Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
---O„S DMòOᷣäW MMαn”XàXα, 
— — 
Ler St. Jugberter Anzeiger und das (2 mab wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntagt mit illustrieter SRe 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sarmstag und Sounntag. Der Abounnementsvpreis deträgt vierteljuherlich 
tWart 20 P.⸗Phg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Aus värts mit 15 Pfz. für die viergespaltene Zeile Blatijhriet oder derer Rau. NReclamen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M 199. Donnerstag, den 20. Dezember 1877. 
—RRVVYB 
— ÿ 
Deuntsches Reich. 
Mänchen, 16. Dez. Am künftigen Mittwoch und Don⸗ 
nerziag wird in der Kammer der Abgeordneten die Berathung 
zes Justizetats gepflogen werden worauf fast alle Abgeordreten zur 
Weitnachisfeier in die Heimath sich zurückbegeben wenden. Am 21. 
da. begibt sich die Mehrzatl der Mitglieder des F nanzausschusses 
der Kaumer der Abgeordneien zur Besichtigung des vayr. Gewerbe⸗ 
museums nach Nürnberg. 
Berlin, 18. Dez. Auf Veranlassung des Zaisers von 
Rußland hat der Kasser Wilhelm angeordnet, daß sich seitens des 
Aaiser Aunx inder Grenadier Regiments dessen Kommandeur Oberst 
». Wussow, der älteste Hauptmann v. Plaien und der älieste Pre— 
mierliculenaut v. Beerfelde nach Petersburg begeben und am 21. 
d. M. dort eiuntreffen, um sich an der Feier des hundertjähr gen 
Beburtstages des Kassers Alexanders J., der am 24. d. M. statt⸗ 
indet, zu bithe ligen. 
Laͤut einer im „Reichtanzeiger“ veröffenilschten kaiserlichen 
Berordnung wird der Bezirkössag von Oberelsabß zu 
einer außetd: dentl chen Session einderufen, welche am 8. Januar 
neginnen und spätestens am 12. Januar endigen soll. 
Ausland. 
Wien, 18. Dez. Die „Presse“ meldet aus Siftowa vom 
17. d.: General Radetzki ist nach dem Schipka-Passe abgeceist. — 
Aus Tiflis wird denseiben Bkatte gemelder: Ber dem Corps des 
Benerals H⸗imann ist ein Parlameular Muthtar P scas eingetroffen. 
Paris, 19. Dez. Das heulige Amisblait ent ält dos 
Decret, welches die Generalräthe auf den 21. Dezember einberuft 
ind enthält qußerdem die Etnennung voun 88 P äjfelten. 
LTondon, 19. Dez. Der Zusammentritt des Parlaments 
ist zum 17. Januar oifiziell angezeigt. „Standard“ sagt, das 
abinet beschloß, das Parlament drei Wochen eher einzuberufen, 
um demselben Maßtegeln vorzulegen, welche der veränderie Stand 
der Orieutfrage erfordert, und einen Extracredit jür e ne solche 
Vergrößerung der dritischen Streitmacht zu fordein, wie die gegeu⸗ 
wärngen Zustände Euro, as ihn erheischen. 
Baftarest, 17, Dez. Die von auswärligen Vlätteen ver⸗ 
breitete und hierher elegraphirte Nachricht von dem Tode Os man 
Baschaf ist volllommen unbegründet. 
Nach zuverlässigen Nachrichten aus Konstantinopel 
ist man sowohl iu Serail, wie im Seraskierat der Ueberzeugung, 
daß eine Fortsetzung des Kreges nur den Zerfetzungsprozeß des 
Rechet sördern, aber nicht mehr zum Siege fütren tönne. In⸗ 
dessen war maun bis Mirwoch Abend noch zu keinem festen Ent⸗ 
schiuss⸗ gelangi. Die Einen glauben, daß nur ein schleuniger 
Friedensschluß mit Rußland das Reich retien fiönne, weil man da⸗ 
durch allei die ndihinen Trappen desponibel echalte, den Bürger⸗ 
lrieg im Keime zu erdücken, während eine andere Partei uerade 
im Begenthel von einem Fraden mit Rußland einen Ausbruch des 
mohamedanischen Fanatismus fürchtet. Von Einselnen wird auch 
die Idee ve fochten, gleich eitig jämmtlicht neutrale Mächte um ihre 
Medienon aunzuzeben. Eine Entschedang war nicht ersolgt. Was 
die Haltung der Neutralen anbelangt, so virsichert man, daß die 
Regierungen samailicher Großmächte, England mit eingeschlossen, 
aach wie vor auf deai Standpeinkie beharren, daß die Imotive zum 
Frieden don eisein der Kerreg'uhrenden qusmuaehn habe. 
Bermilates. 
