Nachdruck geführt werden, der den Weg nach Adrianopel über Sofia
und Philippopel eröffnen soll. —
Das Erscheinen Mehemed Alis in Altserbien beweist, daß die
Pforte sich auf diese Eventualität gefaßt halt und die nothigen
Maßregeln trifft, der serbischen Altion zu hegegnen. · — Nach einer
Meldung aus Bularest, 6. ds., versuchten die rumänischen Batterien
hei Kalafat den Bau einer neuen türkischen Batterie bei Widdin
zu verhindern. Es gelang dies indessen nicht, da die Türten die
bereits fertige Batterie demaslirlen und die gegenüberliegende ru⸗
manische Batterie vier Siunden lang; beschossen. Die Türken be—
ichädigten einige Häuser in Kalafat.
Inzwischen ziehen die Russen noch immerfort Berflärlungen
nach. Die vierte Reserve Infanterie⸗Division unter Kommando des
Wenerals Schulmann wurde auf den Kriegsschauplatz beordert. Nach
nem offiziellen Ausweis passitten bis zum 27. Oktober 47,100
herwundete und kranle Soldaten Jassy auf ihrer Re'se in die
ruffischen Spitäler.
Das „Wiener Fremdenblatt“ läßt sich die allerdings sehr be⸗
feeindliche Rachricht aus Bukarest telegraphiren, der Plan zu den
neuen Operationen der Russen gegen Plewna soll von einem großer,
nicht in russischen Diensten stehenden Strategen entworfen worden
sein, der vor beinahe vierzig Jahren Gelegenheit halte, sowohl die
jnernen Verbältmisse der Tuͤrkei ‚Hals auch die Konfiguration des
Terrains in Donau⸗Bulgaren aus eigener Anschauung kennen zu
sernen. Bestütigt fich dieses, dann dürfte der Tag sehr nahe sein,
an dem die Türken mit dem Falle von Plewna auch ihr Mezz erleben
werden. — Das ist jedenfalls wieder so eine Sensationsnachxicht,
die heute erscheint, um morgen dementirt zu werden. Daß unter
dem Irdßen 2c. Strategen“ nur Marschall Molike gerneint sein
33 egt duf der Hand, aber tbenso auch, daß derjelbe als altiver
ffizter des meutralen Preußens, resp. Deutschlands keinen Kriegs⸗
plan, sei etß für die Russen oder für die Türken, ausatbeiten würde.
Her Wiener Korxespondent der , Times“ hört aus bester
Quelle, die Rumũunen hätten seit Mißlingen des Aagriffes auf die
Grivitza⸗ Redoute eine neue ernftliche Niederlage erlitten. Die Truppen
seien vsllig demoralisirt. und drohen mit Meuterei, wenn ihr Leben
aAbermals nutzlos auf's Spiel gesetzt werden sollte. Stürme und
Regenwetter verhindern die Opetationen in der Dobrudscha und
in Schipta⸗Passe. — Dem „Standard“ wird aus onstantiaopel
herichtel Mehemed Alizhat das Oberlommando in Orkhanie erhalten.
BVexmischtes.
pLambrecht, 3. Rov. Gestern wurde auf dem Heiden ⸗
feld bei Frankenstein von Lambrechter Schützen GOurch Hrnu. Ackel)
in Edelhirsch von 155 Pfd. geschossen.
pSambrecht, 6. Nos. Durch die Vorsicht eines Loco⸗
motivführers wurde heute schweres Unglück von einer Fraulenecket
Familie abgewendet. Ein Kind derselben befand sich innerhalb des
risenbaͤhn⸗Geleises, als ehen ein Zug von Lambrecht heraubrauste.
Faum hatte der Locomotivführer das Kind bemerkt, als es ihm
gelang, den zu Berg gehenden Zug rasch zum Stillstand zu bringen
And das Zind von dem sicheren Tode zu retten.
Kaisersbautern, 7. Nov. In einem hiesigen
Laden wurde ein falsches 2.Mark⸗Stück eingenommen. Dasselbe
ist von schͤner Prägung, glänzt wie Silber und ist den ächten
aberhaupt täuschend äunlich, kenntlich ist es nur am dumpfen Klang
und an seinem Gewichte, indem es nämlich schwerer wiegt, als die
achten. Wir mahnen dechalb das Publikum zur Vorsicht. K. 3.)
