Worte: Napoldon IV., Emporeur. Viele von den unfreiwillig
Beschenkten haben, wie der „Mot dOrdre“ meldet, das Bild unter
zen Augen der Geber zerrissen und mit Füßen getreten; das Blatt
Jellt aber darum nicht minder den Polizeiprafecten Voisin zur Rede,
pie er eine solche aufrührerische Propaganda auf offener Straße
dulden konne. .*
— Heute wurde in der Rue Monimartre, also wiederum in
der belebtester Straße von ganz Paris, ein Individuum verhaftet,
welches sich im offenen Wagen langsam durch die Menge fahren
ieß und dabei eine große Fahne schwenkte, auf der die Worte zu
jesen waren: Vivo Napoléon IV! Vivo PArméo! Tout pour lo
beuplo!
London, 18. Jull. Wie „Daily News“ bestätigt, ist
—XV Armeecorps des Großfürsten
Wladimir ist bestimmt, Ejub Pascha im Schach zu halten. — In
Konstantinopel wird eine Ministerkrisis erwartet. Der Sultan ist
jum Frieden geneigt. Namyk Pascha erhielt Instruktioren in diesem
Sinne. Die Jungiürlen opponiren dagegen. Layard. der englische
Boijchafter unterstützt die Friedensströmung. Südlich des Balkan
dehen bereits 20,000 Russen. Der russische Vortrab besetzt schon
Wwel Eisenbahnstalionen zwischen Adrianopei und Jamboli.
SgVSondon, 18. Juli. Nach dem Daily Telegraph maschirt
Mahmud Ali Pascha in Eilmärschen von Sophia den Russen in
die Flanke.
London, 18. Juli. Der Spezialkorrespondent des Stand
ard meldet aus Stambul, daß die Softas die Entfaltung der heiligen
dahne verlangen. Der Sullan beschloß mit diesem Manifeste noch
u Warlen, dis die Russen näher an Adrianopel herangerückt sein
arden. — In Klein⸗Afien nahm Moulthar Pascha den Vormarsch
zis jur russischen Grenze wieder auf. Man erwartet eine große
Schlacht ndrdlich von Kars.
go n don, 18. Juli. „Daily Telegraph“ meint, das In⸗
lerefse Englands und anderer Machte erheische, dem weiteren Vor⸗
dringen der Russen gegen den Bosporus enischieden entgegenzutreten.
Auch nur eine zeitweilige Besetzung Konstantinopels durch die Russen
ürde ein iddiucher Schlag für Cunland sen.
In England scheint die Ueberschreilung des Balkan durch die
Rufsen eine vligahnliche Wirkung herborgerufen zu haben. Man ist
noch ganz ersiartt. Der .Slandard“ schließt eine Bejprechung
dieses Vorganges mit der Verficherung, England werde einer Be⸗
rohung Konssantinopels durch die russische Armee gegenüber nicht
possiv bleiben and eine Besetzung Konstantinopels durch die Russen
hiemals zugeben. Das liefe also auf die von unserem Londoner
dorrespondenten seit geraumer Zeit angekündigte Besetzung von
Balipoli, wenn nicht gar Konstantinopels, durch englische Truppen
hinans. Wie man uͤbrigens aus Wien schreibt, waren die Meldungen
der englischen Blaͤiter über eine englandfeindliche Stimmung in Kon⸗
stantinopel wegen des Erscheinens der britischen Flotte in der
Besikabai nichts als ein geschictes Preßmanoöver, dazu bestimmt, die
wirklichen Beziehungen ischen dem Kabinet von St. James und
ber Pforte nicht vorzeitig zu enthüllen. In Wirklichkeit aber sind
diese Beziehungen nach wie vor recht gute. Von türlischer, also
in diesem Falle besonders glaubwürdiger Seite erfahren wir, daß
in Pfortenkreisen jeßzt weniger denn je eine Verstimmung gegen
Engiand vorhanden ist, und daß isch die beiden Staaten jedenjalls
in besserem Verhältnisse zu einander befinden als zur Zeit der Kon⸗
dantinopeler Konferenz. Dem entspricht auch die Thatsache, daß
wischen Lahard und der Pforte Unterha dlungen wvegen Errichtung
iner englischen Flotlenstation in Galipoli stattfinden. Diese Unter⸗
jandlungen dürften unserer Information zusolge in den nächsten
Tagen dementirt werden, was aber nichts daran andern wird, daß
sie ihre Forisetzung erfahren. Im Augenblicke sollen noch Schwierig⸗
iten vorhanden sein, weil die Pforte weitgehende Bedinaungen
ftellt.
