Full text: St. Ingberter Anzeiger

Hl. Ingberler Znzeiger. 
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Deutsches Reich. 
München, 15. Juni. Der Finanzausschuß der Abgeord⸗ 
eten Kammer beschloß heute mit allen gegen 2 Stimmen, daß 
er bisherige Gehalt der protestantischen Pfarrer (auch, in der 
zlalz) durch Alterszulagen bis zu 1400 fl. steigen solle. — Fer⸗ 
jer beschloß er bezüglich der Schullehrer, daß die Aufbesserung 
es Minimalgehaltes 80 fl. betragen folle bei jenen Lehrern, wel⸗ 
ze bisher 490 und 450 fl. hatten, und daß die Verweser die 
Jalfte dieser Aufbefferung bekommen sollen; die Alterszulage soll 
om 10. Jahre beginnen und bis zu 300 fl. steigen; die Schul⸗ 
ehilfen sollen eine Zulage von 50 fl. erhulten, die Wittwen eine 
olche von 25 fl. die Doppelwaisen eine solche vonZ10 fl. die ein⸗ 
achen Waisen 9 iI. und die quiezzirten Lehrer 80 fl. Nach diesem 
heschluß des Finauzausschusses wären 992,000 fi. mehr nothwen⸗ 
ig, als die Regierung in's Budget eingesetzt haite. 
München, 14. Juni. Wie wir Vernehmen, hat Se. 
Naj. der Zönig genehmigt, daß an 67 dürftigen Gemeinden, be— 
iehungsweise Anstalten und Vereine, in Bahern Unterstützungen 
ur Herstellung von Brunnen und Wasserleitungen, an Armen⸗, 
dtanlene und Woblthätigkeits - Anstalten u. s. w., im Gesammbe⸗ 
nage von 28,200 fl. aus dem der k. Staatsregierung für 1873 
ur Verfügung gestellten Sewinnantheile der München⸗ Aachener 
Nobiliar⸗Feuer ⸗Versicherungsgesellschaft verliehen werden. 
Poseen, 15. Juni. Das mit Beschlag belegte Vermögen 
ez Erzbisthums beträgt eine halbe Million, davon 128,000 Thl. 
aar und in Werthpapieren, 100,000 Thlr. Hypotheken, der Rep 
n unbeweglichem Vermoͤgen. — ————— 
Srankreihbh. 
Verfsailles, 15. Juni. Die Nationalversammlung ge⸗— 
migte mit 8345 gegen 841 Stimmen die Dringlichkeit für die 
erathung des von Perier eingebrachten Antrages des linken Cen⸗ 
ums, welcher die definitive Proclamirung der Republik mit der 
benjährigen Präsidentschaft Mac Mahons verlangl. Von Laro⸗ 
foucauld⸗Bisaccia wurde ein Antrag auf Wiederherstellung der 
'onarchie mit Mac Mahon als Generalstatthalter des Königreichs 
eutenant·générals eingebracht. Die Nationolbersammlung lehnle 
Jab, diesen Antraa dem Dreißig⸗rausschusse zu überweisen. 
WBoarmischter. 
3weiberücken, 16. Juni 1874. (Schwurgerichts-Ver— 
undlungen. V. Quartal.) Georg Hübner, 28 Jahre' ali, Tagner 
on Frankenthal wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, 
crübt an dem Fabrikarbeiter Höbel von Frankenthal.“ Slaatsbe: 
irde: Staatsanwalt Hessert: Vertheidigung: Anwali Gießen. Der 
ngetlagte, welcher einen getrübten Leumund genießt, als sicher⸗ 
eitsgefaͤhrliches Subject und als heimtückischer, roher und unbän— 
der Mensch von allen Leuten gefürchtet wird, wohnte mit dem 
etlödteten im nämlichen Hause, er im untern, Höbel im oberen 
lock. Seit Faßnacht dieses Jahres war das zwischen beiden vor— 
Bestandene gute Verhältniß geschwunden und zwar deßwegen, 
ul der Getödtete dem Ansinnen des Angeklagten, sich mit ihm 
maskiren, nicht entsprechen wollte, und deßwegen vbon diesem 
vhrfeigt worden war. Am 2. März gegen 11 Uhr trafen sich 
oe, und zwar mehr oder weniger im betrunkenen Zustande, auf 
Strafe vor dem Wirthshause „zur weißen Taube,“ und da 
helödtete befürchtete, vom Angeklagten mißhandelt zu werden, 
chte er dieser Gefahr dadurch vorzubeugen, daß er ihn ein⸗ 
mit ihm in der weißen Taube einen Schoppen zu trinken. 
