Full text: St. Ingberter Anzeiger

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schnell wieder perschwundenen Sohne des Herzogs bon Reichsstadty 
zu stellen sein? * —A 4 3 * * 
Zod on Das Kriegsministetium soll alle Vorbereitungen 
zetroffen haben, um thigenfalls unverzüglich 30, 000 Soldaten 
25,000 aus Ergland, 25, 000 * aus Indien) nach Aegypten zu 
jenden. Das Commissariat und das Sanitaäͤtswesen sind vollständig 
io Bereitschaf. 
321 1 malt Nach hier eingegandenen Rachrichten. hat 
am Gonntag der erste Angrifs der' Insurgenten auf' die türkische 
Vorhui im Defilé Vifina bei Nevesinse siattgefunden, wobei 15 
Tucten getödiet sein sollen. — In Bosnien und der Herzegowina 
virbt die t tische Behörde unter · der muselmannischen Bevollerung 
Maͤnner im Alter von 16-60 Jahren zum Kriegsdienst, an. 
Die türkischen Oonaufestungen. 
Die Reihe der türkischen Donaufestungen beginnt mit Widdin, 
einer Siadr mit 20, 000 Einwohnern;mit bastjonirter Umfassung. 
und einer starken Citadelle. Widdin gegenüaer liegt auf dem wa⸗ 
lachischen Ufer Kalafat, durch verschiedene Gefrchte 1868/854 belannt 
deworden. Die folgeaden. ALlein eten befestigten Plätze Rahowa, Nis 
iopolis (1810 und 1828 von den Russen belagert und genommen) 
haben keine weitere Bedeulung, als daß sie ejnen Uebergang über, 
Jen Strom im Beieiche ihrer Kanonen zu hindern vermögen. Die 
weite große Festung ist Rufischuch mit bastionirter Umsössung und 
Filadelle. Auf. den die. Stadt rings umgebenden dominirenden 
Hohen wurden 1853 detachixte Forts gebaut. Die Stadt zählt 
30,000 Einwohner und liegt an der Muͤndung des Lom. — Ge— 
genüber Fiegt die rasch sich aufschwingen de. Handelsstadt Giurgewo 
it I5, Oo0 Einwohnein. Rustschuck wurde 1810 von den Russen 
erst nach langer Belagerung und, wiedertolten Stürmen genommen; 
dagegeni 1828. und 1829 gar nicht angegriffen; die Feftungswerke 
maßlen zusolge der Bestimmung des Friedens von Adrianopel (1829) 
geschleift werden Zwijchen Rustichucd und Silistria. liegi Turtuta 
gegenüder von Oltenita und der Dembaritza ⸗Mündung. Hier ist 
— fest, so daß ein günstiger 
ebergangepunki sich bietet, den die Russen auch 1810 und 1829 
benutzien. “ 18539 aber gingen die Türken über die Donau und 
schlugen die Ruffen bei Oltenitza. — Siltistra, die dritte große 
Donaufestung, zählt 80,000 Einwohner und liegt auf e'nem nörd⸗ 
lich in die Donau hinausgrefenden Vor prunge, Die Umfassung 
is bastionirt, seit 1849. wurden 12 detachirte Werte angelest; 