Die boenischen Aufstärdischen siad von Ismei Pascha bei
Streditz geschlagen worden; eine große Anzahl derselben wurde
dei Kobath in den Sair⸗Fluß getrieben; die übrigen entflohen in
den Maroilitzer Wald. In eanem Tagesbefehl des Gouverneurs
hon Bosnien wird die Schoxung der Gefangenen und Verwundeten
anempfohlen und ferner eingeschärft, daß die Kirchen heilig gehalten
und nicht beschossen werden sollen.
Suczawa, 17. Juli. In der Nähe von Plojesti, bei Flo⸗
rescht, werden Vorbertitungen für ein russisches Reservelager von
80,000 Mann getroffen. (N. W. A.)
Qonstantinopel, 18. Juli. Man verbreitet hier,
Abdul erim Pascha sei angeblich ermächtigt gewesen, das Vor⸗
—FfVI unwichtige Balkanpunkte nicht zu verhindern,
im auf diese Weise vor Euroba den Beweis zu führen, Rußland
Ziebe nicht blos nach Bulgarien, sondern auch nach Konstantinopel!
Wohl ausgesonnen! ... Allah, erhalte mix meine Ausrede.,)
Rermischtes.
S54 A4642* 18. Aull. In der beutigen Sitzung
deß hiesigen Polizeigerichts kamen u. A. folgende Fälle zur Abur-
theilung:
iꝰ Gottfried Priester, Fuhrmann von Lautzlirchen, Johann Mas⸗
ing, Fuhrmann von Herbitzheim, Peter Rittner, Dienstknecht in
dedendalheim und Jakob Fries von Ommertheim wurden wegen
S„chlafens auf ihrem Fuhrwerke zu je 8 Marl Geldfstrafe verur⸗
heilt. 2. August Baum, Fuhrmann von Altenwald und Carl
Zuhn, Megger von Sulzbach erhiellen wegen schnellen Fahrens 3
Mact Geldsuͤrafe. 8. Georg Hohlwesck und Valentin Deckarm von
Rohrboch, winden wegen Unfugs mit 1 Mark Geldstrafe belegt.
1. Andreas und Johann Gries von hier, wurden wegen nächtlicher
Ruhestbrung mit jen1 Tag Haft bestraft. 8. Joh. Jos. Brauer
hon hier, Joseph Flosch 4. Johann Gebhardt von Hassel bekamen 1
Tag, und Heinrich Deutsch von Dudweiler 6 Tage Hast, wegen
Anfugtreibenz zugesprochen. 6. Peter Stephan, Korb⸗ und Stuhl⸗
nacher, wurde wegen unbefugtem Krebsen zu 2 M. Geldstrafe ver⸗
artheilt. 7. Jakob Schmitt, Dienstknecht auf dem Ensheimer Hof,
rhielt wegen Dienstentlaufens 10Tag Haft. 8. Johann Greß,
Zimmermann, und Franz Zimmen mann von hier bekamen wegen
nichterscheinens vor der Erfatzlommifsion 83 Mart Geldstrafe. 9.
daniel und Heinrich Feß, Johann Deutsch, Jakob Altpeter von
Zischmisheim und Jak. Schunk von Bäckweiler wurden wegen Un⸗
ugs mite3, 2 und 1 Tag Haft belegt. 10. Peter Würz, Berg⸗
nann von Rohrbach wurde Unfugs halber zu 1 Tag, und wegen
Dienstbeleidigung des Gensd. Brück und Weber zu 2 Tagen Has—
rerurtheill. 11. Paul Karmann von Ommergsheim bekam wegen
chnellen Fahrens 1 Tag Haftstrafe. 12. Heinrich Hactz gen. Hary,
ʒeter Pauli, Peter Schmitt und Peter Heib, Schmelzarbeiter von
Obetwuͤrzbach wurden wegen groben Unfugs die beiden ersteren zu
J u s Vdie lehteren zu 3 Tg. Haft verurtheilt. 13. Mathias Maron
‚on Gbitelboen wegen Mißhandlung zu 8 Tagen Hait, Peter Ost⸗
jof, Valentin Derschang, Jakob Krauth von Hassel angeklagt des⸗
Ahen Reats wurden zu 3 M. und wegen Unfug mit 1 Mark
heldstrafe delegt, und Johann Wachs von bier, ebenfalls wegen
ünfug, erhielt 8 Tage Haft. 14. Peter Göhrlinger, Tagner von
knsheim, wegen Feuerpolizei⸗Contrabention wurde mit 3 Mark
heldstrafe belegt. 15. Katharina Hiem, Ehefrau von Peter Hiem,
Z„chuhmacher von hier, wurde wegen Entwendung von Genußmitteln
nite 1 Tag Haft bestcaft. 16. Friedrich Zimmermann, Wirth u.