Speyer, 6. Nob. In München statb vorgestern der
frühere Kreis Medicinalrath der Pfalz Dr. Joseph v. Heine in
hohem Alter. Der Verstorbene war ein Mann von excentrisher.
aͤber bedeutender Begabung und trotz seiner rauhen Schale eine
edle Ratur. (Pf. 3)
F gIn der am 6. d. in Ludw'gshafen Fott gehabten Sitzung
der pfalzischen Handelskammer wurde der belannte Antrag der
pfalzischen Bierbrauer bezüglich des Widerstands gegen Einführung
des Malzaufschlags in der Pfalz einstimmig acceptirt, und eine
gierauf bezügliche Eingabe an die Kammern beschlossen.
Mannheim, 6. Nov. Vor eiwa 14 Tagen stellte
eine der bedeutendsten Kunstmühlen Würtlembergs, Palmer in Eß—⸗
lingen, ihre Zatzlungen ein. Es war hier bekannt, daß einige
kleindere hiesigen Firmen mit derselben arbeiteten, und es lonnte
nicht überraschen, daß nachdem der Chef der alten Firma S. F.
Meyer in Rastatt und Straßburg sich der Tod gegeben, sich ein
jsleinet Krach in hier für wenig kedeulend gehaltenen und geringes
Anfehen beßhenden „Häusern“ entwichelte. Es stellt sich nunmehr
heraus, daß die Betreffenden ein raffinirtes System von Wewsel⸗
ierei arrangirt hanen. Hier werden als fallitt genanut: Herm.
Wolff, Jos. Hirsch, Jak. Kuhn, Max Mayer und Gebr. Weil.
In den hiesigen Geschafts und Finanzkreisen war es belannt, mit
welch geringen — kommt
c8, vaß der hiesige Plaß fast keinen Verluft erleidet. Anders ist
z mit auswärts. Es gelang ihnen, bei auswärtigen Banquiers
grdsere Kredite au erlangen. die ganz bedeutende Belräge erreichen.
Das Frantkfurter Bankhaus E. soll bei Einem ca. M. 200,000
zuthaben. Die Größe der Fallissements läßt sich bei der oben ge⸗
seichneten Geschäftsgebahrung schwer überschauen zedie Passiven sollen
Zei Einzelnen sich bis auf M. 4,200,000 belaufen. — Die Kauf⸗
eute Hermann Wolff und Max Mayer wurden heute Mittag ver⸗
zafiet und deren Geschäftsbücher in Beschlag genommen. M. B. L.)
PMannheim, 7. Nob. Heute Nachmittag wurde der
Jier wohnhafte Leistenmucher F. in Haft genommen, weil er sein
eigenes fünfjähriges Kind in seiner Wohnung zu erhaͤngen versucht
Jat. Derseibe hat, wahrscheinlich bei den convulsivischen Zuckungen
zes armen Wesens von Reue erfaßt, dasselbe wieder vom Strick
abgenommen, jedoch war das Kind schon dem Tode nahe. Ueber
das Mond der That ist bis jetzt Nichts bekannt. — Auch Frucht⸗
Jändler Joseph Hirsch, welcher vor einigen Tagen feine Zahlungen
änstellte, wurde gestern verhaftet. (N. B. L. 3.)
FSaarbrücken, 6. Nov. Laut Betkanntmachung des
derrn Kreisdirelrors zu Forbach ist die Maul-⸗ und Klauenseuche
ler dem Rindvieh nuumehr auch in den Gemeinden Großtännchen,
Freybuß und Ersdorf ausgebrochen. GSaarbr. Zig.)
pManchen, 6. Nov. Heute wurde hier das zu Ehren
ded⸗ des Erfinders der Lithographie errichtete Denkmal
nthüllt.
