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M 184. FB Samstag, den 24. November 1877.
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Deutsches Reich.
Mäümmchen. In der? Debatte des Petitioasausschusses der
Abgorductenkammer üder Erhöhung der Mini«algehalte der Volls⸗
schullehrer beionie der Abgeordneie Ktuby besonders, daß die Be⸗
dücfnißfrage durch die gewährte Aufbrfsserung der Beamtengehalte
bereits ane: kannt sei deshalbbei den Lehrern woht nicht allein
berncint werden könne. Es'seinnicht leicht zu beçcreifen, wenn man
blosen Bureaudienern enen höheren Gehalt gewähre,als er hier
voun den Lehrern vetlangt werde. Er brachte den Antrag ein, daß
in der Pfalz, wo bereits vier Gehalisstusen bestehen,“ den Lehrern
n Octen von 2000 b:5 2499 :Seelen ein: Minimalgehalt von
1100 M. norm ru werde.
Berling 21. Nov.Seitdie Ueb rsiedelung des Frhrn.
bon⸗ Stauffenbetg von München nach Berhin beschlossene Sache ist.
tauchen d'e seltsamsten Gerüchte auf über den hohen Posten, zu dem
er engeblich designirt sein soll. Jetzt exzählt gar das „Franlf.
Journ.“) er merde das Ober⸗Präsidium von Elsaß⸗Lothriugen er⸗
halten.
W'e die Deutsche Uniomserfährt, ind in der am Montag
Abend im Abgeotdnetenhause stattgeh abten Besprechung der Frei⸗
handelspartei folgende Punt:e als Programm der deutscher Frei⸗
händler in der Zolliariff- age, aufgestellt : Keim Abschluß des Han⸗
delsvertrags mitn Oestereich auf der Basis der Rechte der meist be⸗
günstigten Nation und kein Zollkartell nait Oesterreich ohne Kon—
deutional Tarif. » Sollte Oesterreich ebentuell eine Verlängerung des
Vortrages befürworten, so dürse diese Prolungation nicht unter
einem Jahre ersolgen. Im. Prinzip sollen Retorsionszölle zugelassen
werden, nuter keinen Umständen jedoch auf Getreide. Zellerhöhungen
dürfen geuer stnicht vorgenommen werden, sondern sch nur gegen
O sterreich erstrecen. Das sind die Gefichishuutte, welche nach
Ansicht der Versammlung von der Freihandel pariei in Deutschland
als maßgebend accepiirt werden.
Mieß, 16. Nob. Emme erfreuliche Erscheinung ist, wie man
der Magdeburger Zetung“ mittheillndas Verbleiben emner ver⸗
hältnißzmäßig großen Anzahl von Lothringern nach erfüllter Dienst⸗
pflicht bei ihren Truppeniheilen als Cp tulanten, die uunmehr vor⸗
herrichend als Justrukloren ihrer Vandsleute verwendet werden
sönnen. Während bisher nur deutschredende. Unteroffiziere zum
Unterticht für de lothringischen Rekruten zur Verfügung standen,
ist neuerdinas durch den Zuwachs von eingeborenen Unteroffizieren
eine ganze Reihe von Schwierigke ten und Unzuträglichkeiten, die
sich für den Justtult onsuntetricht der neueingetretenen Lothringer
hetausstellien, in ersolgreicher We se begequet worden. Bekanntlich
dezog auch Frankceich s. Z. sein tüchtigftes Material an Unterosfi⸗
cieren aus Elsiß-Lothringen.
Ausland.
Wien, 21. Nov. Die „Presse“ weldet aus Cettinje vom
20. d.: Vorgestern zo jen die Türken mit starker Macht vou Sku⸗
dari zum Entsatze Antivari's, wurden aber aher bei Mrkowice von
3 montenegrinischen Bataillonen geschlagen. Auf ihrem Rückzuge
zerstörten die Türken die Bojana-Brücke. — Sichere Nachrichten
ronstatiren den Ausbruch einer Panik in Skutari.
Man spricht also doch von einer österreichischen Kriegsbereit⸗
shaft in den dortigen Blättern und meldet übereinstiwüiend von
mehreren Seiten, daß der Zeitpunkt der elben erst mit dem Falle
ämmtlicher bulgarischen Festungen gegeben sein werde. Sollte
hann Rußland in der Buigatei eine tussische Secundos oder Tert'o⸗
Henitur errichten wollen, würde Oesterreich sich dem widersetzen,
einer Autonnmie der Bulgarei unter einem nichtrussischen christlichen
ßrinzen zustimmen, angeblich, weit für dieses Projelt Deatschland
Jewonnen sei.
Die „Agence Havas“ meldet aus Konstantinobe l:
Beneral Klapla hat ein Manifest an die ungarische Nat'on erlassen,
mwelchem er seine Mitbürger auffordert, die Regierung mit allen
esetztichen Milleln zu zwingen, angesichts der so beunruhigenden
mili ärischen Lage der Türkei aus ihrer passiven Haltung heraus⸗
utreten. Anderenfalls würde die Geschichte nicht das tausendjährige
Zubilänm, fondern den Selbstmord Ungarus zu verzeichnen haben.
