Full text: St. Ingberter Anzeiger

Marine aus, erinnerte hierbei an seinen früheren Aufenthalt in 
dondon und schloß mit dem Wunsche für die Fortidauer der freund⸗ 
schaftlichen Beziehungen zwij chen England und Spanien. Der eng⸗ 
—I hoh in seiner Erwiderungsrede hervor, daß 
die Armeen Englands und Spaniens beide seiner Zeit für das 
Prinzip der Unabyängigkeit getämpft hatten. Als Kuriosum zu die⸗ 
fen englisch⸗panischen Freundschaftsversicherungen fällt unß gerade 
lin, daß anfangs, da die eisten Siurmvoͤgel in der diesmaligen 
Drientkeisis aufflatterten, englischerseits ganz erasthaft die Versiche⸗ 
rung austauchte, die spanische Flotte werde sich der englischen Flotte 
sofort zum Schutze der Dardanellen a schiießen. Rur in Folge 
dieset fuͤrchterlichen Drohung scheint Rußland bis jetzt noch keinen 
Krieg gegen die Pforte unternommen zu daben. (Berl. Tabl.) 
Der Umm⸗nudlung der Lateinschulen in Proghym⸗ 
nafien. 
Es wird den meisten Pfalzern noch in Erinnerung sein, daß 
vor drei Jahren in den pfalzischen Blaͤtiern die Frage nach der 
Umwandlung der Lateinschulen in Proghmnañien angeregt wurde. 
Eine Reihe von Siädten nicht nur in der Pfalz, auch im 
jenseitigen Bahern bewilligte die eventuellen Mittel für dießen 
Zweck, aber die Petition wurde damals — es wurde gerade die 
unterste Clafsse angesetzt — an höherer Stelle abgewiesen. 
Bekannilich hat nun der Siadtrathe von Ludwigshafen von 
Reuem fuͤr eine 6. Classe 3600 M. in das Budget geseßt und 
hen betreffenden Antrag auf Errichtung derselben an hohe Stelle 
gelangen iassen. . 
Ifst es nun auf der einen Seite kaum fraglich, daß ev entuell 
dieser Petition auch die damals betheiligten anderen Stadtver⸗ 
waliungen, so Neuftadt, Frankenthal „Duürkheim, Pirmasens, St. 
Ingberi u. A. nachfolgen werden, so fragt es sich auf pädaßozische 
didackischem Gebiete, ob diese 6. Cl. sse analog der 1. Gymnasial⸗ 
Tlasse destaltet werden soll oder ob nicht viel mehr eine generelle 
Umwandlung in Proghmnasten am Plaß erscheinn. 
Sehen wit Pfalzet uns rings um, so haben Baden;/ Hessen, 
Preußen, die Rheinlande, Württembers ibre Proghmnasien, nur 
die Pfalz hat ihre mit Bildungestoff Uberladenen und doch keinen 
didactischepralktischen Abschluß erzielen den Lateinschulen. Ein solcher 
Squler der 5. Clafse lernt drei fremde Sprachen, treibt außerdem 
Raturlehre und Geographie, Mathematik und Geschichte u. s. w. 
uͤnd erhaͤlt trohdem, trotz 8365 Lehrstunden woͤchentlich keinen Berech 
igungeschein5 
In Bayern wird, wenigflens an den meisten Lateinschulen, 
kein Fronzosisch, keine Nakturlehre, weniger Zeichnen getrieben/ — 
aber bei uns trotz alledem — kein formeller und praktischer Ab 
schluß. Ueber das Befolgen des multa , non multum sei bier 
weiter nicht geredet / J J 
Nach mehrjähriger Ueberlegung und Bergleichung dieser 
Schulen mit ähnlichen Anstalten in den übrigen deutjchen Staaten 
muß man nun zur Ueberzeugung kommen daß die Lateinjschulen 
der Pfalz nach ihrem praktischen Werthe; nach der Mühe der 
Lehrer und der Schüler, nach dem zu bewältigenden Stoffe nicht 
die richtigen erteichenswerthen Resultate liefern. Soll ein Ver ⸗ 
haältniß herauslommen zwischen Kosten, Mühe und Werth, so 
mussen fie modificirt werden. 