die Befestigung soll in der neuesien Zeit; bedeutend verstärkt 
und verbessert worden sein. In den Jahreu 1778, 1810, 1829, 
1353/54 belagerten die Russen Silistria, nahmen es aber nur 1828 
Die heldenmuthige Vertheidigung 1854, deren Seele. der Preuße 
Grach war, lebt noch in aller Munde. — —A— 
salaras. — —— 
vVon Silisiria abwärls beginnt jener Theil der kürkischen Zer— 
theidignugslinie, der disher am schwächsten und am meisten vernach⸗ 
laͤssigr war, und dem deshalb jetzt besondere Sorgfalt zugewendet 
wird. Die Plätze des türkifchen ufers Cernowoda (am Eadpuukke 
der Eisendahn nad des Trojanswalles, welche beide anch Kustendsche 
an das Meer ziehen), Hirsowa mit bastionirler Umfassung, Matschin 
mit eben solcher und einer Eitadelle, Jsatischiz und besonders Tultscha 
wurden neu befestigt. Auf dem linken Vonaͤuufer liegen die Städte 
Braila, mit 30,000 Einwohnern, ban Maischin durch einige Jus ln 
getrennt, ehemals eine starke Festung, deren Werle set 1829 ge⸗ 
schleift find; Galocz, eme offene Handelsstadt mil 80, 000 Einwol, 
nern; ferner im Landstriche, melcher 1856 durch den Pariser Frie⸗ 
den von Rußland an die Moldau abgelreten wurde: Reai, unfern 
der Pruthmuündung, mit einigen Ujeröcfestizungen, ebenso Ismael, 
gegenüber von Tultscha, mit 26,000 Einwohnern und Kilia. mit 
8000 Einwohnern. 
SHinter der Donaulinie liegen die beiden machtizen Festuggen 
Schumla, am Fuße des Balkan, und Varna, an der Küste des 
schwarzen Meeres. Im Verein mit Silistria und Rustschuck bilden 
sie ein gewaltiges Viercck, das sich recht wohl mit der weiland öster⸗ 
reichischen Festungsgruppe in der lombacdischen Ebene vergleichen 
jäßt und den russischen Heeren viel Zeit und Blut kosten wird, 
wenn die türkijschen Feldherren es nur einigermaßen auszuzützen ver⸗ 
stehen. Schurla ist das Hauptbollwerk der Turlen und wurde 
noch niemals von den Rufsen eingenommen, opwohl dieselben 1810, 
1811 unn 1828, unter der Oberleitung des Czars Nilolaus selbst, 
pergebliche Anstrengunuen machten, es zur Kapitulation zu zwingen. 
Die Stadt mit ˖60, 000 Einwohnern ist ohne Umwallung und einer 
reigend schönen Gegend in einem bufeifensörmigen, von steil abfallen⸗ 
den Felswaänden einseschlossenen Thallessel am Fuße einer Gedirgs⸗ 
zruppe, wetche durch den Kamisch afluß vom eigentlichen Balkan ge⸗ 
irennt ist. In einem Abstande von etwa 1200 Metern umziehen 
verschanzte Linien die ganze Stadt, welche unter Benützung der 
großen natürlichen Tertainvortheile eine große Stärke eihielten; 
000 Meler vorwärts dieser Linie befinden sich zahlreiche detachirte 
Werke. 
Varna mii 2000 Einwohnern liegt zwischen dem“ Meere und 
em schmalen, aber 3 Meilen langen Dewno⸗See und ist namentlich 
zadurch wichtig, weil es der einzige gute Hasen an der ganzen 
nkischen Küste des schwarzen Meeres ist. Seine Hauptstärke be⸗ 
»uht auf der Lage inmitten der Gewässer und fumpfigen Niederun⸗ 
jen; die Höhen, welche es in weitem Abstand umgeben und für die 
ufftellung der gezogenen Geschütze gute Positionen gebildet hätten, 
ind mit vorgeschobenen Werken gekront worden, so daß die Festung 
ruch im modernen · Sinne stark zu nennen ist. Die Umfassung ist 
aftionirt; die Stadt besitt ein Kastell. Im Jahre 1828 verthei⸗ 
»igte der Kapudan Poscha Izzed Pascha die Fesiung 8 Monate lang 
apfer gegeu⸗ die Russen, bis er infolge des Verxathes des Stadi. 
ommandanten Jussus Bey, der die Stadt übergab, zur Kapitulation 
ewungen wurde. Feldmarschall Diebitsch trot 1829 bon hier aus 
einen waghalsigen Zug über den Balkan au. Im Orientkriege 1884 
ammelten sich hier die alliirten Flotten und Heere zur Expeditien 
jegen die Kiim. 
