Full text: St. Ingberter Anzeiger

Witterungseinflüsse deide, als der Kolbenweizen. Der frühgefäete 
Roggen ist zwar, wie man jagt, etwas zu stark ausgewachsen und 
scheint durch Kälte oder nasse Winerung gelitten zu haben, wie 
dies die gelben rostigen Blätter beweisen. Doch glaubt man, daß 
ihm dies nicht desouderen Nachtheil bringen wird. Das spätgesäete 
Korn dagegen dat vorzüglichen Stand. Odgleich der Johannis 
Roggen, im Sommer schon gesäet, große Trocenheit hatte, so fleht 
er doch schön da. Im Herbste wurde er von den Landwirtben 
abgemaht und als Grünfutter benützt. Die verschiedenen stiee⸗ 
arten: Luzerae, rothec stlee, Incarnatllee und Esper versprechen 
alle einen reichlichen Ertrag abzuwerfen, namentlich wird dies dann 
der Fall sein, wenn dreselden von starlen Frühjahrsfrösten verschont 
bleiben. Auch auf eire gute Heuerute ist zu hoffen,“ wenn Feuch— 
tigkect und Wäre nicht fehlen. In Folge der feucht⸗ warmen Wit ⸗ 
teruns *— hasten wir doch nicht selten 10 —14 Grad R. diesen 
Winter — werden die Buume dies Jahr früher Blatter und Blüthen 
treiben, als sonst. Starke Froͤsie im Frühjahr könnten voll erdings 
alle Hoffaung auf eint gute Obsternte vernichten. 
Bei Wertheinr fstürnie am 14. Februar ein Wagen mit 
feben Wusilanten in den hod angeschwollenen Main. Leider er⸗ 
teauten Alle. 
rDyonamiüt. In Wullen erlchütterte ain Sonntag den 11. 
Rachts 12 Usr. eine starte Deionation das Haus des Ostono en 
stlev nghaus. Beim Rachsehen fand sich, daß Dynamitpatrosen, 
unmittelbar am Hause niedergelegt explodirt waren. Die Scheiben 
in dem Wohn⸗ und Schlafzimmer sind kotal zertrümmert und auch 
das Dach des Haufes ist beschädigt. Die Familie K. ist mit dem 
Schrecken davon gekommen Ein der That verdächtiger Mensch aus 
der Gemeinde Stokum wurde der Staattanwal schaft zu Dortuund 
borgefüht J 
rIn Pforzheim mehrt sich die Roth unter den Arbeitern, 
deren jetzt an 6000 geschäftslos sein sollen. Die Gemesndeber— 
walt ng trifft außerordentl che Vaßregela durch Sammlungen ⁊c., 
um den dringendsten Bedürfnissen bejegnen zu könten. 
Eshen, 16. Febr. Borgestern Racht brachen die In— 
jassen zweier übereinauder bestadlichen Zellen im hiesigen Kreiege⸗ 
richts⸗Gesangniß. nach gemeinschaftucher Verständigung, eine Oeff 
nung in den Fußboden resp. den Plafond und statteten sich mit 
Zuhülfenahme von Tisch und Stutzl und Häudereichen in der 
oderen Zelle einen Besuch ab. Als der Gefängnißwärter auf das 
Geräusch hin dieselbe öffnete, staunte er nicht wenig, statt der 8 
Insassen deren 18 vorzufinden. 
r In Wiesbaden ist ein Vereia gegen das Grüßen 
zur:ch Hutabnehmen in's Leben getreten; die Mitglieder grügen 
vlas init der Haud. In Fraukfurt a. Muund in Marnz sol das 
Biesbadener Beispel bereits viele Nochahmer gefunden haden. 
fuUngarische Pfalzar,afen. Von „Otto Heiarch 
dem Pfalzgraf bei Rheine“, der bei deu Türken und Hand'en sein 
Bold verschlampampt, singt Sch ffel in seinem, GCaudeamus“; 
„Wir fahren nach Cypras hinunter 
Und pumpen die Kön'gin an.“ 
Nach dem Vorbild brachten's auch die ungarischen Studenten 
in Konstantinopel fertig. Sie aahmen von der fürkischen Regierung 
eine Anterhe von 70,000 Frankca auf. 
FUnter den Arbeitern von Marseille herrscht eine gewsse 
Aufregung über den Beschluß des dortigen Gemeinderatht, 10,000 
Fr. für die Lyoner Seidenweber zu best mmen, während die Noth 
in den arbeilenden Klassen von Marseille selbigros genug sei. 