“In der großen Bebblkerung Frankreuch s wird eine end⸗
liche Fetsiellung und Ordnung der Verhältn'ssenauf's dringendste
Jewünscht. Die Handelswelt von“ Patis und aus Norden hat be⸗
chlossen, eine drinaliche Petitivn an den Marschall zu richten , in
velcher dieser gebeten wird, eine buldige Loöfung der Krisis herbei⸗
zuführen. Die Büttschrift versicherte, es seisidierhöchste Zeit,der
Sroßhandel sei völlig gelähmt, und wenn die ⸗gegenwärtige Un cher⸗
heit der Lage noch lange dauere, werde dierfranzösische Industrie
dernichtet fein. — Die Verhaͤndlungen über Handelsverträge stocken
noch immer.“ England will sie anscheinendemicht eher wieder auf⸗
nehmen, als bis einiger Berlaß auf die Dauerhaftigleit der Gesichts⸗
unkte ist, welche es beidem egeradée vorhandenen franzoͤsischen
Zabinet vorfindet. ꝰ Nur mit⸗ Spanien ist mane tinem vorläufigen
Finverständnißß nahe.“Es soll: rin Proviforischer Vertrug geschlossen
verden,“ der“ beiden Theilen auf einJahr die Rechte der me ste
he zünstigten Nation gewährt. Rach Ablaufdes Probejnhres soll
vieder verhandelt werden.
Im Lande der Kastanienblühen gegenwärlig Verschwörungen
und Anfstände in neuem Flor auf.“ Diefe jür Spanien allerdings
darakteristische „berechtigte Eigenthümlichkeit“ scheint, durch die Er⸗
zegung im nördlichen Nachbatlande; einigenAnstoß empfangen, zu
jaben. Es gährte allerdings schon lange und selbst an Madrid gab
is bereits eine ganze Reihe von Aufregußgen und Verhaftungen,
nanche darunter in ebenfalls am Manzanades landesüblicher Weise
iatürlich auf Bestellunge einer hohen Polizsei. Jetzt aber zeigen
ich auch schon wieder ganz offen Jufurgentenbanden. So hat sich
ürzlich in der Nähe von Figucxasse ein solcher Trupp. von 25
panischen Infurgenten gezeigt. Derselbe erschren neuerdings wieder
n einem Dorfe und forderte eine Kontributiont von. 1500 Francs
im Namen der förderativen Republik.
Aber noch nicht genug. An 18. wirde in Madrid eine Ver⸗
chwörung, entdeckt deren Zweck, war das Opernhaus zu sprengen, wäh⸗
end der Anwesenheit des Königs. Das Haus wurde polizeilich geschlossen,
nehrere Personen verhaftet. Es muß doch seine Unbehaglichleiten
sjaben, König von Spanien zu sein. Die Herren Hidalgos sind
ibrigens nicht so gatant, wie sie berufen sind; sie hätten wohl
onst mit dieser letzten Verschwörung gewartet, bis die Flitterwochen
)et Donna Merecdes, demnächstigen Gemahlin ihres in die Luft zu
prengenden Königs und Herrn, vorüber gewesen wären.
Die „Daily News“ bemerken über den Fall von Kars: es
ei derselbe ein Ereigniß von weittragenderer Bedeutung, als seiner
Zeit selbst der Verlust von Muthtars Armee bei Aladja. Die
Folgen dieses russischen Erfolges sind vorläufig gar nicht abzusehen.
Das „Hindern ß“ Kars ist plöhßlich von der Scene verschwunden
ind die Russen erhalten dagegen eine Festung ersten Ranges, mit
illen Befestigungen und vielen Waffen und Munition. Die wich⸗
zgsten der unmittelbaren Konsequenzen ist diejenige, daß nun ein
zrößerer Theil von General Mel kow's Armee frei wird, um die
dolonnen der Generale Heimann und Tergukassow vor Erzerum
zu verstärken. Ueberhaupt zeigt uns das rufssische Vorgehen jetzt ein
»estimmtes strategische System, dem zufolge auch die beiden Ober⸗
Benerale kürzhich Ordre erhielten, trotz aller Schwierigleiten und
dindernisse vor der Hauptstadt Armeniens auszuhalten. Nun werden
sie Berstärkungen erhalten und Muthtar Pascha's Aussichten, Erze⸗
rums erfolgreiche Vertheidigung betreffend, dürften jetzt nicht mehr
die besten sen.
Es ist interessant, die englische Presse über den Fall von
Zars sich ereifern zu sehen. Die „Times“ sugt, der Fall von
dars reiche nicht hin, um den Frieden zu erzwingen und in diesem
Zrieg würde der Frieden nur durch den Zwang herbeigeführt werden
nnen. England müsse aus humanitären und egoistischen Gründen
u vermitteln suchen, da die Türkei nicht zu sehr gedemüthigt
verden dürfe, und da die schwierigsten Fragen erst durch die euro—