Full text: St. Ingberter Anzeiger

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der St. Ingberter Auzeiger und dN536 mal wbchentlich) mit dem Hauytblatte verhundene Untexhaltungsblatt, GSonnlags writ —— 
age), erscheint wöchenflich viermal: Dieustag,Dongerstag, Za⸗ und Konntag. Per Abonanement opreit bet gt vlerteljahrlich 
deart 20 R.⸗Pfz. Auzeigen wexden mit 10 Pfa von Ausmäris mit 15 pfz. für die viergesp zltene Zeile Blaͤttchrist oder pertu Ralm. Aecla men 
J mit 30 Pfa. pro Zeile berechnel. J 
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48 69. . Samstag, den 8. Mii ια 1877. 
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Deutsches Reich. 
Manchen, 1. Mai. Ucber die Landwehrübungen im Bezirke 
des 2. Armeekorps hört man, daß dieselhen in der Starke von 
i00 Offieren und 6000 Mann in Amberg, Bamberg, Bayreuth, 
urnberg, Neuburg; Wul zburg, Girmerstheim, Lar dau und Zwei⸗ 
hrücken ain 3. Juni zu beginnen und am 16. deffelben Mona:s zu 
deendigen find; wo mehrere Kompugunlen denselben Uebungzort ha⸗ 
hen, ·önnen dieselben in Bataillone zusammengestellt werden. „Die 
u den Uebungen einderufenen Offinere und, Untetoffinte re haben 
hon am 4. Jum in den beareffenden Neburchorten tinzutreffen. 
Berlhin, 2. Mai. Die „Propinziale Cortespondenz gbt die 
Rede' Tabkera wieder, welcher dieser dei der draten Lisung des 
Ziats über die auswärtige Politik Deuischlands hielt und die sich 
daranschließende Aeußerung Moltke's. Sie bemerlt dabri: Durch 
die weilere Erwägung des; Wortlauts der Rede des Grafen Moltte, 
sowie durch die vorflehrnden Erldulerungen ist die lebhafte Be⸗ 
srnhigunge, welche sich zumal in Franfreich an das Hervortreten 
des berühmten Feldherrn zunachst geknüpft hatte, einer ruhigeren 
und richtigeren Beurtheilung gewichen, um so, mehr aber ist zugleich 
die wurlliche, hohe Bedeulung der Aeußerung als einer exusten 
Friedensmahnung zur Geltung gelangt. Nicht um einer augen⸗ 
didlichen parlamentarischen ⸗»Wirkung willen hat der lonft so zurüd⸗ 
haltende Feidmarschall die Rede gehalten; als er das Wort, nahm, 
wußte bereits Jedermann, doß die Budgelforderung, um die es sich 
dandelte, auch ohne besondere Anstrengungen bewilligt werden würde; 
Denn er trohdem an diese Mehrsorderung anknüpfte, um einen 
Blick auf unsere militärische Lage zu werfen, so geschah es offenbar, 
um vor Deuischland und vor Europa bestimmt und klar auf die 
Thatsachen hinzuweisen, welche uns ungeachtet der unzweifelhaften 
Friedenstendenz unserer Politik doch fort und fort zur größten mili⸗ 
särischen Wachsamteit und Vorsicht auffordern. Die Thatsachen, 
welche er angeführt hat, sind von keiner Seite bestritten, v elmehr 
durch mannigfache zuverlässige Ang!ben beftätigt worden; die Be⸗ 
deulung derseiben zutreffend zu würdigen, ist unbestritien Niemand 
herufener, als Graf Vtoltle. Wenn er vor Europa der Ueber⸗ 
seugung Autdruck gibt, daß Ausgleichmaßregeln von unserer Seite 
jrütjet oder spaͤter geboten sind, so kann es nicht fehlen, daß diese 
Antundigung gerade in ihter Bedeutung für die turopäische Friedens⸗ 
politik die tichtige Beurtheilung und gebührende Beachtung finde.“ 
Berline Unmittelbar nachdem die neuliche Rede des 
Brafen Molile im Reichstage dem Fürsten Bismarck mitgelheilt 
worden, hat derselbe, wie offizids geschrieben wird, dem Grafen 
seine volle Uebereinstimmung mit dessen Aeußerungen zu erkennen 
zegeben. Was die von dem Chef des Generalstabes in Aussicht 
denommenen Ausgleichungsmaßregeln betrifft, so ist anzunehmen, 
daß die Reise des Kaisers nach Ellaß⸗Lothringen mit der schließ⸗ 
lichen Feststellung derselben im Zusammenhange fieht. 
Berlir. Dem Prinzen Lu'pold von Bahern wurde 
vom Kaiser das Großkomthurkreuz des Hausordens von Hohen⸗ 
ollern verliehen. 
Der Verband der deulschen Architelten⸗ und Ingenieur⸗ Vereine 
Jat sich au den Riichstag mit der Bite gewandt, derselbe möchte 
die Sorge für Erforschung und Erhaltung der deutschen Baudenk— 
maler als. eine Pflicht des deutschen Reiches anerlennen und demgemäß 
auf Maßregeln hinwirken, die eine einheitliche, planmäßige Leitung 
der auf Erforschung und Erhaltung der deutschen Baudenimaͤlet ge 
richtele Bestrebungen unter Aufsicht des Reichs, sowie die Bewilli⸗ 
zung von Reichsmitteln zur Fördetung derfelben in Aussicht nehmen. 
Im Reichshaushalts⸗Etat sollen fortlaufende Geldbewilligungen zur 
383— det dezüglichen Unternehmungen gewährt werden. Der 
Vorstand ehbt herbot, daß der zur Zeit aus 23 deutschen Architelten 
und Ingenieur⸗Vereinen mit nahezu 6000 Mitgliedern bestehende 
Berbond seine Mithülfe freudig zur Verfügung ftellen wird. 
Straßburg, 2. Mai. Die Parade der Truppen vor dem 
caiser verlief bei schorstem Weiter üußerst glänzend. Die Kopf 
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an Kopf gedraͤngte Menschenmenge empfing pet Haser, der nach 
der Parade den Münster und die Uniyersität hesuchte, —36 
ununterbrochenen Jubelxufen. . 28236 
Aussand. 
Bienz Mai. Mor Politischen Korrespondenz wirch aus 
Bubkarest vom! heut'gen Tage telegraphirt c Der hiefigen Regierurg 
ist die Minhellung zugegangen, daß die Türken die rumanischen 
Zriegsdämpfer Fulgural“ und' Stefan Celmates weggenommen 
haben. Seit heute werden alle disponiblen Truppen wieder noch 
talafak dirigirt. — Die Kammern werden heute und worgen die 
Zriegesubsidien votiren und olsdann geschlossen. — AusoGaleg, 
Braia und Giurgews treffen massenhaftfluͤchtige Familien mit 
— 
Waen,L Mai. Der „Politischen Korrespondenz“ wird ous 
Bukarest vom heutigen Tage weiter gemeldet: Das hiefige bulgarischt 
Zomitee hat eine Prollamation an die bulgaxische Bevolkerung erlassen, 
jn welcher sie dieselbe auffordert, zur Erhebung bereit zu sein, so⸗ 
hald die Kufssen die Donau übderschritten haben würden. Hie 
Tdte der russischen Armee wird morgen in Buseo erwertet. 
— Rustschük aus werden starke türlische Truppenabtheilungen, 
aligst per Bahn nach Varna befördert, um von dord aus per Damp⸗ 
er nach der Dobrudscha dirigirt zu werden. 
— Wien, 2. Mai. Aus Giurgewo wird gemeldet, daß der 
Aufmarsch der türkischen Armee in der Dobrudscha durch Fouxage ⸗ 
mangel uUnd unfahrbare Straßen sehr ersawert wird. Die wrkische 
Regierung läßt deshalb jchleunigst Lebensmittel in Rumelien⸗ an⸗ 
—— Berfsendung an die Dobrudscharmee. 
Versailles, 1. Mai. Das heute vertheilte Gelbbuch uum⸗ 
aßt auf 5330 Seiten ausschleeßlich Aktenstüke, welche sich auf die orjen⸗ 
alische Frage beziehen. Sämtliche Depeschen des Herzogs Decazes 
zezeugen den lebhaftesten Wunsch der franzosichen Regierung,es in Ueber⸗ 
instimmung mit den übrigen Mächten den Frieden zu erhalten. 
Fine Cittularnote vom 25. April bedauert, daß die Pferte das 
Protololl, wilches ihr noch ein ehtenhaftes Mittel an die Hand gab, 
die obschwebenden Schwierigkeiten fräedlich zu lösen!, zurückgewiesen 
Jjabe. Weiter heißt es dann in diesem Attenstück: Nachdem so 
ziel Anstrengungen gemacht sind, die Entwickelung, welche jeht Plat 
Jegriffen hat, zu verhindern, haben wir nur noch unseren fehen 
Pillen, den gegewärtigen Verwickelungen fern zu bleiben, augzu⸗ 
prechen. Wollen Sie also laut und bestimmt erklären, daß die 
Zolitik Frankreichs darin destehen wird, die absoluteste Neutralität, 
jewährleistet durch die gewissenhafteste Zurüdhaltung, zu, wahren. 
Der einstimmige Wunsch des Landes und seiner Vertreter, unlere 
Entfernung vom Kriegsschauplaße und endlich die Natur unserer 
vesentlichsten Intressen — alles dieses trägt dazu bei, uns eine 
derartige Haltung aufzuerlegen; wir werden dieselbe nur an dem 
Tage ändern, wo neu eintretende Umstände uns gestatten würden, 
in einer gemeinsamen Aktion Europas die Rückkehr des Friedens 
vorzubereiten und zu erleichtern.“ 
Der franzosische Thron scheint doch eine höchst kräftige Au⸗ 
siehungskraft zu haben, denn troßzdem die Aussichten des jungen 
Prinzen Napolton auf diesen Theil der Hinterlofssenschaft seines 
VBaters sehr zweifelhafter Natur sind, so meldet sich doch schan jetzt 
ein Konkurrent in der Person eines dis jetzt in der Verborgenheit 
delebt haber den älteren Bruders. Wie dem „Berl. Tgbl.? aus 
Amerita mitgetheilt wird, soll nämlich Louis Napoleon, als er im 
Jahre 1837 nach dem Puisch von Straßburg in Amerila lin der 
Stadt St. Domingo de Nitheroy) ankam, von seinem Kinde, einem 
Sohn von 6 Jahren mit Voraamen Anton Tiber, begleitet gewesen 
ein. Diesen Sohn ließ er, als er ein Jahr spaäter nach Europa 
zurücklehrte, dort; derselbe legle den Voternamen ab und lebt noch 
aus Anioine Tibre in jenet Stadt. Derselbe will nun jetzt als 
altester Sohn Nopoleons III, seine Rechte geltend machen. — Wenn 
es fich nicht um eine amerikanische Ente handelt, so dürfte der 
Pratendent wohl in eine Kategsrie mit Nauendorff, mit Pugatscheff 
uad mit dem vor einigen Jahren plötzlich aufgeiauchten und ebenso