ungeheuer. Vor dem Grand Hoiel allein waren uber 
000 Menschen vetsammelt. In den Bahnhöfen ging es noch 
irler zu. VUls der Genetal Changarnier sich in der großen Vor— 
sle befand, begann ein Individuum einen Streit mil ihm, der 
wit endigke, daß der 8öjährige Greis seinem Gegner eine Ohr— 
ue ercheilse. Auch der König' von Hannover, der mit seigem 
solge von einen Ausflug dvon St. Germain zurücklehrte, kam in 
n Gedrange und man hoatte Muhe, ihn aus dem“ Nienschem 
Wel heraus zubringen. Tie Troppen waren den gamen Ta) 
pr imhesn und soll n cs dem Ordre“ zufolge noch auf einige 
dee bleiben 
Prozeß Bazaine. Am 5. November wurde General 
Palikao, letzter Kriegsminister des Kaiserreichz, vernommen, Von 
hm rührte der Plan her, Mac Mahon dem Marschall Bazaine 
ju Hilfe zu schicken; dieser Plan, für den er die ganze Verant- 
wortlichleit auf sich nehme, sei, sagt er, von Mac Mahon gebilligt 
vorden. Um die Aussührung desselben zu sichern, habe er, Pa⸗ 
itao, den Preußen eine faische Depesche in die Hände gespielt, 
velche besagte, daß Mac Mahon sich auf Paris Jurüdziehe — 
Am 20. August sandte Bazaine drei Depeschen abz an Palifao, 
an den Kaiser, an Mac Mahon; darin war gesagt, daß er von 
Deß in nordwestlicher Richtung abmarschiren wolle, wenn es nicht 
— theilte sie aber 
»em Marfchall Mac Mahon ticht mil weil, wiß er angieht, 
er geglaubt habe, dieser habe die seinige erhalken; Man sieht, 
don Oben bis Unten · immer derselbe Rangel an Votsorge imne 
dafselbe bequeme Laisser aller. 
England. 
London, 5. Nor. Wie „Reuter's Bureau* aus Madrid 
elegraphisch gemeldet wird, hat die spanische Regierung ihren 
Finanzagenten in London und Paris befohlen, alle bei ihnen nie⸗ 
dergelegter Coupons ihren Eigenthümern zurückzugeben, da die 
zeg nwärtigen finganziellen Schwierigkeitenes ihr nicht moͤzlich 
machen, dieselben einzulosen. (T. N) 
J Amerika.... 
—Newyorh, 5. Nov.“ Das spanische Kanonenboot Tor⸗ 
nado“ hat am 31. Olt. bei Jamaita den Flibustick⸗ Dampfer 
„Virginus“, welcher versucht hatse. bei Cuba zu ĩanden, genommen 
und ihn mit 135 Mann Besatzung nach St. Jago aufgebrachi. 
* ) 
Die, Nwyork Times? schreibt, daß die Postverwaltung der 
Vereinigten Staaten der deutjchen Regierung einen Gesttzenwurs 
ur Einführung von Korrespondenzkarien zwischen beiden Ländern 
nit einem Portosatze von 2 Cents (circa4 RX Uber⸗ 
andt haf und daß Grund zur Annahme vorhanden ist, die deut⸗ 
che Riegerung werde den Entwurf ohne dedeutenbe Verãnderung 
annehmen. .. 
. In Mexiks hal sich soben eine redikale und vielumfassende 
Revolut. on vollzogen. Der Kongreß dieses Landes hat die foigen⸗ 
den Zusäte zu der Verfassung der Republick dekretict: 1). Kirche 
ind Staat sind zu trennen. 2) Der Kongreß kann keine Geseßze 
jeben, die irgend eine Religion verbieten oder gründen. 8) Die 
khe soll ein Civilkontrakt sein. 4) Religisse Korporationen können 
lein Eigenthum besitzen: 5) An Sielle des relicidsen Eides soll 
rin bloßes Versprechen, die Wahrheit zu sprechen, mit Straufen im 
Fulle der Verletzug treten. 6) Niemand ist verpflichtet seine Dien. 
e ohne gerechte Schadloshaltung herzugeben. 7) Kein Kontralkt 
oll gestattet werden, der auf die Aufopferuig. der Freiheit des 
Menschen in Sachen der Arbeit, der Erziehung und religiöser 
Belübde hinzielt. 8) Und keine Schließung eines Kontrakles wird 
gestattet werden, unter welchem Personen in ihre eigene Proskription 
de Verbannung einwilligen. 
Rerunischtes. 
Hornbach, 5. Nob. Zu Ehren des nach seinem neuen 
Berufstreise Homburg morgen überfiedelnden kgl. Bezirksarztes, Hr. 
Dr. Dosenheimer, fand gestern Abend im Glünewalo'schen Soͤl⸗ 
ꝛin kleines Abschiedsessen fiatt, zu welchem sich die hiesigen Beamten, 
»erschiedene Buͤtger und Bekannte das Scheidenden eingefunden 
jatten. Indem wir den Weggang des Hrn. Dr. Dosenheimer, der 
nach 7 Jahren hiesigen Aufenthaltes das Lob eines tüchtigen 
Arztes, eines edesdenlenden Menschen und eines belebenden Gliedes 
ver Gesellschaft mit sottnimmt, aufrichtig bedauern, wünschen wir, 
aß er in seinem neuen Wirkungskreise gleiche Auerlennung finden 
noze und hoffen, daß er auch in der derne unfer in Fieundschaft 
jedenken werde. (Pf. Py. — 
Aus Elsaß-Lothringen, 3. Nor. In dem Dorschen Ressel 
bei Sierck erreg, ein grauenhafter Raubmord vennliches Auffeben