Um eine Neuordnung noch kurz anzudeuten, so wäre aualog 
anderen rheinischen Staatsanstalten die Bifurcation des Unterrichtes 
in eine realstische und humanistische Abtheilung von der 4. Classe 
an nothwendig. Dort wird die französische, hier die griegische 
Sprache bettieben. Alles Uebrige ist wefentlich gemeinsam. Die 
neue 6. Classe haͤtie die Aufgabe die formel⸗ logische Ausbildung 
durch energische Betreibung der Leckure und durch intensiven Unter⸗ 
richt in der Mathematit zu erreichen. Für die reale Seite bilden 
in der 6. Classe Geschichte, Geographie. Zeichnen, Naturlebre die 
zu betreibenden Fächer. 
Nuheres wird einem auszuarbeitenden Detailplane überlossen 
dleiben müssen. Die Interessenten der Pfalz fuür eine Eutwickelung 
der Lateinschulen seien durch diese Zeilen einstweilen darauf auf⸗ 
merksam gemacht. (Pf. K.) 
—A 
pgZweibrücen, 28. März. Gastern versammellen sich 
F'er die Glaͤubiger der Brauerei unter der Firma C. und F. 
Jacoby in Homburg, und einigten fich dieselben dahin, daß dieses 
Geschaͤft in eine Aluien⸗Gesellschaft umgewandelt werde und Hert 
Ferdinand Jacoby, eine bewährte Kraft, mit deren Leitung betraut 
worden soll. (3w 3.) 
4 Bei der Frankbenthaler Geflügel⸗Ausstellung wurde 
im Ganzen für 8671 M. 66 Pf. Geflügel veckauft nämlich für 
1945 M. 25 Ppf. zur Verloosung und fur 1723 M. 40 Pf. an 
rivate. 
p pMänchen, 20. März. Der Bahyerische Veteranen⸗, 
Krieger⸗ und Kampfgenossen⸗Verein, welcher 2035 Verecine mit 
33,000 Mitgliedern umfaßt, halt seine diet jaͤhrige Versammlung 
am 21. Mam in Reginsburg. 
pMünschen., Aus dem Werke „die Generale der deutschen 
Armee“ wird ein Sepatat ⸗Abdruck: Baherns Generale? entnom⸗ 
men, zu welchem Konig Ludwig V. seine Bivgraphie nebst Facsi⸗ 
mile und Photographie übersenden ließ; die bayerischen Generale 
betheiligten sich durch Gewährung ihrer und Aufsiellung bezw. Re⸗ 
vifion ihrer militärischen Biographien. Diese Blätter, welche in 
dur 200 Eremplaren gefertigt werden, sind bestimmt, für Bayerns 
Volk und Heer eine bleibende Erinnerung zu bilden an die große 
Zeit, die wir erlebten, an eine Zeit, in welcher Vayeins Söhne 
sich auf allen Schlachtfeldern mit Auszeichnung schlugen und mit 
hrem Blute die Einheit Deutschlande erringen halfen. — Dieser 
Tage wurde ein Posibediensteter, welcher mit dem Transport von 
Werthstücken von der Stadipost zum Bahnbof und umgekehrt zu 
chaffen hatte, wegen Veruntreung eines derartigen Baarbetrages zu 
1300. M., in Haft genommen. J 
In Ulmm wird am 30. Juni d. J. das fünfhundertjährigt 
Jubilaäum der Grundsteinlegung zum Münsterbau gefeiert. Am 
Zorabend soll im Münster Händel's „Messias“ aufgefübrt, am 
Tage selbst ein historischer Festzug und ein Fischerstechen auf der 
Donau abgehalten werden. 3 8 
77WUrzbursgs, 27. Maͤrz. Heute Morgen erschoß sich der 
Posten vor: der Haupiwache auf dem Residenzplatze. Der Grund 
it micht dekannt. — Heute Morgen. wurde auf dem Bahnhofe der 
Zugführer Stühlein überfahren und blieb auf der Sielle todt. 
Derselbe, verheiralhet und Vater von drei Kindern, wollte zwischea 
der Wajen durchgehen und wurde von den Puffern erdrüct.. 
— GWürzb. Pr). 
