st eine Schraube ohne Endt... Wir Franjosen sind reicher als
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icht bdin. ——
Ueber die franzöfischen Socialdemokralen sprach sich Gambetta
mut großer Seelentuhe aus; trotz det Verdrechen der Communarden
hedene bdie Sozialdeinskratie in Frantteich“keine so gtoße Giftihr
e n Teunschland, sie sä hier micht so awanifirt wie in' Dennschen
and, der franßdfische Arbeiter sei rrhiger, besonnener, Richt so
phantastifch / und namentlich sei er porriotisch gesinnt. Vonnden
denschen Socialdemolraten kam das Gesprach mittelst einer selt⸗
samen Wendung auf die deutschen Fürsten. Gambetts war über
deren Charalter und Qualitäten, ihre Politik und ihre Verwandt⸗
chaften vortreffrich instruirt. ...Er war“ überzeugt, bombenfeft
— D— 363 republikani⸗
schen Deputirlen mindestenz 400 in die Kammer wählen erde,
trotz aller Wahl ˖ Beeinflassungen. „Und danu? Was wird Mac
Maͤhon thun?“ „Ah, c'est Finconnu!“ „Glauben Sie an einen
Staatsstreich ?“ — „Nein, er wird es nicht wagen. Er schickt
feine Minister fort, um selbst bis 1880 Prösident bleiben zu kön⸗
den. Uebrigens hat Mac Meabon beute bereits vie Verfassung
berletzt. Er mußte bis zum 2. Seprember die Neuwahlen zur
Depuiirten · Kammer ausschreiben. Diesen Term'n hat er versäumt
Ich erinnert⸗ Gambetta daran, daß der 2. September ein verhäng⸗
difvoller Tag für Mac Mahon sei: 1870 habe dieser bei Sedan
sich die becühmse. ‚Wunde“ zugezogen, 1877 habe er die Verfeusfuug
berwundet. Gambetta meinte läcelnd: die Wunde, de Mac Ma—
hon 1877 der Versassung geschlagen, sei bedenklicher dals die er
1870 bei Sedan erhalten. Ich jagte Gambetta, daß er eds übel
empfinden würde, einige Zeit im Keikert zubringen zu müssen.
„Woll möglich — aber nicht lange. Man wird mich bald holen.
Dieser Prozeß gegen mich veweist nur, wie dumm fie sind. Ihre
Dummheit übersteigt noch ihre Böswilligkeit. Das Gespräch,
innerhaib dessen Gambetta seuꝛe Zuversicht auf einen Sieg der Re⸗
publt wiederholt betheuerte, schweifte von deim Septennat Mac
Mahon's auf das gleichzeitig zu Ende gehende militärische Septen⸗
aat Deuischlands. . Wir trennten uns in der Hoffgung deß
dann gleichzeitig eine Abrüstung beider Länder möglich sein würde.
Ich warnte Gambetta vor den Folgen, welche ein Triumph der
Zriester⸗Partei für die Echaltung des Friedens nach sich ziehen
würde. Er drückte seine Untipathie gegen dieses Regiment eus.
Die Unterhaltungsart Gambetia's ist eine höchst angenehme,
dequeme und dadei stets heraussordernde. Als das Gespräch auf
die Türlen kam, „deren Siege für Fraukreich so vortheilhaft ge⸗
wesen“, hockte er auf dem niedrigen Canapee, die Beine beinahe
dekreuzi wie Osman Pascha vor Plewna. Seine Geherden sind
ehhaft, sein einziges Auge funkelt ununterbrochen, wozu das Glad⸗
Auge ia seiner Ruhe einen seltsanten Gegensatz abg bt. Gambetta's
allzu korpulente Erscheinung würde ohne den dunklen Volldart und
einen ilalienischen Typus eher einen behäb gen Gewürzkramer
ahnen lassen, als einen zo energischen Staatsmann.
Vermischtes.
O St. Ingbert, 18. Sept. Heute fand das Leichenbe⸗
zaängmiß des Hrn. C. M. Laur, Rentmner, Erüher Besitzer des
FZafihoses Hotel Laur) sialt, welcher am Diensiag Mittag noch
frisch und gesund, am Nachmittag desselben Tages in Folge Schlag⸗
mnfall in seinem 68. Lebensjahre gestorben. Der sehr große
Leichenzug bei welchem alle Stände und Pattheiea verireten waren,
hekundet, daß derselbe in gufem Ausehen stand. Obgleich kathol.
