Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
cer St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Haupiblatie verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt mit illuSrirter Eei⸗ 
age), erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Saméetag und Sonntag. Der Abonnementsvreis beträgt vierteljahrliq 
Macrk 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auswäris mit 15 Pfs. fur die viergespaltene Zeile Blattschrijt oder deren Raum. Neelamen 
mit 30 Pig. pro Zeile berechnet. 
Ait 
M 132. 7 J DSDaustag⸗ den 25. August J J —* IJ 112377. 
α α 
—E—— 
Deutsches Reich. α 
Mäünchen, 21. Aug. Se. Maj. der König hat zusolge 
lerhöchster Entschließung d. d. Linderhof den 11. d. M. die Be⸗ 
vaffuung der Jufanterie und Jägerbataillone des 1. Armeecorps 
nit Infanteriegewehren M. 71 nach Maßgabe deren Fertigstellung 
Jenehmigt und das Kriegsministerium zum Erlasse der hierwegen 
ihigen Vollzugsbestimmungen und Instruktionen ermächtigtesn 
Mänchen, 21. Aug. Zufolge der von dem kgl. Ratt Dr. 
ned. Karl Pajet aus amilichen Quallen hergestellten Statistek der 
ur Ausübung der Heilkunde in Bayeru nichtapprobirten Personer 
Pfuscher) beirägt die Gesammtzahl derselben nach der neuesten 
Aufnahme 1896 (1064 Männer und 332 Weiber), d. i. um 134 
neht als am Schlusse des Jahres 1874. Die Maͤnner haben um 
97, bezw. 153. die Weiber um 37. bezw. 87 zugenommen. Auf 
ie einjelnen Regierurgebezike vertheilt sich die Zahl der nicht 
wpprobirten Heilkünstler in folgendet Weise: Niederbayern 301 (1. 
511875: 239); Schwaben 253 (im Vorjahr 231); Oberboyern 
311 6. B. 210); Oberpfalz 194 (. V. 163); Mittelfranken 
46 (. V. 149); Oberftanken 127 (i. V. 130); Unterfranken 
125 (. V. 102); Pialz 389 6. V. 38). Im Verbhäöältniß 
zur Einwohnerzahl haben Niederbahern, Schwaben und die Ober⸗ 
Falz die meisten nicht approbirten He ikünstler aufzuweisen und ist 
viesen Regierungsbezirken seit 1374 eine fehr bedeutende Zu⸗ 
aahme eing etreten. 
Wärczburgz, 21. Aug. Am 27. August wird der Kron⸗ 
orinz des deutschen Reiches hier zur Inspektion der hier garaiso⸗ 
nenden Theile des II. bayerischen Armeeloips eintreffen und sich 
bis zum 29. d. in Würzburg aufhalten. In der kgl. Residenz, 
velche der Krorprirz auf besondere Einladung unseres Königs 
udwig bewohnen wird, sind bereils alle Appartements zur Auf⸗ 
—V0— speziell die 
hoin Kronprinzen zu beziehenden Raumlichkeiten der Residenz zu 
den schönsten und an Ausstattung reichsten Lokalitäten des ganzen 
Febäudes. Die Stadt Würjburg wird dem Kronprinzen eine große 
ẽhren⸗Festlichleit vranstalier, aun deren Ausführung bereits die 
ottschied usten Vereine ihre Mitwirkung zugesichert haben. Der 
Zro prinz wird hier vom Obersihofmarschall des Königs, Frhr. 
. Malsen, empfangen, welchir während dessen Anwesenhe:t dahier 
die Honneurz machen wird. Die Truppen⸗Inspektion und die 
Manoͤber finden am 28. d. M. statt und ist zu diesem Zwecke 
dereits gestern auch das 2. Balaillon des 9. Jufanterie⸗Regiments 
zug Germersheim hier eingetroffen. — Gleichzeitig bere tet die 
Stadt Würzbdurg eine möglichst großartige Begehung der Scedans⸗ 
seiet bor und zwar wird in diesem Jahre ein allgemeines Volkefest 
ben Tag selbsi auszeichnen, während für den Vorabend ein Fest 
banleti projeltirt ist. 
Bertin. Wie man der „Koͤln. Zig.“ mittheilt, hat der 
Reichskanzler den Director des Reichs Gesundheitsamtes, Geh.-Rath 
Dr. Struck, beaustragt, unter Mitwirkung des Vorsitzenden des 
Reichz ⸗Just'zamtes, Staatssecretär Dr. Friedberg, einen Gesetzent⸗ 
wurf zur Adbhilfe gegen die Verfälschung und gesundheitswidrige 
Anfertigung von Nah: ungse und anderweitigen Gebrauchsmitteln 
miszuarbriten. Es darf mit Bestimmtheit erwartet werden, daß der 
Fatwurf den Bundeßraih und den Reichstag in der bevorstehenden 
A 
Berlin, 20. UAug. Auf Grund einer Verständigung mit 
Rem Reichsjustizamte wird jetzt Seitens der Generalpostverwaltung 
in Gesetzenswurf ausgearbeitet, welcher eine übänderung der deuischen 
Wechselordnung in dem Sinne bezwect, daß die Postbeamten, welche 
die der Post zum Incasso übergebenen Wehset präsentiren, eventuell 
berecheigt sind, Wechselproteste rechtsgiltig auszunehmen, wenn sich 
in dem Orte, wo der Wechsel zahlbar ist, zur Aufnahme von 
—X (Rechts⸗ 
mwalte und Gerichtssekretäre, bezw. Gerichtavollzieher) nicht be⸗ 
iinden. Der Gesehenlwurf soll dem Bundesrathe und demnächst 
dem Reichstage in der nächsten Session vorgelegt werden. 
