Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingbe rler Anzeiger. 
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Cer St. Jugberter Anzeiger und das (Wmal wö hentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage), erscheint wöchentlich vViermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis beträgt vierteljährlich 
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—X — J Donuerstag, den 23. August J J J J 1877. 
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Dentsches Reich. 
Mäünchen, 21. Aug. Sacherem Vernehmen nach soll der 
bahyerische Landtag auf' den 27. Septen ber wieder eiunberufen 
erden. 
⸗ Mänchen, 21. Aug. Der Kriegsminister Generallieutenant 
„Maillinger, welcher den bevorstehenden größ ren Truppenübungen 
in verschiedenen Gegenden des Landes bimoynt, wird auch während 
seiner Abwesenheit von h'er sein Portefeuille forlführen. Bei den; 
ziesjährigen größeren Uebungen soll Obersten, welche Regiments⸗ 
ommandeure sind, die Führung von Brigaden prüfungsweise über⸗ 
tagen werden. 
Berlin, 18. Aug. Der „»Magdeb. Zig.“ wird von hier 
— V Schloß 
habelsberg dem disherigen dayerischen Gesandten Pergler v. Per— 
slas ertheilt wurde, nahm, wie man hört, der Kaiser Veraalassung, 
ich in höchst befriedigker Weise über das gute Einvernehmen zu 
jußern, in welchem Bayern zu Preußen und den ürigen Bandes- 
daaten seit Begründung des Reiches gestanden hat. Indem der 
Monarch hetvorhob, daß der langjährige Vertreter Bayerns durch 
eine im Bundesrath entwickelte Thätigkeit hervorragend mitgeholfen 
hdabe, diese guten Beziehungen zu pflegen, erinnette er sich der 
Imtiatihe des bayerischen Königs in der Jahren 1870 und 1871 
sur Wiederherstellung des eiwigen Deutschlands mit der Ernennung 
hes preußischen Königs zum deutschen Ka ser. Ter Monarch gab 
sich der freadigen Etwartung hin, das Intimitätsverhältniß mit 
Baͤyern werde nicht blos fortdauern, sondern je länger Zesto schönere 
Früchte kringen.“ Wie man der „Wes.-Zig.“ berichtet, erhielt 
Frhr. Pergler v. Perglas anläßlich seiner Abberufung eine hohe 
zreußische Ordens⸗Auszeichnung. 
Berlin, 21. Aug. Der Kroapriaz wird voraussichtlich 
im nächsten Sonntag Abends seine Reise nach Bayern antreten. 
Berlin, 21. Aug. Fürst Bismarck, welcher gestern Abend 
noch den Minister v. Bülow und den Gesandten von Radowitz em⸗ 
pfing, hat sich heute Nachmitiag nach Babelsberg zum Vortrag 
n Kaiser begeben. 
NKusland. 
Paris, 18. Aug. Der General⸗Commissär für die Aus— 
tellung, Krautz, richteie an die auswärtigen Vertreter ein Rund- 
chreiben, in welchem er anzeigt, daß der Ausstellungspalast auf 
zem Marsfeld in seinen wesentlichen Theilen am 15. September 
jollendet sein wird. Die Architekten und Ingenieure der fremden 
Tommissionen könen sodann ihre Jostallations⸗Arbeiten auf den 
ür sie, bestimmten Plähzen beginnen. 
In Folge der Ruͤstungen Griechenlands sind zahlreiche 
Briechen aus Odessa als Freiwillige nach Athen abgegangen. 
Es ist ein charakteristisches Zeichen,“ schreibt man der „Pol. 
orr.“ unterm 1. ds. Mis. aus Salonichi, ‚„daß die tür— 
ischen Militärbehörden schon an dem Puntte angelangt sind, wo 
ie, um der kürkischin Armee neue Verstärkungen zuzuführen, d'e 
Befängnisse zu leeren beginnen. Unter der hiesigen christlichen 
Bevölkerung mußte es die größte Bestürzung hervorrufen, daß die 
rürkische Reg'erung die im vorigen Jahre wegen der Ermordung 
der Consuln zu zehn-⸗ und fünfjähriger Kerkerstrafe verurtheilten 
drei Rätelsführer: Pestimalzis-Amusagas, Dulzades · Mehemet ˖ Aga 
und Kurdalis von Weoddin, wo sie ihre Kerkerstrafe abbüßen sollten, 
hierher bringen und vorläufig in Fresheit setzen leß. Auch die in 
den hiesigen Gefängnissen untergebrachten Sträflinge, welche die 
hälfte ihrer Strafe bereits abgebüßt haben, sollen entlassen und, 
wie man versichert, nach Dede⸗Agassch oder Konstautinopel dirigirt 
werden, um dort in die neu zu formirenden Balaillone eingereiht 
iu werden ·. 
Ragusa, 21. Aug. Außer dem Forl Tschudjeliza, dessen 
erftürmung bereits gemeldet wurde, haben die Montenegriner jetzt 
nuch sämmtliche außerhalb Nilsic gelegene Verschanzungen nach hef⸗ 
igem Bomdardement eingenommen. Fürst Nilita hat die Besatzung 
Niksie's zur Uebergabe der Festung aufgefordert. 
