Full text: St. Ingberter Anzeiger

und in den Beziehungen zu andern Määͤchten als Theil des für⸗ 
tischen Reiches angesehen. 2 4 
London, 18. April. Ruhland teigeswegz der Neutra⸗ 
litat Englands schon vbllig sicher. Zwischen Derby und Schuwalow 
hat hierüben ein Meinunghaustoufch sigtigefundon. welcher das ge— 
wunschte Resultat nicht ergab. Lord Derby ertlärte, doß er sich 
gendihigt sehe, die Aufmerkfamkeit des rüssischen Botschafters aus 
den Rachtragsbertrag zu lenken, in welchem England, wie die au⸗ 
— E— 
Integriht der Pfarte, u herhürgen, —— — erwiderte. 
dase Rußland jq nicht daran denke, in der Türtel Eroberungen zu 
moqhen worauf Lord Verbh replicirte, daß dieser Vertrag auch die 
Turkei vor jeder fremden Aggression schütze. In Folge dleser Rede, 
deren Ernst'man iricht berkennt, sagt man, habe Graf Schuwalow 
seiinge Ftise nach Pelersburg angekündigt. 
Belgrad, 17. Apris. Der russische General Fadefjeff. 
der bekannie Veifechter des Projecis einer füdslavischen Conföde⸗ 
rclien mit einem rusßschen Prinzen untetr dem Prorectorat Rußlanda. 
itz gestern üher Vaßalg hier ange lommen. Sein Auftreten mocht 
— E. 3) 
Bukarest, 18. Aprci. Es ist Befehl exgangen, alla jeno 
FZelegramme aufzubhalten, in wolchen Truphenbemegungen gemeldet 
werden. Zwischen dem Garatztientächten unde deren helesigen diplo⸗ 
matischen Vertretern findet eine lebhafte Correspondeng üher die 
Rumanien. Apesichts der bevorstehzr den Ereignisse anzurathende 
Heltung satt Kelge der Garapttemachte ertheille bisher ihrem 
ũgenten hestimmte Instuuctionen. Rumanien fermulirte, bisher 
eine Eptschlichzugg aoch nich. 
Boa rum a,, 18. April, Der kürlische, Generalstab ißd gestörn 
zu Schiffe hier eingettoffenn und badatet sich zutz Weite rueise nach 
ruftschul vog. —A 
Tubtscha, 18. Apriß. Zyei weue türkifche Monitors sind 
an der Vondumündung vor Anler gegangen. 
Wusts chunb, 18. April. Dar. hiesige xussische Eonsul erhielt 
Wäsung, sich zux-Abreise, bereit zu balten, Der, Generabissimus 
der rürtischen Armee, Abdul Kerim Pascha, ist in Begleitung van 
uchmed Ejub Poscha hier eingetroffen und reist heute nach Silistria 
weiter. — 70 Krupp'sche Geschütz sind hier cingetroffen. 
Aus Warsichau wirde berichtet, daß die doztigen Bar mher⸗; 
33 Fhwelenn den Auftrag erhielten,, sich zux, Südatciee zu ben 
gehen. 
Warfchau, 18. Mrik, Abends. Soeben wird⸗ die am Frei⸗ 
tag früh bevorstethende Ab reise des Czaren hierher signalisfirt. Ja 
seiner Begleitung befinden sich die Primen, der Kriegsminißer, 
Beneral Ignat eff A. (ob Fürst Gortschaboff, ist nicht festzuftelben. 
De Korr.) Das Kriegsmanifest wird unmittelbar nach der Rückkehr 
des Kaiseis aus Kischeneff, der dord nur kburze Zeit bleibt, von Mos— 
au aus, wohin sodaun vec Czar geht, erfolgen und sonit das Da⸗ 
sum der alten Residenz iragen. Der General⸗Gouverneur von Polen 
Graf Kotzebue ist zum Empfange des Kaisers nach Kischeneff gegan— 
gen. Die Gouverneure von Odessa und Kiew find gleichfalls zur 
Empfangnahme neuer Ordres. hinbefohlen. Sämmtliche polnische 
Bahnen erhielten Befehl, das Telegraphea- und Bahnpersonal zu 
verdoppeln und sich auf Nachtdienst:; einzutrichten. Es soll eime täg 
liche Ueberm'ktelung genauer für die Oeffenil'chkeit bestimmter Nach⸗ 
richten vom Krie, sschauplatz an das Ministerium und an dee Pr sse 
durch den Generalstab ins Leben gerufen werden. 
