Full text: St. Ingberter Anzeiger

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hn das Ganschen etwa 160 Bm— V —— 
FeAm 21. Juni wurden von Flamer s he m' die ersten 
neuen Kartoffeln aus den Mannheimer Markt gebracht. 
p'Frantenthalz 26. Juni. Wie dem Frk. T.“ mit⸗ 
zetheilt wird, wurde gesteru im Rheine, in der. Nähe von Rhein⸗ 
zürtheim ein seltener Fang gemacht. Es ist dies ein prachtvolles 
rremplar von einem Stör im Gewicht von über 80 Pfund. —* 
Speier. Der am 26. 8. gestorbene Subrektor und 
Brofeffor Friedtich Fahr hat dem hiesigen Waisen-, Diatonissen⸗, 
tzarmherzige Schwestern⸗ und Fröbel⸗ Hause je 100 fl. und dem 
Zürgerhospitale 1000 fl. testamentarisch zugewendet; aus den jähr— 
ichen Zinsen der letzteren Summe? soll ein awürd ger Schüler der 
viesigen Gymnasien unterstützt werden. 9 
aiffingeu, 25. Juni. Nicht nur Diplomaten und 
Minisier verlkihren bei Fürst Bismarck; in den letzten Tagen waren 
de ed. Diruf sen. und der hier zur Kur weilende Dichter V. 
J. von Scheffel Tafelgäste auf der Saline. Der Fürst soll so 
Feiterer Laune gewesen leia, daß die Gesellichaft nicht aus der 
roͤhlichsten Stimmung herauskam. 
München, 26. Juni. In Kleinhesselobe wurde dieser 
Tage ein außerfi frecher Betiler arretirt, welcher von Tisch zu Tisch 
zing und denen, welche ihm Almostn perweigerten, Drohungen, 
Hie. So, Ihtr gebt mir Nichts ?. Gs kommt jetzt bald unsere 
Zeit, da werdet Ihr betteln, wir werden es Euch dann zeigen“ 
J. ool. entgegenschleuderte. Derselbe, cin Schneidergeselle Namens 
Dax Hörylein aus Thliringen, wurde vom Stadtgericht zu zehu 
Tagen Haft verurtbeill. 2 
pSaarbrücken, 27. Juni. Herr Harry Kaulitz, der 
ugendliche socialdemokratische Agikator, welcher nebst seinem Collegen 
dackenberger in letzter Zeit zahlreiche Versammlungen in der hiesigen 
Vvegend abhielt, ist gestern Abend in der Wendel'jchen Wirthschaft 
zu Malstatt, wo ebenfalls wieder eine socialdemokratische Vecsammlung 
dattfinden sollte, verhaftet und in das hiesige Justizarresthaus ein· 
gebracht worden. Die Festnahme erfolgte auf Befehl des Unter— 
uchungsrichters, weil Kaulitz in früheren Versammlurgen in emer 
zen oͤffentlichen Frieden gefährdenden Weise verschiedene Bevölkerungen 
egen einander öffentlich aufgereizt und entstellie Thatsachen öffentlich 
chauptet habe, um dadurch Staaiseinrichtungen verächtlich zu machen. 
88 130 und 181 des St. G.⸗B.). Desselben Vergehens wegen 
Inde der Freund und Genosse Kaulitz', der Agitator Hadenberger, 
„om hiesigen Zuchtpolizeigericht (Appelltammer) vor Jahr und Tag 
zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. Gegen Kaulitz soll übrigens 
auch Seilens des Herra Buͤrgerme sters von MalstattBurbach Straf ⸗ 
antrag wegen Beleidigung gestellt worden sein. (Saarb. 3.) 
F Koun, 28. Juni. Gestern Morzen zwischen 812 und 
d Uhtt ist die Gegend zwischen Aachen und Köln von einer starken 
Erdetschütterung heingesucht worden. 
1Berliner Witzblätter berichten, daß in Haspe in Rücksicht 
auf die traurige Lage der Stadt (wo der Bürger bei 30 Thilert 
Staais · Einkommensteuer 180 Thaler Kommunalsteuer bezahlen müsse) 
die dort bestehende Geselljchaft „utt“ sich aufgelöst habe, da bei 
viesem Un lück der Vaterstadt jeder Uik aufhören müsse. 
Genetal⸗Lieutenaat v. Arnim 7.) Am Sonnlag früh 
wurde in Potedam einer der ältesten Veteranen, der General Leute: 
dant v. Arnim, begraben. Die allerletzten Augenblicke dieses im 
82 Jahre verstorbenen und lange beitlägerig gewesenen alten Hestn 
varen wirklich mehr als originell. Er klingelte nämlich seinem Diener. 
Dieser stürzt ins Zimmer und fragt: „Exzellenz befehlen ? „Fried⸗ 
ich, jehzt sahre ich ab!““ Svrachs und fiel todt zurück auf die 
Kissen. 
fz In Bozen wird seit dem 18. Juni vor dem Schwurge⸗ 
richt der Proceß gegen Henrty Perreau, genanut de Tourville, ge⸗ 
ührt, der angellagt ist, im Sommer vorigen Jahres seine Gattiu 
Madeleine, geborene Miller, ermoidet zu haben, indem er sie in 
der Nate von Trafoi von einer hohen Bergwand hinabstürzte. Der 
Angeklagte, zu Valencienncs in Frankreich geboren, aber in Eng⸗ 
and naiurausirt, war schon gleich nach dem Tode seiner Gattin in 
Untersuchung gezogen, wurde jedoch, weil keine genügenden Beweise 
„egen ihn vorlagen!, wieder auf freien Fuß gesetzt, bis er, nach 
Auüͤffindung schwererer Inzichten gegen hn, späler auf's Neue in 
Englaud verhaftet und nach Oesterreich ausgeliefert wurde. Die 
Antlageschtift in welcher behauptet wird, daß de Tourville die Mutter 
seiner ersien Frau ebenfalls ermordet habe, um sich in den B.sitz 
hon deren Vermögen zu setzen, führt als Motive dieser neuen Un⸗ 
that gleichfalls den Umstand an, daß er das Vermögen. seiner 
reichen Frau sich anzueignen wünschte. 
Sqchhwerin, 21. Jun. Man schreibt der „Post“: 
Fin schreckliches Unglück hat sih diese Nacht in dem Dorfe Horn⸗ 
aten bei Ludwigtlust zugetragen. Daselbst ist rämlich ein Gebäude 
niedergebrannt und haben dabei dreizehn Personen ihren Tod in 
den Flaminen gefunden. Das Dorf gehört zum Domanialamt Grabow, 
welches heute Morgen sofort eine Commission nach der Unglücks⸗ 
Fätte absandte.“ 
s. don einem furchtbaren Brande heimgesucht. 25 PYauser liegtu 
n Asche, 65 Familien sind obdächlos, 1 Person ist in den Flammen 
mmgekematen, viele haben Arm⸗ und Veinbruͤche erlitten — 
ꝛerletzt durch einstürzende Giebel. Die Entstehungsursache dres 
grandes ist roch nicht mit Sicherheit ermittelt. 
FIn der Kopelle des erzbischöflichen Palais in Paris fand 
im 25. d. die Bermählnug; des Fräulein Fel cie von Gontaut⸗Biron, 
der jüngeren Tochter des franzöfischen Boischafters am Berliner Hofe, 
nit dem Grafen Liede kerke-Beaufort statt. Der Herzog Decazes, 
Fürst Hohenlohe und mehrere andere Diplomaten wohnten der 
frietliskeit bei. Der deutsche. Kaiser uund die Kaiserin Augusta 
jatten den Vicomte von Gontaut-Biron telegraphisch beglückwünscht. 
Paris, 24. Inni, (Vopoleonische Propaganda.) In 
Fontalnebleau erscheint uͤrler dem Titel: , L'Empire“ eine Wochen⸗ 
hrift, welche sür ein Jahresadonnement von 7 Franks eine Pholo⸗ 
raphie des kaserliden Prinzen im Werthe von 8 Franks als 
Iräm'e bietet. Der France bemerkt: Warum nennt das Blatt Napoleon 
zugen Louis Jean Joseph-Feine Hoheit den kaiserlichen Prinzen“? 
fanweder er ist pur ein im Auslande lebender französischer Bürger 
der, da er großjährig und sein Vater, Kaiser Napoleon III. todt 
st, er ist Seine Majestät der Kaiser Napoleon IV. Exc kaun sich, 
henn es ihm gefällt, Prinz Napoleon Eugen oder Graf Pierrefonds 
ennen; aber ser sollte nicht gestatten, daß man ihn fälschlich als 
en kaijerlichen Prinzen bezeichnete. Nennt sich etva der Grof Cham⸗ 
— Chambord oder der 
tönig Heinrich V. 
p Der Tagearbeiter Verstappen wurde von der Zuchlpolizei⸗ 
ammer, weil er am 21. Mai in der Rue Beauburg im halbtrunkenen 
Justande zu den Vorühergehenden wiederholt gerufen hatte: „Mit 
em Chambord, dem Grafen von Paris und dem Mac Mahon 
verden wir schon noch fertig werden und ihnen ihre Rechnung 
resorgen 1. zu einem Monal Gefängniß vermrtheilß. — 
PLyon. Der Lyoner ‚Monitenr des Sois“ äußert sich 
iber die Geschästslage der Seidenindustrie wie folgt: In den 
jabriken sowohl in Lyon als am Rhein ist die Tendenz eine bessere 
ewo den. Ju Croix⸗Rousse ist eine Anzahl von Webstühlen 
ieder in Beweguog, namemlich für farbige Taille-Stoff⸗. Man 
ihlt daß die trüben Ausfichten abnehmen. In London sind! seit 
ehn Tagen bedeutende Posten abgesetzt worden und ohne Zweifel 
erden wir die gute Wirkung dieser Räumung der englischen Ent⸗ 
epots bald verspüren. Die Fabriken sind unstreitig in einer 
Fesseren Lage, als vor einem Jahr um diese Zeit. 
J Monaco. Im hiesigen Kursaal ereignete sich vor eniger 
Zeit ein eigenthümlicher Vorfall. Eine Anzahl von Pelgern, größten⸗ 
heils auz Euglaund und Itland, waren auf dem Wege nach Rom 
ort angekommen, und viele derselben begaben sich aus Neugierde 
n den Kursaal, um den Spielern zuzusehen. Ein enthusiastischer 
zilger wollte die Gelegenheit nicht versäumen und begann eine 
zredigt über die Sünde des Spielens. Da sich persönlicht. An⸗ 
ägl'chterten in seine Rede mischten, ersuchte man ihn, sich zu ent⸗ 
ernen, ader er lehnte es mit der Erklärung ab, daß er eine Mis⸗ 
son vom Hinmel habe, um Monaco von diesem Laster zuͤ reinigen. 
die Spicker wollten ihn jetzt hinauswerfen, aber der Prediger zot 
zötzlich einen Revolver hervor und feuerte auf den Entrepreneur, 
·bite ihn aber giücklicherweise. Als Herr Blane, der Eigenthümer 
es Sp elhauses und selbst ein ergebener Sohn dec Kirche, hörte, 
aß der Exzedent ein Pilgeesi, verzichtete er groß üthig darauf, 
yn der Polizei zu überliefern, und etlaudte ihm, in sein Hotel 
arück; ukehren vnd mit seinen Mitgenoffen nach der Heiligen Stadt 
idzurei en. 
f Schornsteine aus Papier. Mit einer Erfindung, die schon 
eit Jahren in Amerika und England praktisch verwerthet wird, 
ämlich: Schornstteine aus Papier herzustellen, ist, wie einem schle⸗ 
schen Blatte aus Breslau derichtet wird, vor Kurzem auch in 
deutschland der eiste Versuch gemacht worden, welcher sich glänzend 
ewährte. Au der Außenseite des rechten Seitenflügels ist in dem 
grundstück Ohlauer Stadtgraben Nr. 16 ein solcher eiwa 50 Fuß 
oher Schornstein aufzesetzt worden. Durch Imprägnirung der 
zZapiermasse mittelst einer chemischen Substanz wird die erstere un⸗ 
erbrennbar gemacht, und da solche Schornsteine nicht, wie Eisen 
em Rost ausgesetzt, ferner weit leichter als solche von Eisenblech 
ind dabei um ungefähr die Hälfte belliger sind, dürften sich die⸗ 
elben auch hier bald Eingang verschaffen. 
Acs bewahrtes Vorbeugungsmittel gegen Entzündung des 
halses und der Athmungsoraane, mit denen gewöhnlich die für 
dinder so ledensgefährliche Halsbräune ihren Aufang nimmt, em- 
fiehlt eine Mutler tägliche Ausspülungen des Mundes und des 
aljes und zwar Morgens und Abends mit Salzwasser. Seitdem 
zeses Mitlel, das unstreitig sehr billig ist, angewendet wird 
die Familie Rube vor katbartalischen Affectionen der Kinder.“ hat 
Fur die Redaction veraniwortlich F. X Demeß.