Full text: St. Ingberter Anzeiger

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zer St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unter' iltungsblatt, Gonntags mit illustrirter Bei⸗ 
age), erscheint wöchentlich viermalz Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abonne mentspreis betragt vierteliahruich 
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44 112. * I Samstag, den 21. Juli J— it —28 1877. 
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Deutsches Reich. 
Mäünchen, 17. Juli. Der Rönig hat für die nächsten 3 
zahre zum Direltor der polytechnischen Hochschule den ordenilichen 
zrofessor der Geschichte, Dr. Kluckhohn, und zu dessen Stellver⸗ 
reter den derzeitigen Direktor, ordenilichen Professor der Poeysit, 
dr. v. Beetz, ernannt. 
Berlin, 16. Juoli. Wie dem „Deutschen Montagsblatt“ 
uus Varzin gemeldet wird, bekommt dem Reichskanzler Fürst Bis⸗ 
narck die Kifsinger Nachkur dieses Mal um so vortrefflicher, als 
r, dem Rathe seiner Aerzte folgend, auf seinem hinterpommer'schen 
xuskulum wirkl'ch Siesta halt und sich so wenig als möglich 
Alten nach Varzin kommen läßt. In der That foll der telegraphische 
gerkehr pwischen Varzin und dem auswärtigen Amte noch in keinem 
zahre so wenig belebt gewesen sein, als heuer. Bis jetzt sind die 
dispositionen dahin gefaßt, daß Fürst Bismarck nach einem sechs⸗ 
voͤchentlichen Aufenthalte in Varzin sich zur Nachkur nach Gastein 
egibt. 
Berlhin, 16. Juli. Der in den diesjährigen Reichstags⸗ 
gerhandlungen wiederholt zur Erwägung gestellten Frage, ob eine 
Ihänderung des 8 33 der Reichsgewerdeordnung, wonach Der— 
enige, welcher Gast⸗, Schankwirthschaft, Kleinhandel mit Spirituß 
ind Branntwein betreiben will, der Erlaubniß bedarf, in dem Sinne 
jebolen und zweckmäßig erscheine, daß entweder auch,die Erlaubniß 
um Belrieb der Gastwirthschaft von dem Nachmeise eines vor⸗ 
andenen Bedürfnisses abhängig gemacht werde, oder, daß das Recht 
ur Ausübung der Schankwirthschaft, beziehungsweise des Klein⸗ 
andels mit Sp rituosen nicht mehr als in dem Rechte zum Betrieb 
er Gastwirthschaft enthalten angesehen werde, soll jetzt preußischer⸗ 
eits näher getreten werden, zu welchem Zwecdkee die Bezirksre zierungen 
nit statistischen Mitiheilungen beauftragt worden sind. Wenn sich 
ie Getränkeverkaufsstätten seit Anfang 1872 vermehrt haben, so 
d anzugeben, ob und edentuell aus welchen Gründen die Vermehrung 
ils eine durch die obwaltenden Verhältnisse gerech fertigte anzusehen 
st oder nicht. — In Gemäßheit des Reichsgesetzes vom 21. bv. 
M. (von dem Bau einer Eisenbahn von Teterchen bis zur Saar⸗ 
‚ahn 2c.) ist seitend des Reichskanzleramtes die kaiserliche Genéral⸗ 
ireltion der Eisenbahnen in Elsaß; Lothringen beauftragt worden, 
von der zu erbauenden Eisenbahnstrecke Teterchen⸗BousHostenbach 
nuch denjenigen Theil audzuführen, welcher auf preußischem Gebiete 
iegt, und die Generaldirektion wird in Folge Dessen unverzüglich 
ut den erforderlichen Vorarbeiten beginnen lossen. 
Berlin, 17. Juli. Das Ereigniß des Tages ilt der 
vSeitens der Russen mit großer Bravour auscgeführle Coup bei 
leberschreitung des Balkan. Schon vor drei Wochen meldeten wir, 
aß die Russen mit Umgehung des türkischen Festungsvierecks den 
dalkan passiren und über Philippopel, Adrianopel, auf Konstantinopel 
»omarschiren würden. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ meint, daß die 
ussische Ossensive erst dann kräftig unb mit Erfolg südlich des 
galkan fortgeführt werden lann, wenn die eben durschrittenen Pässe 
enügend stark besetzt sind und einen festen und sicheren Rückhalt 
ieten. Bei der Entschlußlosizleit und Unfähigkeit der unteten 
führer der tückischen Urmee sei es sehr zweifelhaft, ob die Heeres 
eitung in Konstantinopel ihre Dispositionen dahin zu treffen im 
Stande sein wird, daß der Vormarsch der Russen gegen das 
Raritzathat aufzuhaltien sein wird. Die Besetzung vor Nikopolis 
it für die gesanmten russischen Operationen nach dem westlichen 
zulgarsen von hoher Wichtigkeit. Nach einer Meldung des Bureau 
Airsch erfolgte der Uebergang über den Balkan auf zwei versch'edenen 
zunkten; den Schipka-Paß benutzten die Don'schen Kosaken und 
eitenden Batterien, ein nur den Balkanbewohnern bekannter Saum⸗ 
fad diente der Jusanterie zum Uebergang. Eski⸗Zagra und Zeni—⸗ 
zagra befinden sich im Befitz der ruffischen Truppen, die russfische 
sadallerie streift auf der zur Bahnlinie Philipoppel-Adrianopel füh—— 
enden Straße. Der Bau einer Schiffbrücke nach Nikopolis hat be— 
onnen; der Zarwird zur Besichtigung derselben erwartet. 
