Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anzeiger. 
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zer St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchenllich) mit dem Hauptblatte verbundene Unkerhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei- 
age), erscheint wöchentlich vlermal: Dieustag, Donxerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonne mentspreis beträgt vierteljährlich 
DNarlt 20 R.⸗Pfz. Anzeizen werden mit 10 Pfa., von Auswärts mit 13 Pfa. für die viergespaltene Zeile Blattschrift oder deren Raum. Neclamen 
mit 30 Pfa. pro Zeile berechnett. J 
Mi96. Eamitag · den 28. Juitt 4487. 
Einladung zum Abonnement. 
Zu dem mit den J. Juli 1877 beginnenden III. Quar⸗ 
ale auf den „Et. Ingberter Anzeiger“ mit „Illustrir 
dem Sonntagsblatt“ beehrt sich die unterfertigie Expedition 
hre auswärtigen Abonnenten, welche das Blatt durch die Post 
„eziehen, mit der Bitte freundlichst einzuladen, für rechtztitige Be⸗ 
dellung desselben Sorge tragen zu wollu. 
Denjenigen Abonnenlen, weiche das Blatt durch die Austräger 
dekommen, wird dasselbe fortgeliefert, wern nicht ausdrücklich ab⸗ 
zestellt wird. —7* z 
Zu neuem Abonnement ladet höflichst ein — 
Die Expedition des „St. Ingberter Anzeiger“. 
Deutsches Reich. 
München, 18. Juni. Der Landtagsabgeordnete Dr. Rittler 
hreibt zu dem bevorstehenden Landtage: „In 14 Tagen tritt der 
ayerische Landtag zusammen, ohne daß man eigentlich recht weiß, 
varum. Die ina Aussicht zenommenen Berathungen sind verfassungs⸗ 
semäß nicht erst jetzt nothwendig geworden; konnte und wollte man 
je aber bis zu den Hundstagen verschieben, warum denn auch nicht 
32.8 Wochen länger? Der Zusammentriit der Kammer fällt offenbar 
in die möglichst unzünstigste Jahreszeit, und gerade darum fragt 
nan sich mit Recht, ob nicht irgend etwas im Hintergrunde liege, 
as heute noch geheim gehalten wird. Zwar sind die Gerüchte, 
velche in verschiedenen Blättern auftauchen, kategorisch dementirt 
oorden und hat man officiös die Nachricht verbreitet, der Landtag 
herde unach eiwa 8 Wochen vertagt werden, um gegen Ende Sep⸗ 
ember zur Beraihung des Budgets wieder zusammenzutreten. Allein 
s frägt sich gleichwohl, ob und in w'ie weit man solchen Ver⸗ 
zcherungen trauen kann. Die Spaltung' im patriotischen Lager 
t nun einmal da und kann es sich des alb für das Mini— 
terium nur noch darum handeln, zu erfahren, ob dieselbe in der 
dammerfraktion Wurzel gefaßt hahe. Hierzu aber kommt die Juli—⸗ 
Session ganz recht und ist für uns keinen Augenblick zweifelhaft, daß 
»ad Min sterium darnach seine weiteren Maßnahmen treffen wird.“ 
Mäünchen, 20. Juni. Durch Erlaß des kgl. Staats- 
minister ums des Inneren werden die Kreisregierungen, Kammern 
3:s Juncren, beauftragt, den Voranschlag der Kreissgausgaben und 
kinnahmen für das Jahr 1878 mit Begutachtung der etwa weiter 
m die Landrathsversammlungen zu bringenden Berathungsgegen⸗ 
tände bis zum 31. Juli ds. Is. an das Min sterium in Vorlage 
u bringen. — Wie wir dernehmen, hat Frhr. v. Ow hereits den 
Vunsch geäußert, „man möge ihn nicht mehr zum Präsidenten der 
damm.er der Abgeordneten wählen, doch hoffen seine politischen 
Fteuude, daß sie ihn veranlassen können, daß er das unter den 
»bwaltenden Parteiverhältnissen sehe schwierige und jedenfalls nicht 
eht angenehme Amt eines Kammerpräsidenten nochmals annehmen 
verde. — In Folge des für die Eisenbahnen Deutschlaads verab⸗ 
edeten einheitlichen Tarifsystems gelangen vom 1. k. Mis. au neue 
katifvorschtisften und Tarife für den internen Güterberkehr der kgl. 
ayer. Staatsbahnen in Wirksamkeit und werden damit eine ganze 
steihe bitheriger Speciallarife aufgehoben. Der neue Tarif haͤt 
ür eine Anzahl wichtiger Artikel, wie: Getreide, Eisen, Düngmitiel, 
Salz u. s. w., bedeulende Ermaßigungen im Gesolge; es enthält 
erselbe indessen auch mäßige Erhöhungen der Grundtaxen für Eil⸗ 
und Stüdhüter. 
Ausland. 
Wien, 21. Juni. Wie die „Presse“ erfährt, entbehrt die 
sachricht, daß Osterreich bei der Pforle zu Gunsten von Montene— 
ito interveniren werde, jeder Begründung. — Das ‚Neue Wiener 
agblatt“ will wissen, daß österreichischerselts eine demnächstige 
Acupation türkischer Gebiet Aiheile (in Boznien und der Hecze⸗ 
jowina) in Aussicht genommen sei. Dieselbe soll bezwecken, Mon⸗ 
enegro zu degagiten, da eine direkte Intervention Oesterteichs zu 
Gunsten Montenegro's unthunlich sei. Eine Bestätigung dieser 
Rachricht liegt nicht vor. 
Ein Telegramm der „Neuen Freien Presse aus Ragusa 
neldet: Vor der Verproviantirung von Nikfic gelang es Suleiman 
Pascha, die Montenegriner bei Presjeka zum Kampfe zu zwingen 
and sie zu schlagen. Am Soantag forcirte der Muschir die Defüeen 
bon Ostrog und drang fortwährend käwmpfend in Montenegro ein. 
— Aus Rusischul wird demselben Blatte gemeldet: Bei Simnika 
ind nur wenige russische Truppen und gar keine Verschanzungen 
ichtbar. Obwohl das Wasser sinkt; find das Uferland und die 
Infeln doch noch theilweise überschwemmte oder versumpfi. Man 
rxwartet hier keinen Uebergangsversuch und wendet daher der Gegend 
ʒei Turn · Magurelli und Islas mehr Aufmerksamkeit zu. — Pera, 
19. Juni. Zwei russische Corvetten kreuzen bei Cap Matapas 
an der Südspitze von Morea. u 
Paris, 20. Juni. In der gestrigen Kammersitzung ge⸗ 
angte zur Mittheilung, der Kriegsminister habe der Budget⸗RNom⸗ 
nission angezeigt, dat Artillerie⸗Komite habe ein neues Kanonen⸗ 
nodell adoptirt, und ein Theil der von der Regierung verlangten 
209 Millionen Franes solle zur Fabrikation dieser neuen Kanonen 
yerwendet werden. Der Bericht kündigt außerdem an, daß der Bau 
der Befestigungen an der Nordgrenze von Dünkirchen bis in die 
ßegend von Chimay begonnen werden soll. Die Budget-Kommission 
zat die Votirung der geforderten 209 Millionen einstimmig beantragt. 
Versaitbles, 20. Jani. In der heutigen Situng detz 
Senats wurde der Bericht des Senators Depeyre über den Antrag 
es Präsidenten auf Auflösung der Deputirterkammer verlesen. Derselbe 
chließt zu Gunsten der Auflösung. Die Dringlichkeit wird angenommen, 
iber auf Antrag der Linken wird die Discussion auf morgen vertagt 
London, 19. Juni. Der Standard meldet, die Friedens⸗ 
zarlei in Konstantinopel würde täglich stärker. Der Großvezier 
und Safvet Pascha hätlen dem Boischafter Layard wiederholt er⸗ 
lärt, fie hätten den Krieg nicht gewünscht und wären nur durch 
die von Midhat Pascha fanatisirte Bevolkerung dazu gezwungen 
vorden. Mehemed Ruschdi Pascha steht an der Spitze der Friedens⸗ 
artei. Er jucht Fühlung mit dem deutschen Boischaster zu gewinnen. 
Dennoch ist momentan die Kriegspartei noch in der Mehrheit. — 
Die Russen ändern ihren Kriegsplan in Kleinasien und beschränken 
ich vorlaufiz auf die Belagerung von Kars. 
London, 19. Juni. Die zweite Standard⸗ Ausgabe 
neldet, der Czar werde ˖ aulaßlich des DonatUeberganges in wenigen 
Tagen ein Manifest erlassen. — Die Pforte sendet Truppen⸗Ver⸗ 
tärlungen zur Timok ˖ Mündung, da man einen Uebergangẽversuch 
dei Kladowa erwartet. 
London, 20. Juni. Wie der „Times“ heute telegrophirt 
vird, stehen 28,000 Russen im westlichen Theile der Wallachei 
um Dongauühbergange bereit. Die Tüͤcken haben gute Positionen 
vestlich von Sevrin inne und ihre Voposten bis Yenikan vorgeschoben. 
London, 20. Juni. „Standard“ beßätigt, daß die Russen 
yon Penhak retiriren. — Fürst Milan mußte aus seiner Unler⸗ 
redung mit dem Czar die Ueberzeugung gew'nnen, daß Serbien 
ieutral bleiben müsse, „die Passivität solle jedoch deim Friedens— 
chlusse belohnk‘ werden.“ — die Kriegspartei in Grie healand fängt 
an, die Oberhand zu gewinnen. 
London, 20, Jun'. Wie „Daily Tel⸗graph“ meldet, 
jaben die Russen den Versuch gemacht, das Fort Tamar bei Kars 
zu stürmen. Derselbe mißlang jedoch, ihr Bojonnekangriff wurde 
aach hartnäckigem, äußerst blutigem Kampfe zurückgeschlagen . 
Giurfhewo, 20. Juni. Der Cjzar ist in Giutjewo beim 
deutschen Consul abgest'egen. Große Truppenmassen sind in der 
Nähe der Stadt gelagert; man erwartet stüadlich den Uebergang. 
Turn⸗Severin, 20. Juri. Trozß allen offijibsen Leug— 
nens concentrirt Serbien dennoch Truppen. Bei Negotin siehen 
5 Milizbataillone, die Truppen am Timok sind stärker als das 
dorps Osman Paschas, das bei Widdin, Florentin und Bre⸗— 
Jowo steht.