Sermischtes 
— F AKarfserstdutern, 2. Mai. Die heutige General⸗ 
yersammlung der⸗Kammgarnspinnerei, hat die 1876er Dividende 
ws. 180 M. per Aktie von 1000 fl., atso auf ca. 7 Us Lo, fe⸗ 
gesetzt. Eine Aktie wurde zu 1840 M. versteigerl. ——— 
Das sogenannie Blaumachen führte einen jungen und kräaͤf⸗ 
igen Mann, einen Maurer aus Winzinges, zum Selbstmorde. Am 
Montag Abend beganner im trunkenen Zustand mit seiner Schwester 
inen Streit, der so ausartete, daß Nachbatsbhilfe und Polizei requi⸗ 
irt werden-mußte. Der rasend. gewordene Mensch schug alle Mo⸗ 
Jel zusammen Unde drang mit einer Axt sogar: auf den Adjunkten 
zes Ortes ein.“ Am Dienstag wieder ruhig geworden, bereute er 
zie That, allein: die Arbeit wollte ihm nicht zusagen. Die Dro⸗ 
jung des Adjuntten, daß! er diesmal einen längeren Arreft bekom⸗ 
nen werde, wie in kinem früheren Falle, bruchie ihn des folgenden 
Tags in eine solche Furcht, daß er um 4 Uhr des Mittags seine 
Urbeit“ verließ und sich auf seinem Speicher erhängte. 
Waldsre, 2. Mai. Gestern Nochmittag hat sich ein dem 
Yranntweintrinken ergebener Mann im Rhein ertränlt; dessen Leiche 
vurde alsbald geta det. — In verflossener Nacht haben besondeis 
nedere Gewässe, wie der Klee durch den Frost bedeatenden Schaden 
eliten; die hö eren waren mehr durch den Wind geschützt. (Rh.) 
p' Munchen, 1. Mai.Bei der heutigen Gewinnziehung 
es bayecischen Prͤmienanlehens fi⸗el der Hauptgewinn von 175.000 
J. auf die Obligattonsnummer 17,17 1 28.,000 fl. auf die Obli⸗ 
atibasnummer 84,830, 10,8500 fl. auf die Osligationsnumwer 
35,718, 2800 fl. auf die Obligationsnummer 44,7183. 
Mannheim, 1. Mai. Derx gesirige erste Tag des 
Masmarktes war ziemlich belebt, es sind. sa viele Pferde zum Markt 
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stangebracht wotden, die Preise sowohl von Pierden als Rindvith 
ind dieses Jahr —R 
Saarbrücken. Ueber die stratchische Bed. utung der 
Mosel Vahn sagt die „Nat. Ztg.“ Die Moselbahn wücde, auch 
vor Bollendung des Kochemer Tunnels für die II 
von Infanterie sehr wichtig sein, da die letztere vor dem Tunnel 
russteigen, die Länge drsselben auf der Chaussee zurüdlegen und 
in 'dem andern Ende wieder einsteigen lönnte. Was aber die Nuß 
armachung der Bahn besonders verzögert, das ist die Frage, wie 
dieselbe durch Kobdlenz geführt werden soll.“ De Stadt perlangt 
n ihrem Inferesse eine Durchbrechung der Festungs⸗Werte, welche 
nilitar schetseins nicht für erforderlich exachtet wird. Es handelt 
ich also“ darum, wer die Mehrlosten für die von der Stadt ge⸗ 
vünschie Trace tragen soll. 
Die Meinung, daß die Herstellung einer Schienen Verbindung 
—0 sen 
ann nur von Jemanden herrühren, der den militarischen Dingen 
Tend ist. Das Gutachten des Griafen Moltte und des Kriegs⸗ 
ninisters lautet im entgegengesetzten S'nne. Die Anregung zut 
derstellung dieser Verbindung erfolgte im Jahre 1874 von der 
ayerischen Regierung mit der Anzeige, daß die Zinsgarantie gee 
jeben und der Bau don der Pfälzer Eisendahn-Gesellschaft beschlossen 
ei, es aljo nur noch auf. die Verstandigung mit der preußischen 
skegierung aulomme. 
pSaarbrücken, 8. Mai. (Saarbr. Z.) Die Anwesen⸗ 
eit des Kaisers in unserer Saar-Dopp istadt wird, wie jeht 
estsieht, doch nicht langer dauern, els wie anfänglich durch das 
ffinelle Programm mitgetheilt ward. Se. Majestät wird deinnach 
n Bahnhof nicht verlassen und findet dorsselbst Enpfang und 
dejeuner statt. Die Empfangsfeierlichkeilen sind in einet gestern 
ruf dem hiesigen Landrathsamte, unter Vorsitz des Regierungẽ⸗ 
zräsidenten von Wolff stattgehabten Versammlung vorldufig wit 
olgt projectirt: Bei Aulunft des Kaiserlichen Zuges Begrüßung 
5r. Majestät durch die Spitzen der Staats und Gemeindedehorden ·