St. Ingberler AAnzeiger.
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Samstaa. den J. N—aust. 1874
PR —121. J J
Deutsches Meich.
München, 28. Juli. Das Finanzgesetz für die XII. Fi-
anzper ode 1874 und 1875 wurde heuse im Gesetz- und Verord⸗
ungsblatt Nr. 35 publicit. Dasselbe ist geaeben zu Hohen⸗
hwangau, den 24. d. Mis.
Straßburg, 26. Juli. Die schon lange schwebende
Ingelegenheit wegen Veräußernng der kaiserlichen Tabaksmanu-⸗
aciur dahier soll nach der Kölnischen Zestung“ nun endlich zum
—X
nifjfärvdes Reichskanzleramts der Petitionscommission des Reichs⸗
ages in dessen letzter Session darüber mitgetheilt hatte. Bekannt-
ich wünschen die zunächst Vetheiligten im Reichslande den Verkauf
et Manufactur, der auch schon vor mehr als zwei Jahren in's
Berk gesetzt, damals aber nicht perfect geworden war weil die an⸗
ebotene Summe als nicht entsprechend befunden worden ist. J tzt
ommt dazu, daß das Geschäft Opfer und Zuschüsse erheischt, so
aß der Verwaliung nur daran gelegen sein kann, sich der über—
ommenenen Erbschaft zu entäußern, die sich auch mit den freihänd—
erischen Grundsätzen in keiner Weise verträgt.
Berlin, 28. Juli. Die wichtigsten and umfan greichen
Justizgesetzzebungs · Entwurfe für das Deutsche Reich sind nunriehr,
sachdem sie das Stadium der Berathung im Plenum des Bundes—
cathes zurückgelegt, mittelst Schreiben des Reichslanzlers an das Präsi
ium des Reichsstages gelangt und im Drucke begriffer. Es sind nach der
„Spen. Zig.“ folgende: 1) die Civilproceßordnung, 815 Para⸗
zraphen; 2) die Strafproceß⸗ Ordnung, 425 Paragraphen; 3)
ie Gerichtsverfassung, 166 Paragraphen; 4) das Einlührungs-
gesetz dazu, 14 Paragraphen. Der unter 8 genannte Entwurf
ines Gerichtsverfassungsgesetzes besteht aus folgenden Titeln: 1
herichtsbarkeit, 2) Amtsgerichte, 8) Schöffengerichte (Competenz bit
u 3 Monaten Gefängniß und 600 Mark oder 200 Thlr. Geld⸗
trafe, alle Uebertretungen), 4) Landgerichte, 5) Schwurgerichte, 6)
andelsgerichte, 7)Oberlandesgerichte, 8) dae Reichsgericht, 9)
Sztaatsanwaltschaft, 10) Zustelluugs-und Vollstreckungsbeamte, 11)
dechtshilfe, 12) Oeffentlichkeit, Sitzungspolizei, 13) Berathung und
zestimmung, 14) Gerichtsferien. Jedem der Enwücfe sind sehr
rusführliche Mot've beigegeben. Bei dem großen Umfange dieser
»em Plenum des Reichstages im October d. J. zu machenden
Forlagen wird der Druck längere Zeit in Ansproch nehmen.
Berlin, 29. Juli. Die „Prov.⸗Corr.“ bespricht die
hräuel des spanischen Bürgerkrieges, constatirt die allgemeine Be—
riedigung, welche die Nachricht von der Bestimmung des deutschen
geschwaders bei Whigt zum Kreuzen an der spanischen Nordküste
ervorgerufen hat, und fügt hinzu, das Geschwader sei von den
hezüglichen Weisungen der Admiralität nicht mehr erreicht worden,
jaher siehe in Aussicht, daß ein anderes Geschwader diese Bestim
nung erhalte. Man dücfe hoffen, daß die Sgritte der Reichs—
regierung zu einer glücklichen Wendung der spanischen Zustände
Anstoß geben. Völkerrechtswidrige Begünst'gungen carl'stischer Räu—
ereien würden nicht ohne scharfe Aussicht, Leben und Eigenthum
eutscher Reichsangehöriger in Spanien nicht schutzlos bleiben.
Berlin, 29. Juli. Die „Rord. Allg. Ztg.“ bestätigt,
aß ein anderweites Geschwader zur Kreuzung an der spanischen
dordküste beteit gesteltt wird, welches in den ersten Tagen des Au-
ust aach der spanischen Küste abgehen soll.