⸗Set. Ingbert, 20. Dez. Durch Verleauag der An⸗ 
lunft des Zuges 68 von Ab⸗nds 6 Uhr 55 Min. auf 8 Uhr 17 
Min. ist ein empfi.dlicher Mißnaud dadurch eingeireten, daß die 
mit dem Zage antommende Post, Briefe und Zeuungen au dem⸗ 
sjelben Tane nicht mahr ausgenagen werden laun. So tommen 
Zriefe und Zeuungen erst andern Tages Vormittags in die Hande 
ihrer Adiessaenin, desp Abonnenten. Wie unangenehn fürt das 
hiest e Puoltiium d eje Verschlppung ist, braucht nicht eril ange⸗ 
Wel uünd eabdiltet zu werden. Es ist ein Mißstand, der um so 
mebe hervortritt, weil die Post, welche mit dem 11 Udrzuge Vor⸗ 
ninags hier anlangt, schon die letzte ist, welche am pämlichen Tage 
um Austragen kommt. Eine Absiellung liegt dringend im Juterefse 
iller h'esigen Bürger, besonderz uaserer Geschaitiswelt. Wir wissen 
richt, ob und welche Schritte man von hier aus zu diesem 
Zwecke zu thun beabsichtigt. Hoffenilich werd mon «ober 
»on Seiten der städtischen Berwaltung wie auch 
von Seiten der Bürgerschaft bei der zunandgen Behöde um 
Ubänderung vorstellig werden. Vielleicht könnte oer Zug, der j gt 
im 5 Uhr 8 M'inulen hier ankommt, auf suäter verlegt werden, 
o doß die Post mit ihm befördert und am nämlichen Taue noch 
nusgetragen werden kann. 
7 Zweirbrücken, 11. Dez. (Foeisezung der Schwur⸗ 
Jerichts Verhandlung gegen den Bocher und Krämer Jalob Griebe 
von Hrppenheim.) 
Die Indicien, welche gegen Griebe sprechen, sind nach der 
Antlagejchrut etwa folgende: 
Nor Griebe konnte ein Interesse haben, die schreckliche That 
u volljühren. Sein geschäftlicher Ruin stand vor der Thüre, wenn 
s ihm nicht noch in atzter Stunde gelang, sich Geld zu verj haffen. 
Zeine Eltern konnten, sein vermögender Schwiegerbater wollte ihm 
zicht helfen. Daß er gegen diesen in Folge dessen nicht günstig 
seüümmt war, ist selsstverstäudlich, wie er denn auch schon einige 
Wochen zuvor semem Groll gegen denseiben lauten Ausdruck gegeben 
jaite. Daß er im Besitze von Ursentk war, wies die Unterjuchung 
nach; er batte solchen sich von eiuem giwessen Reis geben jassen, 
vie denn beute noch viele Leute in Hpperheim Gist vorraihig 
zaben, das sie im Jahre 1872 von dem Ortsvorstande zur Ver— 
istung der damals zablreichen Feldmäuse erhalten hatuen. Zudem 
ann man im Großherzogthum Hessen in jeder Apo hele ohne weitere 
mtliche oder ärztliche Besche. uinung Gift ven hen. Eumal zur 
That entschiossen, mußte er sich auch darüber kiar sein, daß ohne 
»emen besonderen Glückssfall de gunze Famine Bescher nerst seiner 
»igenen Tochter Barbara zu Grunde Zehen mußte. Allein dies 
nüsse wohl, meint die Auklage, in sener Absicht gelegen haben, 
denn er haue vel Geld nöthig, und um dies zu erlangen, waren 
hm auch die erbberechnuten Geschwister seiner Ehejrau im Wege. 
Ohtrnedies stand er mit denselben nicht auf gutem Fuße, und waß 
eine Tochter Barbara betrifft, so suchte er drieselbe während seiner 
Anwesenheit in Stetten weder am 15. noch am 16. März zu 
hen und zu speechen, so daß ihm dieselbe wohl nicht setzr am 
)erzen lag. Das Gift muß er am 13. Marz dim Medl im Topfe 
deig mischt haden, als er mit seiner Schweegermutier allern im Hause 
var und einmal auf eine Virielstunde das Zimmer verließ, in 
dem jeine Schwiegermutter allein zurücholieh. Während seiner 
Untersuchungs aft in Frankent al hat ei nach der Anklage ⸗emnem 
VN tgefangenen gegenüder ausdrücktich zugestanden, er habe 52 
zramm Arsenik in den Mehlhafen in der Küche seiner Schwieger⸗ 
liern in Stetien gethan und sesen in Folge hiervon s cs Per— 
onen erkrankt und eine derfelten gestorden; er habe dieses Gijt am 
5. Tiärz vorher sich verschöfft. Bei seinen gerichtlechen Berhören 
augnete der Angeklagte die Tyat Er schrieb während jseiner Haft 
eine Masse Briefe an seine Angehörizen, in denen er siels seine 
Schuldlonglent betheuerte. Voa seiner in der Untersuungshaft 
ingetretenen Erkrankung haben wir vereits Erwähnung gethaun. 
Echlusß folat.) 
Aus Blieskastel, 14. Dez., wird der „Kj. Voiisztg.“ 
eschrieoen: „Gestern Abend hat ein junger Mann von hier einem 
Dieusimädchen im Hof ihrert Herrjchaft einen Heirausunttag ge⸗ 
nacht und, nachdem er von demjelben abgewiesen war, ihm3 
Scwüsse beigebraht, in Arm, Hals und Hauo. Nachnem das 
ädchen zusammeng stürzt war, schoß er sich selost ein adunel durch 
)en Kop. --Dexr junge Mann in vereins gestorben, das Mädchen 
vird wohl dagegen mit dem Leben davonloumen. 
f Aus Kaiserslautern, 14. Dez., medet die K. 
Ztz.“: Gestern Abend wurden einem im Rosenallnend wohnrenden