»,Dexlhin, 20. Aug. Alle aus Rußland,“ vornehmlich aus 
Pelerbburg hieher gelangende Nachrichlen, stimmen in der überaud 
rostlosen Lage der Geschäfte, welche in Rußland herrscht, überein. 
AIus den vom Finanzministerium publizirten Zollisten von 1. Januar 
his zum 1. Juni ist zu ersehen, daß die Einfuhr bedeutend ab⸗ 
zenommen hat. Die Mehreinnahme bestand nur aus 4 Pud Raf⸗ 
inade, 1481 Pud Fische; sowie aus Stabeisen und Steinkohlen, 
Der größte Ausfall kommt auf Baumwollengespinste (anderthalb 
Millionen Pud), Leinwandfabrilate (für mehr als eine halbe Mil⸗ 
ion Rubel), Salz (390 Millionen Pud), Del (eine halbe Million 
Pud).“ Champagner wurden 360,000 Flasqhen wen'ger eingeführt, 
ils in derselben Periode des Vorjahres. Der Export hat sich da⸗ 
gegen bedeutend gehoben, an Cerealien allein um beinahe 4 Millionen 
Schäffel, dann 55 Millionen Grad Spirituosen, 292 Millionen 
Sandzuder, über 8 Millionen Pud Viehtalg. In Folge der Sper⸗ 
uung der russischen Südhäfen sind aber für Hanf, Leinwand, 
Iblher, Eisen, Ausfälle eingetreien. Die geringe Einfuhr hängt 
auch mit der bedentenden Echöhung der Zollspesen zusammen, in 
Folge deren die ausländischen Waaren auf das doppelte gestiegen 
find. Grktf. Ztg). 
Berlhin, 22. Aug. General Washburne war geftern beim 
Fürsten Bismarck, bon welchem er sehr herzlich empfangen wurde, 
und fuhr sodann mit demselben, dem Staats-Minister d. Bülow 
und dem amerikanischen Gesandien Davis zur Tafel nach Babels 
berg. Das Kaiserpaar empfing ihn mit besonderer Auszeichnung 
und sprach iym w'ederholt Dank für seine Bemühungen zum Schutzt 
der deutschen Reichtangehöͤrigen in Paris während der Belagerung 
und der Communezeit aus. Der Kaiser versprach die baldige 
Ueberreichung seines Porträts. (Dem General Washburne wollte 
der Kaiser wegen seiner besagten Verdienste ein kostbares Andenken 
pben; Washburne lehnte Das mit Rüchsicht auf den amerilanischen 
Brauch ab und bat den Ka'ser um dessen Porträt.) 
Berlin, 22. Aug. Der Feicht⸗Anzeiger“ schreibt: 
„Die kaiserliche Regierung hat, wie wir erfahren, Veraulassung ge⸗ 
noumen, auf Grund der ihr vorliegenden amtlichen Berichte über 
die gegen russische verwundete und gefangene Soldaten von tüͤrlischen 
Truppen verübten Grausamleiten bei der Psorte die Bestimmungen 
der Genfer Konvention vom 22. August 1864, welcher die Türkei 
hekanntlich im Jahre 1865 beigetreten ist, in Erinnervrg zu bringen 
und gleichzeitig bei den übrigen europäischen Mächten angefragt, 
ob dieselben ähnliche Schritte in Konstantinopek thun wollen.“ 
Der Großherzog von Baden wird den Manövern deß 7. 
Armeecorps beiwohnen und im Schlosse Brühl Wohnung nehmen. 
— Von italienischen Offizieren werden den. Herbsimanovern des 
Garde ⸗Korps bei Berlin beiwohnen der Oberst vom Generalstab 
Corvetio und Hauptmann Bisetti vom Genie;Korps. 
Hussand. 
Wien, 22. August. Die „Presse meldet aus Bukarest: 
Die Nachricht, daß der Schipla⸗Paß von den Russen geräumt 
worden sei, beruht auf Erfindung; der Paß ist durch 25 kleine 
Redouten befestigt und mit Neun-⸗Pfündern armirt; die dafelbst 
stehende russische Schützenbrigade ist auf mehrere Wochen verpro⸗ 
viantitt. Rassim Pascha hat sich in der Richtung gegen Schipka 
n Bewegung gesetzt. Das bei Basardschik flehende türlische Korpt 
erhielt bedeutende Verstärlungen und rückt gegen die Dobrudscha 
bor, um General Zimmermann zu bedrohen. Größere türkische 
Infanterie-Abtheilungen aus Plewna haben am 20. August zum 
zweiten Male einen Angriff auf Tutschenitza gemacht, wurden aber 
durch lebhafles russisches Geschützfeuer zum Rückzuge gezwungen. 
Kossuth's neuester Aufruf an die Ungarn liegt heute vor. 
Derselbe behandelt die drientalische Frage uud verlangt eine Allianz 
Oesletreich Ungarns mit der Türkei auf Grund einer vorhergängigen 
eierlichen Verpflichtung der Pforte, daß die von Euroya geforderten 
—X 
werden durchgejührt werden.“ Wenn Oesterreich im Besitze einer 
olchen Verpflichtung der Pforte ist, solle die Allianz abgeschlossen