Tin Auflauf von 300 Hafenarbeitern, der sich heute früh in der 
Cannebiere, der Haupistraße von Warseille, bildete, wu de don der 
Bolizei zerstreut; man befürchtet für den Abend neue Unruhe. 
tKohlen-Lager. Es find nene Kohlenlager von 
Bedeutung im holländischen Limburg, nicht weit bon Mastricht, 
erbohrt wordea. Man hat an vier verschiedenen Stellen gebohrt. 
Die erste ergad zwei Lager don 30 bis 60 Centimeter in einer 
Tiefe don 100 Metert., die zweite 1M. 20 C. Kohlen in etwa 
100 M. Tiefe, die drite 2 M. 10 C. in eiwa 2885 M. Tiefe 
end die vierte 70 C. in gleicher Tiefe. Die holländische Re⸗ 
zierung hat eine Concession zur Bearbeitung dieser Kohlen ertheilt, 
und die belgische Kohlenindustrie fuͤrchtet bereits die neuerstehende 
—XXE 
—In Folge der wicthschaftlichen Calam'tät hat sich auch in 
Helgien die Zahl der unzerstützungsbedürftigen deutschen Staatsan- 
ehoͤrigen dermehrt. Der Minister des Innern hat dahiet die 
Kegierungen veranlaßßt, mittels der Amtsblätter oder sonst auf ge⸗ 
ignetem Wege die Arbeiterbevöllerung vor dem Versuche, in Bel⸗ 
dien Arbet zu suchen, zu warnen. Zugleich soll dieselbe darauf 
nufmerksam gemacht werden, daß fremde Arbeiter nur auf Grund 
ines vegelmaßigen Reis passet, und zwar gegen Vorzeigung oder 
dinterlegung desselben, Arbeitbücher don den belgischen Behörden 
tlangen loͤnnen. Ohne Besiß solcher Bücher ader ist eine dauernde 
Beschäfticung überhaupt nicht zu finden. 
4 (Der unrechte Kopf.) Vor einiger Zeit hallen die Vebötden 
in Balto (Unteritalien) auf den Koof des gefürchteten Vandilen 
Francolini, der die dortige Gegend höchst unsicher machte, einen 
»edeutenden Preis aus eschrieben. Bald nadher erschienen richti 
einige Individuen vor der Behörde und überbrachten ihr den 4 
dieses Banditen, worauf sie den ausgesetzten Preis ohne Anstand 
ausbezablt erhielten. Wie es sich jedoch jetzt herausstellt, war dies 
nar nicht der Kopf dieses Banditen, sondern eines gewöhnlichen 
Soldaten, den eben dier Banditen getdotet hatten, und verkauften 
in dann · de Banditen selbst der Behorde. So melden die nea⸗- 
pol taneschen Blaͤtter 
FDir Mondsfinfterniß, welche wir am Dienskag, ven 27. 
d. M., haben werden, kann, wenn die Wincrung günstig ist. in 
hrem aanzen Verlaufe genaus beobachtet werden und wird ein sehr 
nieressantes Raturschauspiel darbieten. Eine Stunde, nachdem 
die Sonne Sim Wesiten verschwunden ist, also bei Beginn 
er Dunkelheit schon, nimmt die Mondsfinsserniß ihren Anfang 
ind fann, da der Mond dann schon 13 Stunden aufge⸗ 
jangen sein wird, sosort beobachtet wrrden. Bei dieser Monds⸗ 
insterniß tritt de Ursache der Verfinsterung der Mondscheibe ganj 
zesonders deutlich zä Tage. Die Erde stehht damm genau zwischen 
t im Westen unsergeg genen Soune und dem im Often aufge⸗ 
zangenen Vionde. Zunächst wird der Kalbschatten der Erde eine 
chwache Verdunklung am Ostrande der Mondscheibe erzeugen, we⸗ 
nige Minuten nach 6)/2 Uhr tritt der Mond in den Kernschatten 
)er Ecde, und die eigentliche Finsterniß beginnt. Nach 7/3 Uhr 
vedectt der Erdschatten die ganje Mondscheibe, und dam fängt die 
otate Finsterniz an, welche 1 Stunde und 37 Minuten dauert. 
Die Janze Fuisterniß eudet erst um 10 Uhr 10 Minaten, dann 
2rscheint die Vto dscheibe wieder hell und klar. Die ganze Dauer 
)er Versinsterung beträgt sonach über 3312 Stunden ·. 
