Sl. Ingberler Anzeiger.
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Dder St. Inzberter Anzeiger und das (2 mal wöhentlich) mit dem Hiuptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗
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M 33. Do)onnerstaa, den J. Mazzʒʒ 1877
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Deutsches Reich.
Berlinn, 26. Febr. Wie die „Post“ mittheilt, hatten
einige Elsesser Reichstagsabgeordnete am Samslag Nachmittag eine
Audienz beim Reichskazler. —
Berlin, 26. Febr. Tie Dinge im Orient tkreiden der
Entscheidung zu. Keine enzige von den enropäischen Mächten wird
der kriegttischen Altion Rußlands irgend welche Schroanken ziehen,
uud da die russische Armee sich in bestem Zustande befindet, so
wirs der Beginu der Feindseligkestenj denfalls im näcksten Mo⸗
nale erwartet werden dürfen. Was über eine theilweise Mobili⸗
sirung der österreichisch ungarischen Monarchie in Wiener und
Pester Blättern gemeldet worden, wird von unterrichteker Seite
als durchaus unrichtig,, m'ndestens als sehr verfrüht bezeichnet.
Desterreich ist noch nicht aus dem Rahmen des Dreikaiserbündmisses
herausgetreten, und wird das waährs heinlich auch so lange nicht
sbun, als Rußland noch auf die Inter ssen O stetreichs in der
orientalijchen Frage de gebühre de Rücksicht nimmi.
Berlin. Der Enwurf eines Gesetzes vetr. die Festst Qung
des HaushaltsEnats des deuischen Resches für 1877.778 legt jetzt
dor. Das ungedeckte Defizit des Etais be rägt 25,784 007 We.
In den Erläuterungen heißt es: „Der volle zur Dellung der
Ausgaben erforderliche Betrag an Mattikularbeiträren ist nur vor—
läufig in Ausotz vebracht, iudem es den Berathungen im Bundes
rath vorbehalten bleibt, eine Verrnehrung der eigenen Ginnahme u
des Reiche zum Zwed der Herabminderung der Mattikularbeiträge
in Erwägung zu ziehen,“ Man hat alid zu erwarten, daß bei
Berathung des Etotsgeseßes im Bundesräthe dese hier angekün—⸗
diglen wichtigen Beslüsse gefaßt werden, und darf auf den Aus—
gdang gespaunt sein.
Berlin, 27. Febt. Von rusücher Seite soll an mehreren
Orten vertraulich demerkt werden, die gegenwärtige Tage sei äbnlich
derjenigen vom Juni vorigen Jahres nach dem Berliner Memo—⸗
randum, wö Enalands Ablehnung gemeinsamer Sttritte den Krieg
wijchen der Türklei und Serd en zur Folge hatte. Jetzt drode
ein größerer, welchen die Mächte und in erster LZinie Enqgland.
dethindern fönnten.
NAusland.
Wien. 27. Febr. Tie „Politische Correspondenz* erachtet
aach Petersburger Meldungen die Nachricht von einer ünmittelbat
bevorstehenden militäriichen Action Naßlands ebenfalls für verfrüht.
Die Entscheidung hänge vom Eintreffen der Antwort der Geoß⸗
maͤchte auf die Circulardepesche des Fürsten Gortschakoff ab; das
Fintreffen der Antwort des dritischen Tabinets sei jsür Ende dieser
Woche angelündigt.
An den aus Wien nach Peter Sburg gemeldet⸗n Ge—
ruchlen, wonach se tens des Kassers von Rußland der Bejehl er⸗
assen waͤre, die russische Armee solle am 28. er. den Pruth über⸗
chreiten, ist kein wohres Wort. Allerdings erreicht am 28. der
wischen Serb'en und der Pforte bestehende Woffenstilistand, welcher
reiner Zeit auf das russische Ultimaium zu Staude kam, sein Ende.
Indessen ist nicht zu erwarten, daß der Kampf Serbieus mit der
Pforte am 5 März wieder aufgenommen wird. Ti— Nachꝛr chten
üüber die Friedensverhaund ungen zweschen beiden Staaten khauten
zünstig; sollte man dis zum 5. Mär, damit nicht zum Abschlusse
lommene, so würde jedenfalls eine Vetläugerang des Waffenftill
tandes exrfolgen. Die Situalion im Allgeme nen ist unverändert.
die Rückäußerungen der Maͤchte auf bdie russische Circ:lurdepesche
dehen noch aue. Von diesen resp. von der Entwichlng der Dinge
Konstagtinopel werden die dies eitigen, weiteren Daruahmen ab—⸗
ängen.
London, 27. Febr. Wie die „Times“ in ihrer zweiten
Ausgabe meldet, beschloß in Petersburg der Ministerrath un ar dem
Lorsitze des Czaren die Demobilisirung, sobald der Friede mit
Serbien und Montenegro geschlossen sein wird.