Zerlin, 18. Juli. Bei hiesigen Geschäfishäusern sind 
in dea letzten Tagea Nachrichten aus Petersburg eingetroffen, 
vonach die immense Stockung aller Geschäfte sich jeder Beschreibung 
ntziehe. Der Fremdenverkehr habe fasi ganz aüfgehörk, die Hotels 
tehen leer, trotzdem man in Petersburg jetzt mit Marls, Francz 
ind Gulden recht billig leben kann. Die Ernte⸗Aussichten, die in 
der benachbarien Propinz Preußen nur als mittelmäßig bezeichnel 
verden, seien für Rußland günstig und werde es an Getreide 
uicht fehlen. 
Man schreibt der „Nat. Zig.“: „Als im vorigen Jahre die 
oreußische 4proc. Anleihe nicht voll gezeichnet wurde, ist dein gegen⸗ 
iber der glänzende Ausfall der Subscription auf die Pariser Kn⸗ 
eihe (die weit dilliger war) hervorgehoben worden. Es ist daher 
aur billig, aͤuch eirmal ein anderes Bild nicht mil Stillschweigen 
u übergehen. Die deutsche Reichsanleihe, 4 Proc. ohne Pari⸗ 
Umortisation à 94,60 aufgelegt, wurde 8 Mal gezeichnet. Gieich⸗ 
eitig offer'rte die französische Regierung 4 proc. Schatbons inner⸗ 
jalb 80 Jahre al pari verloosbar à 94 und das „Bulletin 
inancier“ muß nun melden, daß die Anleihe nicht gezeichnet wurde 
ind der Finanzminister sich genöthigt sah, den groößten Theil à 
32,80 Proc. an Rothfchild zu verkaufen. 0 
Mehrere ehemalige preußische Offieiere haben neuerdingßs 
die Erlaubniß erhalten, in die russische Arnmee einzutreten. Aller⸗ 
zings ist dabei zu bemerken, daß dieselben mit guten Empfehlungen 
ersehen und der Landessprache machtig waren. Weun man jedoch 
zedentt, daß bei Ausbruch des Krieges unterschiedslos alle Gefuche 
hemaliger deutscher Officiere behufs Zulassung zum russischen Krlegö⸗ 
ienst zurüdgewiesen wurden, kann man nicht umhin, auzunehmen, 
aß die Gerüchte begründet sein müssen, welche einen bemerkbaren 
Uangel an Ojficieren infolge der rücksichtslosen Erponirung der⸗ 
elben behaupten. 
Darmstadt, 16. Juli. Den Anstrengungen der Polizei 
st es, wie die Mainztg.“ hört, gelungen, den vor einigen Wochen 
vegen bedeutenden Kassendefekts durchgegangenen Kriegsrath Wie⸗— 
zand in Newyork festzunehmen. Derselbe hat die Ruͤckreise über 
)en Ocean nach Darmstadt bereits unter gehöriger Bewachung 
ingetreten. 
Ausland. 
Wien, 17. Juli. Der italienische Gesandte fignalisirte 
ein Rundschreiben zur stennzeichnung der vollen Loyalnät und 
Friedendliebe seinet Regierung. — Eutgegen anderweitiger Nach— 
ichten bleibt dem Balkan⸗-Uebergang gegenüber die neutrale Haltung 
Desterreichs unverändert. (Allg. Ztg. 
Paris, 17. Juli. Seit einigen Tagen sind die Beziehungen 
Zesterreichs zu den heiden anderen Kaisermächten, Rußland und 
Deulschland, wieder um Vieles gefestetet. Man kann behaupten, 
daß, so lange Graf Andrassy am Ruder bleibt — und er stehi 
nugenblicklich in höchster Gunst bei seinem Souverain — das quie 
kinvernehmen der drel Kaisermächte verbürgt ist. Die deutsche 
diplomatie war in jüngster Zeit überaus thätig, um dieses Ein⸗ 
jernehmen zu erhalten und zu konsolidiren. 
Paris, 18. Juli. Wie man hier behaupten hört, beab⸗ 
ichtigt der Minister des Auswärtigen, Herzog Decazes, der keines⸗ 
vegs mit der jetzigen Regierungspolitik einverstanden ist, aus dem 
dabinet auszutreten. Dieses soll auch der Grund sein, daß er noch 
nicht bereits nach Paris zurückgekehrt ist. Es befüätigt sich, daß 
er Minister de Fourton die Präfekten angewiesen hat, alle Arbeiter- 
versammlungen ohne Ausnahme zu verbielen. 
Paris, 18. Juli. In den Hallen, also im Herzen von 
Paris und an derjenigen Stelle der Hauptstadt, welche vielleicht 
am aufmerkjamsten von der Polijei bewacht wird, wurden gestern 
vährend der Marlzeit von mehreren Individuen Photographieen 
des ka'serlichen Prnzen unter die Bauern und Gemüsezüchter der 
Umgegend vertheil:. Diese Photographien hatten das Format von 
Briefmarken: in der Mitte das Porträt des Prätenden n schwarzem 
frack und weißer Cravatte, darüber in einem Medaillon ein N 
mit einer Krone und der Inschrift: Empiro Francçais, darunter die