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Der St. Jugberter Anteiger und dar (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt mit illustrirter Bei—
lage), erscheint wöͤchentlich viermal: Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag. Der Aboanementspreis beträgi vierteljahrlich
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4313. — 7 —— Donnerstag, den 28. Januar 4 — * 1877.
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eutsches Reih.
Mänchrn, 215 Jan. Am Sitze der Geueraldirektion hat
unter Zuziehung von Delegirten der Handels- und Gewerbekammer
gestern eine Conferenz über Herstellung eines einheitlichen Eisen
hahufrachttarifes in Deutschland stattgefunden. Die Berathung
dauerte mit lburzer Unterbrechung von Vormittags 10 bis Nachts
gegen 8 Ubr, Einslweilen lähßt sich mittheilen, daß die Taxen,
werche die Generaldirektion derek. Verkehrsanstalten vorschlägt, zu
dea billigsten gehören, welche d'e verschiedenen Stellen in Vor⸗
schlag bringen; namentlich werden dou der preuß jchen Regierung
mit wenia Ausnahmen höhere Frachten beantragt.
Nürnuberg, 283. Jan. Bei der gestrigen Stichwahl hat
der Forischrittsmann Frankenburzer mit harter Mühe gesiegt: er
erbiein 12,676 Stimmen, dagegen der Socialdemokrat Grillen⸗
berger 12,090. In der Stadt hat Fraukenburger 9744 Stimmer
erhalten, Grillenberver 7750; die ländlichen Vezirke Und die Vor—⸗
städte aber brachten den Sorilisten solche Verstärkung, daß die
Differenz von 2000 auf 600 sank.
Aachen, 23. Jan. Bei der engeren Waohl zum Reichstag
wurde Max von Blegefeld (klerikal) gewählt.
Ausland.
Paris, 20. Jan. Man erwartet hier die Veröffentlichung
eines russischen Manifestes, welches Europa auffordert, gemeinsame
Zwangsannahmen gegen die Türkei zu treffen. In der diploma⸗
tischen Welt ist man uneinig darüher, ob man in diesem Vorgange
einen versteckten Rückzug oder den Bezinn einer ijolirten Altion zu
erblicken habe.
Paris, 22. Jan. Der „France“ zufolge sollen die „Miß⸗
verständnisse“ mit Deutschland größtentheils durch freundschaftliche
Auseinandersetzungen geebnet sein. Auch die übrigen Blätter führen
eine gemäßigte Sprache. (Fr. J.)
London. Ueber die heutige See nacht Großbritanniens br'ugt
das preußischeeilitär⸗Wochenblatt“ mehrere Artikel. Darmn
heißßzt es: Wenn wir den Effektiobestand der englischen Flotte sum⸗
mn ren, so finden wir, daß Großbritann'ens Seemacht besteht aus:
30 Panzerzreitseitsch ffen mi! 427 Kanonen, 14449 Mann; 13
Pan erthurinschiffen mit 49 Kanonen, 2894 Mann; 16 Fregatten
mit 371 Kanronen, 7760 Mann; 26 Norvetten mit 400 Kanogen,
6800 Mann; 34 Schaluppen mit 215 Kanonen, 5200 Mann;
55 größeren Kanonenbooten mit 221 Kanonen. 4097 Mann; 20
stanonenboorsen zur Küsten-Vertheidigung mit 20 Kanonen, 5009
Mann; ein Torpedoboot nit 30 Mann; zusammen 195 Schiffe
mit 1703 Kanonen, 41,730 Ptann. Eine in jeder Hinsicht ge-
waltige Seemucht, die sich mit Recht eine Beherricherin der Meere
nennen darf.“ Diefes unumschränkie Lob, welches das Organ der
preußischen Militärkreise der englischen Macht spendet, siiht in
recht schroffem Gesensatz zu der kritischen Bemerkung, mit welcher
dasselde kürzlich die russische Machtentfaltung glossirte.
Athen, 23. Jan. Neun brit sche Panzerschiffe untker dem
Obercommando des Viceadmirals Drum nont sind im Pi'raus vor
Anker gegangen. Der Herzog und die Herzogin von Edinburg
werden aus Malta h'er erwartet. Marquis Salisbury und Elliot
werden nuf ihrer Heimreise von Konstautinopel hier ducchpassiren.
Die Kriegsbeceitschaft der türkischen Armee ist so ziemlich
durchgeführt. Nach Daten aus türkischen Quellen beträgt die otto⸗
manische Streitmacht in ganz Bulgarien 184 Bataillons Nizams,
76 Bat«illons Redifs, 21,000 Pann Cuovallerie und 292 Ge⸗
schütze. Das Bataillon Nizams darf zu 600 Mann, ebenso stark
das Redif Bataillon angenommen werden. Im Ganzen darf die
Zahl der Combattanten quf 146,000 Mann veranschlagt werden.