Pelersburg, 18. April. Der Kaiser und der Großfürst⸗ 
Thronfokger treten am Freitag früh die Reife nach Kischeneff an 
ind. werden Montag Abends daselbst eintreffen. — Die Corre⸗ 
spondenz der „Agence Russe“ hebt hervor,, im Protokoll sei wohl 
der Fali, daß die Pforte innerhalb einer bestimuten Frist die 
Refoxmmaßrecela nicht zut Ausführung gebracht habe, vorgesehen, 
aber nichts für des Fall bestimmt, daß die Pforte die perempiorische 
Ablehnung des Protokolls selbst eintre'en lasst. Letzteres sei angen 
sichts der von England abgegebenen Declaration anullirt. Der 
bon den eurspadischen Mächten auf der Cenferenz zu Konstantinopel 
derjolgte Zweck bleibe aber nichtsdestoweniger vollkommen bestehen,. 
Rußland, dessen Hände durch die von der Pforte erllärte Ableh— 
nung frei geworden seien, werde bestrebt sein, diese europäische 
nufgabe gegeaüber der Pforte zu erfüllen. (Also immer wieder 
der Versuch, Rußland als Mandatar Esropas, hinzustellen. während 
eg nicht den Schein eines Mandats hat.). 
R,uß land, hat in Polen zur Deckung der Grenz gegen 
Oesterre'ch vier Arme-corps mit den. Stäben in Warschau, Lubl'n, 
Radom und Zytomir aufgestellt. Dad Grenadiercorps, das ur⸗ 
spriglich zur Suͤdarmee adrlichen soltte, bieidt. ebenfalle cin Polen, 
jor daß dort eine rusische Armet, von ann ähernd 140,000 Mann 
'oncenirirt ist. Oestexreich“ hal,, troßdem diese Aufstellung eine 
mposante genannt werden kann, bisher keinerlei Gegenmaßnahmen 
getroffen. Es faßt die Truppenaufstellung in Polen nicht gerade 
als gegen Oesterreich gerichtet auf, da sie sich durch die Verhältnifse 
in Polen bis zu cinem gemissen Grade von selbst erklärt. Selbst⸗ 
zersiändlich hat Oesterreich sich übeigens für jede Eventualität des 
Drientkrieges vorgesehen. In serster Liie lommt natürlich der 
Süden in Betracht. Es ift gegen värtig Alles so weit vorbereitet, 
daß innerhalb 14 Tagen ein österreichisches Corps von 80,000 
Mann über die Save gehen könnte. Den großen Feldübungen 
n Siebenbüegen lagen Voraussetzungen zu Grunde, die im Ver— 
laufe des Krieges früher oder spaͤter sich verwirlktichen werden. 
Dia Abreise des Kaifers von Rußland zur Armee ist einem 
Pefersburger Telegramm zufolge gestern (am 18. d.) erfolgt und 
tünde somit sein Eintreffen bei det Aemee am Samsilag zu erwarsen; 
leichzeilig dürfte auch das russische Kriegsmanif⸗st zin erwarten 
ein, don defsen Ton die Meldung aus Petersburg im vorgestrigen 
Blatte einen Vorgeschmack gegeben hat. Die Türkei wird darin 
us der Sündenbock bingestellt werden, der das friedliebende Ruß⸗ 
land so lang reizte, bis es nicht mehr! anders konnte, als zu den 
Waffen zu greifen. Der Fürst von Rumänien wird den Czaren 
vahrfcheinlich persönlich in Kischinew begüßen und vdann seine 
nilitärisch ziemlich unbedeutende Armee zu der russischen stoßen 
assen, da man einen Donauübergang der Türken bei Kalafat als 
kriegsfall zu betrachten gesonnen ist. Bel dieser Belegenheit wird 
stumänien Üher ein Menschenalter hinaus zertreten werden, Ruß— 
and gibt ihm daftir, wenn Alles gut geht, die Freiheit von der 
ürkischen Vasallenschaft und, von dem nominellen Tribut an die 
Pforte, wogegen es das Jürflenthum auch von der Donaufeite her 
est zu umarmen gedenkt. Die charmanteste Wendung der russischen 
Zdlitel besteht aber⸗ darin, daß dar keine Kriegserklärung an die 
Pforte etfolgen solb, was ja gegen den keidigen Parifer Nertvag 
und gegen den onglisch franzosisch österreichischen Tripelvertrag wäre; 
NRußland geht einfach als executorische Macht, als europäische Gen⸗ 
darmerie nach Bulgarien, um im Ramen der Maͤchte die Conferenz⸗ 
beschlüsse und das Protokoll“ durchzuführen. Europa muß sich 
eientlich dafür bedanken, daß das humane Rußland den andern 
Mächten die Mühe erspart ihre Wünsche persönlich zu realisiren, 
daß es Geld und Trndpen für die allgemeine Civilisation opfert. 
