Slh. Ingberler Anzeiger.
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der St. Jugberter Auzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblati, (Sonntagt mii illustrirter Vei⸗
age), erscheint woͤchentlich viermal ꝛ Dieustag, Donnerstag, Saustag and Sonntag. Der Abonnementéepreis beträgt vierteljahrlich
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Deutsches Reichee
Berlin, 19. April. Die Ausicht preußischer höherer Mili
ärtz, die Russen würden an der Douau keinen leichten Stand
zjaben und der Feldzug für sie kein sehr rascher Siegeslauf sein,
scheiut auch in Wien getheilt zu werden. Ein von dort datirter,
inscheinend sachkundiger Artikel in: dem heute ausgegebepen Hefte
zer Preußischen Jahrbücher spricht sich in diesem Sinne aus
Doch gibt man sich auch in antirussischen Kreisen nicht den Er⸗
vartungen hin, welche ein englisches Parlamentamitglied, das
zeulich dier durchreiste zu hegen schien und nach welchem die
Türkei durch ihre Siege die Welt überraschen werde. Rußland
auß sich auf eine hactnückige Devensive Seitens der Türkei gefaßt
nachen, und die Hoff ung seiner Chauvinisten, dem Feinde ein
584 beizubringen, wird sich schwerlich erfüllen. Aber daß der
chließliche Ausgang des ungleichen Kampfes ein für Rußland
zuͤnstiger sein werde, wird hier wenigstens kaum bezweifelt. Opti⸗
niftische Vergleiche in den Blättern mir den Ereignissen der fünf⸗
iger Jahre kehren mehrfach wieder, vergessen aber den Lauf der
Dinge nameutlich seit der Beldung des Drei⸗Kaiser · Bundes, dessen
Folgen bald wieder hervortreten dürften. Die Wiener officiösen
Tortesponder zen bereiten mit jedem Tage deutlicher auf ein öster
reichisches Eingreifen vor, welches Oesterreichs Interesse wahrnehmen;
iber Rußland jedenfalls nicht hindernd in den Weg treten werde.
eber Englands voraussichtliche Haltung wird natürlich viel com⸗
oinirt.
Das ‚N. W. T.“ bringt die übrigens von keiner andern
ZSeite bestätigte Neldung, daß sechs Brücken übrr den Pruth ze⸗
chlagen sind und eiunzelne russische Truppentheile sich schon in Ru⸗
aämen befinden. Ferner wird ein Zusammenstoß der Türken mit
zen Rumänen bei, Kalafar gemelden, weil die erst ren oberhalb dieser
Stadt die Dongu übeischreiten und die ,‚Widdin beherrschenden
Bunkte der rechten Stromseite besetzen wollten. Auch diese Nachricht
edarf nkoch der Bestätigung. Dagegen wird die totale Niederlage
und Unierwerfuug der Pitiditen in der südlichen Herzegowina be—s
täliget; das betreffende Gefecht dauerte zwei Taze. Die Kämpfe
un Nilsitjch Hhaben noch nicht begonnen, doch steht die Vorhut der
Montenegriner bereitt am Eingang des Dugapasses und es wird
port voraussichtlich zu harten Kanpfen kommen.
Wiesbaden, 22. April. Der Kaiser ist heute Morgen um
Uhr hier eingetroffen. Zur Begrüßung Se. Majestät hatten sich
um Bahnhoee erngefunden die Großherzogin von Baden, der Land⸗
zraf von Hessen, die Gräfin Fürstenberg und die Spetzen der Be⸗
sörden. Se. Mahestät fuhr durch die festlich beflaggte Stadt nach
dem Schlosse. Tratz des starken Schneefalles hatte sich eine große
Menschenmenge zur Bewillkommnung eingefunden. Am Sounabend,
»en 28. April, Mittags 12 Uhr, begiebt sich der Kuaiser mitielst
ẽxtrazuges von Wiesbaden über Frankfurt und Heidelberg nach
darlsruhe, wo der Antunft um 8 Uhr 40 Minten entgegengesehen
wird. Am Sonntag, den 29. April, wird der Kaiser der Feier
zes 25jährigen Regierungsjudiläums des Großherzogs von Baden
deiwohnen. Am Montag, den 30. April, verläßt er Karlsruhe
und begiebt sich über Appenweiler nach Straßburg, woselbst die An⸗
unft auf dem Stadtbahnhofe um 2 Uhr 50 Minuten eifolgst.
Empfang und Begleitung finden auf, der Reise pach Karleruhe
richt stait. *
Straßburg i. E., 21. April. Nach den nunmehr ge⸗
roffenen Dis posittonen wird Se. Majeftät der Kaiser Wilhelm am
. Mai, Nachmittags 5 Uhr, hier eintreffen.
Aussand.
Wien, 21. April. Gestern fand bei Erzherzog Albrecht
an großer Marschallrath statt, an welchem der Kriegsminister, der
Lhef des großen Generalsiabes und sieben Coinmandirende Generale
heiinahmen. Es verlautet von guter Seite, daß in diesem Con-
eil die Möglichkeit einer Modilisirung und einet Ollupation Bos⸗
niens, sowie einer etwaigen Armee-Aufstellung auf dem Plateau
»on Siebeubürgen m'litärisch-technisch erörtert worden sei.