Berlin, 80. Juli. Die „Nordd. Allg. Zig.“ schreist
iber die von der Presse besprochene Verl.tzung des Briefg heim⸗
aisses bei der officiellen Correspondenz zwichen Kissingen und Ber—
in: Es handelte sich um zwei in den ersten Tagen nach dem
dissinger Attentat gefertigte Schreiben des Reichskanzlers, die um
nehrere resp. 24 Stunden verspätet eingingen und bei deren einem
zuch der amtliche Siegelschluß ohne Zweifel verletzt war. Die
ingeleitete Vorunt rsuchung ergab in einem Falle eine Verspätung
n Folge eines Hindernisses in der Bahnbeförderung; in dem
inderen ist die Verspätung noch nicht ganz aufgellärt, noch weni—
jer die Verletzung des Siegels. Weder gegen die Postbehörde des
Ubsendungsories Kissingen, dessen Vorstand die Correspondenz des
Reichskanzlers mit pflichtnäßiger Sorgsamkeit entgegennehme und
»ersende, noch gegen diejenige von Berein habe die Voruatersuch-
ing Verdachtgründe ergeben. Es bleibe daher nur die Möglichkeit
einer Veruntreuuug zwischen dem Abgangsort uud dem Ankunfts-
ort zu ermitteln, wozu die Mitwirkung der bayherischen Regirung
und der Zwischenbehörden amtlich nachgesuchtworden sei.
Oesterreich.
Gastein, 29. Juli. Zur Begrüßung des Deutschen Kaisers
ist der Statthalter Graf Thun eingetroffen. Die Ankunft des
Minister -Präsidenten ist auf den 2. August angesagt. Kaiser
Wilhelm macht heute einen Ausflug nach Hofgastein.
Spanien.
2. Madrid, 30. Juli. Die Zeitungen besprechen Frankreichs
Berhalten gegen Spanien und Italien und bemerken, daß die fran⸗
ösische Regierung, indem sie dulde, daß ihre Behörden dem Ul—
ramontanismus zu Dienste seien, sich allwärts die Sympathieen
der Rachbarländer entfremde.
Eine Bande aus der Sierra Morena hat kürzlich. wenn wir
nicht irren in Linares, einen Engländer Namens Haäzelden fortge-
ichleppt und für dessen Freilassung ein Lösegeld von 39,000 Duros
erpreßt. Seitdem haben die Räuher noch fünf Spanier gefangen;
voch sind sieben von ihnen nun selbst in die Hände der Polizei
gefallen und fünf von ihnen dem Gerichte zu Almaden schon zum
Tode verurtheilt worden.
Amerika.
Newyork, 28. Juli. Präsident Grant hat dem Ver—⸗
trage mit den Bankhäusern Rothschild und Seligmann wegen Be—
jebung des Restes der konsol'dirten 5 prozentigen Anleihe seine
Genehmigung ertheilt. (T. N.)
Newyork, 27. Juli. Das Telegraphenkadel zwischen
seuschottland und Mufoundland ist fertig gelegt. Die Kabel—
)ampfer „Faraday“ und „Ambassador“ treten die Rückreise nach
England an. (T. N.)
Newyork, 28. Juli. Ueber die durch den Orkan und
Ueberschwemmung angerichteten Verheerungen wird ferner gemeldet,
aß das Land um Pittsburg in einem Umbkreise von 25 Meilen eben
'alls überschwemmt ist. Der Haupitheil der Stadt blieb verschont,
vährend die Vorstädte gänzlich verwüstet wurden. Alleghany ist
am schwersten heimgesucht. Die Wasserhöhe betrug 20 Fuß.
leber 200 Menschen siud ertrunken. Der Orlan durchzog auch
Zhio und Kentucky und richtete große Verwüstungen an.
Vermischtes.
F Der Ludwigshafener Cumsumverein hatte im verflosse nen
ersten Semester einen Umsatz von 26,763 fl. 9. kr. Der Gewinn
abzüglich der statutenmäßigen 4 pCt. Zinsen uad Abschreibungen)
betrug 760 fl. 38 kr. und wird daraus ein Dividende von 8
»Ct. ertheilt werden. Am Schlusse des Semesters betrug die
Nitgliederzahl 368.
r Speier. 29. Juli. Herr Bürgermeister Ph. Heinrich
Fullmann von Albersweiler, der hier anwesend war, um die Ge⸗
iehmigung zur errichtung einer Filial-Apotheke für seine Gemeinde per⸗
önlich zu betreiben, was er auch seinem und dem Wunsche der Ge⸗
neinde gemäß erreicht hatte, wurde gestern von einem Schlag anfall
zetroffer, der mit dem Tod endigte. Der Verstorbene war 531
Fahre alt und hinterläßt eine Familie von 7 Kindern. Er meldete
cisch und gesund das frohe Ereigniß telegraphisch nach Albers—
veiler; eine Stunde später traf dort telegrabhisch die Kunde von
einem Tode ein.
7 Der „Rheinpf.“ wird aus Rheinzabern geschrieben: Die
Ernte ist vorüber und sowohl was Quantitat als Qualität anbe—
angt, gleich vorzüglich ausgefallen. Von 100 Garben Korn wur—⸗
en durchschniftlich 4 Malter gedroschen, von 100 Garben Weizen
urschnittlich 3 Malter. Gerste ist besonders vorzüglich gerathen.
fKusel, 28. Juli. Der Preismarkt für junge Zuch-
tiere findet am Dienstag den 18. August dahier stait, der Haupt-
„reismarkt für Kühe und Rinder am Donnerstag den 24. Septem