Tonfession wurde er durch den protestantischen Geistlichen beerdigt,
da die lath. Geistlichkeit die Beecdigung verweigerte, weil Herr
daur s. J. die Adresse an Dollinger unte:zeichnete. — Friede seinece
Asche!
Die Bahnlinie Freinsheim-Fraukenthal wird mit Beginn
»es Winterfahrpians (15. Oktober) dem Verkehr übergeben werden.
— Ein Methodisten; Prediger batte sih beigchen
lassen, in einer südpfälzischen Gemeinde ein Kind zu taufen. Auf
die Beschwerde des betr. Pfarrerz hin wurde dem Prediger seiteus
des . Bezirlsamts für den Wiederholungsfall Einschte!utig angedröht.
DerPredizer“ wandte sich darauf an die Regierung; diefe entschied
m Sinne des Beziksamis, darauf hinweisend, daß den Melhod sten
die in der II. Verfassungs-Be lage vorgeschriebene ẽk. Genehmigung
nur dffentlichen Religionzübung fehle. *4
7. Zum Fall sement Fuld in Frankfurt sa. M. Nach
authenischen Mittheilungen“ der „Protestliste“ wird das angebahnte
ürrangement der Firwa zu Stande kommen. Die Verbindlichkeiten
imn Frantfurter Platze betragen, det genannten Quelle zufolge, ca.
,800, 000 Vꝛ., denen an Ausstäͤnden ca. 600,000 Me gegeaüber⸗
dehen. Wie das „Frantf. Journ.“ erfährt, verlieren allein Pariser
Agents de Change 194 Mill. Ft., ein einziges Berliner Haus
Mill. ꝛe. —
Unlängst traf bei einem Gericht in Darmstadt folgender meht
vie originelle Leumundebericht ein? Rubrikant lebt mit seiner
Frau in ehelicht Berbindung, sowohl gemeinschaftlich wie thalsächlich“.
Im Jahre ANXs beirug die deufsche Handelsflotie im Ost⸗
eegebiete 1904 Segelschiffe, 127 Dampfsch ffez im Nordseegebiete
2472 Segels und 182 Dompscheffe; im Ganzen 4748 Schiffe
nit einer Bemannung von 42,862 Mann, darunter von Preußen
3254 Schiffe.
Wohl selten wird einer Muiter das Glück zu Theil, das
ju diesen Tagen eine Witiwe in St, Gallen genoß, die, im Jahre
1797. geboren-und also jetzt. 80 Jahre zählend, jünost ihre 183
dinder gesund und munter um sich versammelt sah. Das älteste
zer Kinder hat 60 Jahre hinter sich, das jüngste zählt deren 40;
ille 12 zusammen weisen die schöne Zahl von 607 Jahren aus;
nit der 80jährige Mutter an der Spigtze repräsentirt dieser seltene
Familientisch 687 Lebengjahre; aus Ämerika, Rußland, Belgien
ind Deutschiand wallfahrteten die Kinder zum glücklichen Mutterherzen.
. Paris, 11. Sept. Die, riesige mechan sche Holzschneiderei
jon Leclere und Lefebre in Dieppe steht in Flammen; die Lösch-
nannschaft von Rouen wurde nebst 200 Mann Soldaten mit einem
Extrazuge nach Dieppe gefchafft.
FAls Thiers Präsident der Republick geworden war, ließ sich
eine Gaͤtm durcous nicht bewegen,“ von iyren kleinbürgerlichen
dewoͤhnheiten abzugehen.“ Tes franöfischen Staatsoberhauptes
eingebildete Gemahlin genirte sich durchaus nicht, mit ihrer Köchin
u Markte zu wandern und dort die Einkäufe seibst zu machen.
xs war das persönliche Erscheinen der hohen Dame aber keines⸗
vegs blos Capcize; Thiers lieble die Speisen seiner Heimath, der
Jrovence, bei waͤsem mehr, als der üpp'gsten Pariser Cüne rafsfinirte
zrzeugniss, und so hielt sin seine Gattin verpflichtet. für des Ge-
nahls besondern Geschmoͤk zu sorgen. Diese Kleinbürgerlichkeit
inderte indeß die Frau Präsidentin nicht, im Salon gleich einer
Zöuigin zu tepräsentiren und unter Umständen ihre Gewalt fühl⸗
zar zu machen. Man erzählt von einem Prinzen des Hauses
Irleans, daß er im Norzimmer einer Fürstin der Frau Thiers
zuf die Schleppe trat, vhne sich zu entschuldigen. Bald nachher
cevanchitte sich Frau Thers; sie ignorirte bei einer Soirée des
inhöflichen Pt'nzen Gattin auf eine Weise, daß die tief Verletzte
hren Wagen befahl uud in höchster Entrüstung nach Hause fuhr.