Cuandwirthschaftliches. 9* 
Zur Beförde ung der V'iehzucht bestimmt das Kreisscomie des 
andwirthschaftlichen Vereins der Pfalz den Betrag von 3000 M. 
ur Vertheilung unter diejenigen Gemeinden des Regiekungsbezirkes, 
2Ache im Jahr 1877 die Herstellurg und Einrichtung von Gemeinde⸗ 
Fasselställen bethät gen. VDie Bedingungen zur Erwerbung“ der 
Ireise sind folgeude? 1) Die Einrichtung eines Gemeindefasseistalles 
iuß auf eine längere Dauer berechnet sein and zu diesem Zwecke 
ntweder in einem der Gemeinde gehörigen oder auf eine Reihe 
'on Jahren zebachleten Anwesen statigefunden daben. 2) Die in 
em Fasselstalle aufgestellten Zuchtstiere müssen Eigenthum der 
zemeinde oder einer zur Hebung der Viehzucht gegründeten Genossen⸗ 
haft sein. 8) Vie Verp'legung der Fassel dauf nicht an den 
Benigstnehmenden vergeben sein, sondern muß anf Kosten der bes 
zeffenden Gemeinde oder Genosserschaft geschehen.“ 4) Die Preis⸗ 
ewerbungen sind längstens bis 1. November 1877 an das Comite 
inzusenden. 5) Die Preise werden auf den Vorschlag eines Preis⸗ 
erichtes, welches die E'nrichtungen an Ort und Stelle prüft, noch 
m Laufe dis Jahres 1877 an de Preisträger ausgehändigt. 
Ueber Kartoffelsorten als Saatgut bderichtet Grüttner: V'el⸗ 
ach finden wir noch immer eine nicht zwedmäßige Auswahl in 
yn Karioff⸗lsorten nach den verschiedenen Bodenberbältnissen, ob⸗ 
vobl es 0 ausgeprobt gelten kann. daß man auf thonhaltigem 
Boden d'e sichecsten Eiträge in der weißfleischigen Zwiebelkartoffel, 
erner auf mildem Lehmbvoden wie lehmigen Sandboden in güter 
Tultur, die hellrothe Sorie als Nio Frio Fürstenwalder und Da⸗ 
zersche, zu bauen hat; auf Sandboden die Dunkekrothe, hier Bor⸗ 
endorset genannt. Die verschiedenen weißen Sorten sind meist 
nicht Dauerwaaren. In Frühkartoffeln sind de Bisquit wie Fari— 
osen und bunt marmorirten Sorten empfehlenswerth. D'e Früh⸗ 
artoffel in jüngster Jeit in Oderbruch gerühmt, hat sich auf dank⸗ 
aten Höhenböden ver oge geringen Särlkegehaltes n'cht bewährt. 
In den neueren Beftellungsmethoden ist vielfach don der Gühlich'⸗ 
den Metbode so viel nachgeahmt, daß man slach und nicht enge 
as Staatzut pflanzt, um recht tief die leßte Bebäufelung zu geben. 
Zetreffend die Aufbewahrung. st bei gesund geernteter Waare zur 
eẽrsparung, an Stroh bei ausgedehnten Anbau, bei trockener Ein⸗ 
nietung, die Bedeckung direck mit Erde und darnach mit halder 
dortion Stroh, wieder J Fuß mit Erde bedect wodl noch größerer 
Jetbreitung werth. I 
Jeder Landmann weiß, wie besorgt man ist, guten, keim⸗ 
higen unkrautfähigen Kleesanen zu kaufen, we'l das im Klee so 
jt dvorkommende Unkraut, Grind genasint, sa groben Schaden in 
en Kleefeldern derursacht und oft deinahe ganze Eraten vernichtet, 
bm sich diesen lästigen Gast don den Klefeldern möglichst ferne zu 
alten, haben mehrers Landwirthe mit destem Erfolge versucht, den 
hamea durch Sieben zu reinigen. Man nimmt ein Haarsieb etwa 
zus einer Mühle so fein, daß nur die kleinsten unausgebildeten 
dörner des Kleesamens durchfallen (eine gute Handvoll oder 2 aus 
10 Pfd. Samen) Man nimmt nur wenig auf einmal in das 
Sieb und rüttelt gut, damit alle kleineren Körner durchfallen, so 
dird der gröbere Samen von Grind gereinigt sein. Mau kann