St. Ingberfker Anzeiger.
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M 19. EEountaa, den A. Febrraeeee 28 J .4 1877.
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Deutsches Reich.
Berlin, 31. Jan. (Gegen die Noth.) In der deutschen
Presse tritt vielfach das Bestreben hervor, auf die Reichsregierung
eine Preission dahin auszuüben, daß dieselbe zur Beseitigung der
wirthschaftlichen Nothstande einen bedeutenden Credit für die Her—
stellung von Reichsbauten eröffnet. Wie wir vernebmen, betrach'et
die Reichsregierung solche Bestrebungen als fromme Wunsche und
st der Meinung, daß die Herstellung von Staalubauten, Eisenbahnen,
Fanälen u. s. w. Angelegenheit der Einzelstaalen ist. Was Preu⸗
tzen anbelrifft, so werden die im Bau begriffenen Eisenbahnen künf⸗
tighin mit größerer Energie als bisher gefördert werden; auch sollen
mehrere Canalprojecte nach Bewelligung der erfordetlichen Gelder
bon Se'ten des Landtages zur Ausführung gebracht werden. Zu
große Hoffnungen wird man indeß bezäüghch der Anstrengungen
jur Beieitigung der Nothstände wohl nicht etwarten dürfen.
Berlin, 1. Febr. Die Einbernfung des Reichstags ist für
den 22. d. . in Aussicht genommen. Ob man an diesem Ter⸗
zin festhalten wird, lägt sich augenblicklich uicht fagen: so viel ader
scheint gewiß, daß in d'esen drei Wochen der preußische Landtag
auch das knapp bemessene Material, welches ihm diese Session ge⸗
brocht hat, unmölich wird bewältigen können. K. 3.)
NAusland.
Wien, 1. Febr. Serbien macht Schwierigkeiten, da die Pforit
die von Len Türken besetzten festen Positionen aamentlich Alex natz.
so lange nicht räumen will, b s die Kriegsgefahr endgiltig b seitigt
ist. Die serbische Regierung begehrt dedingloses Zurückg hen auf
den status quo anto. Die Verhaudlungen sind unterbrochen, bis
die Pforte das Wesen der zu fordernden Friedensgarantien der
jerbischen Regierung genau bekannt gegeben haben wird. 3
Wien, 1. Febr. Das gestern hier kolportirte Gerücht von
einer nahe beborst⸗henden; Dreikaiser /Zusammenkunft in Warschau,
deruht, wie von guter Seite verlautet, auf Eefindung. Wenigstens
sersichert man hier an amtlicher Stelle, daß man don einer der⸗
artigen Resse des Kaisers Franz Joseph und überhauft von einer
solchen Eutrehue nicht das Geringste wisse und nicht einmal von
der Ex stenz einer solchen Absicht eiwus gehört habe.
Warschau, bh. Febr. Hier geht das Gerücht, der Cjar
beabsichtige die politische Mündigkeits Erklärung des russischen Volles
durch Verleihung einer Constitution.
Konstantimopel, 1. Febr., Abendz. Dem Vernehmen
nach hat der Fürst von Montenegro in Beantwortung der bezüglichen
Dedesche des Großvezirs den Autrag der Pforte, in Friedensver⸗
handlungen einzutreten, angenommen und demzufolge an die Pforte
das Ersuchen gerichtet, die Bedingungen zu präcisiren, unter welchen
dieselbe die Verhanclungen einteiten wolle.
Vermischtes.
f Am 22. September 1874 scheuten ploͤtzlich die vor einen
Wagen gespannten Kühe des Ackermauns Kaiser von Vogelbach und
zdurchbrachen die lose gespannte Keite des Bahnüberganges. Ein
zerade possirender Kohleazug ereriff das Gefährt, zertrümmerte das
selbe und ddtete die auf demselben sitzende Frau des Kaiser.
aiser strengte eine Entschädigungsllage gegen die pfälzische Ludwigs⸗
Fisenbabugesellschaft an. Das Bejirksgericht erachtete die Klage für
degründet; und erließ demgenäß Urtheil. Auf eingelegte Berufung
hat nun das Appellgericht entjchieden: die beklagte Eifenbahngesell
schaft zahlt: 1) anKaiser für Beschadigung au Küten x. 540 M.
