St. Ingber ler Anzeiger. —
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Eer St. Jugberter Anzeiger und das (Zmal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Eeie⸗
age) erscheint wöchentlich viermal; Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis betragt vierteljährlich
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183. Donnerstaa, den 22. Movember 1877.
Deutsches Reich.
Mänchen, 19. Nov. Der Abg. Dr. Völk haf sein Cor—
riferat über den Gesetzentwurf, betr. den Verwaltungsgerichtshof,
zer Abg. v. Schlör den Bericht über die Nachweisungen der Staais⸗
Fijendahnen pro 1875, der Abg. Vaillant das Referat über den
Etat der Bergwerks⸗, Hüttene und Salinengefälle und der Abg.
Frankenburger vier kleinere Berichte zu den Rechnungsnachweisungen
ider die Landtagsversammlung, die Staatsschuld, den Staatsrath
und die Grundrenten ˖ Ablösungskasse abgeliefert. Sämmtliche Bexichte
sind bereits im Truck und gelangen morgen zur Vertheilung. In
den Einlauf der Abgeordnetenkammer gelangie neuestens ene Bitite
des Verwaltungsrathes des bayerischen Gewerbemuseums in Nürn-
berg um Einstellung eines Betrages von 2,000,000 Mark in das
Budget zur Äusführung eines entsprechenden Neubaues für das
bayerische Gewerbemuseum in Närnberg. (N. C.)
Ausland.
Paris, 20. Nop. Das Amt?blatt, welches heule später
erichienen ist, meldet, daß die Minister ihre Eatlassung eingereicht
hahen und der Marschall Präsident dieselbe angenommen hat. Die⸗
ilben bleiben bis zur Ernnenung ihrer Nachtolger mit der Er—
ledigung der Geschäfte betraut.
Paris, 21. Nov. Die „Republique francaise“ sagt:
Angesichts der Prätentionen des Senats und ver Weigerung Mac
Mahon's, seine Politik zu ändern, hat die Kammer die Pflicht,
das Budget zu verweigern und kein Budget zu bew lligen, so lange
nicht die Majorität der Kammer ein Mmisterium vor sich hat,
wozu sie Vertrauen haben kann.
Zara, 19. Nov. Am 17. ds. übershritten 400 Türken
zie dflerreichische Grenze bei Thavani-Skahrda, zündeten doriselbst
ein Haus an, plünderlen mehrere Häuser und nahmen 46 Ochsen
und ein Pferd mit.
Butaresi, 20. Nov. Nachrichten aus Paradim zufolge
ertente die Eroberung von Kars großen Enthusiasmus bei den
russischen Truppen vor Plewna. Alle Batterien gaben dreimalige
Salben ad, um die glaͤnzende Waffenthat zu feiern. — Auf der
Fisenbahn Bender:; Galah ist der eiste Zug in Tabacz eingetroffen.
dier ist schönes Wetter.
Perersburg, 20. Nov. Oifiziell wird aus Weran
zaleh vom 19. d. gemeldet: Der Sturm auf Kars wurde gegen
die füdöstlichen Foris geführt, mit Demonstrationen gegen die üb⸗
cigen Forts. Die Forts Hafiz Kauli und Siwari wurden durch
Ssurmcolonnen genommen, Karadagh und Arab durch Feeciwillige
uͤberrumpelt, ersieres vom Rüchen, das zweite von der Froot aus.
Motgens versuchte die Gardison der verlassenen Forts in die Berge
zu flüchten, wurde aber umzingelt und gefangen genommen. Wir
haben über 10,000 Gefangene gemacht urd 300 Geschütze sowie
massenhafte Vorräthe erbeutet. In den Spitälern wurden 4500
Zerwundete und Kranke vorgefunden. Der Verlust auf unserer
Seite beträgt gegen 2500 Todte und Verwundete. *“
Mostkau, 20. Nov. Der „Mo:k. Zta.“ zufolge hat sich
die Hauptmacht der Russen gegen Erzerum gewandt und haben
dieselden in Kars nur eine Besatzung aurückaelassen.
Vermislctes.
Die feierliche Eröffnung des Bewerbemuseums ian Kaifer s⸗
aut'ern foll am 25. August näch sen Jahres stattsinden. ⸗
4 Die Versammlung pfälzischer Branntweinbrenner in Kaiserd⸗
lautern deschloß am vergangenen Sonntag dgegen die Einführang
des Malzaufschiags in der Pfalz zu protestiren, so lange nicht die
Bedinguͤgen des Artik. 104 des Gesetzes von 1868 erfüllt sind.
Sollte indeß eine Besteuerung des Branntweins in de: Pfalz be—
iebt werden, so würde die allgemeine deutsche Branntweinsteuer
jtzt Raummaischsteuer) jeder andern Besteuerung vorzuziehen sein.
Die Beschlüsse der Versammlung sollen der Atbgeordnet nluemmer zur
enntniß gebrcht werden.