r Die französischen Blätter beschäftigen sich mit einer ziemlich
tandalöser Episode aus der Vergangenheit des Generals Ducrot.
Dieser fromme Degen war; nämlich seiner Zeit in Algerien mit
zer Tochter eines angesehenen, zeichen Eingeborenen, einem Fräulein
nischa, legiltim vor dem Kadi verheirathet. In den Jahren 1847
»is 1849 wurden aus dieser muhamedan'schen Ehe ein Sohn und
zine Tochter geboten. Allein als der Hauptmann Ducrot, damals
Vorsteher des militärischen Verwaltungs-Bezirklsamis von Sur⸗el⸗
Bazian, zum Bataillons Chef befsrdert wurde und nach Frankteich
urückkehrie, machte er von den Clanseln des damaligen franzoͤsischen
Rechts Gebrauch, detleugne'e die“ Mutter seiner beiden Kinder und
yecheirathete sich in der Folge mit einer Katholilin. Der heutige
Marschall Canrobert muß sich noch wohl daran erinnern, wie der
zamal'ge Oberst Canrobert das Betragen des Bataillons Chefs
Ducrot enischieden tadelte. Der Schwiegervater Ducrots wurde
inter noch unaufgellärten Umsländen getödtet. Heute existirt unter
jen algerischen Tiralleurs von Constantine noh ein eingeborener
Zoldat,“ der den Ramen Aischa-Ducrot führt.“ Die Intelligenz
esselben ist ällerdings wenig entwickelt“, allein dies muß der Ver—
weiflung zugeschtieben werden, in' welcher seine Mutter, als sie sich
»erlassen sah, einen Selbstmord⸗Verjuch und einen Mordversuch an
heen beiden Kindern beging. Dieses Vorkommniß, das man in
der Armee kennt, ist natüclich nicht geeignet, bei den gemeinen Sol⸗
zaten und bei den Subalkeru⸗O fizieren das Ansehen Ducrot's zu
ecrögen.
f— Der „Wh'tehall Review“ zufolge hat die französische Regie⸗
rung soeben ein furchtbares Geschütz, Kanonen-Revolver, genannt,
idoptirt! Die Eigenthümlichkeun dieser“ Waffe besteht in ihret
Fähigleit, 80 Granoten, jede ein Gewicht von eiwas über ein
ßfund,' welche in 24 Sitücke zersprinsen, in der Minute guent⸗
aden. Der „Ktanonen⸗Revolder“ kann beicht; in Aktion gebtacht
und die Schußweite mit großer Geschwindigkeit bestimmt werden,
und et erft rinmal gerichtet, kann er ohne das mindeste Zurück⸗
pralleaͤ abgefeuert und durch die Akiion der Zapf.nschraube ge⸗
pendet werden. Seine zerstörende Wirkung dann somit gegen
Truppen, in Kolonnen und deployirend, ausgeüht werden. Er be⸗
zinnt wirksom zu werden bersider Schußweite von über 8000
Meter.Dee ersie Lieferung dieser fucchtbacen Waffe an die frun⸗
dsische Regierung ist haupgaͤchlich jur“ den Gebrauch der Marine
zestiumt. Die Kandnen können von' den Bollwerken der Schiffe
ibgefeuert werden und sind gegen feindliche Torpedohodie bestimmt.
In dreser Form ist das Gewicht des Geschüßes nur da. 700
pfund, aber als Feldgeschütze bringtsier der erforderllche Ertra⸗
pparat auf «a,16,00; Pfund. Zur Vedlenung der Kanone
ind nur zwei Mann erforderlich. Wie die „Wyhitehall Review“
rfahrt, kaufte die türkische Regieragg 5 oder 6 dieset eanonen⸗
Tevolber“, aber da sis außer Stande ist Zahlung zu leisten, sind
de Kanonen woch nicht abheliefert marden.