aͤvilicken Länder überfluthen, kommid'eses Bolk zu den ersten
Brundbedingungen moderner Volkswirthschaft, zur Fre zügigkeit und
Hewerbefreiheitk, zur Verchelichungk und Coalitionsfreiheit, zu ein⸗
heinlichem Maß und Gewicht, zu gemeinsamem Handels⸗ und We vfel⸗
lecht, zu den Anfängen ciner wirljamen Rechtshilfe. Aber noch
fehlen andere, kaum mnder wichtige Grundsteine zum Neubau, vor
Allem eine rationell ⸗ Ordnung des Actiens, Baal- und Muͤnzwesens⸗
ein grmeinsames Cipbilrecht. —Eswar ein gioßartiges, aber uner⸗
aͤßliches Experim ent, die ploͤßliche Ueberführung Deuischlands aus
zem Zustand der wirthschaftlichen Gebuͤndenbeit in den der Freideit.
ronnte doch kein Mensch exmessen, ob in allen Kreisen der Gesell ˖
jchafi so diel Einsicht und Tugend varhanden wäre, um das Land
dor den Gefahren eines solchen Uebergangszustandes zu schützen.
Da kam der Krieg, der mil der Niederlage des wirthschaftlich üder—⸗
legenen Nachbats endete und uns mit dem überschäumenden Kraft⸗
gefühl der vollen Einheit eine industriell hoch entw'ickelte Reichs—
Prov'nz und eine uunerbört hohe Kriegsentschädi ung einbrachte!
Sländen wir heute nochmals vor der Annexion ElsaßLothringens
and vor der Eintassirung der 5 Milliarden, so würden wir auf
Beide nicht verzichten, aber dabei etwas vorsichtiger sein als da⸗
vmals, wo uns der Himmel voller Boßgeigen hing. Ich glaube,
vaß wir mit großter Beschleunigung der Nosenausgabe e'nen Riegel
votschieben, die Milliarden im Ausland sicher anlegen und ganz
allmählich zur Verwendung bringen, üdberhaupt jeden Geld; und
Treduuberfluß sorgfältig vermeiden, alsbald mit den letzten Schutz
zöllen aufräumen und durch strenge Normativbestimmungen fücr
Actlengesellschaften unsolie Speculationen im großen Maßstabe un⸗
möglich machen würden.“
Die Revbision nnserer Actiengesetzgebung vor allem mit stren⸗
gerer Hafipflicht des Directoriums und Verwaltungsrathes, wenn
auh niͤcht mit deren solidarischer Hafibarkent, ist allerdings eine
herechtigte und nahe liegende Forderung. Sie allein reicht ader
wahrlich zur Besserung nicht aus. Haben nicht Viele von uns
gegiaubt, wir seien um so viel reichet, als Frankreich an Demisch ˖
iand bezahlen mußte. Sind wir damit nicht zu einer unnatürlich⸗
statlen Production und einer noch tolleren Consumt'on verführt
worden, die uns ehrliche Arbeit verleidete und schwer zu banneade
Laster einbürgerte? Mit dem „Geld unter die Leute bringen“
hätie allseits vorsichtiger vorgegangen werden müssen, z. B. nicht
aͤlle die Kriegeauleihen auf einmal Zeimgezahlt werden dürsen. Das
berleitete zue Speculation, und die meisten Menschen iderstehen
us Swäͤche oder Interessenjagd vicht lange der Versuchung zum
Uebelnhun. Die Haupisoche aber ist: wir verdienten leicht, lernten
diel bedürfen und genießen. enhertheten mit den gestiegen ˖n Preisen
aller Gegen fände das Geld und verlernten, regel näßig, ausdauernd,
gewisfenhaft zu arbeiten. Jeder wollte mohhr verd enen, Millionen
Finzelner richtelen sich auf größeren Genuß und Tausende von
Geschafier auf dahin zerichteten Veibrauch ein. Das Eine st nun
unmoöglich, das Zweite wird nicht verlangt, und Jammer, Vei lust
ist des halb das Resultat. Nicht klagen und weinen, sondern auf⸗
roffen, einschränlken und gedieen arbeiten, das halft allein aus der
schimmen Lage.