Dabei sind die Irregulären und die noch immer eintreffenden
Reservistet nicht witgerechnt. —
Petersburg, 23, Jan. »Der „Golos“ hebt als wichtiges
Resultat der Couferenz hervor, doß die Tütkei vicht mehr als cu⸗
ropäische Macht dastehe und Europa nuumehr jder Pflicht entbunden
sti, die Inseagruäändes muselman schen Re'ches zu schützen. Seit
Sonnabend sei die orientalische Frage in eine neue Phase eingetreten,
nndem die Pfjorte durch ihre Ablehnung alle Folgen des Pariser
Friedens vernichtet habe. Fortkan könne die eventuelle Einmischung
rgend welcher Macht in die kürkischen Angelegenheiten nicht mehr
ine Verletzung der internationalen Verträge bedeuten. Ter „Golos“
chentt den in Konstantinopel verbreiteten Gerüchten, die Türkei
eabsichtige in ein separates Einvernehmen mit Rußland au treten,
ein Verirauen.
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Vermischtes.
FPirmasens. Unsere Bezirks-Industrie- und Gewerbe⸗
Ausstellung wird nunmehr bestimmt im September ds. Is. Statt
inden.
eirhheimbolanden, 17. Jan. Folgende Wechsel⸗
Betrugs⸗Geschichte ist, wie übereinstimmend erzählt wird, hier vor⸗
zekommen und mag zur Lehre und Warnung für Andere hierdurch
Veröffeutlichung finden. Ein hiesiger Geschäftsmann K. war an
rinen Auswärtigen für bezogene Waaren 180 M. schaldig. Der
Släubiger erschsen bald darauf persönlich bei K. und machte ihm
den Vorschlag, er möge ihm ein Wechtelaccept über den schuldigen
Betrag statt Baarzahlung geben, womit K. einverstanden war.
Der Wechsel wurde ausgefertigt, war aber ecst bis zur Vertrags⸗
iffet 180 im obern Theile des Wechfels ausgefüllt, als es dem
auswärtigen Geschäfismanne, nachdem er auf die Ugr gesehen, ein⸗
isl. daß er sofott zur Bahn gehen müsse, um den Zug nicht zu
erjäumen; K. solle deshalb vur schnell das Accept unterschreiben,
er, der Auswärtige, werde das Uebrige nachträglich ausfüllen.
So geschah es auch. Am Verfalltage aber wurde dem K. der
Wechsel pcäsentirt, lautend auf einen Betrag von 1800 — nicht
180 M. VDer ursprünglich 180 lautenden Ziffer war noch eine
sull angefügt und der bei Unterzeichnung des Acceptes noch nicht
zeschriebene Betrag in Worten mit „achtzehnhundert Mark“ an
hetr. Stelle ausgefüllt worden. Der Inhaber des Wechsels aber
jatte, nahdem er sich in dessen Besitz gesetzt und ihn, wie oden
zeschr eben, ausgefüllt resp. gefälscht hatte, nicht Eiligeres zu thun,
ils den Wechsel zu discontiren d. h. gegen baares Geld an einen
Dritten zu verkaufen, der nun von K. den Betrag des Wechsels
nit 1809 M. fordert. An einem der Beiden wird der Verlust
qJängen bleiben. (N. W.)
7 Kaiserslautern. Der Stadtrath hat am 22. d. die
Anstellung von weiteren 5 Volk schullehrern beschlossen.
Vom mittleren Gebirg, '20. Jan. (Weiapreise.)
87 4er das Fuder zu 1000 Liter 228 - 240 fl, 1875er 145 fi.
Trammer 245 fl. Der 1876er, welcher im Herbste us 178 fl.
von der Kelter verkauft wurde, ist in Folge der geringen Nach⸗
rage auf 155—160 fl. heruntergegangen. Was seine Qualität
zetrifft, so wird et die des 187 4ers sicher nigt erreichen und die
des 1875er vielleicht nur um Weniges übertreffen.
fHerxrheim, 19. Jan. Ein zwischen Fuhrmann B.
ind Bierbraver Br. abgeschlossener Accord bildet gegenwärtig hier
den Stoff zur Unterhaltung. Fuhrmann B.' hat nämlich vor einigen
Tagen in Gegenwart mehrerer Zeugen mit Bierbrauer Br. den
Bertrag gemacht, dessen Eisbedarf für dieses Jahr — 600 Kubik⸗
neter ⸗ um 1000 Mark in den Keller zu hiefern. Bierbrauer
Br. bestett nun darauf, B. müsse ihm gemaß des Vertrags seinen
)iesjährigen Eisdedarf liefern, und wenn er es aus der Schweiz
nerbeischaffen müsse. Wenn es nun auch bei uns noch Eis genug
zeben kann, so bleibt es immerhin für Fuhrmann B. eine höchsfi
ingünstige Speculation. Denn im besten Fall, wenn B. dieses
kis in der nahen Klingbach brechen kann, dürfte er taum seinen
Taglohn herausbringen.
TSaarbrücken, 24. Jan. (Diebstähle.) hier machen
ieit einigen Tagen mehrere am hellen lichten Tage verübten Haus⸗
diebstähle von sih reden. So wurden namentlich einigen St. Ar⸗
aualer Milchfrauen die Körbe geptliudert, welche sie vor den Thüren
ibree Kauden stehen gelassen datten, Einem Zäckermeistee wutden