Rermischtes.
F Landau, 9. Jan Auf nachsten Montag ist vom Bürget-
weisseramt ene Gemeindeversammlung e nberufen, um über Aufnahu-
eines Anlehens von 120,000 M. zur Herstellung zweier Exerzier.
plätze zu beschließen.
FDegendorf, b. Jan. Vorgestern Nachmittag er⸗
eignete sich in der Schmiede oberhalb Maxhofen auf der Rujseler
Straße ein großes Unglück. Der Knecht eines hiesigen Metgers
brachte einen Sack in die Schmiede mit dem Bedeuten, daß der⸗
selbe sogleich werde abgeholt werden, ohne jedoch beizusezen, daß
der Sack mit Pulber gefüllt sei. Während des Schmiedens fiel
ein Funke auf den Sack und verursachte eine furchtbare Erplosion.
Der Schmied, sein Vetter und ein Wegmacher, der lein Werkzeuq
sum Scäärfen gebracht hatte, wurden jämmerlich zugecichtet, das
daus bis zum Dache ruinirt. Für das Leben der Verunglückten
sell doch nicht zu fürchten sein.
pWür purg,7. Jan. Gessern Abend balb 10 Ubr
wurde der Wachtposten am oberen Mainquai von einem zucr Zeit
voch Unbekannten insultirt, mehhrmals mit einem Stock über den
opf geschlazen und in dier Hand gebissen, worauf der Posten
Feuer gab. Der Schuß ging dem Angpreifer durch den Kopf, jo
daß derselbe augenblicklich todt war. (B. Tagbl.)
p Manchen, 4. Jan. (Pf. K. Das Miluarbezirksgericht
Maͤnchen verurtheilie gesiern in einer den ganzen Tag in Anspruch
nehmenden Verhandlung den Kanonier des 1. Feld⸗ Artillerie Regi⸗
ments Abraham Hutter von Rosenheim wegen Fahnenflucht und
8 Verbrechen des Diebstahls zu 9 Jahren Zuchthaus, wovon 6
Monate Untersuchungshaft abgehen. Dieser Mann lasg schon 8
Jahre gefesselt in seinetr Zelle, nachdenn er aus dem Gefängnisse
Im Karlsthore verschiedene Ausbeuchsversuche zemacht und einmol,
Jämlich im Jabre 1873, wirtlich entlommen war. Er begad sich
in die Schweiz und wußt dort flott zu leben. da er. ganz abgesehen
don Dem, was nicht bekannt wurde, in einem Jahre Deebstäthle
im Werthe von 4040 Francs verübte. Von der Schweiz wandtie
er sich wieder seiner Heimatz zu und im März v. J. wurde er in
Rofenheim aufgegriffen. Im Gefängniß wußte er sich durch den
Schieber an der Thür zu zwangen und im Kamin 36 Siuuden
zu verbergen; da er aber hinaufkletterie und beim Dach heraus⸗
schaute, so wurde man auf ihn aufmerksam. In der Z lle, in die
er nun gebracht wurde, bohrte er mit dem eisernen Kleiderrechen
tin Loch in den oberen Zimmerboden, stieg auf's Dach und wollle
am Blitzableiter herunter, wurde aber vom Posten aufgehalten. Er
hat am Schluß der Verhandlung um eine „Kugel vor den Kopf.“
Der Präsident ermahnte ihn, sich zu bessern und Muth zu fass⸗v.
München. Wie das neue Adreßbuch von eünchen pro 1876
ausweist, ist aenannte Haupt- und Residenzstadt von 193.024 Seeien
hewohnt, in 18 Polizeibezirke und 251 Diftrikte eingetheilt, 7482
Bebäude stehen an 453 Siraßen und 39 öffentlichen Plätzen,
letztere sind mit 24 monumenialen Standdeldern geschmückt. 3.x
Erholung dienen 10 öffentliche Anlagen mit 9 Fontainen; in 6
Friedhöfen werden Beerdiggungen vorgenommen. Die Siadt zählt
31 Kirchen (27 katholische, 2 protestautisthe, hiervon 1 im Bau
—V— 6 Thore, 3 t.
Thealer,, 3 Privattheater, 9 sKlöster, 6 Kasernen und 14 Pa äste,
Die Wissenschast, Bildung und Erziehung ist repräsentirt: durch 4
Atademie, 2 Höochschulen, 1 Generalkonservatorium, 1 Hof- und
Staatsbibliorhek, 4 Gymnasien, 1 Centralturnlehrerbildungsanstait.