Sat. Abolde, 68. Nod. In dem benachbarten Orte
Waulmen (Valmont) wäre — wie man erzühlt — gestern der
Wirth Freitag, dessen Ehefrau und ein Gast beinahe das Opfer
ner niedertraͤchtigen Bosheit geworden. Als der Wirth gerade in
zen Keller gehen wollte, explodirten zwei unter dem Ofen der
Wirthsstube berborgenen Dynamitpatronen, wodurch eine schrecliche
berwüstung im Haufe angerichtet, und der Wirth und seine Frau,
zesonders aber der gerade anwesende Gast (dem der Schädel: ge⸗
palten wurde) ziemlich schwer, wenn äuch nicht hoffnungslos ver⸗
dundet wurde. Gut war es, daß im Augenblick der Explosien
ast alle Thüren des Hauses effen standen; sonst wären sicher die
Insassen desselben augenblichlich geiödtet und das Haus selbs von
hrund aus zerstört worden. Als Motiv der rachlosen That ver⸗
nuthet man ene Familienrache. Die Untersuchung wird hoffentlich
dicht über die Sache verbreiten und den boshaften Thäter vor Ge⸗
richt bringen. (Saarbr. Zig.)
Diedenhofen, 5. Novbt. Die Winlese an der
Mosel ist nun allenthalben vollendt. Nimmt man einige Stellen,
aa denen die Trauden gänzlich erfroren sind, aus, so können die
Wimer mit dem Resultate z'emlech zufrieden fein, denn die Quan⸗
iität ist groß und die Qualität stehl der dea vorigen Jahres gleich.
Der neue Wein hat schon einen hohen Preis, denn während in
rüheren Jahren der „Grachen“, wie er hier genannt wird, höchstens
uu 25 Franken der Hektoliter verkauft wurde, kostet dasselbe jetzt
chon 30 Franden. (Str. 3.)
Frankfurt, 6. Nov. Aus der letzten Pferdemarkt⸗
dotletle wuͤrde ein in einem Pferd besteher der Gewinn nicht ab⸗
dehslt. Gestern wurde dasselbe für 1025 M., d. i. um 100 fl.
ih urer veisie gert, als es gekauft worden. (F. J.)
p.Berlin, 5. Nowd. Am Sountag Nachmittag nach Be⸗
endigung der Familientafel im Neuen Palais zu Poisdam, zu
velcher der Kronprinz alle hier anwesenden Mitglieder der lonig⸗
ichen Familie ein eladen hat:e und an welcher auch der Kaiser
heilraym, erschienen daselbst, einer an sie etgangenen Aufforderung
Folge leistend, die augenblidl'ich in Berlin verwenenden Jubiläums⸗
anger, sämmtlich ebemalige Sclaven aus Nordamerika (4 Herren
inde7 Damen). Der Zwich, den die Sänger. deren Concerte am
Mitiwoch in der Singakademie beginnen, im Auge haben, ist, die
Mutel zur Errichtung hoöherer Unlerrichtsanstalten fur die frei
ewordenen Neger zu beschaffen. Der Eindruck, welchen die theils
elisam bewegten, theils freudig und durchweg sehr slimmungsvoll
Jehaltenen Sclabenlieder machten, war ein so nachhaltiger, daß die
irsprünglich in Aussicht geuommenen drei Lieder auf acht anwuchsen.
Der Krouprinz drückte zu wiederholten Malen seine Anerkennung
dus, und die Frau Kronprinzessin unterhielt sich eben so wie der
dronprinz mit jedem einzelnen Mitgliede der Gesellschaft. Schließlich
vurden noch die jüngsten Kinder hervorgerufen, um den Saängern
die Hand zu reichen. Der Kaiser ließ sich über den bisherigen
xFrsoig des Unternehmens eingehend Vortrag halten und sprach seine
Hefriedigung aus, als er erfuhr, daß in England und Holland
Fedeultende Summen für den edlen Zwedk erzielt worden sind.
p Berlin, 6. Nod. Gestern hat die Trauerfeierlichleit
jür den derstorbenen Generalfeldmarschall Grafen Wrangel in An⸗
vesenheit des Kaisers, der töniglichen Prinzen und Prinzessinnen
taitgefunden. Dieselbe trug einen durchweg militärischen Charakler.
Die Trauerparade bestand aus drei Batasllonen Jufauterie, viet
Schwadronen Reiterei und einet Abtheilung Artillerie. Die Leiche
vat in einem Vorzimmer det ersten Stockes aufgebahrt. Die
Frauerrede hielt Generatsuperintendent Dr. Büchsel. Rach ge⸗
drochenem Gebet wurde die Leiche von Unterofficiexen des ost⸗
reußischen Kurafsierreg ments auf den mit sechs Rappen nuus dem
zIl. Maͤrball bespannten Leichenwagen gthoben, der fie, begleitet