. Pest, 21.. April. Aus der Umgebung des Grafen Andrussy
wird gemeldet, daß zwischen di⸗sem und dem Erzherzog Albrecht
vezüglich uaseres Verhältnisses zu Rußland, beziehungsweise des
ociental schen Krieges ein volles Einvernehmen hergesiellt worden ift.
Paris, 23. April. Wie die Agence Havas“ meldei,
erderte die Pforte Rumänien, unter Berufung auf den Vertrag von
1858 auf, sich mit ihr ‚wegen Vertheidigung des von xussischer
Invasion bedrohten rumänischen Gebietes“ zu verständ gen.
Semlin, 21. April. Russische Emissäre suchen in Serbien
das Kriegsfeuer zu schüren und die Bevölkerung fuͤr kine suündigung
des eben geschlossenen Friedens mit der Pforte zu gewinnen. Gleich.
zeitig werden offen Freiwillige für die in Boßpien unter dem ser
bischen Obersten Despotovich fechtenden Insurgenten geworben.
Konstantinopel, 21. April. Es ist noch unentschieden,
ob Sultan Asbdul Hamid zur Donau⸗Armee abreisen werde, weil
man defürchtet, daß während seiner Abwesenheit die Haupistadt
leichtlich der Schauplatz von Ruhestörungen werden könnte.
Konstantinopel, 22. April. Auf das russische Kon⸗
sulat in Kars ist ein Angriff gemacht worden. Der russische Konsul
bon Erzerum hat sich nach Kars begeben.
Petersburg, 22. April, Abends. Das russische Rund⸗
ichreiben, welches Rußlands Vorgehen rechtfertigen soll ist den
zunopäischen Höfen noch nicht übergebern; dies wird aber voraus
sichtlich morgen geschehen, einen Tag vor dem Erscheinen Zes laiser⸗
lichen Manifestes und der Kriegberklärung. Wie die „Agence
Russe“ meldet, wird die Musterung der Truppen durch den Kaiser
aim Dienstag in Kischeneff statifinden.
Vermischtes.
7Si. Ingabert, 28. April. Wie wir hoöͤren, wird seitenz
jer städtischen Verwaltung eine Deputstion an die Direktion der
ßfalz. Bahnen abgehen, um an genannter Stelle sich für die Inte⸗
essen der Stadt in Betreff des Neub aues des Bahnhofes zu be⸗
nühen. Wir sind üb rzeugt. daß sich dieser Schrilt des allgemeinen
Zeifalls der hiesigen Bevölkerung zu erfreuen haben wird.
8 St. Ingbert, 283. Apeil. EEingesandt.) Es gereicht
uns zur Freude, an dieser Stelle koustatiren zu konnen „daß der
musikalische Theil der gestrigen Abendunterhaltung des Musik⸗
»ereins?“ ein recht gelungener und allgemein defriedigender war.
Die Klavierpioͤcen waren sehr ansprechend und de Chöͤre wurden
recht gut gesungen. Uebrigens möchten wir den Sangern das
weite Lied — „St lle Wasserrose“ — zum nochmaligen Vortrage
m nächsten Concert empfehlen. Ein von Hra. Seiter gesungenes
died fand reichen Beifall. Besonders aber war' es ein von dem—
elben auf der Ocarina unter Klavierbegleitung vorgetragenes Pot⸗
vourri — tine Novitat im Programm, — wodurch er die lebhaf⸗
este Anerlennung erntete. Eine don Hr. K. Schuster vorgeführte
omische Scene erregte die größte Heuerkeit; selten wird aber auch
in Dilettant die Rolle des Siiefclputzers Sirobel drastischer und
humoristischer durchführen, wie er es that. — Hoffntlich hat der
aun folgende Theil der. Unterhaltung, das Tanzen, wenn es auch
anr nach den Klangen des Ktlaviers geschehen konnte, bei Damen
und Herren eine angenehme Fortsetzung des musikalischen Theils
gebildet und hilft dazu beitragen, den Abend einige Tage in guter
Erinnerung behalten.
— Die Siadt Homburg laäßt ein Schlachthaus bauen.
f.Am Freitag ist eine Frau von Rimschweiler mit
ihrem Kinde vetschwunden. Am Samsiag hat man die Leiche des
dindes im Hornbach aufgefurnden. Wahrscheinlich hat auch die
Fraa den Tod in diesem Bache gesucht und gefunden.
f Landstuhl, 20. April. Schueidermeister Krupp von
hier begab sich vorgessern Abends in den Kaufladen des Herrn
dellbach, wo er einen Ladendiener traf, der sich mit mehreren Re—
volvern beschäftigte. Einen derselben wollie dieser dem Krupp als
hesonders gut gearbeitet zeigen; er spannte den Hahnen, fast im
aämlichen Augenblicke entlud sich aber auch der Revolver. Di—