»dem derselbe getrunlen war, entfernte sich zuerst Hübner, dann 
bel; ersterer scheint aber, ansiatt nach Haufe zu gehen, diesen 
gepaßt zu haben; denn man hörte den Höbel den Ruf aussto— 
n „Herr Jesus, da steht er und hat den Säbel in der Hand, 
d will mich lodischlagem“ Es erfoigle jedoch jeht noch keine 
atlichkeit, sondern Hübner lud nun jenerseiis den Höbel zu 
zm Glas Wein ein, welches jedoch von diesem, da er hierbei 
us Gutes ahnte, abgelehnt wurde. Der Angeklagte suchte nun 
lemeinschaftliche Hausthüre auf und locte den Höbel mit den 
zuten Worten als ,komm Lieberle, komm Alter,“ zu sich heran, 
pobei er ein Stüch Holz, das wie ein Latienstück aussah inder 
dand hatte. Lange weigerie sich der Getoödtete heran zu kommen, 
ais er endlich mit vorgehaltenem Kopfe und mit der Drohung, er 
teche jenen iodt, wenn er ibn schlagen wolle, gegen die Hausthür 
zinschoß. Ssfort wurde er von Hübner ergriffen, inden Gang 
Jezogen, mit dem Stück Holz geprügelt und schließlich in die Stube 
»es Angeklagten gedrüngt, worauf man Lärm und alsbalb den 
stuf des Höbel hoͤrte: „Ach Gott, du hast mich geschlagen und 
zestochen.“ Sodann wurde er von dem Angeklagten. wobei dieset 
von seiner Frau unterstützt wurde, wieder auf den Gang verbracht, 
vobei Letztere ausrief Ach Goti, der blutet ja.“ Der Verwundete 
var noch bei Bewußtsein, sah zn seiner Wohnung hinauf und 'rief: 
Lene —seine Frau— der Hübner Georg hat mich todtgestochen.“ 
daum fonnte er sich noch die Treppe hinaufschleppen und im Vor— 
efühl des Todes sich von seiner Frau und seinem kleinen Kinde 
erabschieden, —ir einigen Auqenblicken war er eine Leiche. Der 
Ungeklugte wurde sofort von der Polizei ergriffen, das Messer, 
vomit die That ausgeführt wurde, konnte jedoch nicht gefunden 
verden. Der Tod des Höbel war dadurch herbeigeführt worden, 
zaß die Drosselader an der linken Seite deßs Hauses durdstochen 
vorden und dadurch eine Blutung erfolgt war. Der Angeklagte 
augnete die That, kann aber nicht angeben wer sonst der Thäler 
zewesen fein soll, während auch seine Frau auf die Bemerkung der 
Frau des Getödteten hin, sie und ihr Mann— hätten 
»enselben mit Prügeln geschlagen, mit der Aniwort „es war kein 
Hrügel, es war ein Laltenstück,“ Die That des AUngeklagten zu⸗ 
Jegeben hat. Die Vertheidigung führte in der heutigen Verhand⸗ 
ung aus, daß jeder Beweis dafüc fehle, wer den Höbel erstochen 
habe, jedenfalls aber wenn qngenommen werden könne, daß der 
Angellagte der Thäter gewesen, habe derselbe im Zustande des 
Relzes und der Trunkenbeit gehändeli und sei darum die Frage 
der mildernen Umstände zu bejahen. Die Geschworenen erkannten 
edoch den Angeklagten ohne mildernde Umflände für schuldig, 
vorauf der Gerichtshof eine 10jährige Zuchthausstrafe und · Aber⸗ 
ennung der Ehrenrechte auf die Dauer von 3 d aussprach. 
4. Ps. P.) * 
Sbeer, 16. Juni. Auf der soeber in VBremen statt⸗ 
indenden internationalen landwirthschaftlichen Ausstellung hat die 
fälzische Glanrace, welche in 2 Bullen, mehreren Kühen und Rin— 
xrn verlreten ist, 4 Preise davongetragen. Dem Ockonomen Georg 
dliuk von Patersbach wurde für einen Bullen der 2. Preis můͤ 
200 Mark, für rin Rind ebenfalls der 2. Preis mit 90 Mark, 
— dem Oekonomen Johann Schwarz von Sleinwenden sür einen 
Zullen der 3. Preis mit 180 Mark und für eine Kuh der 3. 
Breis mit 60 Mark zuerkaunt. Der Bulleudes Herrn Klink hatte 
nuf der Kreisthierthan in Speier den J. Preis für Zuchtstiere 
»er Glanrace erhallen, dem Bullen des Herrn Joh. SEchwarz von 
Steinwenden wurde damals der 5. Preis zuetlannt, Die in Bre— 
nen bei einer weit größeren Konkurrenz erzielten Refultote bewei⸗ 
en übrigens, daß die pfälz. Glanrace zu den besten Viehschlögen 
Deutschlands gehört; 4. J J 
7 In Kirchheimbolanden hatte sich am vorigen Sonntag 
As dem Jahrestag des Gefechtes, in welchem 1849 achtund 
wanzig Hessen im Kampf für die Reichsverfassung dort fielen, 
orsige Einwohner min einer Anzahl Männer aus den berachtar— 
en hessischen Orten zu einer Gedächtnißfeier vereinigt. An die ernste 
Feier an dem Denkmal der Gefallenen auf dem Kirchhof, wodei 
Zürgermeister Ruterspach die Festrede hielt, schloß sich ein Ban— 
quett im Chormann'schen Garten. 
7 Ein Komet wird von Mitte Jmmi an am Himmel 
ichtbhar werden und besonders nach dem Vollmond in der ersten 
Däljte des nächsten Monats die ganze Nacht durch für das undes 
vaffnete Auge wahrnehmbar sein. 
,München. Bei der am 27. v. Miz. abgehallenen 
Tentralvers ammlung des baherischen landwirihschaftlichen Vereind 
wurden bezüglich der Reform der Grundneuer die von dem Karg