Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberker Anzeiger. 
der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
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—I Dienstag, den 20. November — 1877. 
Deutsches Reich. 
Aus Bahyern. Das vom Gewerbeverein Kaiserslautern 
im Auftrage des pfälzischen Gewerbevereinsverbandes an die bahe⸗ 
rische Staatsregierung eingereichte Gesuch um Einführung des Insti⸗ 
uts der Fabrikinspektoren in Bayern ist vom Ministerium abschlägig 
beschieden worden, „weil vom Reichstage die Revision der gesezzlichen 
Bestimmungen üdbet die Arbeiterverhältnisse in Anregung gebracht 
worden und in Folge dessen im Reschskanzleramte der Entwurf 
ꝛines Fabrkzesetzes in Vorbereitung begriffen sei.“ Uebrigens habe 
die kgl. Regierung, so heßßt es in der betreffenden Regierungsent⸗ 
chließung weiter, verschiedene Maßregeln zur Sicherung des Voll⸗ 
zuges der bezüglichen gesetzlichen Bestimmungen theilweise in Aussicht 
genommen. Diese besonderen Vorkehcungen bestehen darin, daß 
Seitens des ereismedicinal⸗Referenten, wenn möglich unter Assiftenz 
zes pharmaceutischen Migliedes des Kreismedicinal-Ausschusses, 
gelegentlich der alljährlichen Revistonen der bezirksärztlichen Geschafts⸗ 
sührung jedesmal auch eine Besichtigung der Fabr ken stattfinden 
und daß den Kreisschulinspecktoren die besondere Auflage gemacht 
werden wird, dem Vollzuge der 88 127 — 131 der Gewerbeordnung 
lüber die Befchäftigung jugendlicher Arbeiter in den Fabrilen) ein 
desonderes Augenmerk zuzuwenden. 
Münnchen, 17. Nov. Der an die Kammern zu bringende 
Hhesetz⸗· Entwurf den Bau von Esenbahnen betr. wird in den 
näͤchsten Tagen im Staatsrathe zur Etledigung gelangen. 
Maäanchen, 18. Nov. Mit dieser Woche näuft die Dauer 
der Sitzungen des gegenwärtig versammelten Landtages ab; dem 
Vernehmen nach soll eine Verlängerung desselben auf weitere sechs 
Wochen eintreten. 
Köln, 18. Nopy. Der „Kölnischen Zeitung“ wird von 
Beclin unterm 17. November berichtet: Die am 14. Nobember 
hier erfolgte Unterzeichnang einer Haudelskonvention zwischen Deutsch⸗ 
land und Rumänien macht unter den gegenwärtigen Umsländen 
einiges Aufsehen. Dieselbe soll, wie man hört, auf dem Grundsatz 
gegenseitiger Bewilligung der Rechte der meistbegünstigten Nation 
heruhen. In der Form soll die Anerkennung Rumäniens als eines 
selbsiständigen Staates irgendwie vermieden sein. — Man wäre 
aljo über die idenlische Erllärung der Nordmächte in Konstantinopel 
dom 20. Oktober 1874 vorerst nicht hinausgegangen. — Trotzdem 
wird der Vorgang mit Rüchsicht auf die letzten Ereignisse v'iel 
kesprochen. 
Graf Hermaun v. Arnim wird gegen das Erkenntiniß, welches 
die über ihn wegen Beleidigung des Fürsten Vismarck verhängte 
dreimonatliche Gefängnißstrafe auf 4 Wochen ermäßigt hat, die 
Nichtigkeitsbeschwerde nicht einlegen, vielmehr demnächst die Straf⸗ 
jaft in Plotzensee antreten. Nichtigen Einreden hilst auch keine 
Nichtigkeits-Beschwerde. 
Ausland. 
Wien, 18. Nov. Die hochoffiziöse „Montagsrevue“ sagt 
n einer Besprechung der montenegrinischen Ftage: Auch die Er— 
derung der jezt vom Fürsten Nikita belagerten Festung Antivari 
onne der künftigen Abgrenzung Montrnegros, wie dieselbe bisher 
kuropa als Maximum des zu bewilligenden Landerwerds sei, nicht 
dorgreifn. Montenegro falle in die Machtsphäre Oesterreichs. 
dieses dürfe die Ostkuüst: des einzigen ihm erschlosienen Meeres 
reiner thatsaͤchlichen oder doch moralischen Oberherrschaft nicht ent— 
siehen lassen und müsse jedenfalls die Herrschaft unverkürzt behalten, 
welche es bis jetzt in der Adria-ausgeübt. 
Paris, 17. Nov. Der definitive Rücktrilt des Ministe⸗ 
tiums Broglie Fourton bestätigt sich. D'e Verhandlunzen bewegen 
ich dem Vernehmen nach zunächst um die Herstellung eines unter 
der Aeg'de des rechten Centrums zu bildenden, lediglich aus Ge⸗ 
däftsmännern und Nicht ⸗Parlamentatiern zusammengeseßlen Kabinets. 
Schon ist folgende Lste in Umlouf: Conseilpräsident: General v. 