JEentralthierarzueischule, 1 Mufitjchule, 1 Kreisgewerbschule, 1
Baugewertschule, 1 Hebammenschule, 1 Industriesch le, 6 höhere
Erziehuugsanstalten. 17 Volksschulen, die Kunst durch 1 Akademie,
Tentralgemälde Direktion 1 Erzgießerei, und 8 öffentliche Museen
und Sammlungen; 7 Gerichtsbehörden sprechen Recht, 43 Advokaten,
15 Notate, 17 Gerichtsvollziehet vermittein dasselbe, 1 Sqharf⸗
richtee, 1 Zuchthaus und 4 Gefängnisse vollziehen die Sirafen.
Für die le deade Menscthet sorgen 1 Kressirtenanstalte, 8 große
Krankenhaͤnser, 1 homdopathisches Spital, 5 Heilanstalten, 3 Natur⸗
heilanstalten und 1 Rebonvaleszentenanstalt, 6 amiliche und 172
prattische Csprlärzte (gegen das Vorjahrr gleich geblieben), 50 Civil⸗
praxis ausübende Mulitärärzte, 8 Chirurgen, 13 Zahnärzie und
27 Cibil⸗ und Militärthierärzte, 20 Fahntechniker, 8 Bader alterer
Ordnung, 75 Badereibesitzer, 14 Badanstalten, 9 Hühneraugen⸗
Operateure, 76 Hebammen, 27 Apotheken besorgen die ärztlichen
Anordnungen, 4 weibliche Oiden, ein weltlicher (vayerischer)
Frauenverein, 11 Krankemvärter und 20 Krankenwärterinnen sind
n der Kranlenpflege thätig; mit den Todten beschäftigen sich 14
Beschauer und ebensodiele Leichenfrauen. Für die Armuth wirken
IArmenpflegschafisrath, 18 Bezitkepflegkommissionen, 18 Armen⸗
urziet, 2 frenwill ge Vereine für Armeupflege, 9 Wohltdätigkeits⸗
beteine, 11 Armendäuser, 2 städtische Leihhäuser, 1 Haus für
Obdachlose, 4 Suppenaustalten und noch viele andere mwohlthätige
Stifungen. Fur den Geldverlehr sorgen: 1 Bösse, 10 Baulen
und' 60 Banquiers, für Versicherung: 22 Feuer⸗, 89 Lebens⸗, 9
Tiansporto, 9 Veth⸗ und Feldfrüchtes. 2 für zerdrechliche Geräth⸗
chaften, außerdem noch 7 andere Anstalten; Agenturen-, Kommifsior en
Incasso? und Speditionsgeschäfte bestehen 32. Ten Fremden dienen
36 Gasthsfe (Hotels) zur Unterkunft, für leibliche Stärkung sind
dedacht: 35 Garköche, Charcutiers und Schweinmetzger, 99 Gast⸗
pirthe, 228 Schänkwirthe, 21 Bierbräuer, 44 Cafetiers und 55
Weinhändler und Weinwirthe. Ausgegeben werden 71 Zeitschriften,
vobon 27 politische ind, welche aus 32 Buchdruckereien hervor⸗
zehen. Zur Unteihaltung und Förderung bestimmier Zwecke sind
150 Vereine bierselbst gegründet.
fManheim, 10. Jan. Heute Morgen halb 6 Uhr ließ
iich ein Soldat des hiesigen Infanterieregiments an der Rieinbrücke
jon dem Erfenbabnzuf überfahren, dem Unglüdl'chen wurde der
Kopf von Rumpfe getrenunt. (Vh. Anz)
p'AQfQsun, 9. Jan. Die vollendeten Thürme des Kölner
Domes werden die höchsten Gebäude der Weit, und zwar 151 Meter
soch sein. Bis jetzt hat diesen Ruhm der St. Nilolai:Thurm im
dainburg gehabt. Derfelbe mißt, lau Augabe der Deutschen Bau⸗
eitung in Berlin, 144.20 Vieter. Die St. Peters Kuppet in
Rom hat eine Höhe von 143,80 Meter. Daunn fsolat der Thurm
es Strabburaer Münsters mit 142.10, die Cheops Pyramide bei
Rizeh in Aegypien mit 137, der Stephansihurm in Wien mit
136,70 und der Martinsthurm in Landshut mit 18220.