Konstantinopel, 20. Aug. Nach einem Telegramm Me—⸗ 
hemed Ali P schas wurde gestern bei Yaghiseler in der Umgebung 
don Djuma ein den Türlen gürstiges Gefecht geliefert. Bisher 
st noch keinerlei offizselle Depesche veröfsentlcht, durch welche die 
Nachricht von der Vereinigung Suleiman Paschas mit Mehemed 
Alibestätligt würde. Ein Telegramm Muthtar Paschas bezäffert 
zen rujsischen Verlust in dem bereits gemeldeten Treffen am letzien 
Samstag auf 1500 Mann, abgesehen von mehreren Gefangenen, 
den türkischen auf 117 Todte und 342 Verwundete. 
Vermischtes. 
F Einem Enwohner von Kandel ginzen sechs Stück 
Schweine von bedeutendem Werthe zu Grunde. Die Todesursache 
dürfte dem Vermuthen nach in dem Genusse von unter das Futter 
zelommenen Giftpflanzen, vielleicht sogenannten „Nachtschatten“, zu 
suchen sein. Bestimmt konnte dieselbe nicht festgestellt werden. 
F Von der Blieæs. Ein frecher Diebstahl wurde: vor einigen 
Tagen in Walsheim von einem durchreisenden gut gelleideten Schuͤh⸗ 
nachergesellen aus Zweibrücken verübt. Der junge Mann hatte beim 
Wirth Krämer übernachltet. Am andern Tag wußte er sich in den 
Biehstall des Bürgers Peter Zihm zu schleichen, und von da mit— 
lelst Erbrechens einer Thüre in die lerre Wohnung, wo derselbe 
M. 18, eine Uhr, einen goldenen Trauring, ein goldenes Kreuz 
nebst Kette und einige seidene Tücher sich aneignete. Einige Stunden 
nach der bösen That wurde er in Saargemünd verhasftet. Der 
junge Dieb war auch, wie heuligen Tages Mode ist, mit eiuem Re⸗ 
polver versehen. Von den gestohlenen Gegeuständen fand. man 
noch bei ihm einige Tücher und M. 12. Den Trauring und das 
Kreuz wollte er in die Saar geworfen haben. 
—7 Pirmasens, 20. Auz. D'e Abhaltung der Bejirks— 
hierschau dahier mit Preisvertheilung x. ist definitiv auf Montag 
den 3. Septenber d. J. festgesetzt. Die Producten: und Geräthe— 
Ausstellung wird am Sonntag den 2. September schon eröffnet 
ind zwar im oberen protest. Schulhause gegenüber dem Exsrc'erplatz. 
Dajselbst sind auch die Verloosungs egenstände zur Einsicht ausgestellt. 
Zur Vertheilung kommen 50 Preise mit Fahnen und Ehrendiplomen, 
and zwar 1. zehn Preise für Zuchtstiere von 45 bis zu 15 M.' 
2. zehn Preise für Zuchtkühe von 36 bis 8 M.; 8. zehn Preise 
ür Zuchtrinder von 34 bis zu 5 M.; 4. drei Preise füt Schweine⸗ 
'assel von 15 bis zu 9 M.; 5, drei Preise für Mutterschweine 
yon 15 bis zu 9 M.; 6. drei Preise für Ziegenböcke von 8 bis 
zju 5 M.; 8. vier Preise für Schafsböcke von 15 bis zu 9 Me.; 
9. vier Preise für Schhafe von 7 bis zu 3 V. Außerdem erhält 
seder Führer eines prämiirten Thieres ein entsprechendes Trink⸗ 
geld. Die Transportkosten für das Vieh auf der Eisenbahn werden 
aus der Bezirkscomitelasse bezahlt. 
Ein kinder⸗ und vermözensloses Ehepaar in Schiffer— 
tadt lag fseit längerer Zeit krank, er an der Auszehrung, sie am 
Magenkrebs. Voe 8 Tagen starb der Mann. Zwel Tage darauf 
vurde die Frau die in der Fieberhitze ihrem Krankenlager eniflohen 
war, in der Nähe ihres Hauses in einem Brunnen todt aufgefunden. 
FAus Dörrenbach, 18. August schreibt man der „Pf. 
P.“: Unter den nandcherlei Abnormitäten des heurigen Jahrganges 
dürfte auch zu vereichnen sein, daß schon seit Anfang dieses Mo— 
nats die unsern Weinbergen oft großen Schaden zufügenden Staare 
in bedeutenden Trupps sich zeigen. Wenn diese Schaaren ihre 
jetzigen Standorte längere Zeit bis zum Herbste beibehalten und 
nicht früher weiter wandern, so wird mancher Wungert emileert sein, 
ehe der Besitzer zum Herbsten kommt. -— Die Traubeunkrankheit 
hat keine Fotischritte gewacht, vielmeht sich jehr gemindert. Es 
könnle bei anhaltend euter Witterung immer noh ein zemlich 
guter Wein erzielt werden und braucht nämlich nicht mißtrauisch zu 
ein, daß Obstwein mit Traubenwein gemischt wird, sintemalen das 
Obst, das schon hiezu verwendet wurde, durhgängig fehlt. Wenn 
keine „Apotheke“ dazu kommt, so bleibt diesmal der Wein echt.