mit Zinsen vom Tage der Klage an; 2) für den Verlust von
Thefrau und Mutter, bezw. Stiefmulter 1000 M., den eistehelichen
Kindern 1000 M. und dem zweitehelichen Kinde 1000 M. mit
Zinsen wie dorher; 8) vom 22. September 1874 an eine jähr⸗
liche Renteivon 156 M. welche Rente jedoch mit dem Tage der
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Haushaltung, längstens aber in 25 Jahren vom 22. Sept. 1874
an erlischt. — Das Urtheil stützt sich darauf, daß der Barriere⸗
verschluß an der hier in Frage kommenden Eisenbahn⸗Uebergangs⸗
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stesle seinem Zwecke nicht genügt habe, da dieser Zweck nicht blos
darin bestehe, ein Merkzeichen des Verbotes des Uebergangs abzu⸗
ieben, sondern vielmehr insbesondere auch darin, ein ernstliches
dindern ß des Uebergangs zu bilden, das allerdings nicht unüber⸗
pindlich zu sein brauche, wohl aber so hergestellt sein müsse, daß
es jelbst bei einem heftigen Anprall scheugemordener Thiere wenigstens
einen Aufenthalt zu bewirken geeignet sei. Dieses Urtheil dürfte
ich auch der Beachtung anderer Bahngesellschaften empfehlen,
deren Bahnübergäuge lediglich durch dünne Stangen ver wahrt
fIn Gründstadit wird im Laufe des Monats September
eine Judustrie-Ausstellung stattfinden, mit welches eine Ausstellung
audwirthschaftlicher Maschinen, sowie: von Wein, Obst und sonstigen
Bcoducten berbunden werden soll.
f Bei Eisen berg wurde in den lezten Wochen ein tö⸗
nisch r. Beer igungsplatz mit reicher Ansdeute an schöner Gefäßen
aus terràsigillata, Glaseen von seltener Form und Roͤmermainzen
aufgedeckt. Die Aschurnen befanden sich inmitten viereckiger Plaiten
»der in ausgehölten behauenen Sandsteinblöcen. Nach der Arbeit
der Gefäße, sow e noch den Münzen zu schließen, gehört der Fried-
hof der Mitte des 2. bis Mitte des 4. Jahrhunderts an. Aus⸗
jührliche Publikation der interessanten Funde steht bevohe.
Aus Speyer, 81. Jan. schreibt der „N. Sp. Anz.“
In der Nacht vom 27. auf 28. Januar wurde in den Keller
des in der Korngasse wohnendes Kaufmanns Medlich eine
gebrochen. Das Quereisen wurde gewaitsam herausgecifsen und
in Theil der Sockelplatte abgesprengt. In den Keller engestiegen
'and der bis jetzt unbekannte Dieb Kase, Lichter u. s. w. an⸗
aex onsmürdig; auch legte ex sich einige Flaschen Liquers bei. wahr⸗
cheulich um· sich; pon z. seinem angreifenden Nachtwerk zu stärken.
Der Dieb istdis jetzt noch nicht eruirt. — Die erwerbse⸗ und
jeschäftalose Zeit macht sich in mannichfachen Angriffen auf Person
ind Eigenthum geltend. Vorgestern Adend wurden zwei hiesige
Damen aus dem Wege von Dudenhofen hierher von einem per⸗
zächtigen Subject in ängstigender Weise angebettelt und bdiß fasit
rach Speyet verfolgt. Boc einigen Tagen geschah einem Posiboten
wschen Allrip und Neuhofen datsselbe.
Vom Bezirlsgericht Fraänkenthal wurden Konrad Guth.
Friedrich Jacii und dessen Sonn Jacob Jack,“ alke drei von Oge
jershein, wegen gemeinschaftlchen underechtigten Jagens, ersterer
nit zwei Monaten Friedrich Jacki mit dieri Monaten und Jakob
Jackt mit drerzehn Tagen Gefängniß bestraft. In derielben Sszung
vurde der ledige Franz Keller von Ruppertäberg ebenfalls wigen
underechtigten Jagent mittels Schlingenstellen zu' acht Ta gen Ge⸗
ängniß verurtheilt. —
fiIn Frantfüurt sist in der Nacht dom 81. Jan aäuf 1.
Febr.' der durch seine vor wenigen Jahrengemachte Stiftungen
»etannte Bankiet Jiaal Königswarter gestotbe u.ne
Die Frankfurier Berbrauer seben sich, nachdem fast allt
doffnung, ihren Bedarf an Eis von hier oder aus, der Umpegend
u beziehen geschwunden ist, in der Laze; das Es aut det Schweiz
'ommen zu lassen. Gestern traf ein ganzer Zug mit sol cher Fracht
hier ein. Der Centner stellt sich frei Frantfuct, auf M. 1. 50.
F In Baden hat der F iseue Dreher seine von ihm ge⸗
chiedene Frau, die seine aufopferungsvolle Liebe mit Undank ichnäde
urückw'es. aus Eifersucht erschossen und dann mit einem Schuß in
den Mund sich selbst getödtet. 26
F Aus Hamm berichtet die Trem.“: „Dasß Gespräch des
Tags bildet hier die Ankunft eines hiesigen Bürgers aus Algier,
velcher während des deutschefranzdüschen Keieges als G⸗fangener“
zon den Franzosen dorthia gescheppt wurde, und dem es erft jetzt
»urch Zufall gesungen ist, wieder nach Deutschland zu entfliehen.
Doch seine Freude und Hoffnung, die Ungehörigen und namenilich
eine zurückgelassene Ftrau nach so langer Trennunq wiederzujehen,
ollte getrüht werden, denn dese hatte sih im Jahce 1873 zum
weiten Male und zwar im Glauben, daß ihr Mann thodti sel. bher—
an