gäcket von Hassel, wegen Nichterscheinens als Zeuge, erhielt 2
art Geldsttafe. 17. Joh. Richaeli, Bergmann von Rohrbach und
Friedrich Jungfleisch von hier, wurden wegen Unfug, ersterer zu 3
etzterer zu 6 Mart Geldstrafe verurtheilt. 18. Peter und Georg
Wolf bon Rentrisch wurden wegen Mißhandlung und Unfugs zu
2 Tagen Gefängniß und zu 6 und 3 Martk Geldstrafe verurtheilt.
19. Bahnhofaufseher Hauc von hier, wegen Beleidigung der Ehe⸗
frau Johann Haas, Christian Schmitt, Maurer von hier, wegen
Beleidigung des Polizeikommissärs Ecerlein, wurden mit je 6 Mark,
ind die Ehefrau des Thierarztes Assel von Eusheim wegen mehr⸗
facher Beleidigung der Kath. Jungfleisch und deren Vater von da
mit 9 Mark Geldstreafe belegt.
pKaiserslautern; 12 Juli. Die genaue Revi⸗
zon der hiesigen Rentamtskasse soll ergeben haben, daß der in
Moörms als Leiche geländete Oberschreiber E. nicht weniger als
17.800 M. uuterschlagen hat, welche sein Principal ersetzen muß.
— Auf dem Verbandstag der piaͤlzischen Genossenschaften in
Winuweiler am 12. da. hat der Verbandsdirektor die Mit⸗
heilung gemacht, daß * Vereine in 1876 Verluste gehabt haben,
nämlich: Bliebkastel 7731 M., Kandel 2764 M.. Obermoschel
1964 M. und Dahn 719 M.
—In einem Wingerhin Edenkoben sollen, wie der ‚Ggwi.
nitgetheilt wird, beceits reife Trauben zu finden sein.
5Die von Grundeigenthümern an der Bahnstrecke Freins⸗
deimeFrankenthal gegen die pfälzischen Bahnen angestrengten
Hrozesse wegen höherer Entschädigung für die abzutretenden Grund⸗
ucke haben unterm 17. Juli ihre Erledigung gefunden. Das
Appellalionsgericht in Zweibrücken hat sämmtlichen Appellanten
öhere Entschädigungsbeträge zugesprochen, als in den angefochtenen
Ariheilen des Bezirksgerichts Frankenthal zuerkannt worden waren.
Damit dürften die letzten Hindernisse, welche der Vollendung der
jenannten Strece im Wege standen, beseitigt sein.
FSpeier, 18. Juli. Soeber ist der Jahresbericht deß kgl.
ayer. SchullehrerSeminars zu Speier und der demselben zuge—
heͤllen . Präparandenschulen zu Blieskast-l, Kirchheimbolanden und
Speier Uüber das Schuljahr 1876847 erschienen. Wir ersehen aus
demselbem, daß das Schullehrer ⸗Seminar im untern Curs von 30,
obern Curs von 28 Zoöglingen, die Präparandenschule zu
Blieskastel in den drei Cursen bvon zusammen 71, die zu Kirchheim⸗
holanden von 53 und die zu Speier von 74 Schülern besucht waren
Im Schullehrer-Seminar. beginnt d'e Jahresschluß- und Austritls⸗
hrüfung am 18. Juli, die Aufnahmeprüfung am 26. Juli.
p'München, 17. Juli. Ueber die in den lehzten Tagen in
diel abgehaltene Versammlung deutscher öffentlicher Feuerversicherungs·
Anfsalen hallen wir von dort folgende Mittbeilung. Die Ver—