Ingberler Znzeiger.
zer St. Fugreger nzeiger (und das mit dem Haupiblatie verbundene Unkerhaltungsblatt, mit der Diendtagt-, VDonnerttagi · und Sonniag⸗
amer cricheint wochentlich dͤe r male Dien z9. Donner atag, Sams ta g und Sonmtag. Abonnementspreis vierteljahrig 42 Krrr. ode
I Siberar. Umeigen werden mit 4 Krur. die dreisvalt;-a Aeile Blattjchrift oder deren Raum bereducth.
187.. 21873
— AäAä— ——— ——— —
4
2*
Deutsches Reich..
Munqchen, 24. Nov. Dac Reigskanzleramt hat neuerlich
„ieder Veranlassung genommen, auf Grund eingelaufener amtlicher
gerichte die verbündelen Regierungen einzuladen, ihre Staatsange⸗
zrigen ernstlichst vor der Auswanderung nach den füdamerilanischen
Ftaaten, insbesondere aquch nach Brasilien, zu warnen. Die
verbungen, welche durch gewisfenlosse Agenten in Deutschland nach
gieser Richtung bethätigt werden, bringen teider immer noch neue
pfer nach diesen Ländern, welche durch ihr Klima, durch ihre
aadenbeschaffenheit, durch ihre Lebensgewohnheiten die dort sich
insiedelnden fast unabwendbar ins Verderben bringen. Die Recht⸗
igleit, welcher nach authentischen Mittheilungen die Einwanderer
a allen südamerikanischen Staaten preisgegeben sind, macht fie
hollständig hilflos und selbst die Anstrengungen der Diplomatie
ermag nur in seltenen Ausnahmsfällen die heimischen Landsleute
von dem ökonomischen und physischen Untergang zu retten. Auf's
cFindringlichste ist jeder, der nun einmal dem irreleitenden Aus-
vanderungsitieb nicht glaubt widerstehen zu können, zu ermahnen,
venigstens den Verführungen nicht nochzugeben, welche ihn nach
Zudamerika, nach Brasilien oder dessen Nachbarländern, in einen
ichern Ruin- verlocken wollen.
Mänchen, 26. Nor. (Candtag.) Betreffs der Interpel-
ation Dallers über die Postdienstverordnung über den Dienst an
Zonntagen und Feiertagen entgegnet der Ministerpräsident, daß
die Staatsregierung durchaus keinen Anlaß habe, weitere Beschrän⸗
tungen des Postdienstes an Sonntagen und Feiertagen eintreten
zu lassen.
rn chen, 26. Nob. Zufolge allerh. Entschließung vom
19. d. M. wurde verfügt, daß die Verwaltung der ärarialischen
Bergwerke in der Pfalz mit der am 1. Jannar 1874 beginnenden
12. Finonzperiode von der Regierungsfinanzkammer der Pfalz an
die Generalbergwerls-⸗ und Salinenadministration übertragen werde.
Bierlin, 25. Nov. Dem Vernehmen nach soll der Gesetz-
miwurf zur durchgängigen Einführung der deutschen Sprache als
mntlicher Geschäftssprache, welcher in der vorigen Landlags session
nicht zur Erledigung kam, binnen Kurzem beim Landtage wieder
ingebracht werden. Die Gesetzvorlage wegen Einsetzung eines
öchsten Verwaltungsgerichtshofes befindet sich noch im Stadium
—
ag gelangen. —
Lande die Sicherheit, das nothwendige Pfand füt sein Wohlergehen
berbürgen. Ich werde, wie ich hoffe, Ihren Erwarkungen ent⸗
jprechen. Sie werden in mir fiets die feste Stützung der Ord⸗
nunge und einem getreuen Vertheidiger“ der Beschluͤsse der Natio⸗
alversammlung finden.“ Die Botschaft wurde flill aufgenommen,
reder rin Laut des Beifalls oder des Mißfalls wurde hörbar.
Trianon, 26. Neov. Prozeß Bozaine. Canrobert führt
us, daß, wenn man im Oktober bei Metz nicht mehr das Feld
zehaupten konnte, man doch noch im Stande wär, schwere Schläge
muszuiheilen, „man mußte nicht über eine Capitulation, sondern
ine Condention untethandeln.: Wenn sie nicht ehrenvoll ausge⸗
allen wäre, würden wir an die Waffen appellirt haben fund we⸗
nigstens tapfer unterlegen sein.“ Die Generale Leboeuf und Lad⸗
nirault sprechen in demselben Sinne. Rouher sagt, die Kaiserin
jabe alle möglichen Anstrengungen gemacht, um die Rheinarmee zu
esten. Fürsi Bismarck habe an die Kaiserin die Aufforderung
erichtet, eine Vollmacht in blanco zu unterzeichnen, welche als
Hruudlage der Friedenspräliminarien dienen sollte.Die Kaiserin
Jabe dies unbedingt verweigert, da sie auf keinerlei Gebietsab⸗
fretung eingehen wolltte. —
Hrozeß Bazaine. Der Bruder des Marschalls Bazaine,
der 64 Jahre alte Oberin genieur Bazaine, hatte vom Präsident en
bverlangt, einige Mittheilungen über einen Versuch machen zu dürfen,
der im Oktober statt gefunden, um nach Mezz Nachrichten gelangen
zu lassen. Der Ingenieur Bajzaine ist Republikaner, aber seinem
Bruder vollständig ergeben. Zuerst sehr befangen, antwortete er
aus die Fragen des Präsidenten mit kaum vernehmlicher Stimme,
gerieth aber schnell in's Feuer, und seine Worte wurden dann im
ganzen Saale gehört. Derselbe war gegen den 20. Oklober nach
Toucs gelangt, wo sich die Marschallin seit acht Tagen in einem
Kloster befand. Er selbst batte weder Nachrichten von seinem
Bruder, noch von seinen beiden Söhnen, die sich bei der Rhein-
armee befanden. Die Marschallin hatte, obgleich sie hoch schwanger
war, den Entschluß gefaßt, sich nach Versailles zu begeben, um
vom Könige von Preußen die Ermächtigung zu erflehen, sich nach
Metz zu ihrem Manne begeben' zu sonnen; ihr Schwager sollte fie
begleiten. Die. Idee war von Thiers der Marjchallin eingegeben
worden. Dieselbe sollle dem Marschall mittheilen lassen, sich noch
zehn Tage zu halten, da durch die Vermittelung der Mächte es
wahrscheinlich zum Abschlusse eines Wassenstillstandes kommen werde.