—7 Berhin. An Kaiser Withelm sind zu seinem Gedurts⸗ 
jag nicht roeniger als 850 Glüdwunschtelegramme und mehrere 
ausend Glüdwunschbriefe gelangt. 3 V— 
Wesel, 21. Marz. Auf der hiesigen F stung find 
zestern 5. Abiturienten des Reclinghauser Gymnasiums eingetroffen, 
Im eine ihnen durch das Gericht zuerdannte se hawochentliche Haft 
mjutreten, welche Strafe sie durch Anwendung unerlaubier Hilfs⸗ 
nitel be ihrem Abiturienten⸗ Examen verwirlt haben. Sie hatten 
inen (inzwischen verstorbenen) Ppostboten bestochen, ihnen die Cox⸗ 
wespondenz des Direciors mit dem VProv nzial⸗Schullollegium aus⸗ 
uhändigen. 6 
4 Aus Altenbeken, 16. März, schreibt man dem Wesif. 
Merk.“ 2.Für jeden Landwirth wird es von Interesse sen, zu 
rfahren, wie die Eisenbahnen der Landwirthschaft forderlich sind. 
deuie gay ein Oekonom in Brakel einen Schafbock auf nach Bennig⸗ 
ausen, eine Strecke von circa 10 Meilen, und mußte dafür nicht 
weniget als 20 Mark zahlen. Ein anfiändiger Reifender zahlt für 
zieselbe Strecke 4,50 und ein Schafbock 20 m..... 
7 Da das Wirk über den deutsch franzoͤsischen Krieg, welches 
der Große Genetalstab herausgibt, einen nicht unbedeuteuden Ge⸗ 
vinn abwirst, so in die Frage in Erwäͤgung gezogen worden, wie 
dieser Geldbetrag am zweckmäßigsten zu verwenden sei. Selbst⸗ 
verständlich wücde dieser Rengewinn eigentlich der Reichslafse zu⸗ 
alli, in dieser aber ohne besonderen Nutzen als eine Kleinigkeif 
gum in Betracht kommen. Der Reichskanzler hat daher dem 
Hundesrath vorgeschlagen, daß wenigstens ein Theil des Betrages 
ind zwar vor der Hand 8300,000 Mark zur Verfügung des Kaisert 
estelln werden, um eine Stiftung zu errichten, welche im Interesse 
Gentcralsstabs selbst und unter Verwaltung des Generalsstabs⸗ 
Thefs zur Förderung militarisch⸗wissenschaftlicher Awecke und zut 
lterstützung dienen soll. 
Uluter den Angebinden, welche dem Kaifer zu seinem 
Zeburtstage überreicht ourden, glauben wir eines kunstvollen Er⸗ 
seugnisses der Solinger Induftrie erwähnen zu müssen, und zwat 
iner in Stahl mit großem Aufwande von Fleiß und Geschich 
riselirten Popierscheere. Unterhalb des Nagels zeigt dieselbe aus 
Nr Vorderseite das wohlgetroffene Bildniß Sr. Maͤjestät mit der 
orbeerumtränzten Ususchrist: „Dem Kaiser Wilhelm gewidmet zum 
80. Geturialage, 22. Marz 1877.“ — Der Nagel selbft wird 
bon der Kasserkrone verdeckt, über derselben breitet sich ein Vand 
zus mit der Ins rist: „Suum cuique.“ Unter dem Porträt triti 
das eiserne Kreuz von 1870 hervor, die Augen der Scheere werden 
zurch zwei Schlangen dargestellt. Das obere Blatt ist mit dem 
Merkurstab, Arabesken und einem rorbeerumwundenen Schwertt 
vderziert, während die Rücheite der Scheere militäͤrische Embleme 
aind das eiserne Kreuz von 18183 zeigt. — Das Aunftwerk dars 
dem Besten zugezählt werden, was aus unserer deutschen Industrie 
—IIV 
7 Gegen Zigeuner. Ein probates Mittel, sich die Zi⸗ 
zeuner vom Halse zu schaffen, hat der Amtsvorstand in Reinicen⸗ 
zorf, dei Berlin, erdacht. Die an der Dalldorfer Chaufse ein⸗ 
jenistete Zigeunerbande war mit allen gesetzlichen Mitteln nicht von 
zannen zu vͤr ngen. Plötzlich fil dem Am̃tsvorsteher ein, daß daß 
Gesetz, belreffend d'e Schutpflichtigkeit der Kinder auch auf die der