Petersburg, 27. Febr. (Orientalijches.) Der „Golos“
ichreibt, der Friedenbschiuß zwijchen der Türkei und Serbien würde
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de orientulisch · Frage wieder in dieselbe Lage bringen, wie zur
Zeit der Berlmer Verständ'gung, und ttete dann der Augenb!ick
ein, wo die Frage betreffs Verbesserung der Lage der Christen auf⸗
zestellt werden müsse.
Vermischtes.
* St. Ingbert, 28. Febr. Da gestern Abend das Him⸗
melsgewölbe dicht mit Wolken überzogen wer, so war der erste
Verlauf der Mondsfinsterniß bißs zur gänzl'chen Bersinsterung des
Ptondes nicht zu beobachten. Erst gegen 8 Uht trat der ver—
äaste le Mond, der in einem auffallerd rothen Lichte strahlie, auf
Augenhliche hinter dem z'ehenden Gewölke hervor. Es schien dann,
als ob sich das fsonstie Silberlicht des Mondes in glühendes Kupfer
»erwandelt hätte. Gegen 9 Uhr stälte sich auf seinem linken
Runde ein leuchtender Streifen heraus, der sichelförmig immer
Iößer wurde, bis gegen 10 Uhr auch auf der rechten Seite der
Schatten völlig gewichen war und der Voll nond in ungetrübtem
Blanze struhlte.
fKaiserslauten, 24. Febr. In der heutigen
zeheimen S zung des Stadtrathes wurden unter 11 Bewerbern die
Lehrer Auzust Day von Neuhornbah, Ritolrus NKraus von Roein.
jubern und Franz Hagenbucher von St. Ingbert für die erledigten,
ew. neu errichtenen deei katholischen Schulstellen an den hitsigen
koufessionellegemischten Votlksschulen aewählt.
7TNeustadi, 25. Febr. Wie wir vernommen, werden künf
igen Dieustag die H.H. Bürgermeister Kölsch, Landtagsabgeordneter
J. Ex er und Triftmeister Hofherr von hier eine Reijse nach Mün⸗
chen autreten, um dort für Verlegung des Bezirlsgerichts (Landge⸗
rchts) an hiesizen Platz zu wirken. L. Cilb.
Ludwigshafen, 27. Febr. In feiner gestrigen
Hauptversammlung hat der hiesige Consumverrin beschlossen, aus
dem Reingewinn des zweiten Halbjahres 1876 eine Dodende von
5 pCi. an die Mitgliedet zus verlheilen, außerdem je 50 Martk
dem ziesicen Arbeiterbulduagsverein und den noidleideuden oben—
fränkischen Webern zuzuwenden.
F Theuere Jagden. In Darmsiadt wurde die in der vorigen
Jagdp riode zu 560 fl 960 M. verpachtei gewesene Jagd dies⸗
mal zu 3,015 M. vrrpachtet. Steigerer find einige Herren aus
Deideshein', Foist und Nustadt. — Die Rodesheimer Jagd, welche
—D Pfg. lostete,
wurde am 17. l. M. auf weitete 6 Jahre. ver Jahr zu 1480
M. verpachtet.
r Von der Grenze, 24. Febr. Vor bald acht Tagen wurde
in der Nähe von Werßenburg die Lelche eines schon bejahrten
Mannes gefunden. Derselbe war ein Geschirrhändiar aus Ktatle—
bers (Matzenberg bei Geünstadt) und führte den Namen Muller.
Db ein Unglüdsfall ober eine Gewaltthat vorliegt, darüber konnle
ich noch u'chts Bestimmtes hören. Unmoͤglich wäre fceilich dei den
jetzigen Varhältnissen ein Raubaufail nicht.
Speyec, 23. Febr. (Pf. Ztg.) Es winde die Beo—
bachtung gemant, daß in nenuerer Zeit eine große Ptenge unga⸗
eischer Schweine durch Händler en der Pfalz eingeführt nd nmit
Vorliebe von unsern Metzjern gekauft wird. Du Schweine sind
ehr fett und stUea sich dilliger, wie die bei uns genästeten. Ab⸗
zesehen von der Konkurrenz,, welche den pfülzischen Lanowirthen
darch eine solche Massen⸗Einfuhr frewudläudischet V'ehwaare erwäqcst,
sind es 2 Punkte, die bei diefm Import zu erheblichen Bedenken
Veranlossung geben: Einmal ist die Beobachtung gemacht worden,
daß diese Schweine öfter mit der Klauenseuche behaftet sind, wo⸗
durch sehr leicht Veranlassung zur Verbeitung dieser Seuche unter
unserem Viehstande gegeben werden kann, und anderseits ist es
rine bekaunte Thatsache, daß ungarische Schweine gerne Finnen
und Trichinen beherbergen. Da die Trichinen selbst bei der mi⸗
keoskopischen Fleischbeshau nicht in allen Fällen mit Sicherheit
enideckt werden lönnen, so empfiehlt ez sich, Fleisch von dbiesen
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