Am 183. ds. warde vom Polize'gerichte zu Qusel ein
Megger von Quirnbach, weil er ein krankes Rind schlachtete und
das Feeisch hiervon verkaufte, zu 45 M. Geldstrafe verurtheilt.
F Wie die „Pf. Volksztg.“ berichtet, iieß jüngst ein badischer
Reserveoifizier in der Bahnhof Restauration Winden seine Geld⸗
hötse mit 500 M. in Geld und Werthpapieren liegen. In Maxi⸗
n'iliansau bemerkie er den Verlust, kehrte sofott um, erhielt von
vem Restaurateur die Börse wieder, aber — die 500 M. waren
»erschwunden. Der Dieb ist bis jetzt noch nicht ermittelt worden.
Auf die Entdeckung des Diebes sind 100 M. Belohnung ausgesegt.
F In Forst wog der Most nach Oechsle 66—110 Grad;
an auspelesenem Moste- konnte die Waage wegen zu starken Zucker⸗
gehaltes nicht benützt werden. Most wurde zu O—14 M. per
dohel bezahlt. Die kleineren Produzenten verlangen für 1877 er
mit Hefe von 4850—- 700 M. per 1000 Liter.
Frankenthal, 19. Nov. In der am letzten Samstag
zahier flatlgehabten Gantverhandlung gegen Otlilie Flick und Frl.
Striety, die pfälzische Spitzeder, hat sich außer anderen Ungeheuer⸗
ichkeiten auch herausgestellt. daß e'ne Landauer Privatleihanstalt,
velche in lebhafter Geschäftsconnexion mit den genannten Gant⸗
chuldnerinnen stand, denselben häufiger Darlehen gegen die be—
cheidene Zinsbergütung von 48 pCt. gegeben hat. (F. W.)
We die „Sp. Z.“ erfährt, erhalten die Gläubiger des in
Speyer längere Zeit in Garnison gelegenen und in Mentone ver⸗
torbenen Theodor Prinzen von Thurn und Taxis, kgl. Rittmeister
a. D. und Sohn des in Regensburg verlebten sehr reichen Fürsten
von Thurn und Taxis, dreiviertel Prozent und müssen noch mehr
als Dieses für Advokatenkosten bezahlen.
F München, 14. Nov. Die „Südd. Post“ meldet: Vor
drei Tagen ist aus dem Zuchthause in der Au ein Mann entlassen
vorden, der acht Jahre unschuldig in demselben gesessen. Ein
Dienstknecht aus Friedberg, ist et von den Geschworenen des Er⸗
chießens eines Revserföcsters schuldig gesprochen und darauf zu 16
Jahren Zuch haus verurihelt worden. Die Hälfte dieser Strafe
jat er verbüßt. Vor Kurzem kam der wirkliche Mörder zum Sterben
uud gestand, daß der Verurtheilte unschuldig sei. Voraussichtlich
vird dieser Fall ellseitige Beachtung finden.
Mannheim, 17. Nov. Gestern Nachmittag ereignete
ich in der Maschinenfabrit von Schent, Mohr und Elsässer ein
nisetzliches Unglück. Es kam nämlich ein Arbeiler der Transmis⸗
ion zu nahe, ward von derselben am Arme erfaßt uad ins Rad
ezogen, so daß die Maschine stecken blieb. Derselbe wurde so
ugerichtet, daß er, in das Hospital verbracht, seinen Geist aufgab.
der Unglückliche ist Familienvater.
Mannheim. Das ‚ Tagbl.' schreibt: Die Pferde⸗
zahn soll dem Vernehmen nach am 1. December definitiv in Be⸗
rieb gesetzt werden. Zunächst wird die Linie vom Babnhof zum
gfälzer Hof und von da zur Nickarbrücke mit vier Wagen befahren.
Die Ausführnung der Linie nach Ludwegehafen w'rd in tbunlichster
Bälde beginnen.
4 Seit einigen Tagen sind die Spitzen des Schwarzwaldes
nit Schnee bedeckt, woraus sich schließen läßt, daß Schnee und
Zälte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Trier, 47. Nov. Ein schredliches Uaglück hat sich heute
Nachmittag nach 2 Uhr in der Nordallee nahe au der Petrusstraße
creignet, indem daselbst ein halb vollendetet Neubau zjusammenbrach,
vobei die an demselben beschäftigten Arbeiter, 6 Maurer und ein
dandlanger, berschuͤttet wurden. Drei derselben mußten sofort,
jachdem sie in Truͤmmern aufgefunden worden waten, in das Ho⸗
pital gebracht werden; eirert davon ist besounders schwer verletzt.
Drei andere kamen theils mit Verwundungen am Kopfe oder son⸗
ttigen Contusionen davon. Der Letzte hingegen, ein junger Mann
nus dem Maar, wurde am längsten vermißt und war man gegen
4 Uqr Nachmittags noch damit beschäftigt, in den Trümmern nach
bm zu suchen. Schließlich wurde er als Leiche aufgefunden. Wie
man Lört, ist der agunze Bau in ca. 4 Wochen aufgeführt worden: