Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei⸗ 
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M. 114.“ Donnerstag, den 19. Juli 
isyns. 
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Deutsches Reich. 
Berlien, 17. Juli. Die „Norrd. Allg. Zig.“ erfährt 
uverläfsig, daß die im Bau befindlichen zwei Panzercorvetten die 
damen „Bayern“ und „Sachsen“ erhallen werden. Letztere werde 
im 21. Juli in Stettin vom Chef der Admiralität, General Stosch, 
zersöntich die Taufe erhalten; erstere könne erst in einigen Monaten 
ur Taufe in Kiel bereitgestelll werden. 
NHusland. 
Wien, 17. Juli. Der „Presse“ zufolge gab die Regierung 
son Oesterreich⸗ Ungarn auf Rumän'ens Anfrage, ob Oesterreich 
jsegen die Ueberschreitang der Donau durch zwei rumänische Armee⸗ 
otps etwas einzuwenden habe, folgende Antwort: Oesterreich wolle 
ich nicht in die militärischen Dispositionen Rumäniens einmischen, 
s gebe aber auf dem rechten Donauufer absolut kein Gebiet zu 
Froberungen für Rumänien. 
Paris, 16. Juli. Es spuken wieder allerlei Staatsstreich⸗ 
erüchte. Man erzählt, im Elhsee herrsche die Absicht, wenn die 
Wahlen schlecht ausfallen, einen halben Staatsstreich zu machen, 
iie Kammern nicht einzuberufen und eine beschränkie Mil'tärdictatur 
zie 1880 einzuberufen. Sucht man der Sache wöglichst auf den 
hrund zu gehen, fo findet sich als das Wahrscheinlichste, daß aller⸗ 
ings einzelne, besonders clericale Köpfe in der Umgebung des 
Marschalls schon jetzt an eine gründliche Wahlniederlage glauben, 
aß sie den Plan einer Militärdictutut ausgesonnen haben und daß 
ie versuchen, den Präsidenten der Ropublik für eine solche zu ge⸗ 
vinnen. Daß dieselbe im Jahre 1880 zu einer unlösbar ver⸗ 
vickelten, gesetzlich gar nicht zu entwirrenden Lage führen würde, 
st den Herren wohl nicht unklar, aber darauf kommt es ihnen 
uch nicht an. Sie gedenken selbstverständlich das Staatsstreichsystem 
880 weiterzuführen und wollen vorläufig den Marschall so weit 
n ihre Pläne verstriken, daß er aicht mehr rückwärts kann. Doch 
lauben wir nicht, daß dieser sich bis jetzt auf derartige Projecte 
ingelassen hat. Sollten die Wahlen conservativ ausfallen, so heißt 
s, würde Mac Mahon selbst unmittelbar vor dem Ende seiner 
herrschaff eine Aenderung der Verfassung beantragen; wenigstens 
ꝛxwarten die Royalisten das von ihm. 
London, 16. Juti. Der Korrespondent der Daily News 
m russischen Hauptquartier (Archibald Forbes) telegraphirt, daß 
venn d'e Türken keinen ernstlicheren Widerstand leisten, als bisher, 
»ie Russen binnen 4 Wochen vor Konstantinopel stehen könnten. 
London, 16. Juli. Die zweite Ausgabe der Times be—⸗ 
ichtet aus Pera, daß kürkische officielle Berichte die Thatsache be— 
tritlen, daß die Russen den Balkan bereits überschritten hätten und 
chon zwischen Janboli und Adrianopel ständen. Nur einzelne 
ẽclaireurs hätten sich vorgewagt und diese wären mit leichter Mühe 
urückgetrieben worden. (Russische Berichte sprechen von 18 Batail- 
onen, welche den Balkan üderschritten, und die sind schwerlich so 
—XV 
Von der Donau, 186. Juli, Morgens. Die türkische 
Festung Nikopolis gegenüber von Turnu-Magurilli ist heut früh 
mter Kooperation des russischen Corps Krüdener und rumänischert 
Truppencorps von den jerseits der Donau von Sistowa und Plewna 
wus operirenden russischen Truppen genommen worden. Damit ist 
ver hochwichtige Brückenshlag über die Donau bei Turnu-Maqu; 
elli — Nilopolis gesichert. 
In dem Kainpf bei Nikopolis, der den ganzen Tag über 
vährte, sollen zwei Paschas und 6000 Mann reguläre türkische 
ruppen von den Russen gefargen worden sein. 
Pera, 17. Juli. Eine offizielle Kundwmachung, welche an 
die Einwohner von Konstautinopel gerichtet ist und den Uebergang 
er Russen über den Balkan bei Hainboghas betrifft, fordert dazu 
wuuf, ruhig zu bleiben und die Regierung zu untkerstützen. Ferner 
st ein ermuthigender und patriotischer Aufruf erschienen, der dazu 
wuffordert, den Brüdern, welche als Krieger im Felde stehen, zu 
dilse zu eilen und sich in die Zahl der Vertheidiger des Vater⸗ 
sandes aufnehmen zu lassen, um den eingedrungenen Jeind zurück⸗ 
zuwerfen. Die Minister halten unausgesetzt Tag und Nacht Sitz⸗ 
ingen auf den Secraskierat und sind darauf bedacht, die stom⸗ 
nandanten der Armeccorpa in Verbindung zu halten; sie entfalten 
hätigen Effer, um alles das vorzubereiten und auszuführen, was 
ür die Bedürfnisse der Armee erforderlich ist. 
