Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
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M 161. Sonntag, den IA. Oktober 
1877. 
Deutsches Reich. 
Berhin, 10. Okt. Unter den Vorlagen, welche in nächster 
Zeit den Bundesrath bezw. die Ausschüsse desselben beschäftigen 
verden, sind ohne Zweifel die wichtigsten das Apothelengeseʒ und 
zie Novelle zu dem Gesetze über den Unterstützungswohnsitz· Hin⸗ 
aächtlich der letzteren scheint, der „Weserzeitung“ zufolge, eine ver⸗ 
taͤndigung dahin angebahnt zu sein, daß vor der Hand von einer 
Abänderung der wejsentlichen Bestimmungen über die Altersgrenze 
Herabsetzung von 24 auf 21 Jahre) und über die Zeitfrist in 
der ein Unterstützungswohnsitz erworben, resp. verloren vird Herab⸗ 
jetzung von 2 auf 1 Jahr) abgesehen werden soll. 
Berlhin, 11. Otn. Die Arbeiten der Kommisston zur 
Ausarbeitung eines bürgerlichen Gesetzbuches haben einen schnellen 
and günstigen Verlauf genoimen, so daß deren Abschluß in 14 
Tagen in Ausficht zu nehmen ist. Die Meldung, daß üder den 
Stand dieses Theils der Gesetzgebung ein genauer Bericht demnächst 
zeröffentlicht werden wird, lann nach der Nordd. Allg. Zig.“ nur 
zahin verstanden werden, daß dieser einen privalen Charalter traͤgt. 
Ausland. 
Wien, 1I1. Okt. Telegramm des N. W. Tageblatit“ aus 
dadilioi vom 9. d.? Der Kommandant des fliegenden Rustschuker 
dotrps, Dilaber Pascha, ging mit einer Abtheilung von 8000 
Ischerlessen gegen Pyrgos vor und warf die dort stehende russische 
aballerit zurüd. Zwei rusfische Nedouten wurden von den Türken 
rstülrmt. Als eine rujsische Vrigade heranrückte, zog sich Dilaver 
Bascha, nachdem er die Kanonen der rusfischen Redonee hatte ver⸗ 
nageln lassen, in den Rayon der Festung zurück. — Großere Ope⸗ 
zationen sind in Folge der unaufhoͤrlichen Regengüsse zur Zeit nicht 
nöglich. — Dem Bernehmen nach beabsichtigi die Pforte, Christic 
eine Pässe zuzustellen. 
Paris, 10. Olt. (H. T. B.) Das gesammie Interesse der 
politischen Welt konzentrirt sich auf die Wahilen Grevy's in Paris 
ind Fourtou's in Riberac. 
Ein Rundfchreiben des Präfekten des Nord-⸗Depattements weist 
die Behörden an, die zahlreich in Roubaix und Tourcoing wohnen⸗ 
en Belgier unverzüglich auszuweisen, sofern fie sich gegen die Re⸗ 
lüerung Mac Mahons öͤffentlich aussprächen. 
Belgrad, 11. Ott. Die riegsubsidienfrage ist geregelt 
kußland verpflichtet sich, Serbien dom Tage des Aufmarsches der 
erbischen Armee an der Grenze bis zum Friedensschluß monatlich 
iine Million Rubel zu zahlen. 
Butarest, 10. Ott. (H. T. B.) Die Tacken haben die 
zahl der Redoriten dei Plewna auf 28 vermehrt, deren jede eine 
Jelagerung erfordert. 
Galatz, 10. Okt. Bei Sulina wurde ein türlischer Dampfer 
ach mehrstündigem Kampfe in die Luft gesprengt. 
Odejsa, 10. Ott. (H. T. B) Vie Belagerungsarbeiten 
von Plewna werden durch einen Kriegsrath geleitet, den die General⸗ 
oneben, Gurto, Stobelew, Fuürst Dondulow: Korffalow Sotow 
ind Fürst Imeretinsty bilden. Fürst Cati don Rumanien führt 
mur das nominelle Oberkommando. 
F Vor wenigen Wochen verheirathete sich in Calbe sa. M. 
der Veteran aus den Freiheitskriegen 1818315, Altbefitzer Acker⸗ 
jausen; derselbe ist am 18. Dezember 1777 geboren, feiert mithin 
noch in diesem Jahre seinen 100. Geburtstag und erfreut sich einer 
ieltenen Rüstigleit. 
FäeKausel, 11. Ott. Die Fuldabrüde bei Melsungen ist 
eingestürzt. Ein Mann Slieb todt, drei sind verwundel. 
I. Großes und gerechtes Aufsehen erregt die Nachricht von 
am Mittwoch erfolgten Zahlungseinstellung der Pommerischen 
Rditterschaftlichen Privatbank in Siettin, eines alien, angesehenen 
und bis auf die allerletzte Zeit für hochfein gehaltenen Institutes. 
Wenn die Nachricht für die Börse auch nicht ganz überraschend 
am, da vor Allem schon der vor wenig Tagen erfolgte ploͤtlicht 
Lod dest ersten Direllors stußig gemacht hatie, so wirtie sie doch 
ehr deprimirend. Die Ursachen der Zahlungseinstellung sind, wie 
s scheint, auf enorme und wohl auch schlecht bedecte Credite an 
Zrivatunternehmer, überhaupt darauf zurüctzuführen, daß die Bank 
peit aber ihre Kräfte hinaus engagire war. In Berlin waren die 
Ultien gern vollständig underkäuflich, die Mehrzahl befindet sich 
brigens in den Händen einzelner reicher Privaten. Betheiligt 
ollen sein zwei erfie Berliner Bankinstitute mehrere erste Privai⸗ 
irmen und eine Eisenbahngesellschafi, dor Allem abder die Deutsche 
deichübant, deren Forderung auf 6 Millionen Mark angegeben 
vird, was wohl stark überirieben fein dürste. Uuf das Banknoten⸗ 
zrivileg batte die Bank schon seit Erlaß des Reichsbanlgesetzes derzichtet. 
fFErtrablätter. In Wien schwirrten am Sontag die 
igenthümlichsien Gerüchte herum. In den Nachmittagsstunden er⸗ 
ahlte man in allen Vorstädten von einem großen Siege Ossmann 
Pascha's, Gefangennahme mehrerer Großfürften, und hie und da gab 
s sogar improvisirte Siegesfeste in den Gasthaäusern. Der Ent⸗ 
tehungsgrund dieser Gerüchte war ein sehr komischer. Es waren 
in den Straßeneden in den Vorftädten Vormittags, besonders durch 
Dienstmanner, verschiedenfarbige Zettel vertheilt worden. Man laß 
da die hübschen Depeschen: Konstantinopei 7. Ottober. 16,000 
Russen vernichtet in kürzester Jeit das ansgezeichnete priv. Rufsen⸗ 
ind Schabenpulver, zu beziehen durch N. R. Gaffe Nr. — 
Hroßsürst Ritolaus gefangen zu sehen, ist wohl der Wunsch jedes 
Türtenfreundes. Da dies bisher nicht der Fall, empfehlen wir für 
die bevorstehende Winterkampagne unsere unübertrefflichen Flanell⸗ 
demden. — Petersburg, 7. Oktober. 1000 Türlken unterlagen 
aach hartem Widerstande der Versuchung, von unseren prãchtigen 
Lschibuls à 30 kr. endlich ausgiebigen Gebrauch zu machen. x. x. 
F Als die Kaiserin von Oestereich dor einigen Tagen von 
einem Ausflug zurückkehrte, ward sie ein nett gelleidetes Bauern⸗ 
nädchen gewahr, weiches sein buntes Sadtuch der Kaiserin ent⸗ 
jegenschwenkend in verzweifeltem Tone dem Kutscher zuschrie, er 
ndge doch halten. Die Kaiserin, durch Ton und Geberd⸗ des 
Mädchens aufmerlfam gemacht, ließ den Wagen balten, worauf die 
Lleine herbeieilte und auf den Wagentritt hinsinlend, der erlauchten 
Frau klugte, man habe ihren Geliebten zum Militaäͤr genommen 
und darüber müsse ihr nun das Herz brechen. „O, erhabene Frau 
rief das Madchen — bitten Sie doch Ihren Mann, er möge 
ihn nach Hause lassen; ob er einen Mann mehr oder weniger hat, 
arauf komms ihm doch nicht an, aber mir ist der Eine mein 
kin und mein Alles. Ew. Majestat müssen doch von Ihren 
Madchenjahren her von sich selbst wissen, wie sehr dad ein Mãädchen⸗ 
jerz schmerzt, wenn man ihm seinen Geliebten wegführt.“ Die 
daiserin lächelte und sagte dem Madchen zu, wenn sie ihr Sesuch 
chriftlich einreiche, dasseibe beim Ktaiser zu anterstützen. 
tNaivetät. Die Pester medizinische Falultät besitzt einen 
Professor der Anatomie, dessen Schadelmessungen ihm einen Na men 
jemacht und dem seine Schüler trotz seiner vielen Schrullen auf⸗ 
ichtig zugethan sind. Dieser Tage demonsttirie nun der Professor 
en menschlichen Schädel, nahm das Keilbein zur Hand und eillärte 
Folgendes: „Sehen Sie, meine Herren, diese Vertiefung hier ifl 
ras solla turcica. der türtische Sattel.“ Im Ru erdröhnte in 
BVermiscqchtes. 
fSt. Ingbert, 13. Ott. Am 15. Okiober tritt auf 
ven Pfälzischen Bahnen ein neuer Fahrplan ein und verweisen wir 
uf den im Juseratentheile des heutigen Anzeigers entbalten Aus— 
ug desselben. 
Ergoldsabach, 4. Oll. Gestern Nacht wurde ein 
Schreiner don hier don seiner Frau mit vier Neugeborenen üÜber⸗ 
Ee sind 4 Knaben; Mutter und Kinder sind wobl und 
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fBierfälsechung. Das Bezirksgericht Wasserburg (Bayern) 
at den Braumeifier des Grafen Montgelas zu Neumarkina. d. R. 
vegen Bierfälschung (Verwendung von Glyeerin) zu 8 Tagen Ge⸗ 
angniß verurtbeilt.