x Die Passagiere des am 80. Dez. Abends 1122 Uhr von
gerlin nach Sieitin abgefahrenen Schnellzuges besanden sich unter⸗
vegs in der außersten Lebensgejahr. Ein Passagier zwe ter Klasfe
heilt im Stectiner Gen. ⸗Auz. darüber Folgendes mit: Der Zug
atte bereits Bernau erreicht, als wir, dee wit unserer Zwei ein
Foupe gleich dinter dem Postwagen benutzten, einige empfindliche
3 öße wahrnahmen, dies wir aber weniger beachteten. Erst wach
er Abfahrt des Zuges von Neustadt wurden wir durch erneuerte
seft ge Stöße aus dem Schlafe erweckt, in Folge deren wir von
en Sitzen heruntergeschleudert wurden. Der Wagen machte Be—
pegungen als ob er sich um seine Achse drehen wollte, unser
Sitz ging derunter, die Lampe des Coupes war erloschen, die Fen—
ter zertrummert und wir wurden mit den im Coupe untergebrachten
damdaepadstücken wie Bälle umhergeworfen. Ein Signal siten war
inmöglich, da keiner von uns nach dem Signalfahnen zu gelangen
ermochte, üderdies die Dunkelbeit es verhindert haben würde und
zie zu solchem Zweck an der Decke des Waggons angebrächte elel⸗
rische Batterte sich im Unstande befund. Jeden Augenblick den
zusjammenbruch des Warens und damit alle Schrecken des Todes
rwarsend, bemerkten wir endlich, diß die Glasthür des Schaffner⸗
itzes herabaeschleudert wurde nnd der Schaffner (Wendt) im Herun⸗
erstüczen von seinem Sitz die Signalisirleine ergriffen hatte, welche
r, an dem Waggon hängend, in Bewegung brachte, so daß endlch
er Zug zum Hatten kam. Es ergab sih nun, daß unser Waggon
ereiis alle Räder verloren und sämmtliche drei Abdsen aecbrochen,
daß dieser mit den anderen Wagen nur noch mittels der Kuppel⸗
etle zusammenhing und zwes der hitteren Wagen entgleist waren,
er gaze Zag nur 6 Zoll von einem 40 Fuß tiefen Abhange
»utferat war und jeden Aug'nblick in die Tiefe hälte herabstürz⸗n
nüssen, wenn nicht so unerwartet Rettung gekommen wäre, die
ver nuu der Geisteszgegenwart des genannsen Schaffnets zu ver—
»anken glauben. Tas eine der verlorenen Räder des Wagens
var etwantwusend Schritte von der Unglücksstätte an einer Wärter⸗
zude vorü:ergeflogen. Off ubar ist das Unglück durch einen zer⸗
prunaenen schadhaften Radreifen verurfacht, dessen Fehl rhaft gleit
heisder Revision vor der Abfahrt des Zuges unbemeilt geblieben,
Nach 212 stüudigem Aufenthalt konnten wir endlich in einem Pad
pagea die unglückliche Resse fortsetzen.
F Danzig, 8. Jan. Das Ungluck in den Nogatniede⸗
ungen wird täzlich größer uüd das schlimmste steht uns vielleicht
urch den gegenwärtigen E:sgang noch unmittelbar bevor. Das
Wasser ist in den lezien Tagen in dem ganzen übersa weinmten
Hebiet wieder bedeutend gestiegen. Die Auswanderung der Be⸗
vohner aus den überschwemsnten Bezirken nimmt täͤglich zu, und
f5lbing würde bald nicht wehr Räume genug haben, wenn micht
‚on den Laudbewohnern erfreulich viele Offerten zr Aufnahme
„er Unglücklichen einliefen. Sehr traurig sind die Zustände in dem
dirchdorfe Zher, das das Zel der ersten Ueberschwemmung war.
Die halb eingestürtten von den Bewodhnern verlossenen Häusern
ieten nach der „Altpr. Ztg.“ einen trostlosen Anblick dar, aus
den noch einigermaßen erhaltenen und dater auch dewohnten Ge⸗
äuden schauen jammervoll krank aussehende Menschengestalten durch
die Bodenluken und weinen ihr Elend in die sie umgebende Wasser⸗
und Eiswüste hmaus. Sohle das Eis der Nogat so weit unter⸗
helb des Bruches gegen Zeyer stehen ble ben, daß es durch den—
elben cehen muß, so treidt der Strom und sämmihsches Eis durch
zas Dorf und die unterhalbe esegenen BKrüche wieder in die Nogat
ind sammtliche Gebäude sind dann in Gefahr, ganz oder theil⸗
beise zerstörr zu werden. Es macht namuch bei Zeyer die Nogat
ine Bucht und fiad obethalb und unterhald des Dorfes mehrere
Durchbrüche. Aehnlich. wenn auch vielleigt etwas werniger ent—