Vermisaijtes. 
Höheindd., 13. Ahr'l. Heute wurde in hiesiger Ge. 
meinde ein ächt patriotisches Fest gefeiert.“ Galt es doch den drei 
aus hiesiger Gemeinde im Jahre 1870 gefallenen Kriegern, nämlich 
den beiden Brüdern Jakoh und Peter Woll und dem Jalot Trum. 
Die gauze Gemeinde nahm Theil an diesem Feste, und an keinem 
dause fehlten Fahnen und Kränze.“‘ Der Kriegerverein und die 
Ortsbürger dahier errichteten nänlich den genannten Gefallenen ein 
Dentmal, das auß einem der sihönsten Plätze des Ortes steht und 
Jeute eingeweiht wurde. Dasselbe besteht aus einem einfachen rothen 
Sandstein, welcher recht schön gearbeilet ist. mit einem aus der 
Lang'jchen Fabrik in Gießen bezogenen sehr schönen Kreuze. Schon 
in der Frühe verkündeten Böllerschüffe den Beginn der Feier. Von. 
10 Uhr an zogen die auswärtigen Vereine, von allen Seiten kom— 
mend, vom hiesigen Kriegerverein mit Musst ahgeholt, in's Dorf 
ein, nämlich die Kriegervereine aus Heltersberg, Schopp, Pirma⸗ 
ens, Waldfisobach, Wallhalben und Zweibrücken. Eine solche Men⸗ 
chenmenge war noch nie im Dorfe. Um 22 Uhr bewegte sich ein 
großer Zug mit Musil vom Schulhause ab auf den Festplatz vor 
das prächtig geschmücte Dentmal. Der Nereinsvorstand Friedrich 
Woll dahier begrüßte die fremden Festgäste und brachte ein Hoch 
auf dieselsden aus. Der hiesige Verein sang dann ein Lied, worauf 
dehter Baum eine Auspracht hielt, das Denkmal enthüllte und der 
Bemeinde übergab. Unter unendluhem Jubel und Böllerschüssen 
fiel die Umhüssung. Sodann h'elt Herr Villo, Vorstand des Kampf⸗ 
zjenoffenvereins Zweibrücken, eine wohlgelungene Festeede und brachte 
ein Hoch ouf Ihre Majestäten den deutschen Kaiser und den König 
von Bahern aus, in das sämmtliche Festgäste begeistert einst mmlen. 
Der hiesige Vercin trug dann abermals ein Lied? vor. Lehrer 
Baum hielt wiederhold eine Ansprache, in welcher er besonders die 
zroßen Berdienste des deutschen Hetres in den Jahren 1870471 
gedachte, und brechte ein Hoch auf dasselbe aus. Mit Musik pog 
der ganze Zug durch den festlich geschmückten Oct und dann in den 
Specht'jchen Saal. Musik, Reden und Toaste wichselten bier ab 
und verschönerten das Fest. Gegen Abend lehrten die Fremden zu⸗ 
rüd in ihre Heimath, und werden dieselden gewiß woch recht lange 
an die frohen Stunden denken, denn idie Ortsbürger ließen es an 
Nichts fsehlen, den Fremden den Aufenthalt dahier recht angenehm 
zu machen. Reunion im Spech''chen Saale beschloß in passender 
Weise den Abend dies s herrlchen Tagges. (w. Z.). 
rNeustadt, 12. April. Der deutsche Kriegerbund, dessen 
Haupisitz sich im Berlin befurdet, ist in Folge der unablässigen Be⸗