Hdren wir auch hierüber Hirih: „Z'eben wir da⸗ Facit, so
besteht der Nachtheil der Krisis nicht blos darm, diß wir Geld
verloren oder Geld, das uns soust sicher gewesen waͤre, nicht ge:
vponnen haben, sondern wesentich darin, daß unsere frühere solide
Productiont weise arhebliche Verschiebungen erfaͤhren, diß ein großer
Theit unserer Industritllen und Ardeiter so vie des Handelsstindes
sich Unternehmungen gewid enet hat, welche an sich in dem beab—
ächtigten Umfang auf die Douer unhaltbar sinn; daß die einwol
geschaffenen Betriedseinrichtungen, als der —luth der Nachfraae die
cẽbbe gefolgt wir, zur Uederprodaction und zut ruindsen Preis⸗
oncurrenz führten; ein Proceß, der noch lange nicht abgeschlossen
ist. Der Nachthen besteht in der ungesunden Verschiebung der
Vermoͤgens⸗und Einko umensverhälinifsfe, resp. der Kauikraft, darin
daß in we'ten Beddilerungekreisen eine über das dauernde wirth·
schaftliche Können weity inausgehende splendide Lebensweise beliedt
Purde nicht allein in den Kreijen der Geldaristokratie, sondern
auch des Arbeiterstandes. eine Vebensweise, die nun nicht menr fort⸗
gesetzt werden kann. Ter Nachtheil besteht dar'n, duß veie ehemals
zuüdliche Exivenzen durch die Ueberspeculation verscherzt worden
sinde, daß Viele „von vorn“ anfangen müssen; daß viele ehte mals
hochgeachtete Leute, wilche der Versuchung nicht widerstehen konnten,
hre Auiorität verloren haben- daß durch die ungausble:bliche Geld⸗
entwerthung, durch die zahlreiche Beispiele versch venderischer Lebenb⸗
weise und allerlei Cortuptonsversuchungen auch die malerielle und
moralische Lage des Beamtenstandes, daß nicht minder die Presse
in hrem Anschen als ehrliche Waͤchterin der offentlichen Reinung
ernftlichen ⸗Schaden gelitien hat. — Die acute Krisis, die mit dem
Wiener Krach in Eeene ging, hat sich in eine schleichende Krisis
nwardeit. DHer Umstand, daß wir jetzt, nach drei Jahren, au
Schritt und Truit uüber Geschäftsstvkungen, von faulen Papieren
und sclechten Coucsen gar nicht zu reden, klagen hören, liefert den
geweis, daß wir mil der unumgänglichen Rüdmärikconcenfrirung“
noch nicht am Ende sind. Und das ist natürlich. Ein Geschafis—
wann, der erst eine Fabrik eingerichiet, ein Waarenlager angechufft,
ine tostspielige Ladeneinrichtung bestritten hat, kann nicht sofort in
ine aud ie Blrancht überuehen, wenn die Kunden ausbleiben; ein
dandwerker, der im Glauben an die Bestä digteit seines Verdienstes
ne Familie gegründet, kann nicht wieder auf die Wanderschaft
sehen Dazu kommt, daß der Measch nie aufhört zu hoffen. Viele,
ie in der Lage waͤren, die Brücke hinter sich abzubrechen, schlagen
ich in ihrer Stellung mühlam durch, immer noch auf die Wieder⸗
ehr des erloschenen Glückes rechnend. Man klagt über schlechte
zesen und wand'lt ducch eigene Schuld anf falsjchen Wegen. A«u
urbeit solech weg fehlt es nicht, sie wird rei blich geboten
ind verhältniß maßin, gegen früher, gut bezahlt; wir kranken
n Beharren beim Falschen, bem Unhaltbaren. Aus dieser schler⸗
henden Krisis lönnen wir nur allmährig herauskommen, mit allet
Horficht und Einschtünkung. Hier kann wur eias auf die Dauer
elfen: tüchtige, wack⸗re, u verdrossene Arbeit am rechten Platze.
Jeder Verfuch, durch gevagte Sp. culatonen das Verlorene weeder
Jerein zu bringen, oder du ch unsi nige Creditoper tionen die Ge⸗
häfte künsti ch zu beleben, muß jetzt in den mieisten Fallen als
det reinste Seibstmord bezeichnet werden. Bessere Zeiten müssen
ud werden kommen, je ruhsger wir das Unvecme dliche kiagen.
Unterlassen wir es name tlich, Gott und die Witt fürt das ver⸗
uutwortiich machen zu woslen, wi; ia u seter ganzen politischen
ind volkswirihichaftlich n Entweckhlung, in unserer früheren Un—
erfah enheit, in dem merkwürdigen Zufammentreffen nich voraus—
gese ener Umstände degründet ist.“
Und. sügen wir hinzu, in bem Mangel an Egergie, thunlichß
rasch umzukehten zu we sec Eiufachheit und hinehendem Fleiß.
(Pf. K.)
—A
Gestorven: am 22. Febr. In Walsheim der 93 Jahre
alte Indalide Peter Narel, vulgo „Engländer.“
F Ludwigshafen,; 1.“ März. Fur die hiefige Actien—
zrauerei sind 2 E'swaschinen besteAt worden,, deren jede in der
Sztunde 5 Centner Eis liefert. Tieslben werden im lonmenden
Mai aufgestellt wer en. (Auch dee Actienbrauereien in Kuisers⸗
autern und Zweibrücken versehen sich mit Esmascinen.)
Saarbrücken, 28. Fevr. Gesteru wurd in dad
ieüge Jumiz rresthaus ein Bergmann von Eloersberg eingeliefert,
beicher der Ausgade falscher 50 Piennignücke beschuldigt ist und
ie Münzen aud selbst angefertigzi bdaben soll. Der Varhafteie
oll früher Goldarbeiter in Oderstein gewesen sein. (S8. 3)
Auasburg, 24. Febr. Das dayerische Minestertum
zes Innern hit den De. Seelyorst, Setreär des Nuruberger
Hew⸗ribe:Museums, deranlaßt, über die Rsullate der Philadelphia
Ausstellung, der er als Jury Mitglied beigewohut hat, in den
zauptsächichsten Städten Bahy⸗tus Voriräge zu halte. Wie die
„All Ziq.“ berichtet, hat er in Augsburg die deuische Ausstellung
n Philadelphia nach Arrange nent uünd Qualitüt der ausgestellten
Hegenstände eiuer schonungslosen Qritik unterworfen. Wohl untet
Ze stoͤrung manver festgewartzeltet Illusionen führ:e er aus, wie
e deutsche Judustrie vicht meht heffen könne, das verlorene Gebiet
jür Massenartikel in Nordamerila weeder zu erobern, vielm hi
inzig das der stunst Industrie an zie Stelle treten könne; daß
é daher für Deutjchland nicht enwa dlos ein wünscheuswerthes
Jultur⸗El⸗ment, sondern eine Frage der wirthschafilichen Ex sten
ei, die Kunst⸗Induftrie, mit Aufwand aller Käfte, wieder au
zie Hoöhe zu dringen, wilche sie in Deuischland jschon ein nal ein⸗
denbinmen hat, und der deut chen Arbet weder den Ruf der
Soudität zu verschaffen, den einzudüßen sie auf dem besten Wege sei.
FMemmingen. Die hiesige Pu verfabrik hat einen
Auftrag auf sofortige Weferang von 17,000 Ctr. Kanonenpulder
in die russisch poln sche Grenze erhalten.
p Hof, 21. Febr. Der 6 jahrige Knabe eines Ardeiter!
wus Trogen wollie am vergangenen Sonntag früd mit seinen Ge—
chwistern dem im Hofer Bahnbafe arbeitenden Vuter das Essen
tingen; unterwegs wurde der Knabe von einer vordeifahrender
Frau zum Mitfahren e ngladen und in Hof am Posistall abgesetzt,
nit der Weisung, hier auf seine Gelchwister zu warten. Stall
)essen machte sich der Kleine, dem die Anlunft seiner Geschwister za
ange dauern mochte, auf den Weg, um ihnen entgega zu gehen
diebei gerieth er an einer Kreuzung der Staalsstraße auf die Schleizn
Straße, durchwaudete die Ocuchaften Zodwißz, Toöͤpen. Juchhoͤh
ind Doienteuth nod gelangte dort in den fürstlich reußischen Wald.
dier zog das acme, zum Tode milde Aind, wie wenn es sich schlafer
en Wwollte, Suesel, Rock und Weste aus, legte sie neden sic
ind schuef ein, und in dieser Lagt wurde es am Dienstat Frut
erfroten aufgefunden.
pFrautkfurt, 27. Febt. Gestern wurde ein —XCVC
welcher seinem Princ pal enen Backirog voll Mehl, ewan8 —X