Der Jugenieur Bazaine wurde von Thiers dem päpstlichen Grafen
Chaudordy vorgestellt, der damals dem Ministerium des Aeußern
vorstand. Gambetia war im Geheimniß, und Bazaine schrieb an
Bismarck einen Brief, den Thiers corrigirte. Man wartete die
Antwort ab. Bazaine hatte nuu viele Unterredungen mit Thiers,
der ihm seine Idee auseinandersetzte.. Thiers sah die Katastrophe
von Metz voraus, welche ihm zufolge Preußen zu politischen Come,
hinationen benutzen wolle, deren Folgen man nicht voraussehen
sönnen. Er wollte, daß die Meher Armee. durch einen Waffenstill⸗
Aand gerettet werde. Derselbe hoffte, wenn der Marschalle Ba⸗
jaine sich noch acht Tage halte, diesen Waffenstillstand, und zwar
mit der Verproviantirung von Mez und Paris, zu erhallen,
worauf man dann eine Nationalversammlung zusammenberufen und
sum Abschluß des Friedens gelangen werde. Thiers habe die
höchste Achtung vot dem Marschall kundgegeben.“ Am 24. sei in
Tours ein Bote von Meß dei Gambetta angekommen. Derselbe
degab sich zu dem Dickator, dem kx mittheilte, daß Metz keine
debensin itel meht habe.“ Die Lage wurde jeden Tag, duͤsterer.
Selbst Thiers wurde äußerst unruhig. Die Capitulation wurde
aun bekannt und der Geleitschein war unniltz geworden. Gambetta
jatte, so behauptet der Ingenieur, Alles gewußt, was Metz betraf,
ind hatte an Bourdakl kelegraphirk, um Bazaine dit Nachricht zu⸗ß
sommen zu lassen, daß ein Waffenstillstand — abgeschlossen werden
dolle. Hierauf erschlen die Prollamation gegen Bazaine. Sein
gruder wollte wissen, warum man diese Proklamation, welche ein
Nitglied der Regierung, det Admiral Fourichon, nicht habe unter-⸗—
eichnen wollen, erschienen sei. Er habe erfahren, daß die Regie—
Frankreich.
Paris, 26. Nov. Die großen Feste haben schon begonnen,
zeule Abend ist grotzer Empfang im Luxemburg und morgen Gala-
Diner im Hoiel des Präsidenten Mac Mahon. Ein armenischer
hrinz, der seit 10 Monaten die elegante Welt in Athem halt,
Jvahastet worden. Derfelbe hatte die elegaatesten Equipugen,
ie schoͤnsten Diamanken, war überall eingeladen und allgemein als
in vollendeler Kavalier angeschen. Man sagt, daß diese exotische
dersoͤnlichkeit ein ganz gewoͤhniicher Schwindler sei, der sich durch
eine feinen Manieren in die hohe Gesellschaft einzuschmuggeln
vußßte. Mehrere Communisten und eine der bekanntesten Petrolösen
vutden im Laufe des Tages verhaftee.
Parfrs, 27. Nov. Das „Journal officiell“ veröffentlicht
zie neue Minifterliste, wie folgt: Vroglie Inneres und Vicepräsi⸗
entschaft, Decazes Aeußeres, Fourton Unterricht, Desseiligny Handel,
darch Arbeiten, Depeyre Jufliz, Magne Finanzen, Barriil Krieg,
dompiene Marine. *3* n
Paris, 27. Nob. Die „Libertoͤ“ besch vort Mac Mahon,
x möge den Umtrieben det Noyalisten, welche ihm für den Fall
xr Thronbesteigung Chambord's das Vice⸗Konigthum über Algerien
ersbrochen hälien, nicht zum Schirm dienen. (Fr. J.
Versailles, 24. Nov. Die heute bei Beginn der Sißung
)etr Nationalversammlung verlesene Botschaft Mac Mahons lautet:
Mäͤne Herren! Ich halte darauf, Ihnen meine lebhafte Erkennt ⸗
ichteit für den hohen Beweis von Vertrauen cuszudrücken, den
Zie mir gegeben haben. Indem Sie mir die Wahrung der voll⸗
edenden Gewalt füt sieben Jahre übertrugen, wollten Sie den