Konstantinopel, 17. Juli. Hier herrscht große 
Bestürzung und Erbitterung zegen Abdul Kerime. Man' begreift 
nicht, wie der Balkan unvertheidigt sein konnte. Der Marine⸗ 
Ninister Reuf warf sich vorgestern Abend dem vom Balkan hervor⸗ 
zringenden Feinde mit großer Entschlossenheit entgegen und kämpfte 
cestern mit ausgezeichnetem Erfolg, da er den Feind weit zurück⸗ 
varf. Heute Vormittag indeß wird gemeldet, die Russen selen in 
Jamboli. Daher befürhtet man, Reuf könnte umgangen und im 
tücken angegriffen werden. Bis zur Stunde wird im Balkan hart⸗ 
zäckig gekämpft. Der Erfolg ist ungewiß und der Besitz der Pässe 
cheint den Russen noch streitig gemacht zu werden. 
Rermischtes. 
Winnweiler. Auf dem Verbandstage der pfälzischen 
Forschußvereine kam auch die Angelegenheit des Quirnbacher Vor⸗ 
hußvereins zur Sprache. Herr Levy theilte darüber mit, daß der 
zerein mit 18 bis 20 Mitglieder entstanden sei und daß die seit⸗ 
jerigen Mitglieder meistens dem Bauernstande angehörten. Den 
zetreffenden stand es frei, ihren Austritt zu nehmen, wann es ihnen 
zliebte und ihr Slammcapital zurückzuziehen. Da sie den Beruf 
msich gefühlt, Geschäfte in Werthpapieren zu machen, wurde be⸗ 
hlossin für 4000 Dollars Michigan, 2000 Mark Oesterr. Bank 
nd für 2000 Mark Deutsch-Oesterr. Wechselbank Papiere zu kaufen. 
das Geld hierzu wurde zu 6 pCt. zusammengeschafft und zu dem 
wöchsten Curs gekauft. Der Vermögensfond des Vereins war in 
'olge dessen scheinbar erhöht. Der Gesammischaden dieser Ope⸗ 
aztionen beläuft sich auf eine so hohe Summe, daß die Mitglieder 
icht nur keinen Stammantheil zurückbekommen, sondern auch, wenn 
as Gericht nicht Anders entscheidet, jedes Mitglied, da solche nur 
och 18 zählen, ca. 15 — 1600 Mark nachzahlen muß. Auf das 
Zermözen des Aufsichtsrathes wurde Beschlag gelegt. Außerdem 
»erlor der Verein 3000 Mark in Folge eines einem Minder⸗ 
ihrigen gegebenen Credits. (Nach der ‚Pfälz. Volksztg.“) 
In Bergz abern ist am Samstag der frühere Herausgeber 
»es „Südpf. Wochenblattes“ F. A. Blandk gestorben. 
FMäünchen, 16. Juli. Zum Vollzuge der Bestimmungen 
er 88 24, 89, 46, 47 der Schulordnung für die Studienanstallen 
ind der 88 22 und 37 der Schulordnung für die Realghmnasien 
m Kön'greiche wurde vom k. Kultusministerium angeordnet: Wenn 
ich Schüler an einer Studienanstalt oder einem Realgymnasium 
iner Aufrahms- oder Nachprüfung unterzogen haben, so ist in das 
son ihnen bei der Anmeldung zur Prüfung vorgelegte letzte Jahres⸗ 
der Abgangezeugniß, bei Privatstudirenden in die vorgeleglen Zeug⸗ 
zisse über genossene Vorbildung einzutragen, ob sie die Pruüfung 
estanden haben oder nicht. Wurde ein Schüler auf Probe auf⸗ 
senommen, so ist nach Ablauf der Probezeit in den bezeichneten 
Jeugnissen die erfolgte definitive Aufnahme oder Zurückweisung des⸗ 
elben vorzumerken. 
— Die ersten 530⸗Pfg.⸗Stücke neuerer Prägung wurden heute 
jier ausgegeben. Dieselben haben zur besseren Unterscheidung von 
»en 10-Pfa.⸗Stücken auf beiden Seiden einen Eichenlaubkranz, wodurch 
zas Reichswappen auf, der einen und die Schrift „50 Pfennig“ 
nuf der andern Seite kleiner sind, als auf den bisher geprägsen 
Ztücken. 
fSaarbrücen, 16. Juli. Vor Qurzem ließ sich ein 
siesiger Taglöhner beigehen, einem Soldaten des hier garnisoni⸗ 
enden Ulanenregiments çegen Versprechen von 10 Thalern zur 
Desertion behülflich zu sein. Er lieh dem Flüchtling nicht nur 
wilkleider, süt welche die Rüchsendung versprochen wurde, sondern 
rrachte den Mann auch persönlich nach Forbach, von wo deilelbe