Chabaud⸗Latour; Krieg: General Douai oder Genertal Rochebouet; 
Marine; Admital Roussin; Justiz: Pelletier, Rath am Kassalions 
hofe; Inneres: Weiche Präsell des Nord; Departementis: Handel 
Ozenne, Generalsekretär im Handelsministerium; Aeußeres: Lefeb⸗ 
vre de Behaine; Finanzen: Fare, Generaldirektor der Forstver⸗ 
waltung. 
Paris, 18. Nov. Der „Moniteur? meldet als feststehend, 
daß am Dienstag das Amtsblatt die Annahme der Demission der 
Minister seitens des Marschall Präsidenten mittheilen werde. Dem⸗ 
elben Blatt zufolge herrscht in der eonstitutionellen Gruppe des 
Zenats, obschon dieselbe immer noch schwanke, doch die Ansicht vor, 
naß der Marschall-Präsident bei der Bildung des künftigen Mini⸗ 
teriums bis zum linken Centrum gehen fsolle; der Marschall scheine 
ber nicht geneigt, diesem Rath zu folgen. 
Konstantinopel, 18. Nov. Einem amtlichen Tele— 
zramm zufolge besichtigte Mehemed Ali Pascha die Festung Nisch 
ind traf am Freitag in Sofia ein. Eine russische Ahtheilung, die 
orübergehend Berlowatz besetzt hatte, mußte sich wieder zurüchziehen, 
iachdem die Türken Verstärkungen herangezogen hatten. 
Petersburg, 18. Rov. Amtlich wird aus Werankaleh 
yon heute gemeldet: Kars ist heute erstürmt worden. Gestern 
Atend 9 Uhr hatte der Kampf begonnen, der heute Morgen 8 Uhr 
eendigt war. Ueber die Trophäen sowie über die Derluste der 
kassen ist noch nichts bekanni. 
Rermischtes. 
7St. Ingbert, 19. Nov. Die auf gestern im Ober⸗ 
haufer'schen kleinen Saal anberaumte Versammlung hat, obschon 
chwach besucht, ihren in Aussicht genommenen Zwed erreicht. Nach⸗ 
yem die Statuten des Pensionev:reins „Bavaria“ verlesen und 
ingehend besprochen wo den, haben über 60 pCi. der Anwesenden 
ofort ihren Beitritt erklärt, und ist in Folge dessen das Bestehen 
»mes Zwe' grereines dahier zur Wirklichteit geworden. 
FPirmasens, 17. Nov. Wie uns so eben mitgetheilt 
vird, hat ein seit einigen Jahren schwedenber interessanter Prozeß 
etzt endlich seine Erledigung gefunden, und zwar nicht durch richter⸗ 
iches Urtheil, sondern durch das Nachgeben des Beklagten. Vor 
wei Jahren hatte beim Pferderennen in Zweibrücken ein gewisser 
duhn von Mör heim beim Trabrennen von in der Pialz gezuͤchteten 
Pferden den ersten Preis errungen und beim Auszahlen des Preises 
vedungen ermaßen eine Anzabl Loose an Geldesstatt erhalten. Auf 
ines dieser Loose fiel als Gewinn ein Pferd. Nachträglich stellte 
s sich aber heraus, daß Kuhn betrüglicherweise sich ein nichtpfäl— 
isches Pferd erborgt und es für sein eigenes ausgegeben hatte. 
kuhn erhielt für diesen Beirug eine Gefängnißstrafe und das An⸗— 
echt auf den ersten Preis wurde dem nachstfolgenden Preisträger, 
Schopfer von der Pelzmühle bei P'rmasens, zuerkannt. Schopfer 
eunspruchte nun aber außer dem Geldbetrage auch das mit dem 
an Geldesstatt erhaltenen Loose gewonnene Pferd, das ja mit dem 
tsten Preise ihm auch zugefallen wäre. Bis setzt schwebte der 
Streit und er sollte an 22. ds. vor dem Bezirksgerichte in Landau 
um Austrage kommen; da zog der Beklagte Kuhn es vor, bei 
Arvokat-Anwalt Mahla in Landau 978 M., den Werth des Ge⸗ 
vinnstes, nebst den erlaufenen Kosten für Sgopfer zu hinterlegen 
ind so dem Proceß ein Ende zu machen. (P. A.) 
Von der Pfrimm, 18. Nov., meldet die „Sp. Ztg.“: 
Bei der gestern und vorgestern abgehaltenen Treibjagd des Herrn 
Holsen in Zelt, zu welcher eine zahlreiche Schützengesellschaft, mit⸗ 
uinter aus weiler Ferne zusammengekommen war, wurden am ersten 
Tage 350, am zweiten 305 Hasen erlegt. 
t. S!. Johann, 19. Nov. In heutiger Polizeigerichts⸗ 
itzung 'wurde ein pfäl zischer Hofqutsbesißer, welcher jahre⸗ 
anqg schon gewässerte Milch hierher gelieferr hatte, zu 100 M. 
Veldbuße oder zu entsprechender Haft verurtheilt. 
ienstesnachrichten. 
Polizeianwalt Seb. Zürn von Otterberg wurde zum Land⸗ 
zerichtschreiber in Rockenhausen und Polizeiarwalt Karl Hemmer 
nn Kusel zum Landgerichtschreiber in Dahn ernannt. 
Die prot. Pfarrstelle zu Reichenbach ist dem Pfarramtskandi⸗